Nach Corona-Krise 28.04.2020, 08:00 Uhr

Schweizer wollen im Home Office bleiben

Home Office ist für viele Schweizer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Segen als Qual. Sie fühlen sich im heimischen Büro wohl und wollen diese Arbeitsform auch nach der Corona-Krise beibehalten. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der FHNW und ZHAW.
Home Office ist beliebt
(Quelle: Archiv NMGZ)
Wie erleben die Schweizerinnen und Schweizer das Corona-bedingte Home Office? Dieser Frage sind Forscher der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW nachgegangen. Die daraus entstandene Studie zieht eine positive Zwischenbilanz.
So fühlen sich mehr als 70 Prozent der insgesamt 333 Befragten im Home Office wohl oder sehr wohl und möchten diese Art der Arbeitsorganisation nach der Coronakrise beibehalten.
Die Studie von Volker Schulte, Christoph Steinebach, Arie Hans Verkuil und Susanne Hübenthal zeigt ein durchaus erfreuliches Bild: die Umstellung auf Arbeiten von zuhause aus wurde demnach von den allermeisten Studienteilnehmenden schnell und effizient gemeistert. Diese Anpassungsfähigkeit im Angesicht der vielfältigen beruflichen und persönlichen Herausforderungen dieser aussergewöhnlichen Situation zeuge von einer ausgeprägten Resilienz der Befragten, heisst es.

Gute digitale Führung wichtig

Die Studie zeigt vor allem auf, dass gute digitale Führung eine zentrale Bedeutung hat. Ein Merkmal derselben ist der Einsatz von geeigneten Softwaretools und die Implementierung von grundlegenden Führungsprinzipien. Darüber hinaus zeichnet sie sich dadurch aus, dass trotz «physical distancing» ein empathisches Beziehungsgefüge zwischen vorgesetzter Person und Mitarbeitenden erhalten bleibt.
Zudem haben die Studienautoren herausgefunden, dass weniger die Arbeitsbedingungen zu Hause wie etwa die geeignete Arbeitsumgebung oder das ungestörte Arbeiten ausschlaggebend für das Wohlbefinden sind als gute Führung durch die vorgesetzte Person. Führung unter diesen Bedingungen bedeutet gemäss den Wissenschaftlern, aus der räumlichen Distanz Orientierung und Unterstützung zu geben sowie die Autonomie des Mitarbeitenden zu fördern. Dies stellt neue Massstäbe und Anforderungen an die Führung. Sie wird anspruchsvoller, weil die Mitarbeitenden eigenständiger geworden sind.

Autonomie im Home Office beliebt

Auch das hat die Studie von FHNW und ZHAW gezeigt: Die grosse persönliche Autonomie im Home Office und die gleichzeitige enge Einbindung ins Team sind für das Wohlbefinden bei der Arbeit zu Hause besonders wichtig. Diese gewonnene Autonomie möchten die Erwerbstätigen auch nach der Krise beibehalten.
Sollte sich zeigen, dass die Produktivität auch im Home Office sichergestellt werden kann, dann könnte eine allfällige Einschränkung dieser neu gewonnenen Freiheit zu einem Motivationsverlust führen, so die Befürchtung. Es sei darum davon auszugehen, dass der Druck steigen werde, auch nach der Corona-Krise Home Office als gleichberechtigte oder gar als Normalarbeitsform zuzulassen.

Mangelnder sozialer Austausch und Quality Time

Aber die Home-Office-Situation ist nicht nur eitel Sonnenschein. Denn gleichzeitig vermissen die Befragten den regelmässigen sozialen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Die Präsenz am Arbeitsplatz sollte daher vermehrt als Quality Time genutzt werden, schlagen die Studienautoren vor. On-site-Arbeitsmeetings werden gemäss den Forschern auch in Zukunft wichtig bleiben für den Aufbau tragfähiger und belastbarer Arbeitsbeziehungen.
Das PDF der Studie lässt sich unter diesem Link beziehen.



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