Von «Kundenlogin Post» zur SwissID 09.02.2023, 08:45 Uhr

Post erfreut über Nutzerzahlen für Login-Lösung SwissID

Eine Erfolgsmeldung, die an Ironie grenzt: Bisher sollen 2,8 Millionen Nutzer die SwissID als Login-Lösung bei der Post verwenden. Doch: Monatelang wurde die Kundschaft zum Wechsel aufgefordert und es wird nur noch die SwissID als Login geben. Mit Kommentar vom PCtipp.
Noch funktioniert auch das «Kundenlogin Post»– aber die Post setzt ganz klar auf das SwissID-Login
(Quelle: Screenshot/PCtipp.ch)
Rund ein halbes Jahr, nachdem die Schweizerische Post vom bisherigen «Kundenlogin Post» auf die Login-Lösung SwissID – eine elektronische Identität – gewechselt hat (PCtipp berichtete), zieht das Unternehmen ein erstes positives Fazit. Die Zahl der Kundinnen und Kunden, die das SwissID-Login verwenden, stieg nach eigenen Angaben von 1,7 Millionen auf über 2,8 Millionen. Das entspricht einem Zuwachs von über 60 Prozent innert 6 Monaten. Neukunden können sich schon seit Frühling 2022 ausschliesslich via SwissID auf der Webseite post.ch registrieren. «Erfreulich aus Sicht der Post ist zudem, dass insgesamt bereits 3,4 Millionen Nutzerinnen und Nutzer der SwissID als sichere und zukunftsfähige Login-Lösung vertrauen», heisst es im Communiqué.

«Kundenlogin Post» funktioniert noch bis Mitte 2023

Mit der Login-Umstellung sei man auch zeitlich auf Kurs. Das noch bestehende «Kundenlogin Post» werde im Verlauf dieses Jahres eingestellt. Wer noch unentschlossen ist, ob er oder sie das SwissID-Login nutzen möchte: Man hat somit noch etwas Zeit – man kann den Wechsel noch bis Mitte 2023 vornehmen. Als Nächstes kommen die Geschäftskunden an die Reihe. Den rund 350'000 Business-Kunden der Post steht der Login-Wechsel kurz bevor, so die Post. Man werde sie ab Mitte Februar individuell und gestaffelt über die Umstellung informieren.

PCtipp meint

Man würde sich ja gerne mit der Post über die grosse Zahl Nutzerinnen und Nutzer freuen. Doch wer die Umstellung vom Kundenlogin Post zur SwissID verfolgt hat (unser Kommentar), der denkt sich: «Kunststück, wenn man die Kunden zwingt.» Auch der Satz «Bisher verlief die Umstellung praktisch reibungslos», sorgt fast für Bauchschmerzen, denn viele Kunden – darunter auch PCtipp-Leserinnen und -Leser – regten sich massiv über den SwissID-Zwang auf. Denn einerseits nervte die Post ihre Kundschaft seit Sommer 2022 mit zahlreichen E-Mails und andererseits kommunizierte das Unternehmen klar, dass es ab diesem Jahr keine Alternative zur SwissID geben wird. Wer Onlineservices der Post nutzen will – was im Jahr 2023 eine Selbstverständlichkeit sein sollte – der kommt also an der Verwendung der elektronischen ID für die Post-Anmeldung nicht vorbei. Dass die Post noch immer ein Quasi-Monopol auf solche Dienste hat, macht es nicht besser. Das positive Fazit der Schweizerischen Post AG hat somit einen ziemlich faden Nachgeschmack.



Kommentare
Avatar
legi
09.02.2023
So ein Witz, sie zwingen den Kunden da ist es einfach. Schlimm diese Post! Ein unnötige Lösung!

Avatar
Nuclear Submarine
09.02.2023
Das ist der verkappte Versuch, doch noch die zukünftige E-ID durch die Post herausgeben zu lassen oder zumindest eine zentrale Rolle dabei zu spielen. Die Post gehört privatisiert. Und zwar "subito"!

Avatar
Holzbock
09.02.2023
Der Kommentar von Claudia Maag am Ende ihres Beitrags ist voll berechtigt. Dass sich die Post jetzt selber auf die Schultern klopft, nachdem sie ihre Kundschaft zu dieser Umstellung regelrecht genötigt hat, ist mehr als ein schlechter Witz - es ist schlicht frech und geschmacklos. Vermutlich dürfte eine Enkeltrick-Bande eine ähnlich zweifelhafte (aber immerhin nur interne) Feier veranstalten, wenn sie einer alten Frau erfolgreich 80'000 Franken abgegaunert haben. :sick: Auch wenn das Post-Login mit der SwissID fast immer gut funktioniert, besteht der eklatante Hauptnachteil der Lösung weiterhin: "Ein Login für alles" bedeutet ein riesiges Klumpenrisiko, das vergleichbar dumm ist wie die Verwendung des Passwortes "123456" für alle Onlinedienste. Also einmal mehr der Tipp an alle hier Mitlesenden: Auch wenn die Post unverdrossen zuckersüsse Werbemails an die Nutzer verschickt und darin von den angeblich vielen Vorteilen des Produkts schwärmt - verwendet die SwissID NUR für das Post-Kundencenter! Einerseits schützt ihr euch so, und anderseits untergräbt ihr elegant den Datensammelwahn der Post.

Avatar
Zeitverlust
09.02.2023
Als Privatperson stelle ich mich zu 100% gegen diese arrogante Möchte-Gerne-Monopol-Zwangsvergewaltigung. Nicht einmal der Bundesrat schützt das ehemalige "Monopol"oder einfach die besser formuliert nützliche und notwendige Wichtigkeit der Post und auch der Swisscom! Die Gutmütigkeit und was einst erstrebenswert und Löblich war, ist Vergangenheit. Als ehemaliger Mitarbeiter der Post erkenne ich ALLE Ansätze, welche sich die Post leistet. Und es ist zum Kotzen! Das ist kein Wettbewerb mehr, sondern Abholzerei. Aber diese Reise endet nicht im Positiven, drum distanziere ich mich davon. Schade, dass es so gekommen ist. Adieu all ihr verkommenen und anstandslosen Post-Manager!

Avatar
Salodurum
09.02.2023
Immer heisst es, der Zwang besteht erst seit Mitte 2022. Bei mir wird schon viel länger beim Login zwar das SwissID- und das alte Login angezeigt, aber ich kann dann doch nur noch das SwissID-Login benutzen... Ich mache es aber wie Holzbock, ich verwende die SwissID nur bei der Post. Man soll ja bekanntlich nicht überall das selbe Login verwenden, denn einmal gehackt bedeutet dann überall gehackt. Bisher hat mir noch niemand erklären können, warum denn ausgerechnet die SwissID dieses Sicherheitsrisiko nicht haben soll. Ich weigere mich deshalb, so dumm zu sein, die SwissID irgendwo anders als bei der Post zu verwenden. Damit ist sie dann auch sicher...

Avatar
spock
10.02.2023
Mich stört eigentlich ein ganz praktischer Aspekt: Mit dem SwissID-Login fehlt eine Funktion wie "eingeloggt bleiben". Auch wenn mein Browser den ganzen Tag offen ist, muss ich jedes Mal neu einloggen, und jedes Mal mit 2FA, was eigentlich gut ist, so aber nur noch nervt.

Avatar
Poldi
10.02.2023
Es gibt wirklich nur die eine Lösung für diese sicherheitstechnische Idiotie, Swiss Id Login nur für die Post. Dieses Klumpenrisiko wird die Hacker förmlich anziehen.

Avatar
Chupii
11.02.2023
Wenn das Anmelden mit F2A auch funktionieren würde bei SwissID wäre der Service auch ganz ok! Ich muss teilweise 5x probieren, bis das Einloggen klappt und dass es da keinen Spamschutz für Hacker gibt finde ich auch fraglich.

Avatar
freya
12.02.2023
Ich habe SwissID vor einiger Zeit privat eingerichtet. Jetzt muss ich bei der Arbeit mit den Online-Dienst der Post "meine" SwissID (und somit mein privates Handy) verwenden. Beim Einloggen werde ich dann gefragt, ob privat oder geschäftlich. Wäre ja nicht so schlimm, wenn das Anmelden auch funktionieren würde. Es kommt mehr vor, dass ich eine SMS anfordern muss (mit dem Text: Tipp: probieren Sie unsere App!) als dass das Anmelden "normal" funktioniert. Ich habe das Problem detailliert dem Kundendienst geschrieben, aber den Fehler gemacht, nicht von registrierten eMail-Adresse zu schreiben. Die Antwort kam postwendend: Wir haben keinen Account mit der eMail-Adresse gefunden, das Ticket wird geschlossen. Sehr hilfreich s/!

Avatar
Mathematicus
12.02.2023
Seltsam ... Ich benutze die digitale Poststelle recht wenig, habe aber nie Probleme damit, obwohl ich zur Generation der Digital Immigrants gehöre. Doch was mich weit mehr nervt: Wenn die Post die Kunden zu einem bestimmten Anmeldeverhalten zwingt, dann gibt das ein riesiges Medienecho. Wenn aber meine Bank, Galaxus, Amazon oder ein anderes Privatunternehmen das gleiche macht, dann nimmt man das klaglos hin - schliesslich haben die ja kein Monopol, oder?????