Tests 04.03.2016, 11:14 Uhr

Smartphone-Schnäppchen mit Cyanogen: Wileyfox Swift im Test

Mit einem speziellen Design, einem Fuchslogo und alternativem Android versucht sich ein britischer Newcomer auf dem Handy-Massenmarkt. Überzeugt das auch den PCtipp?
Wileyfox ist ein junges Start-up aus England, das hierzulande noch kaum bekannt ist. Durchaus innovativ ist der Ansatz der Jungunternehmer, auf günstige Mittelklasse-Handys zu setzen, auf denen das schlanke Cyanogen OS läuft. Das alternative Betriebssystem basiert auf den aufspielbaren Mods der Community, den sogenannten Custom Roms. Vorteile sind mitunter regelmässige Software-Updates auf aktueller Google-Sicherheitsebene und ein entschlacktes Android ohne herstellerseitige Zusatz-Software.
Ein junges britisches Start-up bringt ein Günstig-Handy mit Cyanogen OS auf den Markt

Handlich und vielseitig

Der nur 200 Franken günstige Fuchs der Briten trumpft mit einer handkonformen 5-Zoll-Diagonalen. Griffig ist das Telefon allemal. Wer schon einmal ein Lumia 950 in den Händen gehalten hat: Etwa so fühlt es sich an. Die Rückseite des rau texturierten Deckels erinnert an das OnePlus 2. Ein besonderer Pluspunkt: Entfernt man den Deckel, findet man nebst zweier Micro-SIM-Einschübe sogar einen zusätzlichen MicroSD-Steckplatz vor, über den man den 16-Gigabyte-Speicher im Bedarfsfall erweitern kann.
Zwei SIM-Kartenslots und ein MicroSD-Einschub sind dabei
Quelle: NMGZ
Beim Gerätestart nimmt sich das Betriebssystem eine gefühlte halbe Minute Zeit. Was einen danach erwartet, läuft sehr geschmeidig, obwohl lediglich ein Vierkernprozessor zum Einsatz kommt. Die Auflösung von 1280 x 720 Pixeln ist akzeptabel. Die Schärfe leidet nicht gross darunter. Für diese Preisklasse ist der Bildschirm sogar erstaunlich gut. Einzig die Farben wirken ein bisschen kalt. Bei seitlichem Blickwinkel trübt zudem ein leichter Gelbstich die Anzeigefläche.

Performance mit Cyanogen OS

Von der rohen Rechenkraft her ist das Swift natürlich den Ferraris unter den High-End-Smartphones um ein Vielfaches unterlegen. Im Geekbench 3 erreicht das Wileyfox Swift 497 bzw. 1209 Punkte im Single- bzw. Multicore-Durchlauf. Ein Nexus 6P im Apfel-Bananen-Vergleich skaliert dagegen mit 1137 bzw. 4271 Punkten. Im Alltag verhält sich die Android-5.1-Basis in der Cyanogen-OS-Version 12.1 sehr flüssig. Nur selten kam es zu kleineren Hängern. Einmal, als sich beim Entfernen der SIM-Karte WhatsApp wieder routinemässig zur Identifikationsprüfung bemerkbar machte, waren keine weiteren Aktionen mehr möglich und das Smartphone musste neu gestartet werden. Das war aber einer der wenigen Bugs, die wir ausmachen konnten.
Cyanogen gibt eine gute Figur ab auf dem Wileyfox Swift
Quelle: PCtipp
Apropos Cyanogen: Wer einmal sein Handy mit einem CyanogenMod-Rom bespielt hat, kennt das schon: Man muss lediglich unter den Einstellungen gelegentlich die Software-Updates nach Aktualisierungen abfragen. Das bringt stets die neusten Google-Sicherheits-Updates mit sich – und wer weiss: vielleicht eines Tages sogar Android 6.0, wobei Letzteres von der Systemleistung her infrage gestellt werden kann. Ein weiterer Bonus: Das schlanke Android Lollipop ist hybrid gehalten. So offeriert das modifizierte OS bereits eine von Android 6.0 adaptierte Datenschutzoption, um schnüffelnden Apps die Rechte zu entziehen.
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Kamera im Test

Eine Kamera mit Macken

Obwohl ein 13-Mpx-Sensor verbaut ist, haute uns die Kamera des Handys nicht wirklich vom Hocker. Outdoor-Aufnahmen wirken meist zu dunkel. Der HDR-Modus verleiht weit entfernten Objekten einen wässerigen Ton. Das markante Bildrauschen belässt die Aufnahmen trotz hoher Pixelfülle in einem sehr milchigen Szenario. Auf mittlere Distanz sind die Fotos bei mittelmässigem Outdoor-Licht auch eher schlecht als recht.
Outdoor-Aufnahmen bei mittlerer Distanz sind halbwegs akzeptabel
Quelle: NMGZ
Bei besonders dunklen Morgenaufnahmen zeichnet sich manchmal ein unwirklicher Blaustich ab ...
Ufo-Landung im Freiamt? Diese Aufnahme wurde um sechs Uhr in der Früh geschossen
Quelle: NMGZ
Auf Distanz geht es meistens kaum ohne Bildrauschen - auch im Aussenbereich nicht ...
Auf Distanz verlieren Objekte meist an Schärfe
Quelle: NMGZ
Innenaufnahmen wirken generell zu dunkel. Der HDR-Modus ist daher nicht zu empfehlen. Das Bildrauschen wird dadurch sogar noch stärker. Ähnlich grobkörnig fallen Full-HD-Videoaufnahmen aus. Die 5-Mpx-Frontkamera kann hin und wieder passable Selfies knipsen.
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Akkulaufzeit und Sonstiges

Akkulaufzeit und Sonstiges

Das Cyanogen-Handy der Engländer kommt mit einem austauschbaren 2500-mAh-Akku. Surft man tagsüber bei einem Drittel Bildschirmhelligkeit viel im Netz, bleiben gegen Abend noch etwa 10 bis 15 Prozent Restkapazität. Anfangs dachten wir, die Akkulaufzeit sei tolerabel, doch liegt diese bestenfalls im Mittelmass. Einem schnellen Akkuverbrauch kann man zumindest teilweise entgegnen, indem man Google Now und die Standortaktivität ausschaltet.
Das Wileyfox Swift ist ein solides Günstig-Handy - mit ein paar Macken
Beim Lautsprecher darf man übrigens auch keine Wunder erwarten: Aus dem unterseitigen Lautsprechergrill kommt schon etwas heraus. Dreht man auf, kann das Klangbild jedoch unglaublich laut und verzerrt wirken. Noch ein Detail hat uns nicht ganz überzeugt: Der Micro-USB-Anschluss ist unpräzise ins Gehäuse eingearbeitet. Beim Laden und gleichzeitigen Surfen rutscht das Kabel des Öfteren aus der Buchse. Sehr unpraktisch!

Fazit

Für einen Preis von Fr. 199.- kann man beim Wileyfox Swift nicht viel sagen. Es ist ein solides Entry-Smartphone mit den Vorzügen des flüssigen Cyanogen OS. Besser hätte uns das erschwingliche Smartphone mit einem etwas besseren Akku und einer Kamera ohne Farbverwischungen gefallen. Eine preislich gute Alternative ist derzeit Huaweis Honor 5X.
Das Testgerät wurde uns freundlicherweise von Digitec zur Verfügung gestellt.

Testergebnis

Preis, Verarbeitung allgemein, Betriebssystem
Kamera, Akku, Lautsprecher

Details:  Qualcomm Snapdragon 410 1,2 GHz, 2 GB RAM, 16 GB Speicher (auf 32 GB erweiterbar), 5-Zoll-IPS-Display (1280 x 720 Px), Cyanogen 12.1

Preis:  Fr. 199.-

Infos: 
wileyfox.com

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Autor(in) Simon Gröflin



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