News 19.08.2011, 09:13 Uhr

HPs PC-Verkauf: Niedergang des PCs?

HPs beabsichtigte Aufgabe des PC-Geschäfts sei zwar ein herber Schlag für den PC, aber noch nicht das Todesurteil, meinen Analysten. Profiteur des Schritts könnte dagegen Dell sein.
Ein Verkauf oder ein Spin-off der Personal Systems Group (PSG) durch Hewlett-Packard (HP) - PCtipp.ch berichtete - sei ein Hinweis, dass die Wichtigkeit des PCs abnehme - und mit dieser auch die Wichtigkeit von Windows, urteilt Wes Miller von der Beratungs- und Marktforschungsfirma «Directions on Microsoft». Denn das HP-Vorhaben zeige, dass andere Geräte wie Tablets und Smartphones sowie Betriebssystemspielarten wie iOS und Android die Bedeutung des PCs mindern werden. «Das erhöht den Druck auf Microsoft, mit Windows 8 einen Knaller zu landen», meint Miller auch im Bezug auf Windows als Tablet-Plattform.
«HP sieht die Zukunft offensichtlich dort, wo der PC nicht im Fokus steht», sagt Miller und fügt an: «Genau wie IBM im Jahr 2005.» Vor sechs Jahren verkaufte der Blaue Riese seine PC-Abteilung an die chinesische Lenovo.
Trotzdem bedeutet der Verkauf oder Spin-off der PSG - immerhin des weltweit grössten PC-Herstellers - nicht automatisch den Tod des Personal Computers. «PCs werden hochstrategisch sein, weil auf ihnen diejenigen Applikationen laufen, die ganze Unternehmen am Leben halten», ist Mark Margevicius, Marktforscher bei Gartner, überzeugt. «Die Tatsache, dass alle damit zu kämpfen haben, PCs zu verkaufen, macht die PC-Plattform nicht unbedeutender», argumentiert er. «PCs sind weltweit weiterhin ein riesiges Geschäft mit einem Absatz von gut 100 Millionen Geräten pro Jahr. Das stirbt nicht so schnell.» Schliesslich würden sich die PC-Verkäufe von HP durch den Verkauf an jemand anderen nicht in Luft auflösen. «Jemand wird das Geschäft weiterführen», gibt Margevicius zu bedenken.
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Im Zusammenhang mit dem PSG-Verkauf sehen die ...

Im Zusammenhang mit dem PSG-Verkauf sehen die beiden Analysten auch die Ankündigung, die Herstellung aller Geräte mit WebOS sofort einzustellen. «HP hoffte, das WebOS-betriebene Tablet TouchPad sei so etwas wie der Defibrillator für die PC-Abteilung», sagt Margevicius. «Das hat offensichtlich nicht die erhofften Resultate gezeitigt.» Die Folge laut des Gartner-Marktbeobachters: «Der Patient ist nicht tot, aber er hängt an der Herz-Lungen-Maschine.»
Ironischerweise sei der Ausstieg von HP aus dem Tablet-Geschäft ein Gewinn für Microsoft, ist Microsoft-Kenner Miller überzeugt. HP habe klar kommuniziert, man setze auf das eigene Betriebssystem WebOS und nicht auf Windows 8 für Tablets. Somit müsse Microsoft «einen Partner weniger von Windows 8 als Tablet-Plattform überzeugen», schlussfolgert Miller.
Eine weitere Firma, die von der Absicht HPs, sich von der PSG zu trennen, profitiere, sei Dell, dem derzeit zweitgrössten PC-Hersteller der Welt. «Dell wird als der Hersteller angesehen werden, der in Sachen PC-Geschäft sicher und solide ist», sagt Margevicius.



Kommentare
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atom
19.08.2011
Das (ex Palm-)WebOS sehe ich auch nicht als tot an, es ist allem anderen überlegen punto Benutzerfreundlichkeit (inklusive iOS). Klar ist die vielgerühmte Appskollektion (noch) mager, aber Hand aufs Herz: wer durchsucht 300'000 Apps bis er das richtige findet? Ich weiss nicht, ob WebOS wirklich eine Zukunft hat. Welcher Entwickler wird jetzt noch für WebOS angesichts dieser unklaren Zukunft entwickeln wollen? Wer wird jetzt noch ein Gerät kaufen, wenn man nicht genau weiss, ob es in einem Jahr noch Support geben wird? Auch werden mittelfristig keine neuen Geräte mehr auf dem Markt erscheinen, HP wird die bereits produzierten Geräte verramschen. WebOS wird es wohl ähnlich gehen wie MeeGo: Eigentlich ein sehr interessantes OS, welches jedoch zuwenig gefördert wurde und wo es zuwenig ansprechende Geräte gab.

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coceira
20.08.2011
Totgesagte leben laenger oder der PC ist tot, lang lebe der PC !