Tipps & Tricks 05.05.2011, 09:30 Uhr

Workshop: Kinder fotografieren

Kinder sind das Thema unseres neuen Fotowettbewerbs. Doch wie bringt man den Jöö-Effekt wirkungsvoll in den Kasten? Einige Tipps.
Foto: Fotolia
Kinder sind einer der beliebtesten Gründe, die Kamera zu zücken. Das völlig zu Recht: Den ausdrucksstarken Emotionen eines Kindergesichts vermag sich kaum jemand zu entziehen. Wer sonst kaum je zur Kamera greift, knipst plötzlich wie wild, um jedes Detail seiner Kleinen festzuhalten.
Allerdings sorgt ein herziges Motiv allein noch nicht für ein gutes Bild. Mit dem Wissen um ein paar einfache Richtlinien kann man sich bereits vom Grossteil der üblichen Kinderfotos abheben. Wir beginnen mit ein paar leichten Tipps zum Aufwärmen und steigern uns im zweiten Teil dieses Artikels zur ambitionierten Aufnahme.

Augenhöhe: Bei Porträts steht die Kamera grundsätzlich ...

Auf dem Boden liegende Kinder sollten Sie nicht aus purer Faulheit von oben fotografieren
Foto: Fotolia
Augenhöhe: Bei Porträts steht die Kamera grundsätzlich auf Augenhöhe. Bei Kleinkindern fällt es besonders auf, wenn diese Regel missachtet wird. Natürlich kann auch «von oben herab» (oder von unten) ein gutes Foto entstehen; dann war es aber ein bewusster Entscheid des Fotografen, nicht blosse Bequemlichkeit oder Gedankenlosigkeit.

Mit Motiv ausfüllen: Im Bemühen, auf jeden Fall ...

Mit Motiv ausfüllen: Im Bemühen, auf jeden Fall das ganze Kind auf das Bild zu bekommen, wird meist zu viel Drumherum mit abgelichtet. Dieses lenkt ab und sieht oft auch scheusslich aus, da beim Fotografieren nur auf das Kind geachtet wurde. Machen Sie es besser: Es bringt schon sehr viel, den grössten Teil des Bildes mit dem Kind auszufüllen. Auch Detailaufnahmen sind eine willkommene Abwechslung.

Natürliches Licht: Wenn es Helligkeit ...

Am einfachsten bringt man eine natürliche Lichtstimmung hin, indem man auf den Blitz verzichtet
Foto: Fotolia
Natürliches Licht: Wenn es Helligkeit und Fotoausrüstung zulassen, verzichten Sie auf den Blitz. Die harten Schlagschatten sind ein Stimmungskiller. Wenn schon blitzen, dann richtig – mehr dazu am Ende dieses Artikels. Das gilt für Personenaufnahmen allgemein, aber für Kinderfotos ganz besonders.

Richtig fokussieren: Soll die Kamera den Schärfepunkt ...

Besonders bei offener Blende muss der Fokus genau stimmen - hier liegt er auf den Augen
Foto: Fotolia
Richtig fokussieren: Soll die Kamera den Schärfepunkt von selbst richtig wählen, schalten Sie die automatische Gesichtserkennung ein, die heute Standard ist. Wenn möglich sollten Sie jedoch selbst dafür sorgen, dass der Fokus stimmt. Drücken Sie den Auslöser zuerst nur leicht und prüfen Sie, ob die Kamera auf den richtigen Bildbereich fokussiert hat. Erst dann drücken Sie den Auslöser ganz durch.

Bildaufteilung: Das Kind in der Bildmitte platzieren ...

Die klar, aber nicht langweilig verlaufenden Linien des Hintergrunds ergeben eine interessante Bildaufteilung
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Bildaufteilung: Das Kind in der Bildmitte platzieren und gerade von vorne abdrücken – das ist der sicherste Weg zum langweiligen Foto. Abwechslungsreicher wird es mit Variationen halbschräg oder im Profil.
Als interessant und trotzdem harmonisch empfindet man Fotos, die horizontal oder vertikal in Drittel geteilt sind. In vielen Kameras kann dazu ein Hilfsliniennetz eingeblendet werden. Damit der Schärfepunkt trotzdem auf dem Gesicht liegt, nehmen Sie erst das Gesicht in die Mitte, drücken den Auslöser halb durch und schwenken erst dann die Kamera etwas zur Seite. Statt einer Aufteilung in Drittel lässt sich auch der Goldene Schnitt verwenden: Hier liegt das Verhältnis etwa bei 62 zu 38 Prozent.

Serienbilder: Sekundenbruchteile können einen ...

Den richtigen Moment erwischt
Foto: Fotolia
Serienbilder: Sekundenbruchteile können einen fotogenen Gesichtsausdruck von verkniffenen Augen trennen. Nutzen Sie deshalb die Serienbildfunktion. Auch das geht ohne Blitz viel besser.

Ruhiger Hintergrund: Achten Sie beim Fotografieren ...

Hier lenkt der Hintergrund in keiner Weise vom Hauptmotiv ab
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Ruhiger Hintergrund: Achten Sie beim Fotografieren auch auf den Hintergrund. Dieser sollte in der Regel ruhig und unauffällig sein, damit er nicht vom Hauptmotiv ablenkt. Eine grosse Hilfe ist es, wenn der Hintergrund verschwimmt. Kleinräumige Farb- und Helligkeitsunterschiede verschwinden so unter Umständen ganz – man erhält eine gleichmässige Fläche, wo eigentlich gar keine ist.
Die geringe Tiefenschärfe, die diesen Effekt bewirkt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Blende sollte weit offen sein (zum Beispiel F 2,8). Die Distanz zwischen Motiv und Kamera soll gering, die zwischen Motiv und Hintergrund gross sein. Eine hohe Brennweite (Teleobjektiv) verstärkt den Effekt. Ebenso ein grosser Sensor in der Kamera. Deshalb ist es mit einer Spiegelreflexkamera viel einfacher, einen unscharfen Hintergrund zu bekommen, als mit einer Kompaktkamera.

Spontane Aufnahme: Momente, die es wert ...

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Spontane Aufnahme: Momente, die es wert sind, festgehalten zu werden, ergeben sich oft aus einer spontanen Situation heraus. Wenn Sie zuerst die Kameratasche aus dem Schrank holen, das Gerät auspacken, das richtige Objektiv anschrauben und die passenden Kameraeinstellungen vornehmen müssen, haben Sie schon verloren. Halten Sie die Kamera griffbereit, wenn möglich bereits mit den passenden Einstellungen, eingesetzter Speicherkarte und aufgeladenem Akku.

Unbeachtet: Wenn Kinder am Spielen sind, ist es ...

Wenn Kinder mit etwas beschäftigt sind, ergeben sich viel leichter natürliche und interessante Aufnahmen
Foto: Fotolia
Unbeachtet: Wenn Kinder am Spielen sind, ist es am besten, wenn sie den Fotografen gar nicht beachten. Sofern Sie aus einer gewissen Entfernung mit einem Teleobjektiv operieren, passiert das ziemlich schnell von selbst.

Inszenierte Aufnahme: Auch bei inszenierten Fotosessions ...

Oft wollen Kinder sich inszenieren - das kann man ausnützen
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Inszenierte Aufnahme: Auch bei inszenierten Fotosessions ist ein natürlicher Ausdruck erwünscht. Eine ungezwungene Stimmung hängt nicht zuletzt davon ab, wie Sie selber drauf sind – daher sollte Stress auf beiden Seiten der Kamera vermieden werden. Bereiten Sie alles vor, was möglich ist, bevor Sie das Kind vor die Kamera holen. Nehmen Sie für kompliziertere Arrangements jemanden zu Hilfe. Ein Lachen erreichen Sie nicht per Regieanweisung, sondern, indem Sie etwas Lustiges erzählen. Und: Kinder müssen nicht unbedingt isoliert werden, um ein Einzelporträt zu erhalten.

Richtig blitzen und ausleuchten: Harmonisch ausgeleuchtete ...

Die Schattenpartien wurden mit einem Reflektor aufgehellt
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Richtig blitzen und ausleuchten: Harmonisch ausgeleuchtete Fotos bringen Sie mit dem internen Kamerablitz kaum hin. Dafür ist ein externes Blitzgerät nötig. Mehr dazu lesen Sie im Artikel über Blitzgeräte. Das Einfachste ist, den externen Blitz auf die Kamera zu schrauben und indirekt über die Decke zu blitzen. Der Lichteinfall ist natürlicher und erzeugt keine hässlichen Schlagschatten.
Ist die Decke zu hoch, zu dunkel oder schlichtweg nicht vorhanden (im Freien), braucht man für den gleichen Effekt einen Vorsatz fürs Blitzgerät. Diese weissen Kunststoffkappen lassen das Licht hindurch, aber abgedämpft und verteilt, sodass auch beim direkt aufs Motiv gerichteten Blitz keine harten Schatten entstehen. Eine andere Möglichkeit sind Reflektoren; diese gibt es als grössere Flächen oder als kleinen und günstigen Aufsatz fürs Blitzgerät (Hama Vario Pro, ca. 40 Franken).
Das Blitzgerät lässt sich meist auch von der Kamera entfernen und drahtlos betreiben. So kann beispielsweise die Schattenseite aufgehellt werden, ohne dass diese gegen die Kamera gerichtet sein muss.

Autor(in) David Lee



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