Tipps & Tricks 04.12.2008, 14:33 Uhr

Wechselobjektive: Das muss ich wissen

Fotografieren mit verschiedenen Objektiven eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Hier die Grundlagen.
Die Wahl des Objektivs ist massgeblich für die Bildqualität verantwortlich und legt zugleich die Möglichkeiten der Bildgestaltung fest. Objektive frei zu wechseln, macht einen grossen Teil der Faszination von Spiegelreflexkameras aus. Mit den folgenden Infos finden Sie sich besser im Angebotsdschungel zurecht.
Aufnahmen wie diese sind nur mit Spezialobjektiven möglich (hier: Teleobjektiv 450 mm)

Brennweite

Die Brennweite ist das wichtigste Kennzeichen eines Objektivs, stiftet aber zugleich am meisten Verwirrung. Denn sie ist abhängig von der Sensorgrösse einer Digitalkamera. Damit Objektive unabhängig von der Kamera miteinander vergleichbar sind, hat es sich eingebürgert, als Referenzgrösse das herkömmliche Kleinbildformat (36x24 mm) zu verwenden. In diesem Artikel beziehen sich alle Angaben auf dieses Format. Doch Vorsicht: Gerade bei Spiegelreflexkameras wird das nicht immer so gehandhabt. Bei vielen Objektiven, zum Beispiel bei allen von Canon mit der Bezeichnung EF-S und allen von Nikon mit dem Kürzel DX, müssen Sie die Angaben mit 1,5 multiplizieren, um die Kleinbildwerte zu erhalten. Bevor Sie ein Objektiv kaufen, lesen Sie deshalb die ausführliche Erklärung zu diesem Thema. Eine zusätzliche Beratung im Fachgeschäft ist auch nicht verkehrt.

Lichtstärke

Eine wichtige Kenngrösse ist auch die Lichtstärke eines Objektivs. Der auf dem Objektiv vermerkte Wert bezeichnet die maximale Blendenöffnung. Zoomobjektive haben oft zwei Angaben, weil sich die Lichtstärke je nach Zoom verändert. Eine höhere Lichtstärke sorgt für ein helleres Sucherbild und erlaubt, mit weniger Licht oder niedrigerem ISO-Wert auszukommen. Lichtstarke Objektive sind allerdings stets massiv schwerer und teurer als ein Objektiv gleicher Brennweite mit geringerer Lichtstärke.
Auf der nächsten Seite: Blickwinkel

Eine wichtige Kenngrösse ist auch die Lichtstärke ...

Blickwinkel

Extrem kurze Brennweiten ergeben einen extrem weiten Blickwinkel.
An der Brennweite lässt sich der Bildausschnitt ablesen. Es gibt Objektive mit engem Blickwinkel, die wie ein Feldstecher vergrössern und als Teleobjektive bezeichnet werden. Das Umgekehrte machen Weitwinkelobjektive: Sie zeigen wesentlich mehr von der Umgebung, als das menschliche Auge mit einem Blick erfassen kann. Beim Kleinbildformat werden Brennweiten um 50 mm als normal bezeichnet, weil sie etwa dem menschlichen Blickfeld entsprechen. Solche von 75 mm und länger werden zu den Teles gezählt, Brennweiten von 35 mm zu den Weitwinkeln.
Unterschieden wird auch zwischen Objektiven mit fester Brennweite und variabler Brennweite. Letztere sind als Zoomobjektive bekannt und häufiger verbreitet. Der Zoomfaktor beschreibt das Verhältnis zwischen kürzester und längster Brennweite. Bei einem 35–105 mm, aber auch bei einem 100–300 mm spricht man von einem 3-fach-Zoom.
Zooms sind vielseitig nutzbar, man braucht daher nur eine kleine Anzahl Objektive. Aber je grösser der Zoombereich, desto schwieriger und teurer ist die Herstellung eines qualitativ hochwertigen Objektivs. Festbrennweiten, die Topqualität liefern, gibts dagegen schon sehr günstig. Objektive mit geringem Zoomfaktor sind vor allem für Einsteiger ein äusserst empfehlenswerter Kompromiss.
i>Auf der nächsten Seite: Weitwinkelobjektive

i> Weitwinkelobjektive

Weitwinkel

Weitwinkelaufnahme mit starker Perpsektivenverzerrung.
Weitwinkelobjektive werden vorwiegend benutzt, um grosse Dinge komplett aufs Bild zu bekommen, insbesondere wenn der Fotograf dafür nicht auf Distanz gehen kann. Typischerweise werden damit also Gebäude, Innenräume und Landschaften, manchmal auch Gruppenfotos geknipst.
Aufnahmen mit Weitwinkelobjektiven sind sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund relativ scharf. Damit eignet sich dieser Objektivtyp gut für Schnappschüsse. Man muss dafür allerdings nahe ans Objekt heran.
Dinge im Vordergrund erscheinen unverhältnismässig grösser als der Hintergrund. Bei extremem Weitwinkel werden zudem gerade Linien am Bildrand durchgebogen. Diese Effekte können natürlich störend sein. Man kann sie aber auch ganz bewusst für eine spezielle Inszenierung einsetzen.
Brennweite 35 mm ist ein leichter Weitwinkel, der kaum Verzerrungen aufweist. 28 mm sind ideal für Schnappschüsse, 24 mm für Architektur und Landschaften. Superweitwinkel mit 17 und 20 mm werden meist wegen ihres übertriebenen Verbiegungseffekts eingesetzt.
Auf der nächsten Seite: Teleobjektive

Teleobjektive

Teleobjektive

Leichtes Tele (75 mm): Ideal für Portaits, weil der Hintergrund unscharf wird.
Telebrennweiten lassen durch enge Bildwinkel die Umgebung im wahrsten Sinne beiseite. Durch die geringe Schärfentiefe wird alles unscharf, was näher oder weiter vom zentralen Motiv entfernt ist. Teleaufnahmen erfordern präzises Scharfstellen, und zwar nicht nur bei kurzen Distanzen, sondern auch bei mittleren bis etwa 20 Meter. Leichte Bewegungen des Fotografen wirken sich stark aus, deshalb sind ein Stativ, ein Bildstabilisator oder kurze Verschlusszeiten für verwacklungsfreie Aufnahmen nötig. All diese Eigenarten des Teles werden mit zunehmender Brennweite stärker.
Schwache Teleobjektive mit etwa 85 mm sind ideal für Porträts und Sachaufnahmen, bei denen es nur um das Objekt geht und alles rundherum möglichst nicht oder undeutlich zu sehen sein soll, damit nichts vom Motiv ablenkt. Stärkere Teles im Bereich von 135 mm werden genutzt, um Details von Gegenständen, Häusern, Landschaften etc. zu zeigen, während mit Superteles ab 200 mm vor allem Wildtiere und ähnlich scheue Prominente abgelichtet werden.
Auf der nächsten Seite: Standardobjektiv

Standardobjektiv

Standardobjektiv

Mit den Kameragehäusen werden oft kompakte und günstige Objektive als Kit angeboten. War früher ein 50-mm-Objektiv üblich, so gilt heute ein Zoom als universelles Standardobjektiv, das die wichtigsten Brennweiten vom Weitwinkel bis zum Tele abdeckt. Typische Brennweiten sind 35–105 mm oder 27–75 mm. Mit einem Standardzoom ist man für die wichtigsten Fotomotive gerüstet.
Als Universalobjektiv für Reisen eignet sich ein Superzoom, wie es in Bridge-Kameras fest eingebaut ist. Während bei diesen ein 15- oder gar ein 18-fach-Zoom üblich ist, bieten die Superzooms für Spiegelreflexkameras einen bescheidenen 10- oder 11-fachen Brennweitenbereich, typischerweise mit 24–300 mm.

Spezialobjektive

Aufnahme mit Makroobjektiv
Makroobjektive: Viele Zooms bieten für Aufnahmen auf kurze Distanz eine sogenannte Makrofunktion. In diesem Modus nähert sich der Fotograf dem Motiv bis auf einen Zentimeter, ohne dass die Aufnahme unscharf wird. Es gibt aber auch spezielle Makroobjektive, die auf höchste Leistung im Nahbereich getrimmt sind und meist eine feste Brennweite haben. Sie bieten das höchste Auflösungsvermögen und liefern die schärfsten Bilder. Makros mit 50–70 mm sind ideal für Sach- und Detailaufnahmen, Telemakros helfen, kleine Tiere aus Distanz zu fotografieren.
Shift-Objektiv
Shiftobjektive vermeiden Perspektivenverzerrungen, wie sie beim Fotografieren von Häusern auftreten. Sie eignen sich für ambitionierte Architektur- oder Sachfotografen. Billiger ists, die stürzenden Linien nachträglich am PC zu korrigieren. In einigen Kameras ist eine Korrektur-Software bereits integriert.
Fisheye-Aufnahme (16 mm)
Fisheyes sind eigentlich Superweitwinkel mit einem Bildwinkel von 180 Grad. Alles erscheint stark zu den Bildrändern hin gebogen. Fischaugen gibt es auch als billige Vorsatzlinsen von mässiger Qualität.
Ein Telekonverter wird zwischen Objektiv und Kamera geschraubt und verlängert die Brennweite. Es gibt Telekonverter mit Faktor 2, 1,7 und 1,4. Ein Konverter ist klein und praktisch für unterwegs. Leider schluckt er Licht, reduziert etwas die Bildqualität und passt nicht zu allen Objektiven.
Auf der nächsten Seite: Anschlüsse, Links und Preise

Anschlüsse, Links und Preise

Anschluss gesucht

Adapter für Nikon-Objektive an Olympus

Ein Objektivanschluss ist in der Regel markenspezifisch. An Canon-Kameras passen keine Nikon-Objektive. Neben den Originalobjektiven gibt es Fremdobjektive von Herstellern wie Sigma, Tamron, Tokina oder Zeiss, die ihre Linsen mit den verschiedenen lizenzierten Anschlüssen anbieten.
Einzig der Four-Thirds-Standard von Olympus ist offen für alle. Aktuell gibt es dafür Kameras von Olympus, Panasonic und Leica sowie Objektive von Olympus, Leica und Sigma. Da aber die anderen Hersteller sich nicht an diesem Standard beteiligen, ist Four Thirds auch nur ein weiterer Anschluss unter vielen.
Wer unbedingt mit einem Nikon-Objektiv auf einer Canon-Kamera fremdgehen oder andere inkompatible Marken kombinieren will, muss nach einem passenden Adapter Ausschau halten. Die gibt es im Fotofachhandel von Novoflex und von Zörk. Die Funktionalität ist allerdings zwangsläufig stark eingeschränkt. Man muss die Schärfe und Blende von Hand einstellen. Kameraseitig funktioniert dann bestenfalls noch die Belichtungsmessung und Belichtungsautomatik «Blendenvorwahl». Ausserdem ist diese primitive, rein mechanische Lösung mit Preisen von teilweise über 200 Franken recht teuer, aber für Markenumsteiger immerhin eine passable Notlösung.
Direktlinks
Canon-Objektive inkl. offizieller Verkaufspreise
Nikon-Objektive
Olympus-Objektive
Sony-Objektive
Panasonic: Kamera-Hauptseite inkl. Objektive
Pentax-Objektive
Sigma-Objektive (Dritthersteller)
Tamron-Objektive (Dritthersteller)

Autor(in) David Lee




Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.