News 07.10.2010, 08:45 Uhr

Windows Phone 7 von A bis Z erklärt

Am 11. Oktober will Microsoft das neue Windows Phone 7 der Öffentlichkeit präsentieren. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über das neue Betriebssystem wissen müssen.
Die Überraschung war nicht schlecht, als Microsoft-Chef Steve Ballmer im Februar auf dem Mobile World Congress (MWC) das seit langem erwartete Mobile-Betriebssystem Windows Phone 7 vorstellte. Ziel ist es, mit einem völlig neuen Design und besonders einfacher Benutzerführung das bisherige Betriebssystem Windows Mobile 6.5 des Software-Konzerns abzulösen, um Konkurrenzsystemen wie Apples iOS und Googles Android wieder Paroli bieten zu können. Dabei reissen die Redmonder alle Brücken zum etwas angestaubten Vorgänger Windows Mobile ab. Weder existierende Geräte noch Anwendungen lassen sich mit Windows Phone 7 weiterverwenden. Ob der geplante Neubeginn klappt oder Microsoft nach seinen KIN-Handys ein weiteres mobiles Desaster erlebt, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.
Hersteller und Geräte
Bereits bei der Ankündigung in Barcelona hatte Microsoft die Hardware-Partner der ersten Stunde vorgestellt. Asus, Dell, HTC, LG und Samsung erklärten sich bereit, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft die ersten dazugehörigen Smartphones auf den Markt zu bringen. Um einen Rückfall in Windows-Mobile-Zeiten und den oft langsamen, da untermotorisierten Endgeräten zu vermeiden, stellt Microsoft bei Windows Phone 7 klare Mindestanforderungen an die Hardware. Unter anderem sehen die Vorgaben mindestens 256 MB Arbeitsspeicher, einen 1-Gigahertz-Prozessor, 4 GB Speicher, eine Fünf-Megapixel-Kamera, GPS, Beschleunigungssensor, Kompass und eine Multitouch-fähiges kapazitives Display mit 800 x 480 Pixel vor.
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Entsprechend wenig verwunderlich ist, dass sich ...

Entsprechend wenig verwunderlich ist, dass sich die bereits im Web gezeigten Windows Phones nicht vor der Konkurrenz verstecken müssen. So handelt es sich etwa beim «HTC Schubert» - auch als «HTC HD3» oder «HTC HD7» bekannt - um eine Weiterentwicklung des Windows-Mobile-Geräts HTC HD2 mit 1-GHz-Snapdragon-Chipsatz. Schnellere Smartphones wie das «HTC Mondrian» sind zum Start nicht zu erwarten - der angeblich verbaute 1,3-GHz- (oder eher 1,2-GHz-) Snapdragon-Prozessor von Qualcomm wird gerade erst in grösseren Stückzahlen an interessierte Kunden ausgeliefert. Dell soll laut «Engadget» an einem Gerät namens Lightning arbeiten, das neben einem 4,1-Zoll OLED-Display und einer 5-Megapixel-Kamera eine ausziehbare Tastatur besitzt.
Der Blog «Pocketnow» wiederum hat in Pakistan ein Asus-Gerät mit Windows Phone 7 entdeckt. Das Bild ist leider nicht sehr hoch auflösend, Spezifikationen sind Fehlanzeige.
LG soll an einem Modell mit seitlich ausziehbarem namens «Panther» arbeiten, das bereits seit Februar immer wieder in Produktdemos zu sehen ist. Unklar ist, ob es tatsächlich auf den Markt kommt oder es sich dabei nur um ein Entwickler-Gerät handelt.
Auch Samsung hat einige Windows Phones in der Pipeline. Das häufig bei Präsentationen gezeigte, einem Samsung i8910 ähnlichen Demo-Gerät (Samsung Taylor») soll allerdings nicht vermarktet werden.
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Anwendungen und erster Eindruck

Anwendungen
Nicht zuletzt Apples Erfolg mit dem iTunes App Store hat aufgezeigt, wie wichtig das Geschäft mit mobilen Anwendungen ist. Zwar wird Microsoft beim Start von Windows Phone 7 nicht mit den Zig- und Hunderttausenden von Apps seiner Mitbewerber aufwarten können. Der Software-Riese stellt jedoch sicher, dass die wichtigsten Programme wie Facebook, Twitter, Netflix oder Evernote von Anfang an erhältlich sind. Mobile Office 2010 - die mobile Business-Anwendung schlechthin - ist vorinstalliert, Drittanbieter lockt Microsoft einem Bericht von «Bloomberg» zufolge mit kostenlosen Entwickler-Tools sowie Endgeräten. Teilweise soll der Konzern auch Kosten übernehmen und Umsatzgarantien geben.
Der erste Eindruck
Die Computerwoche hatte bereits im Juli die Gelegenheit, Windows Phone 7 im Rahmen eines Technological Preview genauer unter die Lupe zu nehmen. Greg Sullivan, Lead Product Manager von Microsofts Windows Unit, kam nach München, um das Betriebssystem auf einem Demogerät vorzuführen. Dabei zeigte sich, dass das Konzept mehr als ein Mischmasch aus Elementen von iOS, Google Android oder Palm WebOS ist, sondern durchaus einen eigenen Charakter besitzt.
Das Alternativkonzept beginnt mit den sogenannten Live Tiles auf dem Homescreen, die Informationen aus verschiedenen Quellen bereitstellen, ohne dass der Nutzer dazu eine Anwendung öffnet. Weiteres charakteristisches Merkmal von Windows Phone 7 sind die sechs Hubs, die Funktionen verschiedener interagierender Apps themenspezifisch zusammenfügen (People, Picture, Games, Music & Video, Marketplace und Office). So werden im People Hub - anlehnend an Konzepte wie HTC Sense oder Motorola Blur - automatisch alle Informationen zu Kontakten zusammengestellt. Der Nutzer bekommt eine Sicht auf Kurzmitteilungen, E-Mails und Statusmeldungen - aber auch Videos und Bilder einer Person.
Zumindest in einem Punkt scheint sich Microsoft aber doch stark am Apple iPhone orientiert zu haben: Die an Windows Mobile geschätzten Business-Features wie vollständige Verschlüsselung, Device Management oder VPN-Unterstützung fehlen beim Launch - diese sollen jedoch zu einem späteren Zeitpunkt nachgeliefert werden.
Dieser Artikel wurde von unserem Computerwoche-Kollegen Manfred Bremmer verfasst.



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