News 13.08.2013, 08:09 Uhr

Abfalleimer in London verfolgen Smartphone-User

In London sorgen Mülleimer mit Bildschirm und WLAN-Funktion für Aufregung. Sie tracken Passanten.
Abfalleimer mit Bildschirm und WLAN-Funktion sorgen in diesen Tagen in London für Aufsehen. Sie stellen nämlich eine Verbindung mit WLAN-Devices von Passanten her und tracken diese. Dadurch soll auf den Bildschirmen zielgerichtete Werbung platziert werden. Auf diese Idee ist das Unternehmen Renew gekommen. Es hat bislang 200 solcher «Werbemülleimer» in der britischen Hauptstadt installiert und eine Aufstellgenehmigung für 21 Jahre erteilt bekommen.
Wie Golem unter Berufung auf die britische Tageszeitung The Independent berichtet, können die Geräte dadurch die Wege der Passanten genau rekonstruieren und erkennen, ob jemand jeden Tag die selbe Route wählt oder nur zufällig vorbeigeht. Die sogenannten Renew Orbs - wie die neuartigen Abfallkübel heissen - erfahren dabei auch, welches Smartphone-Modell der getrackte Passant nutzt. Bei Datenschützern stösst dieses Projekt jedoch auf Unbehagen. Sie sehen darin eine Verletzung der Privatsphäre der Passanten.
Renew wehrt sich unterdessen gegen die Kritik, indem es betont, dass die eingeholten MAC-Adressen anonymisiert seien und man daher nicht wisse, welche Person dahinterstecke. Nichtsdestotrotz erfährt Renew mithilfe der WLAN-Verbindung viel über die Passanten - vermutlich schon zu viel. Mit dieser Tracking-Methode kann man den Smartphone-User gegebenenfalls bis nach Hause, bis zum Arbeitsplatz oder bis ins nächste Geschäft verfolgen.

Überwachungswildwuchs in London

Für die Gewerbetreibenden in Londons Strassen bietet die digitale Mülltonne eine ausgeklügelte Form der personalisierten Werbung. Passanten mit ihren gewohnten Fusswegen könnten mittels den auf Bildschirmen aufleuchtenden Werbesujets in bestimmte Shops gelockt werden, wenn sie sich gerade in der Nähe befinden. Das Projekt befindet sich derzeit noch in der Beta-Phase in der City of London, dem Finanzviertel der Metropole. Später soll der Aktionsradius ausgeweitet werden. Rund ein Drittel der Einblendzeit auf den Bildschirmen soll für soziale Zwecke reserviert sein.
Die Smartphone-verfolgenden Mülleimer passen zu London, gilt die Stadt an der Themse ja bereits seit Jahren als die meistüberwachte der Welt. In keiner Metropole hängen so viel Überwachungskameras wie in London. Laternenmasten, Hauswände oder Verkehrsschilder - kaum ein Gegenstand, der nicht dazu genutzt wird, um mit einer Kamera jeden Winkel der Innenstadt einzusehen. (www.pressetext.com)



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