Tests 10.12.2019, 08:50 Uhr

Sony a7R IV im PCtipp-Testcenter

61 Megapixel und ein smartes Autofokus-System sollen die Sony a7R IV sowohl von der Konkurrenz, als auch von den Vorgängermodellen abheben. Die Megapixel braucht man zwar nicht unbedingt, aber die Ergebnisse haben durchaus ihren Reiz.
Erinnern Sie sich noch, als spiegellose Systemkameras (DSLMs) mit Kompaktheit und niedrigem Gewicht beworben wurden? Diese Zeiten sind grösstenteils vorbei. Einsteigermodelle profitieren zwar tatsächlich noch von kompakteren Formfaktoren im Vergleich zu den älteren Spiegelreflex-Kameras (DSLRs), im High-End-Bereich wurde der freigewordene Platz jedoch schnell mit besseren Komponenten aufgefüllt.
Die Sony a7R IV ist ein ordentlicher Brocken, aber auch gefüllt mit Leistung
Dabei sei gesagt: Die Sony a7R IV ist durchaus kleiner als eine preislich vergleichbare DSLR. Aber auch nur so lange, bis man ein Objektiv draufschraubt. Denn der grosse Vollformat-Sensor gelüstet auch nach grossem Glas für davor. Und schon ist der Grössenvorteil dahin. Aber: Spiegellose Systeme bieten längst bessere Vorteile als nur ein kompakteres Chassis und der grössere Body kommt normalerweise mit angenehmerer Bedienung.

Bedienung

Genau das ist bei der a7R IV Programm. Das Profil der Kamera wurde im Vergleich zum Vorgänger leicht überarbeitet und setzt an den richtigen Orten an. Allem voran ist der Griff der a7R IV deutlich bequemer und bietet auch für grössere Hände ordentlich Platz. Die Platzierung der Knöpfe und Räder ist dabei gut gewählt und ermöglicht eine fast komplett einhändige Bedienung. Zumindest wenn man die Kamera mit einem schweren Objektiv einhändig tragen kann/will.
Der grosse Griff bietet ordentlich Platz und einen guten Halt
Etwas verwunderlich ist dabei die Platzierung des Modus-Rades oben rechts. Dieses kann durch seinen (an sich sinnvollen) Sperrknopf so oder so nur schwer einhändig bedient werden und dürfte so oder so meistens im gleichen Modus bleiben. Entsprechend hätte das Rad auch links des Suchers platziert werden können, wodurch auf der rechten Seite Platz für etwas anderes frei geworden wäre. Beispielsweise für ein kleines LCD mit den aktuellen Einstellungen.
Die neuen Knöpfe der a7R IV können überzeugen
Generell sind die Räder der a7R IV nicht das stärkste Bedienelement. Besonders die beiden Rädchen für Blende und Belichtungszeit sind nicht ideal platziert und wirken etwas rutschig. Gleiches gilt für das Rad um das Steuerkreuz auf der Rückseite, wenn auch weniger stark. Sehr solid ist hingegen das einrastende und strenggehende Rad für die Belichtungskorrektur. Ebenfalls deutlich verbessert sind die Knöpfe der a7R IV. Sämtliche Buttons bieten einen angenehmen Widerstand und sind gross und abstehend genug, um sie sogar mit Handschuhen bequem drücken zu können. Gleiches gilt für den Joystick.
Die Oberseite der a7R ist ein wenig speziell angeordnet
Die Sony a7R IV bietet neben der Button-Steuerung auch gewisse Touch-Elemente an. Allerdings wirkt die Implementierung etwas altbacken. So können nicht alle Elemente per Touch bedient werden und gewohnte Gesten wie «Pinch to zoom» gibt es nicht. Dort wo die Touch-Bedienung aktiv ist, bietet sie aber einen klaren Mehrwert.
Die Steuerung der a7R IV ist nicht immer ganz intuitiv
Gerade bei der Menüsteuerung würde Touch helfen. Hier kämpft Sony weiter mit einem breiten Angebot an Einstellungen und keiner guten Methode, diese zu sortieren. Häufig genutzte Optionen können in ein frei einstellbares Schnellzugriffsmenü gepackt werden. Alles andere sucht man jedoch in einem Dschungel von Menüs, die nur grob einer Logik folgen. Gut: Haben Sie Ihre perfekten Einstellungen gefunden, können Sie diese in eine benutzerdefinierte Voreinstellung speichern, und diese sogar per SD-Karte auf eine andere a7R IV übertragen.
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Ausstattung

Ausstattung

Neben der grosszügigen Auflösung ist das grösste Feature der a7R IV der Autofokus. Dieser wurde auf die neuste Generation des Sony-Autofokus-Systems aktualisiert und bietet herausragende Ergebnisse. Das AF-System erkennt Personen und andere Subjekte und kann diese automatisch verfolgen. Das geschieht mit beeindruckender Präzision. Nur im Burst-Modus verpasst die a7R IV einige wenige Bilder. Der Autofokus funktioniert so gut, dass es nur gelegentlich Sinn macht, einen der 567 Phasenerkennungs-Fokuspunkte von Hand auszuwählen. Die Abdeckung des AF-Systems beträgt beeindruckende 99,7 Prozent vertikal und 74 Prozent horizontal.
Das Autofokus-System deckt fast den ganzen Sensor der a7R IV ab
Verfolgen lässt sich der Fokusvorgang entweder über das Display oder den digitalen Sucher. Beide können durch das Band überzeugen. Beim Display handelt es sich um ein farblich exzellentes LCD mit 1,44 Millionen Pixeln. Für Fotos von weiter oben oder unten lässt sich das Display neigen. Es fehlt allerdings eine seitliche Drehung oder Neigung, die beispielsweise im Hochformat nützlich ist.
Der Sucher ist ein angenehm grosses Modell mit vollständiger Abdeckung und einer Vergrösserung im Faktor 0,78. Das verwendete OLED mit 5,76 Millionen Pixeln erledigt seinen Job bestens. Der Sucher kann zudem qualitativ angepasst werden. Dabei kann der Nutzer entweder die Auflösung oder die Bildwiederholrate manuell erhöhen, jeweils auf Kosten der Akkulaufzeit.
Apropos Akkulaufzeit: Diese ist bei der Sony a7R IV durchaus respektabel. Je nach genauen Einstellungen schafft die a7R IV zwischen 530 und 670 Bilder. Das Wissen, bei den ersten 500 Bildern gar nicht an den Akku denken zu müssen ist durchaus etwas wert. Praktisch: Die Kamera kann während dem Aufladen weiter gebraucht werden. Das ist beispielsweise für Zeitraffer-Aufnahmen nützlich. Zum Aufladen nimmt die a7R IV einen der beiden USB-Anschlüsse (2.0 B oder 3.1 C).
Steckplätze gibt es bei der a7R IV genug
Neben den zwei USB-Steckern bietet die a7R IV einen Mikrofon-Eingang (3,5 mm) und einen Kopfhörer-Stecker. Für Video-Inhalte gibt es einen microHDMI-Anschluss und für externe Blitzgeräte ist ein Standard-Sync-Stecker verbaut.
Für den Speicher stehen der a7R IV zwei SD-Kartenslots mit UHS-II-Unterstützung zur Verfügung. Die Slots sind im Griff verbaut und hinter einer soliden Klapptüre versteckt. Etwas merkwürdig: Die Karten müssen mit der Aufschrift nach hinten (Kontakte nach vorn) eingesetzt werden. Das ist bei den meisten anderen Kameras umgekehrt. Aufgrund der grossen Dateien, welche der 61-Mpx-Sensor abliefert empfiehlt es sich, von der neuen UHS-II-Unterstützung gebrauch zu machen. Ansonsten schaut man der Kamera öfters beim Buffern zu.
Die zwei SD-Kartenslots sind seitlich angebracht
Das auch, weil die a7R IV ordentlich schnell zur Sache geht. Fotografiert man in JPG oder komprimierten 12-bit-Rohdateien, schafft die Kamera starke zehn Bilder pro Sekunden. Trotz des gigantischen Sensors. Bei unkomprimierten 14-bit-Raws sind es immerhin noch sechs Bilder pro Sekunden. Immer noch stattlich für einen 61-Mpx-Sensor.
Falls die 61 Mpx übrigens einmal nicht ausreichen sollten, gibt es den PixelShift-Modus. Dieser schiesst 4 oder 16 Bilder des gleichen Ausschnittes. So können Sie Szenerien mit bis zu 240 Mpx zusammengefügt werden. Leider ist die Implementierung davon etwas mühselig. Die Bilder werden nicht direkt in der Kamera zusammengefügt, sondern müssen von Hand in Sony Image Edge verarbeitet werden. Dazu beherrscht die Kamera keine Bewegungskorrektur, wodurch PixelShift für bewegte Subjekte sinnlos wird. Aber die regulären 61 Mpx sollten ja ausreichen.
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Sensor und Bildqualität

Sensor und Bildqualität

Die offensichtlichste Neuerung der a7R IV ist der enorm hochauflösende Sensor. 61 Mpx liefert der neue Sensor und ist damit sowohl für enorme Details, als auch für enorme Dateigrössen verantwortlich. Kombiniert man den Sensor mit einem ebenbürtigen Objektiv, leistet die a7R IV ganze Arbeit. Der Detailgrad der Kamera ist dann schlicht fantastisch und erreicht etwa das Niveau von vergleichbar teuren und sogar teureren Mittelformat-Kameras. Günstigere Objektive fallen dann jedoch umso negativer auf. Aber wer kauft schon eine 3500-Franken-Kamera und packt dann ein billiges Objektiv drauf. Am häufigsten findet man die Kamera im Handel mit dem Sony 24 – 70 mm ƒ/2.8 GM, das einen ausgezeichneten Partner zur a7R IV hergibt, auch wenn es gefühlt Tonnen wiegt.
Der Vollformat-Sensor der a7R IV leistet ganze Arbeit
Bei wenig Licht schlägt sich die a7R IV wacker, wenn auch nicht spitzenmässig. Die native ISO-Reichweite reicht von 100 bis 32'000. Über 10'000 ISO ist allerdings nur dann empfehlenswert, wenn es die einzige Option ist, etwas festzuhalten. Wirklich okay sind die Bilder erst im vierstelligen ISO-Bereich. Unter 1000 ISO müssen Sie sich keine Gedanken um Bildrauschen machen.
Bilder in voller Grösse finden Sie in unserem Flickr-Album.
Der Detailgrad der a7R ist beeindruckend. (RAW-Foto mit Adobe-Color-Profil in Lightroom Classic)
Quelle: PCtipp
Der Vorteil von 61 Mpx: Aus dem ganzen Bild...
Quelle: PCtipp
...kann man problemlos einen FHD-Ausschnitt mit ausgezeichneter Qualität herausschneiden
Quelle: PCtipp
Auch mit schwierigen Lichtverhältnissen kommt die a7R IV klar
Quelle: PCtipp
Eine Stärke der a7R IV ist der starke Autofokus
Quelle: PCtipp
RAW-Foto mit Adobe-Color-Profil in Lightroom Classic
Quelle: PCtipp
RAW-Foto mit Adobe-Color-Profil in Lightroom Classic
Quelle: PCtipp
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Video und Fazit

Video

Die Sony a7R IV ist keine primäre Videokamera. Entsprechend verwundert es kaum, dass die Videofeatures der Kamera nicht die Stärksten auf dem Markt sind. Die Videoqualität ist in Ordnung und es werden sämtliche wichtigen Funktionen wie Zebra oder externe Aufnahmen via HDMI unterstützt. Aufgenommen wird in bis zu 4K-Auflösung mit 30 FPS. Darunter sind ziemlich alle Kombinationen möglich. Darunter auch ein Crop-Modus, der etwa das APS-C-Format verwendet. Log-Aufnahmen sind ebenfalls möglich, allerdings wie die anderen Aufnahmemodi nur in 8 bit. Das auch mit einem externen Aufnahmegerät.
Etwas mühsam ist der Wechsel zwischen Foto und Video. Die a7R IV behält dabei jeweils die Einstellungen bei wodurch man beim Wechsel zu Video jedes Mal aufs Neue die passende Belichtungszeit auswählen muss.
Beeindruckend ist jedoch der Autofokus. Der bereits ausgezeichnete Autofokus im Foto-Bereich funktioniert auch für Video exzellent. Die Kamera kann unter anderem Gesichter und Augen live verfolgen. Auch sonst fokussiert die a7R IV während der Aufnahme flüssig und zuverlässig. Und sollte einmal nicht das gewünschte Subjekt im Fokus sein, kann der Fokuspunkt einfach per Touch neu gesetzt werden.

Fazit

Die a7R IV ist die beste Sony-Kamera bis dato. Die Kamera bietet alles, was man von einer vielseitigen DSLM erwarten kann und liefert herausragende Bildqualität mit einem starken Autofokus-System dahinter. Im Vergleich zur Konkurrenz ist die a7R IV nicht immer der beste Spezialist, aber ein exzellenter Allrounder. Besonders im Bereich Landschaft und Portrait kann die a7R mit ihrem hochauflösenden Sensor punkten. Abzüge gibt es für die stellenweise holprige Bedienung, vor allem was die Nutzeroberfläche angeht, sowie für kleinere Schwächen wie eine eher mässige High-ISO-Leistung und einen uninspirierten Videomodus.
Als Upgrade vom Vorgängermodell bietet die a7R IV vielleicht ein bisschen zu wenig Neues und den Aufpreis für den riesigen 61-Mpx-Sensor ist nicht für jeden das Geld wert. Wer die Auflösung aber brauchen kann, bekommt mit der a7R IV etwas geliefert.

Testergebnis

Autofokus, Haptik, Verarbeitung, Bildqualität
Bedienung (v.A. UI), High-ISO-Leistung

Details:  Vollformat-Sensor mit 61 Mpx, 100–32'000 ISO, 567 AF-Punkte, 10 FPS, Mikrofon-Eingang, Kopfhörer-Ausgang, microHDMI, USB-C & -B, WiFi/Bluetooth/NFC, Videos bis 4K/30; 100 Mbps, 3"-LCD, EVF mit 5,76 Mio Pixeln, 2x SD (UHS-II), 665 g (mit Akku)

Preis:  Fr. 4499.-

Infos: 
sony.ch

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