Tipps & Tricks 08.07.2014, 12:55 Uhr

Foto-Praxis: Mindestauflösung für den Fotodruck

Für kleine Fotobücher reicht die Qualität selbst geschossener Fotos aus. Doch wie stehts um die grossen Poster? Und welche Bilder eignen sich überhaupt für den Grossdruck?
Hochwertige Drucke im Grossformat können mittlerweile bei den meisten Fotobuchanbietern bestellt werden. Da die Kosten für ein Einzelexemplar meist im dreistelligen Bereich liegen, möchte man aber vorher wissen, ob sich ein Foto qualitativ überhaupt für den Grossdruck eignet.
Alleswisser Wikipedia gibt im Artikel Ausbelichtung folgende Richtwerte an:
2,2 Megapixel für 10 x 15 cm
8,7 Megapixel für 20 x 30 cm
19,5 Megapixel für 30 x 45 cm
...
72,4 Megapixel für 70 x 100 cm (!)
Das sind ungefähr die Werte, die man erhält, wenn man mit 300 Pixeln pro Zoll (Pixels per Inch, Abkürzung ppi) rechnet. Im Wikipedia-Artikel wird die Tabelle einfach linear fortgeführt, was dann bei Postergrösse zu dieser gigantischen Pixelmenge führt.
Auflösungen über 50 MB können von gewöhnlichen Kameras nicht mit einer Einzelaufnahme erstellt werden. Man müsste mehrere Einzelaufnahmen zu einem Panoramabild zusammensetzen – mit den entsprechenden Schwierigkeiten und Mängeln bei den Übergängen. Doch selbst, wenn die Auflösung am Schluss stimmt, wären die dabei anfallenden Datenmengen beim gegenwärtigen Stand der Technik eine Zumutung.
Glücklicherweise ist das alles gar nicht nötig. Denn ein grosses Bild wird auch aus einer grösseren Distanz betrachtet. Nur für Ausdrucke, die man aus typischer Lese-Entfernung betrachtet, etwa ein gewöhnliches Fotobuch oder ein Foto in einem Magazin, sind 300 ppi (Pixel pro Zoll) nötig. In der Praxis rechnet es sich wesentlich einfacher mit 100 Pixeln pro Zentimer, dies entspricht 256 ppi – ein etwas tieferer, aber immer noch absolut brauchbarer Wert.
Wird ein Foto jedoch aus zwei Metern Distanz betrachtet, kann das Auge die Feinheiten von 300 dpi gar nicht wahrnehmen. Grossformatdrucke kommen deshalb mit weniger Auflösung aus. Doch wie viel es genau braucht, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Die meisten Fotodruckdienste geben den Kunden Richtlinien und informieren sie meist schon beim Erstellen des Posters, wenn die Auflösung zu tief liegt. Ein kurzer Augenschein bei Fujifilm: Das grösste Poster, ein Panorama von 270 x 90 cm, erfordert nach den Richtlinien von Fujifilm eine Auflösung von 7972 x 2657 Pixeln. Das schafft nicht einmal die Nikon D800. Trotzdem sind das nur knapp 30 Pixel pro Zentimeter! Die gleiche Dichte wird auch bei wesentlich kleineren Postern angegeben, sodass jede Digicam die Anforderungen erfüllt.
Ein zweiter Anbieter zum Vergleich: Pixum empfiehlt für ein Poster mit 100 Zentimetern Breite mindestens 2414 Pixel – das sind gar nur 24 Pixel pro Zentimeter. Bei 50 cm werden 2000 Pixel angegeben, was immerhin 40 Pixel pro Zentimeter entspricht. Selbst bei kleinen Fotos von 9 cm Breite beträgt die empfohlene Minimalauflösung nur 58 Pixel pro Zentimeter.
Die empfohlenen Mindestauflösungen von Posterdruckanbietern betragen also nur etwa einen Fünftel bis die Hälfte der Auflösung, die man in Magazinen verwendet. Das hat natürlich auch ganz pragmatische Gründe: Die Anbieter wollen nicht die Kunden von vornherein ausschliessen.

Andere Kriterien in Betracht ziehen

Ob die Qualität genügend ist, hängt weniger von der rein technischen Auflösung ab; diese ist mittlerweile sogar bei vielen Handy-Kameras gegeben. Wichtiger sind folgende Dinge:
  • Die tatsächliche Schärfe. Vergrössern Sie das Foto am Bildschirm auf 100 Prozent, sodass ein Pixel auf dem Bildschirm einem Pixel der Fotodatei entspricht. Hier zeigen sich je nach Kamera und Aufnahme grosse Unterschiede: Auf gewissen Bildern ist alles unscharf und matschig, andere Fotos zeigen immer noch klare Konturen.
Bei einem solchen Motiv geht man gerne auch näher heran, um Details zu betrachten. Dann muss die Auflösung höher sein (Foto: Canon / Testaufnahme EOS 5D III)
  • Das Motiv. Einfache, schlichte Motive (z.B. ein Gesicht) benötigen weniger Detailzeichnung. Man betrachtet sie auch gerne von weiter weg. In vielen Fällen ist das sogar nötig, um das Motiv überhaupt zu erkennen. Anders sieht es zum Beispiel bei einem Panoramaausblick über eine Stadt aus: Hier möchte man auch die Details sehen. Entsprechend näher tritt man heran, und dann zeigt sich eine allfällige schwache Auflösung.
  • Die Betrachtungsdistanz. Diese hängt nicht nur, wie oben beschrieben, vom Motiv ab, sondern auch von der Inneneinrichtung und wo das Bild aufgehängt wird.
Fazit: Die reine Pixelzahl, die eine Digicam erzeugt, ist auch für Poster-Dimensionen meistens ausreichend. Unabhängig davon kann die Schärfe des Bildes trotzdem ungenügend sein; dies muss von Auge überprüft werden. Zudem muss man sich überlegen, ob das Bild von Weitem oder von Nahem betrachtet wird und ob es sich für die gewünschte Distanz vom Motiv her eignet – es kommt also auf den Einzelfall an.

Autor(in) David Lee



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