Elektronische Identität 12.08.2022, 12:25 Uhr

Post setzt SwissID-Zwang durch

Seit Anfang August erhalten Post-Kundinnen und -kunden eine E-Mail der Post. Sie sollen auf das SwissID-Login umstellen. Dafür erhalten Sie nur wenig Zeit – was für Kritik sorgt.
Noch diesen Monat soll Schluss sein mit dem alten Post-Login
(Quelle: Screenshot/PCtipp.ch)
Dass die Schweizerische Post das «Kundenlogin Post» einstellen wird und Post-Kundinnen und -kunden sich künftig nur noch mit einem SwissID-Login anmelden können, war seit längerem bekannt. Wir berichteten bereits im April 2022 darüber. Damals hiess es, das Kundenlogin der Post werde erst 2023 eingestellt. Neukunden konnten sich aber schon im Frühling ausschliesslich via SwissID auf der Webseite post.ch registrieren.
In den letzten Tagen wurde jedoch Kritik am SwissID-Zwang bei der Post laut. Denn die Post verschickt offenbar seit Anfang August E-Mails, in denen Nutzer mit einem alten Login («Kundenlogin Post») aufgefordert werden, das Post-Benutzerkonto mit einer SwissID zu verknüpfen, wie unter anderem «Watson» berichtet. Täglich fordert die Post 10'000 bestehende Kunden auf, das Login zu ändern, wie es auf Nachfrage von PCtipp heisst.

Nur wenige Wochen Zeit

Was den Kundinnen und Kunden dabei sauer aufstösst: Die Post gibt den Kunden nur zwei bis drei Wochen Zeit – und das in der Sommerferienzeit, in der viele noch im Urlaub weilen dürften.
Ein Mitglied der Redaktion erhielt am 4. August die E-Mail und soll bis zum 17. August, also nicht mal innert zwei Wochen, auf die Login-Lösung SwissID umstellen. Andere auf der Redaktion, die ebenfalls das alte Login verwenden, haben bis heute gar keine solche Mail erhalten.
Die Aufforderungs-E-Mail der Post, die ein PCtipp-Redaktionsmitglied erhielt
Quelle: Screenshot/PCtipp.ch

Ohne SwissID keine Post-Onlinedienstleistungen

Zwar wird es höflich verklausuliert, doch der Satz «Für den Wechsel haben Sie bis zum XY Zeit, um die Onlinedienst weiterhin wie gewohnt zu nutzen» macht klar, dass wer nicht spurt, die Webservices der Post nicht mehr verwenden kann.
Das bedeutet, Brief- und Paket-Dienstleitungen wie Post zurückbehalten, Sendungen verfolgen, der Postautomat My Post 24, pick@home und mehr können nicht mehr genutzt werden.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: SwissID sorgt für schlechte Erinnerungen.



Kommentare
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Swissburn80
12.08.2022
Bei mir war es so, dass ich vor dem letzten Urlaub die Post zurückbehalten lassen wollte. Am Postschalter hiess es dann, dies müsse über die PostApp oder über ein persönliches Postkonto erfolgen. Na gut .. Handy gezückt die App aufgerufen und "Anmeldung nur via SwissID möglich". Am Abend dann wollte ich es über die Webseite versuchen und kam zum selben Resultat. Da die Eröffnung der SwissID mit Datenerfasssung und 2-Weg-Zertifizierung nicht von jetzt auf sofort geht, wurde es dann doch enge den Dienst vor dem Urlaub zu aktivieren. Ich denke, dass die Post zumindest bis ende Jahr keine Zwangsregistrierung verlangen darf, halt einen ständigen Hinweis beim Anmelden wenn es sein muss.

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Rogue
12.08.2022
Ich habe auf den Befehl gantwortet und die Post wissen lassen, dass ich mich nicht nötigen lassen werde. Wenn die Post zurück zu Steinzeitmethoden will soll mir das recht sein. Ich bin nicht auf Onlinedienste der Post angewiesen, die Post merkt aber hoffentlich noch, dass ein Betrieb, auch ein „staatsnaher“ auf Kunden angewiesen ist. Wenn möglichst viele Kunden den Umstieg verweigern beschleunigt das den Lernprozess noch. Abgesehen davon können wir so dazu beitragen, dass nicht das ganze Zustellpersonal wegoptimiert wird . . .

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Nundedie
12.08.2022
Das Schalterpersonal wird's freuen, wenn sie mich in Zukunft wieder persönlich begrüssen dürfen. 😂

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Attila
13.08.2022
Ich habe eine suisseID, doch das Einloggen mit dieser hat nie funktioniert. Nach Rückfrage bei der Post wurde mir erklärt, dass ich mein Account löschen muss und es dann neu eröffnen müsse und mich nur noch mit Passwort einloggen darf. Und jetzt will man die Kunden zwingen, sich wieder mit dieser suisseID anzumelden. Dann soll doch diese Post zuerst einmal schauen, dass eine Anmeldung mit der suisseID auch funktioniert.

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Holzbock
13.08.2022
@Attila: Nur sicherheitshalber bemerkt, weil du mehrfach "SuisseID" schreibst: Obwohl fast identisch tönend, sind das zwei verschiedene Produkte. "SuisseID" war ein früherer, fast noch schlimmerer Login-Schrott, der aber inzwischen eingestellt wurde ( https://www.swisssign.com/suisseid.html ). Das aktuelle Produkt, das die Post nun fast gewaltsam durchzudrücken versucht, heisst SwissID, und dafür musst du dich tatsächlich neu registrieren.

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re460
13.08.2022
Ich habe auf den Befehl gantwortet und die Post wissen lassen, dass ich mich nicht nötigen lassen werde. Wenn die Post zurück zu Steinzeitmethoden will soll mir das recht sein. Ich bin nicht auf Onlinedienste der Post angewiesen, die Post merkt aber hoffentlich noch, dass ein Betrieb, auch ein „staatsnaher“ auf Kunden angewiesen ist. Wenn möglichst viele Kunden den Umstieg verweigern beschleunigt das den Lernprozess noch. Abgesehen davon können wir so dazu beitragen, dass nicht das ganze Zustellpersonal wegoptimiert wird . . . Das wird die Post aber tief treffen 😇 Ich nutze die SwissID schon seit langer Zeit und es funktioniert ausgezeichnet. Leider gibt es (noch) kaum andere Firmen, die die SwissID ebenfalls nutzen. Eine Steinzeitmethode ist dies nicht, sondern eine moderne Möglichkeit der Identifizierung – jedenfalls wesentlich einfacher als die Methoden mittels SMS-Code (Steinzeit) oder Authenticator von Google oder Microsoft. Dienste, ohne solche Identifizierungsmethoden verwende ich grundsätzlich nicht!

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fbu
14.08.2022
Das Schalterpersonal wird's freuen, wenn sie mich in Zukunft wieder persönlich begrüssen dürfen. 😂 Bin absolut identischer Meinung. Für Pakete benütze ich eh einen andern Dienst (DHL od. ä.). Und Briefmarken werde ich nach wie vor am Postschalter holen.

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re460
16.08.2022
Wenn man gelegentlich Pakete oder Briefe mit mehr Inhalt als nur Papier (z. B. eine CD, Stick usw.) ins Ausland sendet, dann ist es am einfachsten, dies mit WebStamp zu machen. Da kann man alle benötigten Formulare und die richtige Etikette mit Adressen usw. selbst schnell und bequem am eigenen PC ausfüllen und ausdrucken. Alle Postsendungen mit mehr Inhalt als nur Papier (Brief) müssen seit etwa einem Jahr deklariert werden, mit genauer Inhaltsangabe, Herkunft der Ware, Wert der Ware usw. usw. Der frühere grüne Kleber reicht nicht mehr. Das kommt nicht von unserer Post, sondern wurde weltweit vereinbart. Am Postschalter braucht es für diesen Vorgang extrem viel Zeit und ich vermeide es, wenn immer möglich, einen Postschalter für solches aufzusuchen. Der SwissID Herausgeber ist heute eine 100 % Tochter der Post, also Vertrauenswürdig. Vertrauenswürdiger als Twitter, Facebook & Co. Da werden freimütig alle Daten eingegeben, die dann in den USA landen und für Werbezwecke missbraucht werden. Dann jammern diese User über zu viel Werbung – selbst schuld. Ich bekomme keine solche Spammeldungen, weil ich diese Angebote noch nie benutzt habe. Nach einigen Jahren SwissID-Nutzung (seit der ersten Stunde) habe ich noch nie Werbung von der Post usw. bekommen. Ich verstehe die Gegner der SwissID wirklich nicht, weil diese einfach noch nicht begriffen haben, was die SwissID wirklich ist. Aber solange viele Menschen u.a. die Postfinance mit der Post (und umgekehrt) verwechseln, erstaunt mich das nicht. Das ist ja bei 5G, Covid usw. nicht anders. Da hat die Allgemeinbildung in der Schule eindeutig versagt, denn das Leben besteht nicht nur aus Mathematik und Sprache, auch wenn es die Wirtschaft gerne so hätte.

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Holzbock
16.08.2022
Ich verstehe die Gegner der SwissID wirklich nicht, weil diese einfach noch nicht begriffen haben, was die SwissID wirklich ist. Sorry, aber genau das Gegenteil ist richtig: Die Gegner der SwissID haben eben schon längst begriffen, was das Tool ist bzw. nach den Vorstellungen ihrer Initianten sein sollte, nämlich "ein Login für alles" bzw. eine einheitliche digitale Identität. :mad: ( --> https://de.wikipedia.org/wiki/SwissID ). Und dies notabene, obwohl sämtliche Sicherheitsexperten uns seit Jahren zu Recht beschwören und empfehlen, doch ja nicht für alle Internetdienstleistungen die gleichen (zu einfachen) Passwörter zu verwenden oder diese an zu leicht knackbaren Orten zu speichern. Die Geschichte der SwissID zeigt doch ganz klar auf, dass das ursprünglich hinter der Swiss Sign Group steckende Konglomerat aus Post und Privatunternehmen wie Banken, Versicherungen und Krankenkassen usw. sich einen Startvorteil bei der Einführung der E-ID verschaffen wollte. Zum Glück roch das Volk den toxischen Braten rechtzeitig und schickte das E-ID-Gesetz mit kaum zu überbietender Deutlichkeit bachab. Und nun meint die Post also allen Ernstes, das Ganze wirke vertrauenswürdiger, wenn sie allein bzw. "der Staat" hinter dem Produkt stehe, und hat ihre früheren Verbündeten ausgebootet bzw. diese sind freiwillig von Bord gegangen (ausnahmsweise: Bravo SBB!). Die an Nötigung grenzende Art und Weise, wie die Post jetzt versucht, die SwissID zu "pushen", müsste selbst den blauäugigsten Post-Fan hellhörig machen. Ein gutes Produkt spricht für sich selbst bzw. begeistert die Menschen und muss doch nicht mit faulen Tricks an den Mann bzw. die Frau gebracht werden. Denn wie die SBB oder Facebook & Co. ist die Post eine Datenkrake der übleren Sorte (Habt ihr euch mal gefragt, wer euch mit all den adressierten Spendenaufrufen von Tierheimen oder karitativen Organisationen usw. die Briefkästen zumüllt, weil halt schon "zu viele" Leute einen Stopp-Werbung-Kleber dort haben? Eben...). Somit gibt es meines Erachtens nur ein einziges vernünftiges Fazit: Wer weiterhin die durchaus nützlichen Dienstleistungen auf www.post.ch benötigt/braucht, registriert sich wohl oder übel bei den SwissID-Leuten - verwendet dann aber dieses Login ausschliesslich für das Post-Kundencenter. So entsteht kein Klumpenrisiko à la "ein Login für alles". Und dann lehnen wir uns entspannt zurück und freuen uns (weil Schadenfreude zwar nicht schön, aber menschlich ist) auf die bald kommende Schlagzeile: "SwissID-Server gehackt, Hunderttausende von Schweizern sauer, Post-Management völlig ratlos!"). :LOL::-D

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Lasergraph
16.08.2022
Danke Holzbock, dem kann ich zu 100% zustimmen. Hier noch einige eigene Erfahrungen mit der Post in Verbindung mit der Unstellung auf die SwissID: Ich habe am Sonntag ein zweites Mal innerhalb einer Woche eine Email erhalten welche mich zur Umstellung bis 12. September 2022 auf die SwissID aufgefordert hat. Ich habe dann eine Email verfasst das Sie doch meinen Account bis zum 1.April 2023 noch auf dem normalen Post-Login laufen lassen sollen da ja laut aussagen der Post erst dann das Post-Login abgeschaltet werden soll. Da bei den letzten beiden Emails die ich verfasst habe, in welchen ich der Post mitgeteilt habe das ich nicht auf die SwissID wechseln werde jeweils eine Bestätigung zur Löschung meines Accounts als Antwort zurückgekommen ist, habe ich diesmal ganz klar geschrieben das einer Löschung erst ab dem 1. April 2023 zugestimmt wird unter der Voraussetzung das ab diesem Zeitpunkt das Post-Login nicht mehr zur Verfügung steht. Bisher habe ich keine Antwort darauf erhalten. Ich bin gespannt ob da noch eine Antwort von Seiten der Post kommt. Diese Erfahrungen zeigen mir ganz klar, es geht der Post nur darum möglichst viele Ihrer Kunden dazu zu bewegen sich ein SwissID Account zu erstellen. Wer das nicht möchte, dem will die Post so schnell als möglich seinen Post-Account löschen. Ich kann mir nur Vorstellen das Sie die Umstellung gefährdet sehen wenn am 1.April 2023 zuviele Kunden noch ein Post-Login besitzen. Einen anderen Sinn sehe ich nicht die Kunden möglichst schnell loszuwerden wenn Sie nicht Umstellen wollen. Vertrauenswürdig sieht für mich anders aus! Ich kann verstehen das man diese Erfahrungen nicht macht wenn man bereits vor Jahren eine SwissID erstellt hat. Aber man sieht das wahre Gesicht eines Unternehmens eben erst dann wenn man als Kunde mal eben nicht das tut was das Unternehmen von seinen Kunden möchte.