Steam Machine: Alienware Alpha im Test

Bedienung auf Top-Niveau, Fazit

Bedienung auf Top-Niveau

Die angepasste Bedienungsoberfläche «HiveMind» von Alienware hat uns ziemlich beeindruckt. Spiele verwalten, auf YouTube oder auf gespeicherte Mediendateien vom NAS zugreifen: Das geht hier alles ganz flink mit dem Xbox Controller! Das Ganze baut auf der bekannten Media Center Software XBMC («Kodi») auf. Standardmässig bootet der PC mit der schönen Kacheloberfläche. Leider lag kein Controller dabei. Wir haben einen Xbox One Elite Controller via USB-Kabel angeschlossen. Natürlich ist insbesondere Steam sehr gut auf die Xbox-Steuerung optimiert. Ganz ohne Tastatur geht es dann doch nicht ganz, wenn man weitere Game-Launcher wie den Gog Galaxy Launcher oder Ubisofts Uplay-Spielverwalter installiert und erst einmal alle Games konfiguriert. Alternativ steht für den Alltag auch die Emulation für Maus- und Tastatureingaben zur Verfügung, die man bei gleichzeitigem Drücken der vier Schultertasten und des linken Analogsticks aufruft. Was in der Natur der Sache liegt: Für Spiele auf Plattformen wie Gog.com werden Sie nicht so leicht ohne Tastatur und Maus auskommen. Bei Steam ist das Konsolen-Feeling erwartungsgemäss perfekt!

Konsolen-Feeling auf einem PC

Insgesamt gefällt uns, wie viel Aufwand man in die Nutzererfahrung reingesteckt hat. Alle Bereiche des GUI sind gut sortiert, sodass man auch bequem eine App wie Twitch aufrufen, dann von einem Moment zum anderen wieder zu Steam gelangen kann – und das alles mit dem Xbox Controller. Respekt! Kodi-Skins erstellen ist zwar kein Hexentrick, aber die ganze Steuerungsbelegung beansprucht sehr viel Zeit. Die hat sich Dell definitiv genommen. Zu kritisieren gibt es höchstens ein Detail: Will man von der Hivemind-Oberfläche wieder in den Desktop gelangen, ist leider jedes Mal ein Neustart erforderlich, von wo aus man erst als Administrator auf die ganze PC-Oberfläche zugreifen kann. Warum nicht gleich vom Kodi-Skin in die Desktop-Ansicht wechseln? Einen Vorteil hat das aber vielleicht: Wenn Kinder mit dem Alienware spielen, ist wenigstens das Risiko eingedämmt, dass unbeabsichtigt Software installiert oder etwas an den Systemeinstellungen verändert wird.
Das Alienware Alpha R2 ist kaum grösser als eine Nintendo Wii U
Quelle: PCtipp

Nicht genug Leistung für 4K

Für Gaming-Leistung auf 4K-Niveau reichte es bei fordernden Spielen wie «Doom» mit dem zusätzlichen Amplifier nur für knapp 40-45 Bilder pro Sekunde und das auch nur bei mittleren Grafikdetails. Schuld daran war aber die ältere Nvidia GeForce GTX 980, die man uns mitgeliefert hat. Mit einer 980 Ti reichte es bereits für konstantere Bildwiederholraten (bis zu 60 fps), allerdings nicht in den höchsten Detaileinstellungen («Nightmare»). Im Betrieb ist der kleine Konsolen-PC mit aus nächster Nähe hörbaren 50 dB(A) nicht gerade leise. Mit dem zusätzlichen Grafikverstärker und einer Nvidia GeForce GTX 980 wird es mit zusätzlichen 54 dB(A) schon unüberhörbar laut. Das entspricht in etwa demselben Lärmpegel, als hätte man einen normalen Tower-PC ohne optimierte Gehäuselüftung und CPU-Wasserkühlung in der Stube rumstehen.
Der externe Grafikverstärker (rechts im Bild) ist nicht gerade kompakt
Quelle: PCtipp
Unter Höchstleistung hört sich auch das Alienware Alpha R2 im alleinigen Betrieb wie eine damals eher laute PlayStation 3 Slim an. Grund: Prozessor und Grafikkarte sind von zwei grossen Lüftern bedeckt, welche die Wärme nach hinten pusten. Leider sind die Lüfter unter Vollast ein wenig laut und fahren sich bei Leerlauf nicht so schnell auf angenehmere Drehzahlen herunter. Beim Stromverbrauch hüpft der Mini-PC im Spiel «Rise of The Tomb Raider» ohne Verstärker bei 4K-Leistung von ca. 77,6 Watt auf 128 Watt. Das ist im Vergleich zur PlayStation 4 Pro mit ähnlicher Grafikleistung aber noch bescheiden: Optimierte PS4-Spiele mit höherer Auflösung beanspruchen auf der neuen Sony-Konsole bis zu 160 Watt. Im Normalbetrieb pegelt sich der Mini-PC bei 26-30 Watt ein, was wir als vertretbar erachten (bis 60 Watt auf der PS4 Pro).
Der Startbildschirm des Alienware Alpha
Quelle: PCtipp

Nerviger Boot-Fehler

Es gibt aber noch zwei Aspekte, die das Spielerlebnis ein wenig trüben: Zum einen die Ladezeiten, zum anderen das Booten mit und ohne den Grafikverstärker. Gamer, die schon seit acht Jahren ein SSD als obligates Primärlaufwerk im Einsatz haben, werden hier bei ladeintensiven Spielen ein wenig an den Fingernägeln kauen. Wir verstehen nicht, warum Alienware nicht gleich eine Konfiguration mit einem 500-GB-SSD-Laufwerk anbietet, werden doch die 2,5-Zoll-Flash-Laufwerke immer günstiger. Wir raten zu einem Austausch oder einem zusätzlichen M.2-PCI-Express-Modul. Mit dem externen Verstärker gibt es auch ein Ärgernis: Bootet man das Alpha R2 ohne die Expansionseinheit, nachdem man diese zuvor zusammen mit dem PC in Betrieb hatte, nervt unmittelbar nach dem BIOS-Ladevorgang eine Fehlermeldung. Das System will dann nur noch hochfahren, wenn es wieder auf die Grafikbox zugreifen kann, auch wenn Strom und Zuschaltsignal nach sauberem Herunterfahren getrennt waren. Um bei weniger rechenintensiven Spielen oder beim Installieren neuer Titel Strom zu sparen, müsste dieses Umschalten einfacher möglich sein. Der Mini-PC im Single-Betrieb startete erst dann wieder brav, wenn man die F1-Taste beim Bootvorgang gedrückt hielt, um die Fehlermeldung zu überspringen. Wenn da nur die Tastatur wieder in Greifnähe wäre, um jetzt F1 zu drücken. Eine Antwort auf eine Frage an Dell zu besagtem Problem ist noch offen. Wir halten Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.
Konsolen-Feeling für die Stube hat man mit dem Alienware Alpha R2 definitiv
Quelle: PCtipp

Fazit

In der i5-Vierkern-Konfiguration mit der GTX 960 ist das Alienware Alpha R2 ein nutzerseitig geniales Spiele-Mediacenter für ordentliche Gaming-Leistung auf Full-HD-Niveau. Wer unbedingt 4K-Gaming-Leistung möchte, sollte sich die Anschaffung der lauten Zusatz-Einheit samt teurer Desktop-Grafikkarte gut überlegen. Je nach Design der Grafikkarte war der Betrieb zwar ein wenig leiser als mit unserer Test-Referenzkarte von Nvidia, die uns Dell mitgegeben hat. Alternativen: Man kann sich die Benutzeroberfläche auch selber auf einem anderen PC einrichten. Ein ordentlicher PC im schallgedämmten Micro-Tower kann bei guter Lüfteroptimierung noch einiges leiser und effizienter sein als das Alienware-Gespann aus Mini-PC und Amplifier. Zudem hat man für echtes 4K ohnehin einen Nachteil: Der Verstärker ist nicht für zwei Grafikkarten im Doppelgespann ausgelegt.  
Vom Dell Alienware Alpha R2 sind verschiedene Konfigurationen verfügbar. Eine Übersicht liefert der Dell-Shop. Mehr Details zum Grafikverstärker finden Sie unter diesem Link.

Testergebnis

Preis, Bedienung, Design
Lüfter, Festplatte statt SSD, Aufrüstbarkeit (RAM)

Details:  Intel i5-6400T (4 Kerne, bis 2,8 GHz), Nvidia GeForce GTX 960 (4 GB), 8 GB RAM, 500 GB HDD, 4 x USB 3.0, 1 x USB 2.0, HDMI 2.0 (Ein-/Ausgang), 1 x Toslink-Audioausgang (optisch), Gbit-LAN, WLAN-AC, Bluetooth 4.0 Windows 10 Home (64 Bit), Abmessungen: 20 x 20 x 5,5 cm, Gewicht: 1,81 kg

Preis:  ab Fr. 569.– (versch. Konfigurationen)

Infos: 
dell.com/ch/p/alienware-alpha-r2-desktop/pd

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Autor(in) Simon Gröflin



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