Dossiers 02.09.2013, 12:47 Uhr

Test: Fujifilm X-M1

Der neuste Zuwachs der X-Serie verspricht beste Bildqualität zum Einstiegspreis. Und sie sorgt für ein Wechselbad der Gefühle.
Die X-Serie von Fujifilm ist innerhalb von wenigen Jahren zu einer Grösse im schnelllebigen Kameramarkt geworden. Zu den herausragenden Eigenschaften gehört die Retro-Optik der Gehäuse, kombiniert mit dem einzigartigen X-Trans-Sensor im grossen APS-C-Format. Dieser Sensor arbeitet nicht mit einem konventionellen Bayer-Muster, sondern mit einer eigenwilligen Anordnung, die den Verzicht auf einen Lowpass-Filter möglich macht – und damit schärfere Fotos erzeugt.
Das waren genug technische Ballaststoffe für den Einstieg. Wichtig ist allein die Tatsache, dass die X-M1 mit demselben 16-Mpxl-Sensor arbeitet, wie ihre grossen Geschwister, namentlich die X-E1 (Test) und die X-Pro 1. Und das wiederum bedeutet, dass sie mit der richtigen Optik dieselbe, fast schon legendäre Bildqualität bietet. Allerdings liegt der Preis deutlich unter dem gewohnten Niveau. Während eine X-E1 mit dem Zoom XF 18–55 mm etwa 1600 Franken kostet, bezahlt man für die X-M1 mit dem günstigeren XC Zoom 16–50 mm ziemlich genau die Hälfte. Das ist übrigens die Konfiguration, die wir für unseren Test verwendeten.
Der Zoombereich reicht von 24 mm bis 75 mm (KB)

Der erste Eindruck

Zuerst fällt das geringe Gewicht auf. Die X-M1 mit dem Kitzoom wiegt gerade einmal 530 Gramm. Das ist vor allem der Leichtbauweise des Objektivs zu verdanken, das nur 200 Gramm wiegt. Das Kunststoff-Gehäuse der Kamera wiegt nämlich nur 20 Gramm weniger, als die X-E1 in ihrem Metallkleid – und das bei deutlich geringeren Abmessungen.
X-E1 und X-M1 im Grössenvergleich (Bild: camerasize.com)
Das «Metallgehäuse» der X-M1 wird täuschend echt simuliert. Die Täuschung fliegt jedoch auf, sobald man die Kamera in die Hand nimmt. Die Verarbeitung ist tadellos, nichts knarzt oder wackelt. Hingegen fühlen sich die Einstellräder unangenehm scharfkantig an und sind überhaupt nicht mit denjenigen der grossen Geschwister zu vergleichen. Das spielt jedoch nur dann eine Rolle, wenn man am liebsten manuell fotografiert oder in der Lernphase längere Zeit mit den Einstellungen herumspielt.
Schmucklos: das Gehäuse aus Kunststoff

Tasten und Anschlüsse

Im Vergleich zur restlichen X-Serie verfügt die X-M1 über relativ wenige Hardware-Tasten und Anschlüsse. So muss zum Beispiel die Fokussiermethode in den Menüs umgeschaltet werden. Die AE/AF-Lock-Taste ist verschwunden. Neu ist hingegen die dedizierte Filmtaste.
Die Bedienelemente auf der Rückseite
Immerhin bietet die X-M1 eine frei belegbare Fn-Taste. Diese lässt sich schnell umbelegen, indem sie etwas länger gedrückt wird. So kommt die Kamera doch noch zum AE/AF-Lock, aber eine solche Taste ist definitiv zu wenig.
Der X-M1 fehlt auch ein Anschluss für ein externes Mikrofon. Dieser sorgt bei der grossen X-E1 nicht nur für den besseren Ton, sondern erlaubt gleichzeitig die Auslösung der Kamera über einen Canon-kompatiblen Fernauslöser. Diese Möglichkeit existiert bei der X-M1 nicht – und damit bleiben dem Fotografen auch so tolle Spielsachen wie der TriggerTrap verwehrt. Stattdessen versteht sich die X-M1 ausschliesslich mit dem Fujifilm-Fernauslöser RR-90.
Neben der Fn-Taste befindet sich auf der Oberseite das grosse Funktionssteuerrad, mit dem zwischen den verschiedenen Belichtungsmodi gewechselt wird. Das unbeschriftete Rad auf der rechten Seite regelt die Belichtungskorrektur (bei einer aktiven Automatik) oder die Verschlusszeit (beim manuellen Fotografieren). Da es keinen optischen Hinweis auf seine Position gibt, kann die Belichtungskorrektur nur im Sucher kontrolliert werden – und diese Anzeige wird nur allzu leicht ignoriert.
Das Hauptsteuerrad (rechts) reguliert die Belichtungskorrektur

Belichtungsautomatiken

Die X-M1 bietet zahlreiche Belichtungsautomatiken. Da wären:
PSAM. Der Klassiker: Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie die manuelle Belichtungssteuerung.
Sport, Landschaft und Porträt. Diese drei Positionen werden von den wichtigsten Motivprogrammen belegt – oder zumindest, was Fujifilm dafür hält.
SP (Scene Position). In dieser Position lassen sich über das Menü 10 verschiedene Motivprogramme auswählen. Dazu gehören Aufnahmen im Schnee, Feuerwerk oder «Text» – Letzteres soll sich besonders für die Aufnahme von Dokumenten, Whiteboards u. Ä. eignen.
SR+ (Scene Recognition). Automatische Erkennung der Szene mit genauso automatischer Auswahl des Motivprogramms. Laut Fujifilm wählt die Kamera dabei zwischen 58 verschiedenen Programmen, auf die der Benutzer jedoch keinen Einfluss hat.
ADV (Advanced). Auf dieser Position warten Spezialeffekte wie Tilt-Shift und die Spielzeugkamera. Geboten werden aber auch ernsthafte Anwendungen wie High-Key und Low-Key, mit denen die Anmutung einer hellen oder dunklen Szene bewahrt werden kann.
Eine Fujifilm macht auf Plastik-Kamera. Moment mal …!
 

Das Display

Die X-M1 ist die erste Kamera der X-Serie, die mit einem Klappdisplay ausgestattet ist. Es lässt sich bis maximal 90 Grad nach oben oder unten schwenken, sodass Aufnahmen aus Bodenhöhe oder über eine Menschenmenge hinweg kein Problem sind. Das würden wir uns auch bei den grossen Modellen wünschen.
Das Display lässt sich um bis zu 90 Grad nach oben oder unten neigen
Die Auflösung von 920‘000 Pixel ist rund doppelt so hoch wie diejenige der X-E1. Das Display reagiert nicht auf Berührungen; die Steuerung der Kamera findet also nur über die Menüs und Schalter statt. Im grellen Sonnenlicht lässt sich die Helligkeit deutlich erhöhen, sodass sich das Display auch zur Mittagszeit keine Blösse gibt. Dazu muss lediglich die Q-Taste etwa zwei Sekunden lang gedrückt werden.
Ein Lob verdient auch die hohe Flexibilität bei den Anzeigen. Die Belichtungsanzeige, der ISO-Wert, die Belichtungskorrektur, der Dynamikbereich und mehr lassen sich gezielt ein- und ausblenden, sodass jeder Fotograf nur das zu sehen bekommt, was er als wichtig erachtet. Unverzeihlich ist das Fehlen des künstlichen Horizonts, der für viele Landschaftsfotografen zu einer unverzichtbaren Hilfe geworden ist.

Der nicht vorhandene Sucher

Die vielleicht grösste Unterlassungssünde ist jedoch der fehlende Sucher, der sich auch nicht extern nachrüsten lässt. So wird die X-M1 auf dieselbe Weise gehalten wie eine beliebige Billigknipse. Einige Interessenten werden damit kein Problem bekunden – für andere ist das hingegen ein K.O.-Kriterium.
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Sensor, Autofokus und Blitz

Sensor und Autofokus

Zwei Themen, die in diesem Fall zusammengehören. Die X-M1 arbeitet mit dem X-Trans-Sensor der ersten Generation, der auch in den grossen Modellen X-Pro1 und X-E1 verbaut ist. Die X100S ist jedoch mit dem X-Trans-Sensor der zweiten Generation ausgestattet. Bei der Bildqualität schenken sich die beiden Generationen nichts, die Unterschiede sind zu vernachlässigen.
Der Unterschied zeigt sich beim Autofokus. Die zweite Generation des X-Trans-Sensors bietet die technische Grundlage für den intelligenten Hybrid-Autofokus. Er wechselt situativ zwischen Kontrast- oder Phasen-AF, was in der Praxis auf eine zuverlässigere und schnellere Fokussierung hinausläuft – besonders bei kontrastarmen Motiven.
Die X-M1 muss sich hingegen mit dem Kontrast-Autofokus begnügen. Das hört sich aber schlimmer an, als es ist. Er gehört zwar nicht zu den schnellsten der Branche, doch er wird mit den meisten Situationen spielend fertig. Problemzonen sind bei kontrastarmen Motiven auszumachen, und in solchen Fällen wird das AF-Hilfslicht zur unerlässlichen Hilfe.

Gesichtserkennung und Nachführung

Der überarbeitete Autofokus entschädigt dafür an anderer Stelle. So bietet die X-M1 (endlich!) eine Gesichtserkennung, damit die Schärfe zuverlässig auf den Schatzis und Mausis dieser Welt liegt und nicht etwa auf dem Laternenpfahl dahinter. Mehr noch: Wenn ein Objektiv mit Bildstabilisator verwendet wird, verkürzt die Kamera die Verschlusszeit automatisch um etwa zwei Belichtungsstufen, wenn ein bewegtes Objekt erkannt wird. Dazu muss lediglich die ISO-Automatik aktiviert sein, damit die Kamera einen gewissen Spielraum für die Belichtung hat.

Der Blitz

Der integrierte Blitz wird nur auf Knopfdruck freigelassen. So getan, schnellt er auf eine beachtliche Höhe von etwa drei Zentimeter. Das ist hoch genug, um Abschattungen durch das Objektiv zu verhindern. Gleichzeitig wird die Gefahr der berüchtigten roten Augen deutlich reduziert.
Der Ausklappblitz ist hoch – und das ist gut so
Die Blitzleistung lässt in Drittelstufen um bis zu zwei Blenden verstärken oder abschwächen. Unterstützt werden auch Langzeit-Synchronisierungen und der Vorblitz, um die Gefahr roter Augen weiter zu reduzieren. Im Studio kann der Blitz sogar als Commander verwendet werden; in diesem Fall wird lediglich die Blitzanlage ausgelöst, ohne dass der Popup-Blitz selber in die Belichtung eingreift.
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Fotografische Möglichkeiten

Die X-M1 hat einiges von ihren grossen Geschwistern geerbt, aber genauso viel wird unterschlagen. Doch der Reihe nach.

Raw-Fotografie

Fotografiert wird wahlweise in JPEG und/oder Raw. Wer jedoch auf das Raw-Format beharrt, muss mit deutlichen Abstrichen leben. Sobald eine andere Belichtungsmethode als PSAM verwendet wird, schaltet die Kamera auf JPEG um – es ist also nicht möglich, gleichzeitig eine Raw-Kopie auf der Speicherkarte abzulegen, wenn ein Szenenprogramm oder ein Effekt aktiviert sind.
Doch die Einschränkungen gehen noch weiter. Leider sind diese nicht immer ersichtlich, weil dann Befehle einfach ausgeblendet werden. Ein Beispiel: Über die «Drive»-Taste lassen sich Reihenaufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung, Filmsimulation oder Dynamik schiessen. Doch diese Einstellungen verschwinden spurlos, wenn das Raw-Format aktiv ist. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie nur dann erscheinen, wenn explizit das JPEG-Format ausgewählt ist. Das beschert einem besonders in der ersten Lernphase einige frustrierende Momente.
Die Entscheidung für oder gegen Raw wirkt sich auch auf ISO-Empfindlichkeit aus. Solange der Raw-Modus aktiv ist, liegt sie zwischen 200 und 6400 ISO; hingegen lassen sich 12‘800 und 25‘600 ISO nur anwählen, wenn ausschliesslich in JPEG fotografiert wird.

Raw-Software

Bleiben wir noch ein wenig beim Thema Raw. Solange nur im JPEG-Format fotografiert wird, spielt die mitgelieferte Software keine Rolle – schliesslich hat sich jeder von uns längst für eine solche entschieden. Die JPEG-Dateien sind ausserdem so hochwertig, dass nur selten der Wunsch aufkommt, mit einer ungeschliffenen Raw-Datei zu arbeiten.
Falls doch, muss die Software für die Raw-Entwicklung sorgfältig ausgesucht werden. Der unkonventionelle Aufbau der X-Trans-Sensoren ist längst nicht mit allen Fotopaketen kompatibel. Doch die Situation hat sich seit der Einführung des X-Trans-Sensors weitgehend entschärft. Heute stehen hochwertige Alternativen zur Auswahl. Die wichtigsten Kandidaten:
SilkyPix (Mac & PC). SilkyPix wird zusammen mit der X-M1 geliefert – doch die Software ist so sperrig und hässlich, dass kaum jemand damit arbeitet. Damit ist bereits alles gesagt. Der Nächste!
SilkyPix – die Software, die keiner haben will
Lightroom (Mac & PC). Adobe Lightroom spielt natürlich ganz vorne mit, weil damit gefühlte 90 Prozent der Fotografen ihren Lebensunterhalt verdienen, und tief in dessen Workflow verstrickt sind.
Aperture (Mac). Apples Aperture gehörte (zur allgemeinen Überraschung) zu den ersten Programmen, die die X-M1 unterstützten. Die Software besticht vor allem durch die hervorragenden Verwaltungsmöglichkeiten, die leichte Bedienung und die nahtlose Synchronisierung mit den iOS-Geräten von Apple.
Aperture besticht durch seine Handhabung und die Synchronisierung zu den iOS-Geräten
Capture One. Die Profisoftware von Phase One gehört zum technisch Besten, was man kaufen kann. Die Software bewegt sich ausserhalb des Lightroom-Workflows, der sich bei vielen Profis etabliert hat. Doch wenn Sie hohe Ansprüche an die Raw-Entwicklung stellen, sollten Sie unbedingt die Demoversion von Capture One herunterladen. Die kleinere Version, Capture One Express 7, kostet ausserdem gerade einmal 85 Franken. Sie versteht sich mit dem X-Trans-Sensor genauso gut, bietet aber nicht denselben Funktionsumfang wie der grosse Bruder für 290 Franken.
Capture One spielt ganz vorne mit
RPP Raw Photo Processor (Mac). Ein sehr leistungsfähiger Raw-Entwickler, allerdings mit einer technischen, nicht sehr benutzerfreundlichen Oberfläche. Kostenlos.
Irident Developer (Mac). Diese Software gibt es bereits seit 2007, aber erst die Unterstützung des X-Trans-Sensors verpasste ihrer Bekanntheit einen kräftigen Schub. 76 Franken, eine Demoversion ist verfügbar.
Als diese Zeilen geschrieben wurden, verstand sich allerdings noch nicht jedes Paket mit den Raw-Dateien der X-M1. Da jedoch diese Hersteller die Interpretation des X-Trans-Sensors bereits gemeistert haben, sollten die Updates nicht lange auch sich warten lassen.

Filmsimulationen

Die Filmsimulationen sind das Markenzeichen der X-Serie. Dabei handelt es sich um Anpassungen in der Farbwiedergabe, die sich an den analogen Filmen von Fuji orientieren. Diese Einrichtung hat nichts mit Retro-Effekten oder Instagram-Verfremdungen zu tun; stattdessen kann sich der Fotograf für eine bestimmte Bildwirkung entscheiden, die der Situation und seinen persönlichen Vorlieben gerecht wird.
Tatsächlich gehören die Filmsimulationen zu den besten Verkaufsargumenten für die X-Serie. In der Einstellung «Standard» simuliert die Kamera den Diafilm Fujichrome Provia 100F mit seinen neutralen, ausgewogenen Farben und Kontrasten – die ideale Einstellung für die meisten Motive.
Die Simulation des Diafilms «Velvia» sorgt hingegen für quietschbunte Bilder, die sich nur bedingt für die Aufnahmen von Menschen eignen und stattdessen bei Landschaftsaufnahmen ihr volles Potenzial ausspielen. Das pure Gegenteil ist die Simulation «Astia», die mit zarten Farben und gemässigten Kontrasten besonders bei Porträt-Fotografen beliebt ist. Den Abschluss bilden Schwarzweiss und Sepia:
Alle Filmsimulationen in der Übersicht

Nachträgliche Entwicklung in der Kamera

Filmsimulationen können auch auf JPEG-Bilder angewandt werden, wenn im Raw-Format fotografiert wird. Mehr noch: Raw-Bilder lassen sich in der Kamera auch nachträglich entwickeln und als JPEG speichern, sodass man seine Meinung beliebig oft ändern und verschiedene Bildstile ausprobieren kann. Auch andere Parameter lassen sich ändern. In diesem Beispiel wurde das obere Bild mit der Filmsimulation «Standard» umgewandelt; im untern Teil wurden zusätzlich die Schatten angehoben – und zwar direkt in der Kamera.
Mehr Zeichnung in den Schatten gefällig?
Und doch bleibt bei den Filmsimulationen ein Nachgeschmack: Im Gegensatz zu den anderen Modellen der X-Serie fehlen die Simulationen «Neg. Std.», «Negativ High» sowie die Schwarzweiss-Simulationen mit vorgeschaltetem Rot-, Grün oder Gelbfilter. Die Firmware wurde also mutwillig und ohne Not kastriert – und das wirkt ein wenig schäbig.

Keine Panorama-Funktion

Weiss der Himmel, was Fujifilm geritten hat, als man sich gegen eine Panorama-Funktion entschieden hat. Während die grossen Modelle einfach über eine Szene bewegt werden, um ein Panorama anzufertigen, fehlt diese Möglichkeit bei der X-M1 gänzlich – und das bei einer Kamera, die auf den Consumer-Markt abzielt.

Einzel- und Seriefeuer

Die X-M1 fotografiert entweder einzelne Bilder oder schaufelt wahlweise 3 respektive 5.6 Bilder pro Sekunde in sich hinein. In der schnellsten Aufnahmefolge werden etwa 30 JPEG- oder 10 Raw-Dateien aufgezeichnet, bevor die Kamera ins Stocken gerät – eine entsprechend schnelle Speicherkarte vorausgesetzt.

ISO-Automatik

Die ISO-Automatik fördert die unbeschwerte Fotografie enorm. In den Einstellungen lässt sich die gewünschte ISO-Zahl einstellen (meistens 200), die maximale Empfindlichkeit (bis 6400 ISO) und die kürzeste Verschlusszeit. Damit ist der Rahmen abgesteckt. Wenn die Vorlage jedoch nicht eingehalten werden kann, geht das zulasten einer längeren Verschlusszeit. Es empfiehlt sich also, den maximalen ISO-Wert auf 6400 einzustellen.

Manuelle Fokussierung

Mit der X-M1 kann wahlweise auch manuell fokussiert werden. In diesem Modus hilft das «Focus-Peaking», den Punkt der maximalen Schärfe zu kontrollieren. Dabei wird die Kante des Motivs von einer weissen Kontur umgeben, wenn sie im Fokus liegt. Wenn das nicht reicht, kann der Ausschnitt mit einem Druck auf das hintere Einstellrad vergrössert werden.
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Bildqualität

Es ist die Bildqualität, bei der die X-M1 über die Konkurrenz hinauswächst – doch nichts anderes haben wir erwartet. Wer will, kann das preiswerte Gehäuse mit einem der hochwertigen Objektive der XF-Serie kombinieren, zum Beispiel mit dem XF 35mm f/1.4. Zwar kostet diese Linse fast 600 Franken, doch anschliessend halten Sie eine Kamera in den Händen, die es auch mit der Konkurrenz aus dem Vollformat-Lager aufnehmen kann. Die Bildqualität des X-Trans-Sensors in Verbindung mit der passenden Optik gehört mit zum Besten, was die Branche zurzeit zu bieten hat – und in diesem exklusiven Klub darf auch die X-M1 mitspielen.
Überraschenderweise konnte das preiswerte Kit-Zoom voll und ganz überzeugen. Überraschend deshalb, weil der preisliche Unterschied zum nackten Gehäuse gerade einmal 140 Franken beträgt – das ist viel zu wenig, als dass man auf die Idee käme, auch noch Ansprüche zu stellen. Doch es kam anders. Hier ein Beispiel, aufgenommen mit Blende 5.6:
Übersicht
Beim Crop in der Mitte sind auch die kleinsten Staubfusel scharf abgebildet:
Crop aus der Mitte
Am Rand gibt die Schärfe zwar etwas nach, aber die feinen Pflanzenhaare sind problemlos zu erkennen:
Crop am Rand
Hier ein zweites Bild, ebenfalls aufgenommen mit Blende 5.6:
Die Übersicht
Die Struktur des Steins könnte noch einen Tick strukturierter sein, lässt sich aber problemlos in der Fotosoftware nachschärfen.
Crop aus der Mitte
Auch hier gibt die Schärfe zum Rand hin ein wenig ab:
Crop am Rand: erstaunliche Schärfe für ein Kit-Zoom
Genauso überzeugend ist der integrierte Bildstabilisator. Hier eine Freihandaufnahme, aufgenommen mit 1/10 Sekunde und 60 mm Brennweite (KB) bei 200 ISO:
Schau, Mami! Freihändig!
Und hier der Crop:
Selbst in der 1:1-Ansicht überzeugt die Schärfe bei dieser langen Verschlusszeit
Unter dem Strich leistet dieses 140-Franken-Zoom also ganze Arbeit und ist viel mehr als eine Alibi-Übung des Herstellers. Denn gespart wurde nicht bei der Optik, sondern beim Gehäuse und der Mechanik:
Plastik, Plastik, Plastik
Während die Linsen aus Glas sind, besteht das Gehäuse aus Kunststoff, inklusive dem Bajonett-Anschluss. Im Gegensatz zur XF-Serie fehlt ausserdem der mechanische Blendenring; um die Blende zu verstellen, muss das Einstellrad auf der Rückseite bemüht werden, den Rest erledigt die Elektronik der Kamera.
Das Zoom kommt ohne mechanischen Blendenring

Rauschverhalten

Das Rauschverhalten bei hohen ISO-Zahlen ist spektakulär. Hier das Bild in der Übersicht:
Das Bild in der Übersicht
Und hier die Crops. Bei allen Aufnahmen handelt es sich um unmodifizierte JPEGs (OOC). Bei 3200 ISO und sogar bei 6400 ISO lässt sich das Rauschen nur erahnen. Erst bei 12‘800 ISO werden die ersten Artefakte sichtbar, aber selbst bei 25‘600 ISO entstehen brauchbare Bilder, die sich problemlos drucken lassen.
Von oben nach unten: 3200, 6400, 12’800, 25’600 ISO
Kurz, die X-M1 ist in Bezug auf die Bildqualität ein würdiges Mitglied von Fujifilms X-Serie.
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Filmen, Wifi und GPS

Filmen

Die Filmfunktion vermag nicht zu überzeugen. Zwar filmt die X-M1 wahlweise in HD (720p) oder Full-HD (1080p), und das mit der beachtlich hohen Bitrate von rund 38 Mbit/Sekunde. Entsprechend hoch ist die Filmqualität. Allerdings wird der Ton von einem relativ hohen Grundrauschen begleitet. Hinzu kommt das hörbare, hässliche Geräusch beim Nachfokussieren. Das wiegt umso schwerer, weil die Kamera beim Filmen häufig nachfokussieren muss und dabei mehrere Anläufe benötigt, bis sie die Schärfe trifft. Und wie bereits eingangs erwähnt: Es gibt keine Möglichkeit, ein externes Mikrofon anzuschliessen.

Wifi

Die X-M1 ist mit einem eigenen Wifi-Modul ausgestattet. So lässt sich über das Smartphone mit der passenden App für iOS und Android der Speicher des Gerätes anzapfen und direkt auslesen. Oder zumindest sollte es so sein. Das Verfahren: Die Kamera wird zum WiFi-Hotspot, mit dem sich das Smartphone in den Netzwerk-Einstellungen verbindet. Anschliessend lassen sich Bilder kabellos übertragen.
Das kann’s nicht sein: Die Verbindung zwischen Kamera und Smartphone
In unserem Test funktionierte diese Übertragung allerdings mehr schlecht als recht. Neben der relativ umständlichen Konfiguration kam es immer wieder zu Verbindungsabbrüchen. Kurz, wer eine solche Lösung sucht, ist mit einer Eye-Fi-Karte mit integriertem WLAN-Modul besser bedient.

GPS

Beim GPS-Empfang mit Geotagging sieht die Sache nicht viel besser aus. Die X-M1 besitzt keinen eigenen GPS-Empfänger, sondern greift auch hier auf das Smartphone zurück – und zwar auf eine ziemlich schräge Weise. Bei der Verbindung mit dem Smartphone werden die GPS-Daten auf die Fotos in der Kamera übertragen. Das gilt für alle Fotos, die in den nächsten drei Stunden geschossen werden! Dann muss das Smartphone neu verbunden werden.
Das heisst: Wenn man sich vom ursprünglichen Ort entfernt, werden die Fotos mit falschen Geotags versehen. Das ist deutlich schlimmer, als wenn eine Kamera gar keine solche Funktionalität liefern würde. Besser: eine spezialisierte App verwenden und die Fotos später am Mac oder PC taggen.
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Zusammenfassung, Kaufempfehlung und Fazit

Zusammenfassung

Und wie sieht nun die Bilanz aus? Beginnen wir den positiven Eigenschaften. Die X-M1 bietet eine hervorragende Bildqualität, selbst bei der Verwendung des Kit-Zooms. Wer den monetären Aufwand nicht scheut, findet ausserdem zahlreiche Originalobjektive mit Profi-Qualitäten, die nicht das Geringste zu wünschen übrig lassen. Man könnte diese Kamera auch als Einstiegsdroge in das X-System betrachten – und zwar eine wirksame noch dazu.
Fuji-Farben – einfach unwiderstehlich!
Die Bildqualität kommt durch zwei Elemente zustande: den eigenwilligen X-Trans-Sensor und den Filmsimulationen, die jedem Foto eine ganz spezielle Anmutung verleihen. Wer am liebsten im JPEG-Format knipsen möchte, wird mit der Qualität wunschlos glücklich. Der grosse APS-C-Sensor und die hervorragende JPEG-Engine sorgen ausserdem dafür, dass die X-M1 in der Dämmerung fast schon zu einem Nachtsichtgerät mutiert.
Gepflegte Unschärfe bei Nahaufnahmen
Wenn man jedoch den Sensor und die Filmsimulationen aus der Gleichung entfernt, bleibt eine ziemlich durchschnittliche Kamera zurück. Das Fehlen einer Panoramafunktion ist eine bittere Pille, der nicht vorhandene Sucher sowieso. Die Filmfunktion vermag nicht zu überzeugen, und die GPS-Funktion ist wohl eher als Witz zu verstehen.
Vor allem wurmt, dass wichtige Funktionen nicht aus Kostengründen entfernt wurden, sondern dem Marketing zuliebe. Davon zeugen die fehlende Panoramafunktion, die digitale Wasserwaage und die zurechtgestutzten Filmsimulationen.
Fazit: Die Fujifilm X-M1 eignet sich für alle, die auf eine möglichst hohe Bildqualität Wert legen und dafür bereit sind, Abstriche bei der Funktionsvielfalt in Kauf zu nehmen. Vor allem JPEG-Fotografen profitieren von den genialen Filmsimulationen. Und wenn man sich vor Augen hält, was diese APS-C-Kamera mit dem Kit-Zoom alles leistet, wird sie zum aktuellen Preis fast schon verschleudert.
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Testergebnis

Bildqualität, Filmsimulationen, Gewicht, sehr gutes Kit-Zoom, Klappdisplay, Preis
Kein Sucher, kein echtes GPS, keine Panorama-Funktion

Details:  APS-C-Sensor mit 16 Mpxl, Raw+JPEG, Wifi, Zoom 16-50 mm f/3.5-5.6 (KB: 24-75 mm)

Preis:  790 Franken

Infos: 
http://fuji.ch/de/kamera-und-zubehoer/x-serie/

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