Tipps & Tricks 18.07.2018, 11:12 Uhr

NAS-Server: So einfach ist der Einstieg

NAS bringen Ihnen eine eigene Cloud ins Wohnzimmer. Welche Geräte sich für den Einstieg empfehlen, was sie können und wie sie funktionieren, erfahren Sie hier.
Die Abkürzung NAS steht für Network Attached Storage. Zu Deutsch: am Netzwerk angehängter Speicher. NAS werden deshalb auch Netzwerkspeicher genannt. Heute können die Geräte aber weitaus mehr. Neben der Speicherfunktion für das Netzwerk bieten moderne NAS auch Cloud-Funktionen für Fernzugriff sowie Backup-Routinen und sind Überwachungsanlagen sowie Medienserver. Im Prinzip handelt es sich mittlerweile weniger um Festplatten mit Netzwerkzugang, sondern um kleine Server. Für private Zwecke werden meistens sogenannte 2-Bay-NAS verwendet – also Geräte mit zwei Festplatteneinschüben. Die Harddisks werden meist im RAID-Modus (Redundant Array of Independent Disks) eingesetzt, bei dem eine Festplatte die andere spiegelt. Das schützt vor Datenverlust im Fall eines Defekts. Grössere NAS mit mehr Festplatten sind auch erhältlich.
Schnelle SSDs (Solid State Drive) können nebst Harddisks ebenfalls als Speichermedien in NAS verwendet werden. Sie lohnen sich aber wegen der langsameren Tempi in Heimnetzwerken und der stationären Verwendung der Geräte weniger.

Aktuelle Netzwerkspeicher

Der Markt für Heim-NAS ist nicht gerade gross. Das liegt einerseits daran, dass Netzwerkspeicher noch immer ein eher anspruchsvolles Thema sind, aber auch an der Dominanz zweier Hersteller: Synology und QNAP haben den Markt quasi für sich gepachtet. Synology dominiert im Privatbereich so stark wie wenige andere Hersteller in ihrem Feld. QNAP kann noch knapp mithalten – vor allem dank viel Business-Power, hängt aber schon ein wenig zurück, was die Verkaufszahlen angeht. Der Festplattenhersteller Western Digital (WD) macht vor allem mit einer Einsteigerserie für Wenignutzer auf sich aufmerksam. Weitere bekannte Hersteller sind Netgear und Zyxel. Für unseren Test haben wir drei aktuelle Modelle unter die Lupe genommen: Eines von Synology, eines von QNAP und die neue Einsteiger-Cloud von WD. Zu jedem Modell zeigen wir Ihnen zusätzlich günstigere Alternativen vom selben Hersteller. Alle Details und Testresultate zu den Geräten lesen Sie in den Tabellen.
Synology DiskStation DS218+
Synologys jüngste DiskStation DS218+ bietet stärkere Hardware als der Vorgänger
Quelle: Synology
Bezüglich NAS ist Synology meistens der erste Name, der fällt. Synology hat es geschafft, die Netzwerkspeicher auch für weniger geübte Anwender zugänglich zu machen, ohne die Funktionalität für die Profis zu sehr einzuschränken. Zusammen mit seiner marktführenden Position hat Synology ein enorm starkes Argument für seine Geräte. Die «Plus»-Reihe von Synology zeichnet sich gegenüber den Einstiegs-NAS der «J»-Serie durch höhere Hardware-Leistung aus. Letztere eignen sich eher für das Übertragen von Videos und Musik (Streaming) im Heimnetzwerk und für Anwender, die wenige Dienste gleichzeitig nutzen. Was hat sich in der Plus-Serie gegenüber den Vorgängern geändert? In erster Linie Prozessor und Arbeitsspeicher. So bietet der DS218+ gegenüber dem älteren DS216+ beispielsweise mehr Rechenleistung beim parallelen Streamen und Geschwindigkeitsvorteile bei der Verschlüsselung. Die Festplatten lassen sich sehr einfach über Schubladen einbauen bzw. tauschen. Man muss die HDDs (Hard Disk Drive) nicht unbedingt festschrauben, sondern kann diese auch über die beiden seitlichen Laufwerksschienen «anpressen». Sind die HDDs eingelegt und das Netzteil angeschlossen, muss der NAS nur noch mit dem Heimnetzwerk verbunden werden. Danach lädt man den «Synology Assistant» herunter, die Einrichtungs-Software, die unter Windows/macOS X den NAS im Netzwerk aufspürt und Ihnen die Verbindungsdaten ausgibt. Hat das alles geklappt und ist der Netzwerkspeicher hochgefahren, folgt man Schritt für Schritt der Anleitung auf dem Bildschirm. Nach Festlegung eines Servernamens sowie Admin-Benutzernamens und -Kennworts richtet sich im Anschluss das NAS-Betriebssystem auf den initialisierten Festplatten ein. Das dauerte bei uns bis zum Neustart weniger als 5 Minuten. Schreib- und Lesegeschwindigkeit liegen auf ordentlichem Niveau. Eine 2-GB-Filmdatei schreibt sich via Gbit-LAN in 2 Minuten mit 93,1 MB/s auf den NAS. Beim Kopiervorgang einer 94-GB-Datei liess die Geschwindigkeit bei konstanten 93 MB/s nicht nach. Das ist schnell, auch wenn Synology eine etwas höhere Geschwindigkeit verspricht (ab 100 MB/s). Das alles hängt letzten Endes auch etwas von den eingebauten Festplatten ab. Das Betriebssystem des NAS hat eine überaus benutzerfreundliche Desktop-Oberfläche, die sich über einen Webbrowser bedienen lässt. Das funktioniert auch auf einem Smartphone oder Tablet; in diesem Fall stehen eine vereinfachte Mobilvariante und die Vollversion der Bedienoberfläche zur Wahl. Ebenfalls positiv: Die Möglichkeiten zur Vergabe von Benutzerrechten, Ordnern und Diensten sind enorm.
Fazit: Synologys DiskStation DS218+ überzeugt mit einfachem Festplattenaustausch (auch Hotswap genannt) und schneller Netzwerk-Performance. Wenn Ihnen zudem sehr viele NAS-Funktionen wie eine ausgeklügelte IP-Kamera-Software, ein Mailserver etc. wichtig sind, tun Sie sich mit dem 397 Franken teuren Gerät einen Gefallen.
Alternative:
Synologys DiskStation DS218j ist die kleinere Variante für geringere Ansprüche
Quelle: Synology
Falls Sie nicht ganz so hohe Ansprüche an Ihr NAS haben, tut es auch das Einsteigermodell von Synology. Der DiskStation DS218j ist in vielerlei Hinsicht identisch mit dem DS218+. Die Hauptunterschiede findet man bei der Leistung. Der 218+ bietet einen deutlich schnelleren Prozessor und rund viermal so viel Arbeitsspeicher. Das lohnt sich vor allem für Systeme, die mehrere Prozesse gleichzeitig verarbeiten müssen, beispielsweise in einer Familie. Für Einzelpersonen reicht die Power des DS218j aber aus. Einen USB-Anschluss weniger und der fehlende eSATAPort sind weitere kleine Abstriche, die man machen muss. Alles andere ist gleich, auch die einfache Benutzeroberfläche und die grosse App-Auswahl, für die Synology bekannt ist.
Nächste Seite: QNAP und Western Digital

QNAP und Western Digital

QNAP TS-253B
QNAPs TS-253B kann mit der Konkurrenz von Synology mithalten, ist aber ein wenig komplizierter
Quelle: Qnap
QNAP ist die erste Anlaufstelle für alle Anwender, die möglichst viel selbst bestimmen möchten – mit allen Vor- und Nachteilen, die damit einhergehen. Das gilt auch für den QNAP TS-253B. Der Nutzer erhält die volle Kontrolle über das Gerät und alle dazu nötigen Informationen. Im Gegenzug ist der TS-253B nicht ganz so einfach zu bedienen wie beispielsweise ein Synology-NAS. Geübten Nutzern dürfte das weitgehend egal sein, Anfängern wohl eher nicht. Der TS-253B ist auch nicht gerade ein Schmuckstück, das man stolz in der Wohnwand ausstellt. Vielmehr gibt sich das QNAP-Gerät funktional und informativ. Auf der Front fällt sofort das kleine LCD auf, das wichtige Informationen zum Betrieb anzeigt. Falls man das Display mal nicht anblickt, kann sich der TS-253B auch anders bemerkbar machen: Der NAS stösst bei wichtigen Aktionen oder Fehlern einen lauten Pfeifton aus, den man mit einem Feueralarm verwechseln könnte. Das ist vielleicht praktisch, wenn der NAS zwei Zimmer entfernt aufgestellt ist, stört allerdings, wenn er auf dem Tisch vor einem steht. Des Weiteren kann der TS-253B per Stimmausgabe auf bestimmte Zustände aufmerksam machen. Wird beispielsweise ein Firmware-Update installiert, lässt einen das eine laute Frauenstimme wissen. Soweit wir das testen konnten, werden Stimmausgabe und Pfeiftöne nur dann verwendet, wenn der Nutzer etwas am NAS unternimmt. Sie sollten also nicht mitten in der Nacht von Ihrem NAS geweckt werden. Die Installation des QNAP TS-253B funktioniert einfach genug. Der NAS wird an einem passenden Router angehängt und per Webbenutzeroberfläche eingerichtet. Diese erreichen Sie über die QNAP-Webseite. Im Vergleich zu anderen Herstellern, allem voran WD, benötigt die QNAP-Installation ein wenig mehr Fachwissen, zumindest wenn man das Gerät genauer anpassen möchte. Die ausgewählten Voreinstellungen sind jedoch für ein Allround-NAS bereits sehr gut gemacht. Sie können sich also einfach durch die Installation klicken. Einmal eingerichtet, lässt sich der TS-253B einfach per Weboberfläche bedienen. Alle wichtigen Informationen sind leicht erreichbar und die gängigsten Apps (Backup, E-Mail, Multimedia etc.) verfügbar. Es sind nicht ganz so viele wie beim Konkurrenten Synology, aber für die allermeisten Nutzer sollte es reichen. Die Bedienung ist einfach, auch wenn sich QNAP nicht scheut, den Nutzer mit Daten einzudecken. Profis wird es freuen. Die grundlegenden Funktionen des NAS laufen bestens. Der Up- und Download von Daten geschieht fix und ohne Probleme. Grössere Dateien konnten wir mit rund 100 MB/s hochladen. Bei vielen kleinen Dateien fällt die Geschwindigkeit auf durchschnittlich 93 MB/s. Das ist schnell genug, auch für 4K-Streaming.
Fazit: Der QNAP TS-253 ist ein ausgezeichneter Heim-NAS für fortgeschrittene Nutzer. Ganz einsteigerfreundlich ist das 578 Franken teure Gerät nicht, bietet aber dafür eine Vielzahl an Profi-Funktionen und Extras für Geübte. Der Preis ist für die gebotene Leistung absolut in Ordnung.
Auch bei QNAP gibt es mit dem TS-231P eine günstigere Variante
Quelle: Qnap
Alternative: Wie schon bei Synology gibt es auch bei QNAP eine günstigere Variante: Der TS-231P ist ein etwas simplerer NAS zu etwa dem halben Preis. Die Unterschiede liegen aber weniger in der Leistung. Prozessor und RAM sind zwar beim teureren TS-253B besser, jedoch weiss der TS-231P mit einem Zweikernprozessor (1,7 GHz) und 1 GB RAM durchaus zu überzeugen. Vielmehr fehlt es dem günstigeren Modell an Extras. 2,5-Zoll-Platten werden nicht unterstützt, USB-C fehlt, für USB-A-Geräte gibt es nur drei statt fünf Ports. Für das eingebaute Kamerasystem sind nur zwei statt vier Lizenzen inklusive. Nicht jeder braucht diese Extrafunktionalität und wer kein Powernutzer ist, kommt wahrscheinlich auch mit dem günstigeren TS-231P gut durch den Tag.
Western Digital My Cloud Home Duo
Der My Cloud Home Duo von Western Digital soll vor allem als private Cloud dienen
Quelle: Western Digital
Netzwerkspeicher sind praktisch, haben aber ein Problem: Sie sind oft kompliziert einzurichten und zu bedienen. Western Digital möchte das mit dem My Cloud Home Duo ändern. Die neue My-Cloud-Home-Serie ist quasi ein NAS light. Die Home-Geräte gibt es nur als Bundles mit Festplatte, die Software ist grösstenteils vorinstalliert. Das vereinfacht die Einrichtung. Als Nutzer muss man nicht mehr nachrecherchieren, welche Festplatten jetzt passen und wie das genau mit der Installation funktioniert. Das ergibt für den Festplattenhersteller WD Sinn, da natürlich gleich die eigenen WD-Red-Festplatten im Gerät verbaut werden. Bei My Cloud Home ist alles simpler. Das heisst aber auch, dass der Nutzer weniger Einfluss auf das Gerät hat. Die Oberfläche wirkt darum so aufgeräumt, weil Zusatzinfos fehlen. Die 1-Bay-Version hat nicht einmal einen physischen Ein-/Aus-Knopf, weil auch der als unnötig wegrationalisiert wurde. Das alles führt zu einem fast Apple-esquen Benutzererlebnis: Was der My Cloud Home Duo für nötig hält, lässt sich einfach bewerkstelligen, alles andere geht vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Entsprechend funktioniert der My Cloud Home Duo am besten für einfache Anwendungszwecke: Das Lagern und Aufrufen von Dateien ist die Kernaufgabe des Geräts. Das klappt nicht schlecht. Bilder, Videos und Medien lassen sich einfach hoch- und runterladen. Allerdings mit einem schalen Nebengeschmack: In unserem Test wurden Daten nur sehr langsam auf den NAS geladen. 6 MB/s konnten wir messen. Das entspricht überhaupt nicht dem von NAS gewohnten Übertragungstempo, sondern einem Online-Upload. Grössere Probleme mit Uploads und Downloads konnten wir jedoch keine feststellen. Nur ein paar Hänger waren zu verzeichnen. Dafür ist die Nutzeroberfläche per Web, Desktop oder Mobile enorm einfach zu bedienen und sehr übersichtlich. Gerade für neuere Nutzer ist das ein grosses Plus.
Oberfläche vom My Cloud Home Duo: Viel einfacher kann die Bedienung nicht mehr sein
Quelle: PCtipp
Fazit: Western Digital hat den My Cloud Home Duo nicht für die Profis gebaut, sondern für Alltagsnutzer, die lieber eine eigene Cloud statt Google oder Dropbox wünschen. Genau das bietet der Home Duo für 299 Franken: Cloud-Speicher, der in den eigenen Wänden steht. Als NAS für komplexere Aufgaben ist das Gerät nicht gedacht. Für den günstigen Einsteigerpreis kann man auch nicht viel mehr verlangen. Die langsame Übertragungsrate dürfte dennoch für viele Nutzer ein Problem sein.
Alternative: Anders als bei Synology und QNAP gibt es hier ein Gerät, das mehr kann. Der Western Digital My Cloud EX2 Ultra ist eher ein traditioneller NAS und weniger eine Cloud-Festplatte wie der My Cloud Home Duo. Technisch gesehen, sind die beiden Geräte vergleichbar. Der My Cloud Home Duo ist etwas neuer und entsprechend etwas flotter bei der Prozessorleistung. Dafür bietet der EX2 Ultra Hotswapping und eine eingebaute Überwachungsstation. Die Oberfläche ist auch nicht identisch. Während My Cloud Home auf eine vereinfachte Oberfläche für Heimanwender setzt, verwendet der My Cloud EX2 Ultra eine komplexere Nutzeroberfläche.
Der My Cloud EX2 Ultra ist mehr NAS und weniger Heim-Cloud
Quelle: Western Digital
Nächste Seite: Fazit, Übersicht, Testtabellen

Fazit, Übersicht, Testtabellen

Fazit: Synology als Favorit

Quelle: PCtipp
Synology macht etwas richtig. Das zeigt nicht nur die Marktdominanz des Herstellers. Kein anderer Anbieter hat bisher so eine perfekte Balance zwischen einfacher Nutzung und Leistungsstärke gefunden. QNAP kommt den Synology-Produkten am nächsten. Für geübte Anwender dürfte kaum ein Unterschied zwischen den beiden bestehen. Das Einsteiger-Experiment Western Digital My Cloud Home weckt gemischte Gefühle. Grundsätzlich ist die Idee eines extrem vereinfachten NAS als private Cloud durchaus interessant, die Umsetzung stimmt aber noch nicht. Besonders am Übertragungstempo muss Western Digital arbeiten.
Quelle: PCtipp



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.