Tests 26.06.2013, 12:59 Uhr

Swisscom iO im Praxistest

Mit iO stellt Swisscom die Schweizer Mobilfunklandschaft einmal mehr auf den Kopf - zumindest hat der Dienst das Potenzial dazu. Wir sagen Ihnen, wie sich der WhatsApp- und Skype-Klon in der Praxis schlägt.
Heute hat Swisscom die neue Kommunikations-App namens iO offiziell lanciert. Im App Store und im Google Play Store ist die App bereits seit Sonntag respektive Montag erhältlich. Auf dem Papier klingt der neue Dienst toll – gratis chatten und telefonieren auf der ganzen Welt, auch unter verschiedenen Providern. Mehr zu den genauen Anwendungsszenarien und den käuflichen Optionen lesen Sie hier. Doch wie schlägt sich die App in der Praxis? Wir haben iO auf einem Android-Smartphone (Samsung Galaxy S2) ausprobiert.
Eingerichtet ist die App in wenigen Schritten. Zum einmaligen Registrieren muss lediglich die Handy-Nummer angegeben werden, anschliessend wird ein Bestätigungs-Code an die Nummer geschickt. Eingeben, bestätigen, fertig.
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Wer ist denn jetzt bei iO?
Die Kontaktliste zeigt alle Telefonkontakte an - nach iO-Nutzern lässt sie sich nicht filtern
iO greift direkt auf die auf dem Telefon gespeicherten Kontakte zu. Diese werden nicht an Swisscom übermittelt, sondern verbleiben auf dem Handy. Wer innerhalb der App die Kontakte anzeigt, hat also seine komplette Kontaktliste zur Hand. Das Problem: Es gibt keine Möglichkeit, die Kontakte nach iO-Nutzern zu filtern. Auch ist in der Liste nicht ersichtlich, wer iO bereits installiert hat und wer nicht. Das ist mühsam, denn wer kein Swisscom-Infinity-Nutzer ist (oder ab dem 1. Juli die entsprechende Option dazukauft), kann nur mit Nutzern kommunizieren, die iO ebenfalls installiert haben. Um zu sehen, auf wen das zutrifft, muss man aktuell jeden Kontakt einzeln öffnen. Nur dort sieht man, ob jemand ebenfalls iO nutzt – und falls nicht, kann man ihn mit einem Fingertipp einladen, dies nachzuholen. Anschliessend wird eine SMS mit einer Einladung an den Kontakt verschickt.
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Sprachqualität, Anruffunktion und Chat

Mässige Sprachqualität
Hat man dann einen Kontakt gefunden, der iO nutzt, kann man nach Belieben mit ihm chatten oder auch telefonieren. Dies hat im Test problemlos geklappt, auch zwischen einer Sunrise- und einer Swisscom-Nummer. Die Sprachqualität der VoIP-Anrufe (Voice over IP) hat uns allerdings im Vergleich zu normalen Anrufen über das Telefonnetz etwas enttäuscht. Komischerweise schien uns die Qualität über WLAN sogar noch etwas schlechter als über das Mobilfunknetz (3G). Ausserdem war die zeitliche Verzögerung zwischen den beiden Teilnehmern ziemlich gross. Insgesamt hinterlässt die Telefonie über iO also einen etwas zwiespältigen Eindruck.
Anrufe ausserhalb iO-Community noch nicht möglich
Über das Tastenfeld können beliebige (Schweizer) Nummern angerufen werden - zumindest theoretisch, bei uns war die Funktion noch nicht aktiv
Wie erwähnt profitieren alle Kunden eines Swisscom-Infinity-Abos in iO von einer Telefon-Flatrate in alle Schweizer Netze. Davon konnten wir uns allerdings noch nicht überzeugen. Unsere Redaktorin mit einem Abo vom Typ Swisscom Infinity M konnte keinerlei Anrufe an Festnetz- oder Mobilnummern absetzen (ausser direkt an andere iO-Nutzer). Laut Swisscom hängt dies mit der gestaffelten Aktivierung des Dienstes zusammen. «In den nächsten Tagen sollten alle Infinity-Kunden aufgeschaltet sein», hiess es auf Anfrage.
Die Chronik
Die Chronik ist nach Konversationen gruppiert
Chats und Anrufprotokolle werden in iO allesamt in der sogenannten Chronik zusammengefasst. Diese ist wie bei WhatsApp und Co. im Stile von Konversationen aufgebaut. Pro Person gibt es also eine Chronik. Auch das Design innerhalb der Chronik erinnert mit den grün und weiss hinterlegten Textboxen auffällig an WhatsApp. Auch Anrufe werden hier protokolliert, inklusive Zeitpunkt und der exakten Anrufdauer. Was uns nicht so gefallen hat: Bei den Chat-Nachrichten fehlt ein genauer Zeitstempel wie z.B. bei WhatsApp. Allerdings wird alle 15 Minuten ein Zeitstempel angezeigt, womit man die Nachrichten immerhin auf 15 Minuten genau zeitlich zuordnen kann.
Im Chat können nicht nur Nachrichten, sondern auch Fotos verschickt werden. Auch das Aufnehmen eines Fotos direkt aus der App ist möglich. Hingegen können momentan keine anderen Dateien verschickt werden – auch keine Videos.
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Fehlende Funktionen und Fazit

Fehlende Funktionen
Im Chatlog werden auch Anrufe protokolliert
Überhaupt lässt der Funktionsumfang der App noch etwas zu wünschen übrig. So sind etwa auch noch keine Gruppen-Chats möglich – ein Feature, auf das die WhatsApp-Gemeinde kaum verzichten können wird. Immerhin: Die Gruppen-Chats und weitere Funktionen wie etwa Videoanrufe sind ja bereits für den Spätsommer/Frühherbst angekündigt.
Auch die Einstellungsmöglichkeiten innerhalb der App haben uns noch nicht zufrieden gestellt. Unverständlich ist zum Beispiel, wieso man die Benachrichtigungstöne nicht ausschalten kann. Wenn man sein Handy also nicht komplett auf stumm schalten will, wird man ständig mit (nervigen) Benachrichtigungen zugedröhnt. Auch sonst wirken einige Dinge an der App noch unfertig. Beispielsweise kann man zwar ein Profilbild festlegen, dieses aber anschliessend nicht wieder entfernen.
Fazit: Zweifellos hat Swisscom iO ein grosses Potenzial. Geräte- und Provider-übergreifend gratis telefonieren und chatten ist reizvoll. Einen wirklichen Mehrwert gegenüber bereits bestehenden VoIP-Diensten wie Skype oder Viber bietet iO aber nur für Swisscom-Infinity-Kunden, die auch Kontakte ohne iO kostenlos anrufen können. Allerdings können die das dank Telefon-Flatrate ja ohnehin. Alle anderen müssen dafür draufzahlen – was sich je nach Nutzungsszenario und Handy-Abo durchaus lohnen kann, man sich aber im Einzelfall gut überlegen muss.
Die App selbst überzeugt zwar mit einer einfachen, schlichten Oberfläche, lässt allerdings noch einige Funktionen wie die Gruppen-Chats vermissen. Auch wirkt die App an einigen Stellen noch nicht ganz ausgereift respektive unfertig. Doch Swisscom hat bereits angekündigt, die App laufend zu verbessern – man darf also gespannt sein, wie sich iO in Zukunft entwickelt.



Kommentare
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oldie44
25.09.2013
io app im play store verschwunden? Ich finde die io App von Swisscom nicht im play store. Hat sie Swisscom zurückgezogen?

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Gaby Salvisberg
25.09.2013
Da ist sie doch: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.swisscom.io Allerdings dürften die wenigen, die sie mal installiert haben, heute daran erinnert worden sein, sie wieder zu deinstallieren. Bei mir war vorhin die allererste Message seit dem Test vor einigen Monaten eine Werbemessage von Swisscom.

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oldie44
26.09.2013
swisscom io app Danke für die Info. Offenbar sind meine Geräte Sunrise Sony Ericsson X10i, MEDION LIFETAB_P9514 nicht mit der app kompatibel. Aber offenbar ist die app ein flop, schade.

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POGO 1104
26.09.2013
meine Geräte Sunrise Sony Ericsson X10i, MEDION LIFETAB_P9514 nicht mit der app kompatibel.Swisscom IO benötigt mindestens Android 4 (afaik ist das X10i meilenweit davon entfernt) und läuft zur Zeit nur auf Geräten mit einer SIM-Card - Tablet Unterstützung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt. https://io.swisscom.ch/de/help/downloading-io POGO 1104

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oldie44
26.10.2013
vielen Dank! ja,das x10 ist auf 2.3. das tablet hat zwar 4.03, und eine sim card, wäre interessant wegen dem sunrise evrywhere abo. also warten wir mal ab.

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Masche
27.02.2016
Das Thema ist zwar schon älter, doch immer noch aktuell. Swisscom iO wäre vom Konzept her interessant, gehört aber leider auch in eine Reihe von bedauerlichen Fehlleistungen von Swisscom. Auf der Homepage von Swisscom iO (https://io.swisscom.ch/de/io-out.html) steht: "Diese Flatrate ist für NATEL® Infinity (plus), NATEL® Business Infinity (plus) und Vivo Abonnenten inbegriffen". Das stimmt aber leider nicht. Ich habe ein Vivo S Abo, kann aber mit meinem Handy iO nicht kostenlos verwenden. Ich vermute, der Grund ist, dass ich auf dem Handy ein Sunrise Abo habe, da ich zu Hause zwar Sunrise mit 4G empfangen kann, aber leider keinen zuverlässigen Swisscom Empfang habe. Die Art des Abos sollte aber keine Rolle spielen, geht doch die ganze Kommunikation mit iO von mir zu Swisscom übers Internet und das ist das gleiche, egal ob Swisscom oder Sunrise. Mein Festnetz Telefon, das ich am Accesspoint angeschlossen habe (VoIP), ist ja auch nicht von Swisscom und trotzdem funktioniert es. Das zeigt, dass die Angaben und Versprechen von Swisscom auf ihrer Homepage mit Vorsicht zu geniessen sind, da sie oft Makulatur sind. Ein anderes aktuelles Beispiel zur Illustration, dass Swisscom ihre Technologie offensichtlich nicht 100%-ig im Griff hat: Ich habe zum besagten Vivo S Swisscom TV Light. Gemäss Homepage (https://www.swisscom.ch/de/privatkunden/kombi-angebote/angebote/vivo-s.t2.html) gibt es die Live-Pause auch im TV Light-Angebot auf allen Plattformen. Das hat aber auf meinem PC nicht funktioniert. Nachdem mir der Onlinechat von Swisscom nach langem hin und her auch nicht weiter helfen konnte, musste das Center of (In)Competence, nachdem es zuerst dementiert wurde, endlich den Fehler zugeben: "Es ist korrekt, dass auf der Swisscom Webseite (noch) nicht differenziert angegeben ist, dass mit dem Swisscom TV light die Live Pause auf dem TV 2.0 App funktioniert, jedoch nicht via Computer. Dies wurde bereits unseren Verantwortlichen weitergeleitet und sollte in Kürze angepasst werden". Bin mal gespannt, wann der Verantwortliche den Fehler korrigiert hat. Doch auch auf dem Handy funktioniert Live Pause unzuverlässig. Es passiert gelegentlich, dass nach Aktivieren der Live Pause diese sich nach wenigen Sekunden sich selber wieder deaktiviert, das heisst, dass das Programm einfach weiter läuft. Oder aber, dass nach der Deaktivierung der Live Pause das Programm "vergessen" hat, wann es gestoppt wurde und einfach live weiter fährt. Mit diesem Verhalten ist die Live Pause eigentlich auch auf dem Handy unbrauchbar. Mit anderen Worten, viele leere Versprechungen von Swisscom Online und auf Hochglanzpapier. Oder vielleicht auch mangelnde Kommunikation zwischen Technologieabteilung und Marketing?