Kommentar 23.05.2013, 08:45 Uhr

Zwei Meinungen zur Xbox One

Die Xbox One ist enthüllt - und die Meinungen gehen stark auseinander. Zwei PCtipp-Redaktoren nehmen Stellung.
Nichts für Gamer
Kommentar von Luca Diggelmann
PCtipp-Redaktor Luca Diggelmann: «Microsoft vernachlässigt die Gamer»
Der Schlüsselmoment der Xbox-One-Präsentation war die Halo-Ankündigung. Nach fast 20 Minuten TV-Features und der Vorschau auf die EA-Sports-Games, die eigentlich gar nicht mehr angekündigt werden müssen, war es schon lange an der Zeit für etwas Gameplay. Die Spannung stieg ins Unermessliche und fiel genauso schnell wieder auf den harten Boden der Realität zurück. Eine Halo-TV-Serie. Diese Ankündigung fasst die gesamte Präsentation der Xbox One und die aktuelle Ausrichtung seitens Microsoft zusammen: TV ist Trumpf.
Auch Sony zeigte bei der ersten Präsentation der PlayStation 4 viele Zusatz-Features. Diese waren aber immer direkt mit Gaming verbunden und auch wenn man die sozialen Komponenten wie Facebook oder Live-Streaming nicht mag, bleibt immer noch das Gaming. Bei der Xbox One scheint der Fokus beim Fernsehen zu liegen. Games gibt es nebenher, falls das TV-Programm mal nicht so gut ist. Das widerspiegelt sich auch in der Auswahl der präsentierten Spiele.
Sony zeigte eine Vielfalt an Games. Vom Indie-Titel bis zu Triple-A-Blockbuster war alles vertreten. Entsprechend sind auch die Rückmeldungen der Entwickler. Besonders im Indie-Bereich kommt die PS4 unglaublich gut an, da sie den Entwicklern viele Freiheiten zugesteht. In den wenigen Minuten, in denen von Games gesprochen wurde, fokussierte sich Microsoft hauptsächlich auf EA-Sports-Titel und Call of Duty. Die Spiele, die genau das bieten, was Microsofts Hauptzielgruppe interessiert: Sport und Hollywood-Action.
Microsoft setzt voll und ganz auf Mainstream, vergisst dabei aber den Hardcore-Gamer. Denjenigen, der auch noch spielt, wenn Gaming nicht mehr im Trend liegt. Denjenigen, der mehr kauft, als einmal jährlich Fifa und Call of Duty. Gaming lebt nicht nur vom Konsum, sondern hauptsächlich von den Spielern. Vom aktuellen Standpunkt aus gesehen werden Konsumenten ihr Zuhause auf der Xbox One finden. Spieler auf dem PC, der PS4 oder woanders.
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Kommentar von Hannes Weber

Was will man mehr?
Kommentar von Hannes Weber
Endlich – nach rund acht langen Jahren – hat Microsoft die längst überfällige neue Konsolengeneration vorgestellt. Doch statt Begeisterung löste die Präsentation bei vielen Beobachtern eher Kopfschütteln aus: Microsoft vergisst vor lauter TV und Unterhaltung das Wichtigste, nämlich die Gamer, hört man von allen Seiten.
Microsoft wird die Hausaufgaben machen
PCtipp-Redaktor Hannes Weber freut sich auf die Xbox One
Ich persönlich teile diese Sichtweise nicht. Ich habe vollstes Vertrauen, dass Microsoft mit der Xbox One eine tolle Spielkonsole auf den Markt bringt. Die Hardware wird sich sowieso nur minim vom einzigen Konkurrenten, der PlayStation 4, unterscheiden: Derselbe Prozessor, dieselbe Menge Arbeitsspeicher – die technische Plattform ist also quasi identisch. Der neue, rundum verbesserte Controller mit ausgeklügeltem Vibrationssystem sieht sehr vielversprechend aus. Und 15 Exklusivtitel für die Xbox One im ersten Jahr klingen ja auch nicht so schlecht. Ausserdem: Die allermeisten Spiele werden in Zukunft sowieso für alle Plattformen (PC, Xbox One und PlayStation 4) erscheinen, da nun erstmals alle auf derselben Systemarchitektur (x86) basieren. Punkto Spielauswahl wird also keine der Next-Gen-Konsolen einen gewichtigen Vorteil haben.
Einverstanden: Das, was bei der Präsentation an Games zu sehen war, hat mich jetzt auch nicht vom Hocker gehauen. Aber erstens bleibt dafür noch Zeit – die E3 steht ja schon vor der Tür – und zweitens: Wer erwartet hat, dass Spiele gezeigt werden, die uns mit ihrer Grafikpracht geradezu umhauen, der hat schlicht falsche Erwartungen gehabt. Die neue Xbox wird – wie auch die PlayStation 4 – bezüglich Spielegrafik etwa auf dem Niveau aktueller High-End-PCs liegen.
Ein logischer Schritt
Doch obwohl ich mich selbst als Core-Gamer bezeichne – und deshalb auch für mich die Fähigkeiten als Spielkonsole im Zentrum stehen –, begrüsse ich die Neuerungen wie das integrierte Live-TV. Als Besitzer einer Xbox 360 ist selbige für mich schon längst mehr als nur eine Spielkonsole. Ich benutze sie gleichzeitig als Abspielgerät für meine Musik, und auch Filme on Demand habe ich damit schon geschaut. Schon jetzt ist die Xbox eine Medienzentrale – Microsoft verfolgt diesen Weg nur konsequent weiter. Die Integration von Live-TV ist da ein logischer Schritt.
Bedenken habe ich diesbezüglich nur, dass dies in der Schweiz mit Swisscom TV und Co. nicht funktionieren wird. Aber wenn, dann ist das für mich ein weiteres Argument für die Xbox One. Nur noch ein einziges Gerät für sämtliche Wohnzimmeraktivitäten zu benötigen und dabei innert Sekundenbruchteilen zwischen Live-TV, Videos, Musik, Games und Apps wechseln zu können, klingt für mich einfach nur super. Und als wäre dies nicht schon genug, wird man auf der Xbox One sogar noch zwei Anwendungen nebeneinander nutzen können – Multitasking auf dem 47-Zoll-Fernseher in der guten Stube, was willst du mehr?
Eine für alles
Da die Xbox One auf dem Windows-Kernel basiert, wird das Gerät eine Mischung aus Next-Gen-Spielkonsole, Multimediacenter, Settop-Box und Computer – und kommt damit der vielzitierten Eier legenden Wollmilchsau schon sehr nahe. Was mich ebenfalls überzeugt hat, ist die Sprach- und Gestensteuerung – wer braucht da noch eine Fernbedienung? Und die Tatsache, dass der (stark verbesserte) Kinect-Sensor standardmässig im Lieferumfang der Xbox One zu finden sein wird, ist ebenfalls löblich.
Was wird sonst noch so kritisiert? Die Account-Bindung von Spielen? Stört mich nicht, bei PC-Spielen ist dies ja auch längst der Fall, Stichwort Steam oder Origin. Und den permanenten Onlinezwang (Always On) hat Microsoft ja dementiert.
Also – von mir aus kann die Xbox One kommen. Je schneller, desto besser.



Kommentare
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Hannes Weber
23.05.2013
In Punkto Exklusiv-Titel hat Sony definitiv die Nase vorn. Wie erwähnt wird die Zahl der Exklusivtitel in Zukunft aufgrund der identischen Systemarchitektur wohl sehr überschaubar sein. Es verzichtet ja kaum ein Entwickler freiwillig auf die Hälfte der Einnahmen. Der angeblich ganz grosse Plus-PUnkt Bei der XboxOne, die TV-Features, sind für uns Schweizer sowieso irrelevant. MS wird nie einen auf den kleinen Schweizer Markt ausgerichteten TV-Service bieten können, dazu fehlen die nötigen Rechte und Verträge.[...] Eine Settopbox oder HD-Recorder wird also nicht mal ansatzweise ersetzt. Die Xbox soll die Settop-Box auch nicht ersetzen, diese wird einfach an die Xbox angeschlossen. Deshalb braucht es auch keine grossen Vertragsverhandlungen, Microsoft bietet die TV-Dienste ja nicht selbst an, sondern verarbeitet einfach die Signale weiter. Microsoft wird darum bemüht sein, dieses zentrale Feature möglichst global anzubieten. Spiel nicht mal eben zum Kollegen mitnehmen, reinschieben und draufloszocken... Das wird problemlos möglich sein, du musst dich dann einfach mit deinem eigenen Xbox-Live-Account anmelden.

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Emmure
25.05.2013
Ich teile zu gut 99.9% die Meinung von Hannes Meier. Betreffend Ausleihen oder Weiterverkauf von Spielen ist noch einiges unklar, da will ich mich nicht zuweit zum Fenster hinauslehnen. Das, was bis jetzt aber durchgesickert ist, ist haarsträubend... Gebühr an MS entrichten bei Occassion-Spielen... Online-Registrieren... Spiel nicht mal eben zum Kollegen mitnehmen, reinschieben und draufloszocken... Genau dieser Punkt wird momentan vielerorts diskutiert, und man liest am einen Ort das eine, am anderen das andere. Alles was mir bis jetzt aufgefallen ist, ist, dass keine der Aussagen jemals direkt von Microsoft selber gekommen sind. Wo ich ganz klar Hannes Meier wieder zustimmen muss ist das beim mitnehmen eines Spiels zum Kollegen. Alles was man braucht ist seinen eigenen XBOX Live Account und gut ist. Das war schon bei Downloadtiteln immer so, dass man diese mit seinem eigenen Account beim Kumpel nochmal saugen konnte und so spielen. Ich war auch noch nie bei einem Kumpel zuhause und habe XBOX gezockt, ohne meinen eigenen Account kurz runter zu laden und damit zu spielen. Das mit der Gebühr für Occassionsspiele wurde ja von Microsoft her auch noch nicht so explizit bestätigt. Soweit ich weiss, hat EA ihren Onlinepass ja abgeschafft. Weiter ist bestätigt, dass Spiele auf der XBOX One sich beim ersten Abspielen automatisch und selbstständig auf der Konsole installieren und danach keine Disc mehr zum spielen benötigen.Von daher könnte ich mir im Prinzip vorstellen, dass die Spiele so in zukunft statt Onlinepass einen Pass für das Spiel an sich verwenden könnten. Dies hätte selbstverständlich auch Vorteile, da ich, wenn ich mir von einem Kumpel ein Game ausleihe und mir den Pass kaufe, danach ewig weiterzocken kann, was ja bei bisherigen Titeln mit Onlinepass nicht der Fall war. Da war das Geld aus dem Fenster geworfen, da ich trotz erworbenem Onlinepass nach Rückgabe des Spiels nicht mehr spielen konnte. Die einzige Frage ist dann nur, wie hoch diese Aktivierungsgebühr ausfällt. Im grossen und ganzen muss ich aber anmerken, dass ich hauptsächlich PC Gamer bin, und selbst meine Konsolengames zu 90% nur neu kaufe, daher wäre es mir egal, und wenn die Aktivierung dem Neupreis des Spiels entsprechen und der Occassionsmarkt komplett verschwinden würde. Aber erst mal abwarten bis es offitielles betreffend einer möglichen gebühr gibt. Betreffend TV Funktionen: Ich sehe da kein all zu grosses Problem mit der Funktionalität in der Schweiz, da die XBOX One ja HDMI-Passtrough unterstützen wird. Die XBOX empfängt also nicht direkt Live-TV, sondern die Horizon, Swisscom TV oder Sunrise TV Box wird direkt via HDMI mit der XBOX verbunden.

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Hannes Weber
27.05.2013
Ich teile zu gut 99.9% die Meinung von Hannes Meier. Das freut mich, ich heisse aber mit Nachnamen Weber ;)

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Emmure
27.05.2013
Das freut mich, ich heisse aber mit Nachnamen Weber ;) Damit bin ich in dem Fall auch zu 99.9% einverstanden ;)