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26.01.2005, 20:15 Uhr
Getestet: Musik-Download von Ex Libris (Update)
Portale mit legalen Musik-Downloads schiessen zurzeit wie Pilze aus dem Boden. Jüngster Mitbewerber auf dem Schweizer Markt ist Ex Libris. Ist das Zeitalter der CD bald vorbei?
Bis vor kurzem herrschte in der Schweiz in punkto digitale Musik gähnende Leere. Neben dem Pionier Citydisc gab es für Schweizer Anwender lange Zeit wenig Alternativen, um legal Musik aus dem Internet herunterzuladen. Letzten Herbst stürmten mit One2Joy [1], MyCokemusic.ch [2] und MSN Music [3] aber gleich drei Anbieter mit eigenen Musik-Download-Diensten auf den Schweizer Markt. Doch die neue Fülle war nur vermeintlich. Ein Test des PCtipp im letzten Heft war ernüchternd: Ausser One2Joy steckte hinter allen Shops dieselbe Musikplattform - nämlich OD2 [4] von Popstar Peter Gabriel. Zudem liess bei einigen Musik-Download-Diensten auch die Benutzerfreundlichkeit zu wünschen übrig [5]. Eine richtig gute Alternative zum Gang in den CD-Laden war somit noch immer nicht in Sicht.
Mittlerweile ist Citydisc im Portal von MyCokemusic.ch aufgegangen [6]. Dafür ist vor wenigen Tagen mit der Migros-Tochter Ex Libris ein neuer Anbieter ins Geschäft mit Online-Musik eingestiegen [7].
Anders als MyCokemusic.ch und MSN Music arbeitet Ex Libris nicht mit OD2, sondern mit der deutschen Plattform 24/7 MusicShop AG [8] zusammen. Das neue Portal [9] bietet eine Auswahl von 400'000 Titeln. Neben Songs von den Major-Labels BMG, EMI, Sony und Warner sind auch Tracks von Independent-Labels zu finden - darunter Schweizer Plattenfirmen wie Zytglogge, Gadget Records und Musikvertrieb. Trotz grossem Repetoire fehlen im virtuellen Ex-Libris-Laden aber noch viele bekannte Künstler. So blieben sowohl eine Suche nach U2 als auch nach Metallica ergebnislos. Ebenfalls Schweizer Künstler wie Züri West, Polo Hofer oder Stiller Has sucht man vergebens. Dies kann sich aber schon bald ändern. Ex Libris will das Angebot bis Ende Jahr auf eine Million Songs erweitern. Vor allem die Zahl der Schweizer Künstler soll sich massiv erhöhen. "Ziel ist es, das umfassendste Schweizer Musikangebot im Markt präsentieren zu können", so die Migros-Tochter.
Angeboten werden die Titel je nach Lizenzgeber im Audioformat MP3 oder Microsofts WMA. Letzteres erlaubt es, Titel mit Urheberrechtsbeschränkungen zu versehen, damit diese nicht unbegrenzt kopiert oder gebrannt werden können. Preislich kann Ex Libris mit der Online-Konkurrenz mithalten, ist teilweise sogar günstiger. Ein einzelner Track kostet pauschal 1.50 Franken, ein ganzes Album 15 Franken. Daneben lassen sich alle Songs für jeweils 30 Sekunden kostenlos Probehören. Die Bezahlung ist nur mit Kreditkarte möglich. Laut Geschäftsleiter Peter Bamert wird aber der Einsatz von Debit- und Pre-Paid-Karten geprüft. Kodiert sind die Titel mit 192 Kbit/s, also höher als die bei den meisten Musik-Download-Diensten üblichen 128 Kbit/s. Beim virtuellen Shopping sind uns aber einige Stücke begegnet, die "nur" mit einer Datenrate von 128 Kbit/s aufwarten. Genaues Hinschauen lohnt sich also.
Wie siehts mit der Benutzerfreundlichkeit aus? Schon mal positiv, die Website lässt sich nicht nur mit dem Internet Explorer, sondern auch mit anderen Browsern wie Firefox und Opera nutzen. Die Hauptseite präsentiert sich übersichtlich. Über eine einfache Suchmaske, kann direkt nach Songs oder Künstlern gesucht werden. Alternativ laden verschiedene Rubriken wie "Künstler A-Z", "Top Album Downloads" und "Rock/Pop" zum Stöbern ein. Klickt man auf ein Album oder einen Song, gibts nähere Infos. Über ein "Lautsprecher"-Icon können die Stücke probegehört werden. Der Link "Nutzungsrechte" verrät, wie oft die Stücke gebrannt und kopiert werden dürfen. Zudem erhält er genauere Infos zur Songqualität (Datenrate) und dem Audioformat. Gefällt einem ein Stück oder gleich das ganze Album wird es über das entsprechende Symbol in den Warenkorb gelegt. Auf der Hauptseite gehts dann über den Link Warenkorb zur Kasse. Hier müssen nur Name, E-Mail-Adresse und Kreditkartendaten angegeben werden, schon gelangt man auf die Download-Seite. Eine Registrierung ist nicht erforderlich. Bei unserem Test klappten sowohl Bezahlung als auch Download ohne Probleme. Störend war aber, dass nur einzelne und nicht mehrere Songs zusammen heruntergeladen werden können. Bei einem Silberling mit vielen Tracks artet dies zu einer wahren Klickorgie aus.
Ex Libris rühmt sich, als einziger Download-Shop ein Tool anzubieten, mit dem sich CD-Cover gestalten und ausdrucken lassen. Es findet sich auf der Hauptseite. Wahlweise stehen dem Anwender ein paar wenigen Vorlagen zur Verfügung oder er kann eigene Bilder hochladen. Noch nützlicher wäre das Tool, wenn sich unter den Vorlagen die CD-Covers der angebotenen Alben auswählen liessen. Zudem funktionierte in unserem Test der Cover-Designer nur mit dem Internet Explorer, nicht aber mit Firefox oder Opera.
Update vom 26.01.2005:
Wie uns Ex Libris mitteilt, gibt es eine Möglichkeit, die Original-Covers auszudrucken. Sie findet sich auf derselben Seite, auf der die gekauften Tracks heruntergeladen werden. Dort gibt es zusätzlich einen Download-Button für das jeweilige CD-Cover. Dieses muss zuerst auf der Festplatte gespeichert und anschliessend im Cover-Design-Tool hochgeladen werden.
Fazit:
Der neue Musik-Download-Laden von Ex Libris ist sicher einen Besuch Wert. Die Oberfläche ist übersichtlich und einfach bedienbar. Der Kauf und das Herunterladen funktionieren ohne Probleme. Zudem hilft auf dem Portal eine ausführliche Bedienungsanleitung bei Schwierigkeiten weiter. Zu begrüssen ist, dass Songs mittels elektronischen Kaufquittung bis zu Dreimal heruntergeladen werden können. So sind die Daten nicht für immer verloren, wenn sie etwa aus Versehen gelöscht werden. Ebenfalls positiv: Für den Einkauf ist keine Registrierung nötig. Den Gang ins CD-Geschäft oder zum Online-CD-Händler erspart einem das neue Download-Portal aber immer noch nicht ganz. Dafür ist die Zahl der angebotenen Songs momentan zu begrenzt. Zudem lässt sich über den Preis streiten: Zwar sind 15 Franken für eine ganze CD sehr günstig, dafür muss der Kunde aber auf ein Booklet verzichten und Kopierbeschränkungen auf sich nehmen.
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