Tests 14.11.2011, 07:30 Uhr

Test: MP3-Portale im Vergleich

Musik aus dem Internet zu laden, statt auf CD zu kaufen, ist viel komfortabler und teils deutlich günstiger. Der PCtipp hat die wichtigsten drei Musikportale für die Schweiz getestet.
Die Musik-CD befindet sich in einem ständigen Sinkflug und dieser Trend wird sich auch nicht mehr umkehren. Denn legale Download-Portale entbinden den Käufer von der Pflicht, eine ganze CD zu kaufen, nur um an ein einzelnes Stück heranzukommen. Die Webläden sind ausserdem rund um die Uhr geöffnet und jeder Song kann am PC Probe gehört werden.
Wir haben die drei wichtigsten Musikportale für Schweizer getestet. Jedes einzelne bietet eine unüberschaubare Fülle an verschiedenen Titeln. Unterschiede zeigen sich jedoch beim Einkaufserlebnis, bei der Qualität und nicht zuletzt beim Preis. Letzteren haben wir mit dem Album «Born This Way (Bonus Track Version)» von Lady Gaga getestet und dabei dramatische Unterschiede festgestellt. Allerdings variiert die Preisgestaltung von Album zu Album, sodass der Unterschied nicht in jedem Fall so markant ausfallen muss. Trotzdem lohnt es sich, vor dem Kauf genau hinzusehen.
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Die Stores einzeln unter der Lupe

Der iTunes Music Store von Apple ist nahtlos in die Multimedia-Software iTunes integriert. Der Verkauf wird im Gegensatz zur Konkurrenz also nicht in einem Browser abgewickelt. So kann bei der Darstellung mit der grossen Kelle angerichtet werden.
In Sachen Attraktivität, Benutzerführung und Übersichtlichkeit hat dieser Shop die Nase vorn. Zudem bietet er die beste Klangqualität und als einziger Hörproben von 90 Sekunden Dauer. Dateien werden im AAC-Format angeboten und sind mit 256 Kbit/s codiert. Diese können problemlos von allen Apple-Geräten und PCs abgespielt werden, aber auch portable Musik-Player moderner Bauart spielen sie ab. Wer die Musik auf älteren Playern hören will, muss diese unter Umständen zuerst in MP3-Dateien umwandeln.
Auch optisch ein Genuss
Der Kauf gestaltet sich mustergültig einfach. Die Abwicklung der Bezahlung erfolgt über die Apple-ID, die einmal angelegt und durch die Kreditkartendaten ergänzt wird. Anschliessend reicht ein Klick auf die Schaltfläche Kaufen, um die gewünschte Musik herunterzuladen und in die eigene iTunes-Sammlung zu integrieren. Schneller shoppen geht nicht. Einen Einkaufskorb wie bei vielen Shoppingportalen gibt es nicht, stattdessen können Titel und Alben zu einer Wunschliste hinzugefügt werden. Da sich diese ebenfalls mit einem Klick kaufen lässt, läuft diese Einrichtung jedoch auf dasselbe hinaus.
Beim Preis liegt der iTunes Music Store im oberen Bereich und etwa auf Augenhöhe mit Ex Libris. Ein einzelner Track kostet bei unserem Testalbum zwar mehr, dafür ist das Album als Ganzes günstiger. Zudem erhalten Albumkäufer bei iTunes ein elektronisches Booklet als Bonus obendrauf. Allerdings gehört diese Beilage nicht zum Standard.
Tipp: Der amerikanische iTunes Music Store bietet viel günstigere Preise als die Schweizer Version. Wie Sie dort einkaufen können, erklären wir auf der nächsten Seite.
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Im US-Store einkaufen

Günstiger Einkaufen bei iTunes USA
Jeder iTunes Music Store ist genau auf ein Land zugeschnitten. Wenn man sich das Preisgefüge jenseits des grossen Teichs anschaut, gerät man allerdings ins Grübeln. Nicht zuletzt dank des maroden US-Dollars bezahlt man in den USA für exakt dasselbe Album weniger als die Hälfte. Da die Musik ausserdem nicht durch ein digitales Rechtemanagement geschützt ist, können Einkäufe im US-Store problemlos mit der bestehenden Musiksammlung kombiniert werden. Auch ein sehr grosser Vorteil: Die Hörproben dauern wie im Schweizer iTunes Music Store ganze 90 Sekunden. Dadurch wird im Gegensatz zu anderen Portalen das Risiko eines Fehlkaufs minimiert.
Günstiger shoppen im US Store (Rainer Sturm/pixelio.de)
Ein Nachteil: Während international bekannte Interpreten hüben wie drüben erhältlich sind, sucht man im US-Store viele Schweizer Bands vergebens. Der Einkauf in den USA hat darüber hinaus seine Schattenseiten. Offiziell ist nicht vorgesehen, dass Europäer dort shoppen, sodass man sich mit Tricks behelfen muss. Diese laufen darauf hinaus, dass ein US-iTunes-Konto angelegt und das Zahlungsmittel Kreditkarte vermieden wird. Stattdessen verwenden Sie iTunes-Gutscheine. Wie das genau geht, erklärt Ihnen unsere Schwester-Webseite unter www.digitalliving.ch. Geben Sie den Webcode auf der Seite oben rechts ein. Am besten fährt übrigens, wer die USA besucht oder jemanden dort kennt, sodass die Gutscheine ohne Zwischenhändler gekauft werden können.
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Ex Libiris im Visier

Ex Libris
Auch die Migros-Tochter Ex Libris möchte ein Stück vom digitalen Musikkuchen. Der virtuelle Musikladen funktioniert komplett im Webbrowser. Jedes Lied kann 30 Sekunden lang Probe gehört werden. Als Format kommt das universelle MP3 zum Einsatz, das mit beachtlich hohen 320 Kbit/s codiert ist. Die Preise bewegen sich etwa im Rahmen dessen, was man sich als leidgeprüfter Schweizer gewohnt ist.
Umständlich, relativ teuer und ohne Coverabbildungen: So vergrault die Migros-Tochter Ex Libris die Musikfreunde
Beim Einkaufserlebnis kann das Musikportal aber überhaupt nicht überzeugen: Viel zu hoch ist der Aufwand, um ein einzelnes Musikstück herunterzuladen. Selbst wenn man sich einmal registriert und seine Kreditkartennummer hinterlegt hat, sind immer noch zahlreiche Klicks notwendig, bis die Musikdateien endlich auf der Festplatte landen: Eine Seite folgt der nächsten, auf denen der Warenkorb begutachtet, allgemeine Geschäftsbedingungen akzeptiert, Adressen bestätigt, Zahlungsinformationen angeklickt werden müssen etc. Wenn die Datei endlich auf der Festplatte angekommen ist, muss sie manuell in die bestehende Musikbibliothek übertragen werden. Zu allem Überfluss sind noch nicht einmal die Coverabbildungen in die Datei eingebettet, sodass diese Zusatzinformationen von Hand ergänzt werden müssen. In der heutigen Zeit ist das ein absolutes Unding.
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Amazon Deutschland im Test

Amazon
Genau wie Ex Libris findet der Einkauf bei Amazon im Browser statt. Die Oberfläche wirkt aufgeräumt und kommt im etwas verstaubten, Amazon-typischen Design daher. Jeder Song darf 30 Sekunden lang Probe gehört werden. Lieder werden im MP3-Format vertrieben, sind aber im Gegensatz zu Ex Libris mit etwas schwächeren 256 Kbit/s codiert. Zudem ist die Soundqualität bei gleicher Bitrate leicht schlechter als bei Apples AAC. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass diese relativ geringen Qualitätsunterschiede je nach Gehör eher psychosomatisch als akustisch wahrgenommen werden.
Amazon bietet Komfort und unschlagbare Preise, kann aber punkto Soundqualität nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten
Hingegen bietet der Onlinehändler beim Einkaufen fast denselben Komfort wie der iTunes Music Store. Durch die patentierte 1-Click-Technologie reicht ein einziger Klick, um den Download zu starten. Zuvor muss jedoch eine kostenlose Software installiert werden. Diese kümmert sich nicht nur um den Download, sondern sorgt auch dafür, dass die Datei vollautomatisch in die iTunes-Bibliothek übertragen wird. In dieser Hinsicht zieht Amazon also mit Apple gleich, auch wenn die optische Aufmachung nicht an die Darstellung in iTunes heranreicht.
Ebenfalls nervig: Unmittelbar nach dem Kauf verschickt Amazon eine E-Mail als Bestätigung, während Apple die Einkäufe sammelt und erst nach einigen Tagen in einer Gesamtquittung per E-Mail verschickt.
Zu den grossen Stärken von Amazon gehört ganz klar der Preis. Unser Testalbum von Lady Gaga war zum Testzeitpunkt fast 10 Franken günstiger als im schweizerischen iTunes Music Store und sogar nur halb so teuer wie bei Ex Libris.
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Unser Fazit

Fazit: Preis vs: Qualität
Der klare Sieger: iTunes
Wer die beste Qualität bei grösstmöglichem Komfort sucht, der kauft im Schweizer iTunes Music Store von Apple ein – allerdings zu happigen Preisen. Amazon wiederum bietet ein angenehmes Einkaufserlebnis und tiefe Preise, kann allerdings bei der technischen Qualität nicht ganz mithalten.
Und Ex Libris? Dieses Portal kann eigentlich nur Lokalpatrioten empfohlen werden. Die Preise sind auf hohem schweizerischem Niveau, den Dateien fehlt die Coverabbildung und das Einkaufserlebnis artet regelmässig in Frust aus – da tröstet auch die hohe Bitrate der Songs nicht darüber hinweg.



Kommentare
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drieg
14.11.2011
MP3-Portale sind ja ok. aber für den anspruchsvolleren Musikliebhaber wären einige Hinweise auf flac-Anbieter (auch HiRes) wie zB linnrecords, naimlabel, classicalshop etc.brauchbar gewesen.

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Lunerio
16.11.2011
Naja iTunes ist alles andere als top. Jedenfalls keine Bereicherung des multimedialen Geschäfts. Aber Meinungsverschiedenheiten darf es ruhig geben. :) @drieg: So wie die komprimierten Musikstücke angeboten werden, merkts doch eh keiner, ob da nun MP3 320Mbit/s oder FLAC angeboten wird. Zumindest bei den grossen Anzahl an Menschen, die irgendwelche Logitröt als Soundsystem oder Kopfhörer im Wert von 60.- bei sich haben. Aber auch bei den teuren Geräten merkt das wohl nur ein STARK, HEFTIG geschultes Ohr. ;D Jetzt ein fettes aber: Wenn ich schon für Musik zahle, will ich keine vorkomprimiete Dateien bekommen, sondern 100,1% Originalware!