Tests 10.01.2014, 07:30 Uhr

HP Slate 21: Android-PC im Test

Mit dem Slate 21 hat HP erstmals einen All-in-One-PC mit Android auf den Markt gebracht. Wie sinnvoll das ist, klärt unser Test.
Das Slate 21 ist nicht wie der Name suggeriert ein Tablet, sondern ein All-in-One-PC, der mit Android 4.2 läuft. Die Bilddiagonale des Touchscreens beträgt 21,5 Zoll. Wer will, kann das Gerät aber auch fast wie ein Tablet nutzen: Der Standfuss lässt sich nämlich in einem grossen Winkel flexibel verstellen, sodass man das Slate 21 auf Wunsch fast in eine waagrechte, leicht angewinkelte Position bringen kann. Von einem Tablet ist das Gerät natürlich trotzdem weit entfernt, schliesslich ist es auf eine externe Stromversorgung angewiesen und wiegt knapp 5 kg. Das weisse Gehäuse besteht komplett aus Plastik, die Verarbeitung ist okay, aber halt auch nicht mehr. Zumindest steht das AIO ziemlich stabil.
Kein würdiger Rahmen
Das Gerät ist dank Android – HP setzt auf die unveränderte Originaloberfläche des Google-Betriebssystems – für die Bedienung mit den Fingern wie geschaffen. Das funktioniert so weit auch ganz gut. Nervig ist aber, dass der Bildschirm nicht von einem ebenen Rahmen umgeben ist. Das heisst, wie bei einem normalen PC-Monitor ist der Bildschirm einige Millimeter in den Rahmen eingelassen. Das führt dazu, dass die Bedienung teilweise etwas mühsam ist, beispielsweise wenn man vom oberen Bildrand nach unten wischen will, um die Statusbar respektive die Benachrichtigungsleiste zu öffnen.
Unverständlich ist zudem, dass unser Testgerät ohne Tastatur und Maus geliefert wurde. Das kann man von einem All-in-One eigentlich erwarten. Allerdings ist das Slate 21 auch in einer Konfiguration mit drahtlosen Eingabegeräten erhältlich, z.B. bei Digitec. Trotz Touchscreen ist die Bedienung des Geräts mit Maus und Tastatur für ein Desktop-Gerät in vielen Situationen bequemer. Dank drei USB-Ports – einer auf der Seite, zwei hinten – lassen sich beliebige Eingabegeräte anschliessen.
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XXL-Tablet zum Aufstellen

XXL-Tablet zum Aufstellen
An der Android-Oberfläche hat HP nichts verändert
Abgesehen von den Standard-Google-Apps hat HP noch einige weitere mehr oder weniger nützliche Apps vorinstalliert, darunter einen Dateimanager, einen Medienplayer, die Mobile-Office-Suite von Kingsoft sowie die Apps Evernote, Skitch und Splashtop 2. Einen Windows-PC kann das Android-Gerät natürlich trotzdem nicht gleichwertig ersetzen. Das Slate 21 kann nicht mehr und nicht weniger als ein Android-Tablet oder -Smartphone. Der einzige Unterschied ist im Prinzip der AIO-Formfaktor.
Ordentliche Leistung, magerer Speicher
Die Leistung ist dank Nvidia Tegra 4 ordentlich, im Vergleich zu Intel-basierten Desktop-Systemen ist sie aber natürlich wesentlich schwächer. Der Prozessor verfügt über vier Rechenkerne, die mit 1,66 GHz respektive im Single- und Dual-Core-Betrieb bis auf 1,8 GHz takten. Die Benchmark-Werte sind okay, fallen aber teils deutlich hinter jene von Geräten mit Qualcomms Snapdragon-800-Chip zurück. Etwas mager fällt der Arbeitsspeicher mit 1 GB aus, hier sind selbst aktuelle Top-Smartphones meist grosszügiger ausgestattet. Und auch beim Flash-Speicher (8 GB) zeigt sich HP doch ziemlich geizig. Nur knapp 5 GB Speicher sind frei verfügbar. Für ein Desktop-System klar zu wenig, trotz des Slots für SD-Speicherkarten.
Auch die Startzeit von Android fällt mit rund 30 Sekunden ziemlich lange aus, hier sind selbst Windows-Systeme zum Teil deutlich schneller. Natürlich kann man das System auch ständig im Stand-by betreiben (aus dem es innert zwei Sekunden erwacht), doch verbraucht das Slate 21 dann immer noch knapp 8 Watt, was sich auf die Dauer auch summiert. Dafür gibt sich das AIO im Betrieb sehr sparsam, wir haben meist zwischen 25 und 30 Watt gemessen, selbst bei grafisch aufwendigen 3D-Spielen zeigte der Stromzähler nur selten über 30 Watt an. Zum Vergleich: Aktuelle Windows-AIOs verbrauchen im Schnitt um die 80 bis 100 Watt unter Last.
Der Bildschirm des Slate 21 kann überzeugen. Standesgemäss löst er in Full HD auf und stellt das Farbspektrum natürlich dar. Dank IPS-Panel ist die Blickwinkelstabilität gut. Der Bildschirm spiegelt allerdings sehr stark. Die integrierten Stereolautsprecher sind ordentlich laut und klingen ganz passabel, sodass man problemlos auch mal einen Film schauen kann.
Fazit: Das Slate 21 ist nicht perfekt: Der Rahmen stört bei der Touchscreen-Bedienung, Speicher und Arbeitsspeicher fallen zu knapp aus. Dank des guten und flexiblen Bildschirms bietet es aber immer noch ein faires Gesamtpaket fürs Geld. Fraglich ist einzig, wie gross der Markt für Desktop-Systeme mit Android ist.



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