Linux Mint ist eine der einsteigerfreundlichsten Linux-Distributionen. Wir erklären, wie Sie das freie Betriebssystem auf Ihrem PC installieren, wie Sie es einrichten, Ihre Daten übertragen und wie Sie Windows-Anwendungen zum Laufen bekommen.
(Quelle: Shutterstock/Hadayeva Sviatlana)
Der Support für Windows 10 endet im Oktober 2025. Viele Computer, die eigentlich noch genug Leistung für alltägliche Arbeiten bieten, erhalten ab dann keine (kostenlosen) Sicherheits-Updates mehr. Microsoft macht es sich dabei jedoch zu einfach. Einerseits empfiehlt das Unternehmen den Wechsel zu Windows 11, versperrt aber gleichzeitig mit überhöhten Hardware-Anforderungen den Besitzern vieler noch tauglicher Rechner genau diesen Weg.
Ob Ihr Computer von diesem Problem betroffen ist, erfahren Sie mit der Freeware namens WhyNotWin11. Die aktuelle Version des Tools erhalten Sie unter dem Link go.pctipp.ch/3426. Klicken Sie dort auf Download latest stable release und starten Sie die heruntergeladene EXE-Datei. Zeigt das Programm auch nur einen roten Bereich, ist ein direkter Umstieg zu Windows 11 nicht möglich, Bild 1.
Bild 1: Auf vielen Rechnern zeigt WhyNotWin11, dass kein Wechsel zu Windows 11 möglich ist
Quelle: PCtipp.ch
Statt nun die Hardware auszutauschen, mit Tricks zumindest vorübergehend die Kontrollmassnahmen von Microsoft zu umgehen oder einfach gar keine Sicherheits-Updates mehr einzuspielen, empfiehlt der PCtipp den Wechsel zu Linux. Insbesondere Linux Mint ist in den vergangenen Jahren zu einer der besten und einsteigerfreundlichsten Distributionen geworden, die Sie kostenlos auf Ihrem Computer installieren können und die alle erforderlichen Funktionen eines modernen Betriebssystems mitbringt.
Daten vorher sichern
Bevor Sie fortfahren und Linux Mint auf Ihrem PC installieren, sollten Sie zuerst eine Sicherung aller wichtigen Daten auf ein externes Laufwerk erstellen. Damit schützen Sie Ihre Daten nicht nur, falls beim Installieren etwas schiefgeht, Sie können das Backup anschliessend auch verwenden, um Ihre persönlichen Daten nach dem Umstieg wieder einzuspielen. Am einfachsten und ohne Zusatz-Software kopieren Sie alle wichtigen Dateien mit dem Datei-Explorer von Windows auf ein geeignetes externes Laufwerk, Bild 2.
Bild 2: Sichern Sie wichtige Dateien vor dem Umstieg zu Linux Mint auf ein externes Laufwerk
Quelle: PCtipp.ch
Linux Mint auf USB-Stick
Bild 3: Holen Sie eine ISO-Datei mit Linux Mint von einem der zwei Schweizer Server
Quelle: PCtipp.ch
Laden Sie danach eine ISO-Datei mit Linux Mint von der offiziellen Webseite unter dem Link linuxmint.com/download.php herunter. Scrollen Sie nach unten, bis Sie zu den zwei Schweizer Einträgen in der langen Liste kommen. Wählen Sie einen der beiden Anbieter aus und laden Sie eine ISO-Datei mit Linux Mint auf Ihren PC herunter, Bild 3. Schliessen Sie nun einen mindestens 4 GB grossen USB-Stick an, der keine wichtigen Daten mehr enthält. Starten Sie das USB-Tool BalenaEtcher. Wenn Sie es nicht haben, können Sie es unter etcher.balena.io herunterladen.
Klicken Sie in dem gestarteten Tool zuerst auf den Punkt Flash from File und danach doppelt auf die heruntergeladene ISO-Datei. Greifen Sie zur Option Select target, setzen Sie ein Häkchen vor Ihrem USB-Stick und bestätigen Sie mit Select 1. Zuletzt startet ein Klick auf den Befehl Flash! das Übertragen der Dateien auf Ihren USB-Stick, Bild 4.
Bild 4: Kopieren Sie die Installationsdateien mit BalenaEtcher auf einen USB-Stick
Quelle: PCtipp.ch
Vom USB-Stick booten
Lassen Sie den USB-Stick gleich eingesteckt und starten Sie den Computer neu oder gehen Sie mit dem Stick zu dem Rechner, auf dem Sie Linux Mint installieren, beziehungsweise ausprobieren wollen. Drücken Sie direkt nach dem Einschalten oder Neustarten des PCs die Taste, mit der Sie das Boot-Menü öffnen. Meist ist es eine der Tasten F8, F11, F12, Del oder Enter. Falls es damit nicht klappt, schauen Sie im Handbuch Ihres Computers nach oder suchen Sie bei Google nach der zu Ihrem Computer passenden Taste, um ins Boot-Menü zu gelangen.
Bild 5: Wählen Sie den markierten Eintrag aus, um Linux Mint im Live-Modus zu starten
Quelle: PCtipp.ch
Wählen Sie aus dem Menü den angesteckten USB-Stick aus und bestätigen Sie mittels Enter. Nach kurzer Zeit erscheint das Boot-Menü der Linux-Distribution, Bild 5.
Lassen Sie die Auswahl auf Linux Mint und drücken Sie erneut Enter, um das Linux-System im Live-Modus zu starten. In diesem sogenannten Live-Modus werden noch keine Daten auf der Festplatte verändert. Stattdessen wird das gesamte System in den Arbeitsspeicher geladen, wo Sie es in aller Ruhe ausprobieren können.
Linux Mint installieren
Nachdem Sie Linux Mint kennengelernt haben, starten Sie die eigentliche Installation. Klicken Sie dazu doppelt auf die Verknüpfung Install Linux Mint. Wählen Sie im ersten Dialog den Eintrag Deutsch aus und bestätigen Sie zweimal mit dem Befehl Weiter. Setzen Sie das Häkchen vor dem Eintrag Multimedia Codecs installieren, um sich das spätere Hinzufügen dieser Komponenten zu ersparen. Klicken Sie danach wieder auf Weiter.
Nun haben Sie die Wahl: Im Idealfall steht ganz oben die Option Linux Mint neben Windows 10 installieren, Bild 6. Hier kümmert sich der Set-up-Assistent um alle erforderlichen Einstellungen und übernimmt auch die Partitionierung. In manchen Fällen bietet der Assistent aber nur an, die gesamte Festplatte zu löschen und Linux Mint auf dem ganzen Rechner zu installieren. Dabei gehen jedoch alle Daten verloren.
Bild 6: Optimal ist die Installation von Linux Mint im Dual-Boot-Modus mit Windows 10
Quelle: PCtipp.ch
Ihnen bleibt als Alternative noch die Möglichkeit, etwas anderes auszuwählen. Die nötige manuelle Partitionierung ist jedoch kompliziert und erfordert zudem, dass Sie vorher ausreichend Platz für Linux Mint freiräumen. Dafür eignet sich etwa das auf dem Live-System mitgelieferte Programm GParted. Eine Anleitung zur manuellen Partitionierung finden Sie unter go.pctipp.ch/3427.
Im Folgenden gehen wir davon aus, dass der Einrichtungsassistent die Option zur Installation neben Windows 10 anbietet, die für die meisten Anwender am interessantesten sein dürfte. Wählen Sie diese aus und bestätigen Sie mit Weiter. Nun sehen Sie eine Übersicht, wie die Partitionierung nach der Installation von Linux Mint aussehen könnte, Bild 7. Sie können die Grössenverteilung durch Verschieben der mittleren Striche mit der Maus nach links oder rechts noch ändern. Sind Sie mit der Verteilung zufrieden, klicken Sie auf Jetzt installieren. Bestätigen Sie die folgenden Hinweise mit Weiter.
Bild 7: Die vom Set-up-Assistenten vorgeschlagene Grössenverteilung
Quelle: PCtipp.ch
Der Vorgang dauert jetzt eine Weile, da der Set-up-Assistent erst alle Daten übertragen und danach noch eine Reihe von Aktualisierungen herunterladen muss. Derweil können Sie die Zeitzone bestimmen, einen Account anlegen und sich ansonsten die angezeigten Informationen über Linux Mint durchlesen, Bild 8. In Zukunft wählen Sie beim Starten des PCs nach Belieben aus, ob Sie Windows oder Linux booten wollen.
Bild 8: Während Linux auf Ihrem Computer eingerichtet wird, legen Sie einen Account an
Quelle: PCtipp.ch
Linux Mint einrichten
Nach dem Neustart sehen Sie das Log-in-Feld von Linux Mint. Geben Sie Ihre im vorherigen Schritt erstellten Anmeldedaten ein und starten Sie die Linux-Oberfläche. Sie ist ähnlich wie Windows 10 aufgebaut. Umsteiger sollten sich daher relativ schnell zurechtfinden. Das sich automatisch öffnende Willkommen-Fenster erklärt einige grundlegende Funktionen und führt Sie auch gleich zum Ändern mancher Einstellungen.
Bild 9: Linux Mint bringt häufig benötigte Anwendungen wie LibreOffice gleich mit
Quelle: PCtipp.ch
Unten links in der Startleiste sehen Sie das Linux-Mint-Logo, mit dem Sie das Startmenü öffnen, Bild 9. Es führt zu den installierten Anwendungen und hat zudem links unten Schaltflächen zum Sperren des Bildschirms, Abmelden und Herunterfahren beziehungsweise Neustarten des Computers. Daneben zeigt die Startleiste Verknüpfungen zum Öffnen des Datei-Explorers Nemo, des Webbrowsers Firefox, des Terminals zum Eingeben von Kommandozeilen-Befehlen sowie – sofern noch geöffnet – eine Verknüpfung für das Willkommen-Fenster.
Rechts unten in der Ecke sind Symbole, die auf wichtige Ereignisse hinweisen. Sie führen unter anderem zu den Systemberichten, zur Aktualisierungsverwaltung und zur Netzwerkverwaltung. Ausserdem informieren sie über die Lautstärkeregelung, den Akkustand (sofern ein Akku vorhanden ist) sowie die aktuelle Uhrzeit. Ein Klick darauf öffnet auch den Kalender.
Klicken Sie auf die Aktualisierungsverwaltung. Sie informiert Sie beim ersten Mal darüber, dass sie sich nicht nur um Updates für das Betriebssystem (analog zu Windows) kümmert, sondern auch um Aktualisierungen für die vorhandenen sowie von Ihnen neu installierten Anwendungen. Das ist ein erheblicher Vorteil gegenüber dem Betriebssystem aus Redmond. Dort kümmern sich die meisten Programme selbst um ihre Updates, was oft dazu führt, dass viele von ihnen veraltet und unsicher sind. Unter Linux kann das nicht so leicht passieren, weil das Betriebssystem eben auch die Updates für die installierten Anwendungen übernimmt.
Schliessen Sie den Hinweis mit Bestätigen und klicken Sie auf Aktualisierungen installieren, wenn neue Updates zur Verfügung stehen. Eventuell stossen Sie hier schon auf eine weitere Eigenart von Linux: Vor dem Ausführen von administrativen Aufgaben erscheint ein Dialog, in dem Sie Ihr Passwort eintippen müssen. Die Benutzerkontensteuerung von Windows versucht etwas Ähnliches. Bei ihr genügt aber bereits ein schneller Klick, um eine möglicherweise verheerende Aktion freizugeben. Die Linux-Variante bietet daher mehr Sicherheit.
Dateien wieder einspielen
Sobald Sie Linux Mint ein wenig kennen, sollten Sie noch Ihre Dateien von der externen Festplatte in Ihr Home-Verzeichnis (der persönliche Ordner) kopieren. Wenn Sie Linux neben Windows installiert haben, können Sie zudem direkt auf Ihre dort noch vorhandenen Daten zugreifen. Öffnen Sie dazu den Datei-Explorer Nemo und klicken Sie links auf die Befehle Geräte sowie Datenträger. Navigieren Sie zur gewünschten Stelle auf der Festplatte und kopieren Sie Ihre Dateien in Ihren persönlichen Ordner.
Weitere Apps installieren
Linux Mint enthält bereits eine Reihe häufig benötigter Anwendungen wie Firefox zum Surfen im Internet, Thunderbird zum Mailen und LibreOffice für Büroarbeiten. Wenn Sie weitere benötigen, öffnen Sie das Startmenü und klicken oben links auf Anwendungsverwaltung, Bild 10. Im oberen Bereich zeigt sie einige aktuell beliebte Programme, die Sie installieren können. Darunter sehen Sie Kategorien wie Büroprogramme, Grafik und Bildbearbeitung oder auch Spiele. Alternativ geben Sie den Namen des gewünschten Programms in das Suchfeld oben ein.
Bild 10: Über die Anwendungsverwaltung installieren Sie neue Software
Quelle: PCtipp.ch
Klicken Sie auf einen der Einträge, um das Programm einzurichten. Rechts oben in der Beschreibung der Software sehen Sie die Schaltfläche Installieren. Darunter steht, in welchem Format die Software zur Verfügung steht. Bei manchen können Sie auch zwischen mehreren Formaten wählen, zum Beispiel dem klassischen Systempaket oder dem neueren Flatpak. Bei einem Flatpak sind alle von der jeweiligen Software benötigten Abhängigkeiten gleich mit dabei. Das macht Flatpaks etwas grösser, aber auch flexibler.
Windows-Apps unter Linux
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Windows-Programme auch unter Linux zu verwenden. Von vielen gibt es eigene Linux-Versionen. Sogar Microsoft stellt manche seiner Anwendungen wie den Webbrowser Edge oder die Entwicklungsumgebung Visual Studio Code gratis für Linux bereit, Bild 11. Für andere gibt es ähnlich gute Alternativen aus der Linux-Welt. So könnten Sie zum Beispiel statt Photoshop zum bekannten Gimp, aber auch zu Programmen wie Photopea oder Krita greifen.
Bild 11: Selbst Microsofts Edge-Browser gibt es mittlerweile für Linux
Quelle: PCtipp.ch
Andere Anwendungen wie Microsoft Office können Sie im Webbrowser nutzen. Daneben gibt es Emulatoren wie Wine, PlayOnLinux und Crossover (kostenpflichtig, circa 70 Franken) sowie kostenlose Virtualisierer wie VirtualBox, in denen Sie ein komplettes Windows samt der von Ihnen benötigten Software installieren und in einem Fenster unter Linux ausführen können.
Selbst für Spieler findet sich heute ein breites Angebot an PC-Games unter Linux. So hat das Unternehmen Valve mit sehr viel Aufwand seine Plattform Steam erweitert, sodass sie nun auch zahlreiche Titel unter Linux unterstützt. Wenn Sie schon einen Steam-Account und dort einige Spiele haben, probieren Sie es einfach aus und installieren die Software über die Anwendungsverwaltung. In Ihrer Steam-Bibliothek sehen Sie anschliessend, wie viele Ihrer Windows-Spiele auch unter Linux funktionieren. Ferner gibt es Streaming-Dienste wie GeForce Now, mit denen Sie viele Windows-Spiele unter Linux einfach im Webbrowser zocken, Bild 12. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Ihre Internetanbindung schnell genug ist. Ab etwa 30 Mbit/s klappt es schon recht gut.
Bild 12: Viele Spiele lassen sich auch im Webbrowser unter Linux zocken
Super, vielen Dank für diesen sehr gut abgefassten Bericht. Kommt bei mir gerade im richtigen Moment da mein PC kein W11 zulässt.
Linux Mint ist nicht gleich Linux Mint. Deshalb wäre eine Ergänzung angebracht. Der Artikel beschreibt die Linux Mint Ubuntu Version. Es gibt jedoch noch eine andere, nämlich Linux Mint Debian (LMDE6). Ich habe mich für LMDE6 entschieden weil ich nicht vom Regen in die Traufe kommen will.
Mekong
vor 5 Stunden
Würdest Du uns verraten, warum Du glaubst oder weisst, dass Du mit der Ubuntuversion vom Regen in die Traufe kommst mit der LMDE6 hingegen nicht?
vor 7 Stunden
vor 5 Stunden