Scrubs und der Schweizer Alpenclub

PCtipp: Wissenschaft muss sich heutzutage sehr ...

PCtipp: Wissenschaft muss sich heutzutage sehr oft daran messen lassen, ob sie für die Wirtschaft verwertbare Ergebnisse liefert. Wie sieht dies in Ihrer Disziplin aus?
Volk: Einerseits sind wir dankbar für Projekte, die wir mit Wirtschaftspartnern zusammen durchführen können – beispielsweise jenes, das wir mit der angeprochenen Untertitelfirma zusammen realisiert haben (Anmerkung PCtipp: das Unternehmen gehört zu den grössten Untertitelfirmen der Welt, möchte namentlich aber nicht genannt werden). So sind wir an interessante Daten herangekommen. Solche Experimente hätten wir sonst nicht machen können. Der Vertrag mit dieser Firma hat immer folgendermassen ausgeschaut: Wissenschaftlich interessante Ergebnisse durften wir veröffentlichen, während kommerzielle Resultate dem Unternehmen vorbehalten blieben.
Wir sind aber auch sehr dankbar dafür, dass uns der Schweizerische Nationalfonds beispielsweise beim Projekt Spanisch-Quechua unterstützt. Hier gibt es weltweit keinen Wirtschaftspartner, der dies jemals fördern würde. Zunächst steht hier ja Grundlagenforschung im Mittelpunkt und nicht ein kommerzielles Interesse. Wir versuchen also, in beiden Feldern ein Standbein zu haben – sowohl in der praktischen Anwendung als auch beim Beschreiten neuer Forschungsgebiete. So gibt es weltweit lediglich fünf Experten, die sich im Bereich der Sprachtechnologie mit Quechua befassen. Dort beackern wir also ein ganz neues Feld.
PCtipp: Wo sehen Sie die Computerlinguistik in zehn Jahren?
Volk: Die Bereiche maschinelle Übersetzung und Digital Humanities werden sich meiner Ansicht nach sehr stark entwickeln. Bei der maschinellen Übersetzung geht es in die Richtung angepasster Systeme. Das heisst, sie wird optimiert für bestimmte Anwender bzw. Textsorten. Im Internet finden sich derzeit Übersetzungssysteme ganz allgemeiner Art. Damit kann zwar alles übersetzen, aber nichts besonders gut. Wir können heute mittels statistischer Methoden Übersetzungssysteme innerhalb weniger Wochen herstellen. Voraussetzung hierfür ist, dass uns jemand grosse Textmengen - am besten zehn Millionen Wörter oder mehr - zur Verfügung stellt, die bereits übersetzt wurden. Grosse Unternehmen haben diese Übersetzungsmengen in ihren Archiven gespeichert. Sie müssen diesen Wert lediglich erkennen.
PCtipp: Treten Sie da auch offensiv an Firmen heran?
Volk: Das haben wir bereits mit unserem Unternehmen TextShuttle versucht. Da haben wir mit über 20 europäischen Untertitelfirmen gesprochen. Hier sind einerseits Widerstände zu überwinden, andererseits sind die Voraussetzungen nicht immer gegeben. Diese Firmen sind teilweise in verschiedenen Sprachen aktiv. Wir benötigen aber in einem Sprachpaar eine grosse Menge an Daten, um unsere Systeme aufzubauen. Bisher sind wir hier noch nicht ins Geschäft gekommen, das kann sich künftig aber ändern. Es gibt auf jeden Fall noch Märkte, wo wir hineinkommen möchten. Wir treten auf allen Untertitelkonferenzen auf und stellen unsere Ideen vor. Es hat auch schon Proteste von Beschäftigten aus der Untertitelbranche gegeben, die sich durch uns in ihrem Job bedroht fühlen. Vonseiten des Managements ist aber immer grosses Interesse da. Spätestens ab dem Moment, wo man eine Kostenreduktion von 25 Prozent in Aussicht stellt.
Im Bereich Digital Humanities befinden wir uns im engen Kontakt mit Archiven und Bibliotheken. Mit dem Staatsarchiv Zürich haben wir ein konkretes Projekt laufen. Dabei digitalisieren wir die Regierungsratsbeschlüsse des Kantons Zürich aus den Jahren 1897 bis 1902 und bereiten diese auf.
PCtipp: Wie viele Sprachen beherrschen Sie eigentlich selbst?
Volk: Gut spreche ich Deutsch, Englisch und Schwedisch



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