Tests 11.06.2018, 09:52 Uhr

Test: Acer Predator Orion 9000

Einer der grössten und teuersten Tower in der Geschichte des PCtipp-Testcenters geht an den Start. Die Erwartungen sind entsprechend hoch.
Hebt man den Predator Orion 9000 das erste Mal aus seiner Verpackung, könnte man meinen, man stünde vor den Toren von Minas Morgul. Der Orion 9000 ist gigantisch, kantig und wirkt mit seiner blassblauen Beleuchtung richtig gespenstisch. Diese sieht man zwar erst, wenn der PC läuft, aber dennoch.
Was für ein Panzer
Was Grösse und Gewicht angeht, hat Acer mitgedacht: Der Orion 9000 verfügt sowohl über zwei solide Traggriffe als auch über zwei keine Rädchen auf der unteren Rückseite. Hebt man die Front des Towers an, lässt sich der PC relativ bequem rollen.
Die nächste Herausforderung für den Orion 9000 folgt sogleich: Wohin mit dem Ding? Auf dem Tisch wirkt der PC fast zu bedrohlich (wir wären wieder bei Minas Morgul) und unter dem Tisch ist nicht unbedingt genügend Platz. In meinem Fall musste ich meinen Bürotisch anheben, um den Orion unter der Kabelführung durchzubringen. Kein Wunder, bei einer Gehäusehöhe von über 64 cm.
Die bulligen Masse des Orion 9000 haben stellenweise sogar ihren Grund. Neben Platz fürs Innenleben bietet das Gehäuse einige Extras. Darunter eine Headset-Halterung auf der Front und ein praktisches Seitenfenster. Letzteres lässt sich für Wartungsarbeiten leicht öffnen. Platz für Upgrades gibt es genug.

Ausstattung

Da stellt sich die Frage: Was soll man denn bei einem 4800-Franken-PC upgraden wollen?
Auf der Seite gibt es eine praktische Glastür
Sicher schon mal nicht die CPU. Verbaut ist einer der schnellsten Chips, die der Konsumentenmarkt jemals gesehen hat: der Intel Core i9-7900X. Mit zehn Prozessorkernen und einer Taktfrequenz von 3,3 GHz (bis 4,3 GHz im Turbo-Modus), leistet die CPU definitiv ihren Beitrag. Auch die verbauten 32 GB DDR4-RAM (2400 MHz) sind mehr als genug.
Am ehesten sind folgende Upgrades eine Überlegung wert:

Speicherplatz

512 GB reicht als System-SSD aus. Wer aber gerne alles auf eine Platte schmeisst, braucht wahrscheinlich mehr Platz. Ähnliches gilt für die 2 TB Festplattenspeicher. Das reicht für viele Nutzer, aber längst nicht für alle.

Grafikkarte

Verbaut ist eine Nvidia GeForce GTX 1080 Ti, aktuell wohl die beste Grafikkarte auf dem Markt. Allerdings in unserer Konfiguration nur eine davon. Das verwundert: Acer verbaut eine Wahnsinns-CPU, massenhaft RAM und sonst alles, was man sich wünschen kann. Spart aber beim Gaming-PC an der Grafikkarte. Verstehen Sie mich nicht falsch: Eine einzelne GTX 1080 Ti kommt mit ziemlich jedem Game klar, das man aktuell darauf loslassen kann. Bei einem PC dieser Preisklasse wäre eine zweite Grafikkarte jedoch schon ein logischer Schritt gewesen.

Software

Hier wäre weniger wieder mal mehr gewesen. Der Orion 9000 ist vollgeladen mit Apps und Software, die man wahrscheinlich nicht braucht. Steam macht noch Sinn, aber das meiste, was danach kommt, hat mit Gaming wenig am Hut und wurde aus anderen Gründen vorinstalliert. Das Upgrade wäre hier also ein Upgrade auf ein weniger überladenes Windows.

Anschlüsse und Lieferumfang

Bei den Anschlüssen gibt es die übliche Kost. Von der GTX 1080 Ti gehen ein HDMI- und drei DisplayPort-Stecker weg. Ideal für Nutzer mit drei Monitoren. Dazu gibt es zwei USB-C-Anschlüsse, einen auf der Front und einen auf der Rückseite. USB-A gibt es viermal in schnell (3.1) und zweimal in langsam für Maus und Tastatur.
Ebendiese werden mit dem Orion 9000 mitgeliefert. Falls Sie jedoch Ihr Gaming auch nur halbwegs ernst nehmen, können Sie die Peripherie gleich wieder im Karton verschwinden lassen. Sowohl Maus als auch Tastatur sind allerhöchstens unteres Mittelmass und für den Gaming-Einsatz fast nicht brauchbar.
Für Vielreisende gibt es Rädchen am Gehäuse
Zwei Beispiele dafür: Es gibt keine logische Möglichkeit, die DPI der Maus herauszufinden. Für FPS-Spieler ist das zwingend nötig. Die Maus reagiert zudem auch mit relativ grossem Abstand zum Mauspad noch. Das führt dazu, dass man als Spieler die Maus oftmals sehr hoch anheben muss. Das verlangsamt die Reaktionszeit deutlich. Die Tastatur ist vom Tippgefühl her etwa durchschnittliches Ramschtisch-Niveau. Das wäre grundsätzlich noch okay, wäre da nicht der schwache Key-Rollover. Drückt man mehr als drei Tasten gleichzeitig, geht schon nichts mehr. Etwas, das beim Gaming regelmässig vorkommt.
Besser sieht es beim Audio aus. Da wird zwar nichts mitgeliefert, aber die Anschlüsse des Orion 9000 sind hier sehr gut. Line-In und Line-Out auf der Front für das Headset plus ein Surround-Panel auf der Rückseite. Mehr braucht man nicht. Wer übrigens am PC noch gerne DVDs oder Blu-rays schaut, kann beruhigt sein: Im Gehäuse des Orion 9000 war noch Platz für ein optisches Laufwerk.
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Leistungstests und Fazit

Leistungstests

Wir haben den Acer Predator Orion 9000 mit fünf aktuellen Games getestet. Darunter die E-Sport-Klassiker «Counter-Strike: Global Offensive» und «DotA 2», das herausragend optimierte «Overwatch», Grafikkanone «Destiny 2» und «Heroes of the Storm», weil es Spass macht.
Alle Games wurden bei einer Bildschirmauflösung von 2560 × 1440 und maximalen Settings getestet. Hier sind die Ergebnisse:

Overwatch

maximale FPS 200
minimale FPS 120
durchschnittliche FPS 168
maximale FPS 200
minimale FPS 120
durchschnittliche FPS 168
Zwölf Spieler auf engem Raum mit vielen Effekten machen dem Orion 9000 nicht viel aus. Overwatch läuft auch auf maximalen Einstellungen problemlos. Runterskalieren müssen höchstens Nutzer eines 240-Hz-Monitors. Mit 1080p und ein paar Kompromissen bei den Details kommt man dort aber locker hin.

Counter-Strike: Global Offensive

maximale FPS 280
minimale FPS 160
durchschnittliche FPS 246
maximale FPS 280
minimale FPS 160
durchschnittliche FPS 246
Der Valve-Klassiker ist zwar schon ein wenig älter, aber auch berüchtigt für seine hohen Ansprüche, sowohl aufseiten des Spiels als auch aufseiten der Spieler. Für Letztere sollte der Orion 9000 durchaus zufriedenstellend sein. Sogar auf maximalen Settings kommt man durchschnittlich auf über 240 FPS. In der traditionellen CS-Einstellung von 1024 × 768 und alles ausser Schatten auf niedrig, sind es dann sogar über 700 FPS. Bringt zwar nicht mehr wirklich was, sieht aber toll aus.

DotA 2

maximale FPS 240*
minimale FPS 190
durchschnittliche FPS 238
maximale FPS 240*
minimale FPS 190
durchschnittliche FPS 238
* limitiert durch das Spiel
In keinem anderen etablierten E-Sport gibt es so hohe Preisgelder wie in Dota. Besitzer eines Orion 9000 können nur noch sich selbst die Schuld geben, wenn sie mit den Profis nicht mithalten können. An der Hardware liegt es bestimmt nicht. Der Orion 9000 schafft 240 relativ konstant. Mehr lässt DotA 2 sowieso nicht zu. In grösseren Teamfights können die FPS durchaus mal unter 200 sinken, aber eben: 2K mit maximalen Settings ist für E-Sport nicht wirklich nötig.

Heroes of the Storm

maximale FPS 290
minimale FPS 128
durchschnittliche FPS 221
maximale FPS 290
minimale FPS 128
durchschnittliche FPS 221
HotS ist auch bekannt als das Mario Kart der DotA-Games. Zwar mehr wegen der Einfachheit als der Geschwindigkeit, aber trotzdem. Mit der Geschwindigkeit kein Problem hat der Orion 9000, auch wenn in diesem Fall einige Hänger den Spass leicht trüben. Die durchschnittlichen 221 FPS sind in Ordnung und wären bestimmt höher, würden die FPS nicht dann und wann auf bis zu 128 herunterstürzen. Wahrscheinlich liesse sich das Problem mit einigen manuellen Einstellungen mittelfristig beheben, nicht aber in unserer Testzeit.

Destiny 2

maximale FPS 130
minimale FPS 67
durchschnittliche FPS 91
maximale FPS 130
minimale FPS 67
durchschnittliche FPS 91
Kommen wir zum ersten richtig grossen Grafiktest: Destiny 2. Der Onlineshooter reizt bei maximalen Einstellungen die Grafikkarte so richtig aus. Dennoch erreichen wir respektable 130 FPS und einen starken Schnitt von 91 FPS. Da im Falle von Destiny mehr das Erlebnis als der E-Sport-Aspekt im Vordergrund steht, sind das ausgezeichnete Werte. Die Bilder pro Sekunde sanken in unserem Test nie unter 67 und damit auch nie unter die wichtigen 60. Wer trotzdem gerne seinen 120-Hz- oder 144-Hz-Monitor voll ausreizen möchte, muss ein paar Kompromisse in Kauf nehmen. Gleiches gilt für 4K/60 FPS.

Die Preisfrage

Was der Orion 9000 kann, wissen wir jetzt. Bleibt noch die Frage, ob er das für einen guten Preis erledigt. Betrachtet man rein «Hardware pro Franken», lautet die Antwort klar: Nein. Die einzelnen Komponenten sind zwar das Geld schon wert, die Konfiguration ist jedoch merkwürdig. Bei einem Gaming-PC wäre es sinnvoller gewesen, eine zweite GTX 1080 Ti zu verbauen, dafür beim Prozessor ein wenig zurückzuschrauben. Ein i7-8700K wäre beispielsweise für Gaming ähnlich gut – für einen Drittel des Preises. Auf den ersten Blick ist der Orion 9000 sehr beeindruckend, bei genauerem Hinschauen wirkt er aber mehr wie ein PC, der mit «coolen», vermarktbaren Komponenten zusammengestellt wurde, nicht einer, der effektiv in sich harmoniert. Dazu kommt das Gesetz der abnehmenden Erträge: Der Preisgraben zwischen dem Orion 9000 und leicht günstigeren Modellen ist doch höher als der Leistungsgraben.
Das Raumschiff-Design ist Geschmackssache, aber gut umgesetzt

Fazit

Der Acer Predator Orion 9000 ist ein rasanter Gaming-PC mit spektakulärem Design. Für die gebotene Leistung aber klar zu teuer. Mit einer smarter gewählten Konfiguration erhält man eine vergleichbare Performance für deutlich weniger Geld. Dann halt ohne die Rädchen.



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