Zu nahezu jedem kommerziellen Programm wie Microsoft Office oder Adobe Photoshop gibt es gute, meist kostenlose Alternativen mit Open-Source-Lizenz. Diese bringen gleich mehrere Vorteile mit sich. Wir stellen die besten vor.
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Zuerst stellt sich die Frage, was Open Source bedeutet. Normalerweise lässt sich Software als Open Source bezeichnen, wenn sie ohne zusätzliche Kosten in Form des Quellcodes verfügbar ist. Nutzer können den Code anzeigen und beliebige Änderungen daran vornehmen. Zudem lässt sich der Quellcode für eine andere, neue Software weiterverwenden. Nutzer können daraus eigene Programme erstellen und diese verteilen. Open-Source-Software ist nicht unbedingt kostenlos; es bedeutet lediglich, dass der Quellcode kostenlos zur Verfügung steht.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Der offene Quellcode ermöglicht es der Community, die Software an spezifische Bedürfnisse anzupassen, ohne auf den Anbieter angewiesen zu sein. Die Community prüft den offenen Quellcode, was zu einer höheren Sicherheit und einer transparenten Entwicklung führt, zu einer schnellen Fehlerbehebung und kontinuierlichen Verbesserung der Software. Open-Source-Software basiert meist auf offenen Standards, was die Zusammenarbeit mit anderen Systemen erleichtert.
Wir stellen Ihnen im Folgenden zu allen wichtigen Software-Kategorien unsere Open-Source-Favoriten vor. So können Sie sich nach Belieben unabhängig von Giganten wie Microsoft, Google & Co. machen.
Alternative zu MS Office
Mit Dokumenten zu hantieren, gehört zum Alltag. Viele nutzen dafür Microsoft Office. Diese Kosten können Sie sich sparen. Die kostenlose Bürosuite LibreOffice, zu finden unter de.libreoffice.org, erstellt und bearbeitet Dokumente und Präsentationen, die Tabellenkalkulation funktioniert wie Excel. LibreOffice ist inzwischen zu den Microsoft-Dateiformaten nahezu hundertprozentig kompatibel. Das Programm ist ein Ableger von OpenOffice, dessen Quellcode schon 2000 freigegeben wurde. Dieses Projekt wird mittlerweile als Apache Open Office weitergeführt, unter dem Link openoffice.apache.org.
Das Modul Writer zur Textverarbeitung ist das Herzstück von LibreOffice. Der Excel-Verwandte heisst bei LibreOffice Calc und bietet ebenfalls zahlreiche Funktionen, welche die Arbeit mit Tabellen erleichtern. Eine besondere Funktion ist der Solver, der mathematische Probleme mit mehreren Variablen lösen kann. Zwei weitere grosse Module sind Impress für Präsentationen und das Zeichenprogramm Draw, Bild 1.
Bild 1: LibreOffice ist hinsichtlich der Funktionen mit dem teuren Microsoft Office nahezu gleichwertig
Quelle: PCtipp.ch
PDF-Tools
PDF-Dateien haben gegenüber Word-Dokumenten und anderen Office-Formaten einen Vorteil: Sie sehen überall gleich aus, denn PDF ist genormt. Wer ein PDF-Dokument verschickt, kann sicher sein, dass alle Nutzer das gleiche Dokument sehen. Viele verwenden den kostenlosen Adobe Acrobat Reader. Doch auch hier gibt es gute Open-Source-Tools: Um PDF-Dateien schnell darzustellen, empfiehlt sich Sumatra PDF. Der Reader ist ein schlichtes und leichtgewichtiges Programm, zu finden unter sumatrapdfreader.org. Sumatra PDF Reader unterstützt neben PDF auch andere Formate wie EPUB, MOBI, FB2, CHM, XPS und DjVu. Übersetzungen über Google Translate und DeepL lassen sich einbinden.
PDFsam, früher bekannt unter dem Namen PDF Split and Merge, ist darauf spezialisiert, PDF-Dokumente in einzelne Seiten aufzuteilen oder mehrere Einzeldokumente zu einer neuen PDF-Datei zusammenzufügen. Sie finden das Tool via pdfsam.org/de/download-pdfsam-basic. Wenn Sie ein PDF-Dokument in einzelne Seiten zerteilen möchten, wählen Sie den Menüpunkt Teilen. Anschliessend klicken Sie auf den Button PDF wählen und laden die gewünschte PDF-Datei in das Programm.Wenn Sie den umgekehrten Weg beschreiten und mehrere PDFs zu einer Datei zusammenfügen wollen, klicken Sie auf den Befehl Zusammenführen, Bild 2.
Bild 2: Das Tool PDFSam ist darauf spezialisiert, PDF-Dokumente zu zerteilen oder zusammenzufügen
Quelle: PCtipp.ch
Konferenztools
Onlinevideokonferenzen sind inzwischen Alltag. Das hat viele Vorteile: Man benötigt keine Meeting-Räume, die Anfahrt entfällt und Mitarbeiter können sich von unterwegs einklinken. Als freie Alternative zu Zoom oder Microsoft Teams ist Open Talk (opentalk.eu/de) verfügbar. Das Tool arbeitet in der Cloud und lässt sich über die Webseite direkt nutzen. Zu den Funktionen von Open Talk zählen unter anderem Telefoneinwahl, Screensharing, Abstimmungen oder das Mitschneiden von Meetings.
Mattermost (mattermost.com) ist eine Open-Source-Plattform, die als Alternative zu Microsoft Teams mehr Sicherheit und Flexibilität verspricht. Mattermost lässt sich als Cloud-Lösung oder selbst gehostet auf privaten oder firmeneigenen Servern nutzen. Es stehen Gruppenchats zur Verfügung, Projektverwaltung und die Möglichkeit, den Bildschirm inklusive Ton zu teilen.
Browser & E-Mail
Messaging, Onlineshopping und Internetbanking sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Dafür benötigt man einen Webbrowser. Google Chrome ist bei vielen Favorit, hat aber Probleme bei Privatsphäre und Datenschutz. Besser geht es mit Ungoogled Chromium, zu finden unter dem Link go.pctipp.ch/3447. Dabei handelt es sich um eine Open-Source-Version, die den Fokus auf den Schutz der Privatsphäre legt und auf sämtliche Google-Inhalte verzichtet. Beim Surfen bestehen keine Einschränkungen, auch die Erweiterungen aus dem Chrome-Webstore funktionieren mit Ungoogled Chromium.
Der frei konfigurierbare Browser Mozilla Firefox (mozilla.org/de/firefox) bietet eine riesige Auswahl an Plug-ins und Erweiterungen und zählt weltweit zu den drei meistgenutzten Surfprogrammen. Er kam bereits 2002 auf den Markt und spielte bei der Verbreitung von Open-Source-Software eine zentrale Rolle, Bild 3.
Bild 3: Der Browser Firefox lässt sich flexibel konfigurieren und perr Add-ons um zusätzliche Funktionen bereichern
Quelle: PCtipp.ch
E-Mails gehören ebenfalls zum PC-Alltag. Sie dienen etwa zum Versenden von Fotos, Dokumenten und Daten. Es muss nicht Outlook sein. Thunderbird ist ein freies E-Mail-Programm mit vielen Funktionen (thunderbird.net). Es bietet mehrere Postfächer, verschiedene Transferprotokolle, ein Adressbuch und einen Kalender, Bild 4. Die Abspaltung Betterbird mit zusätzlichen Funktionen ist ebenfalls Open Source (betterbird.eu).
Bild 4: Thunderbird ist eine quelloffene Alternative zu Microsoft Outlook, die viele E-Mail-Funktionen bietet
Quelle: PCtipp.ch
Alles fürs Bild
GIMP (gimp.org) ist eine der bekanntesten Alternativen zum teuren Bildbearbeitungsprogramm Adobe Photoshop und bietet eine ähnliche Palette an Bildbearbeitungswerkzeugen wie Ebenen und Masken, Auswahlwerkzeuge, Klonen, Filter und Bildanpassungen. Auch eine CMYK-Unterstützung ist dabei. Obwohl die Benutzeroberfläche von GIMP etwas unübersichtlich ist und einige Profi-Features fehlen, ist es dennoch eine gute Alternative zu Photoshop. Nicht-destruktive Bearbeitung kann GIMP ebenfalls. Damit ist es möglich, Änderungen an Bildern vorzunehmen, ohne die Originaldaten zu verändern. Zudem lassen sich Motive beschneiden, Kontrast und Helligkeit anpassen und Bilder schärfen. Auch ein Werkzeug zum Entfernen des Hintergrunds bringt das Tool mit, Bild 5.
Bild 5: Sämtliche Profi-Funktionen von Photoshop bringt Gimp nicht mit, bietet aber eine ausgereifte Funktionspalette für alltägliche Bildbearbeitung
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Adobe Lightroom oder ähnliche kostenpflichtige Programme für die Bildverwaltung sind überflüssig. Für Übersicht in der eigenen Fotosammlung sorgt auch die Anwendung Digikam (digikam.org), Bild 6. Das Programm sortiert nach Stichwörtern, Bewertungen und farbigen Markierungen. Ein besonderes Feature ist die Batch-Bearbeitung, in der Sie eine grosse Anzahl an Bildern in einem Schwung umbenennen, bearbeiten und optimieren können. Ausserdem stehen Metadaten zur Verfügung. Hinzu kommen Bearbeitungsfunktionen und Werkzeuge für RAW-Bilder.
Bild 6: Das Tool Digikam organisiert Ihre Fotosammlung und bringt ausserdem Werkzeuge zum Bearbeiten der Fotos mit
Quelle: PCtipp.ch
Noch mehr RAW-Optionen finden Sie in RAW Therapee (rawtherapee.com), unter anderem eine Verwaltung zum Sichten der Bilder und zahlreiche Tools zum Entwickeln von RAW-Fotos.
Eigene Illustrationen erstellen Sie mit dem vektorbasierten Grafikprogramm Inkscape (inkscape.org/de). Dank Importfunktion lassen sich Cliparts unter anderem aus Freepik (de.freepik.com) importieren und anpassen. Mit dem deutschsprachigen Open-Source-Zeichenprogramm können Sie Logos, Banner oder Poster entwerfen.
Audio und Video
Adobe Premiere ist teuer. Die Software Shotcut (shotcut.org) bietet ebenfalls eine breite Palette an Videobearbeitungswerkzeugen und unterstützt eine Vielzahl von Videoformaten. Shotcut schneidet Ihre Videos, versieht Clips mit Effekten oder konvertiert Aufnahmen in das passende Format. Shortcut unterstützt neben den Standardformaten auch Streaming-Formate wie HTTP, HLS, MMS und UDP.
Bild 7: Der VLC Mediaplayer kennt unzählige Audio- und Videoformate und spielt diese ab
Quelle: PCtipp.ch
In Sachen Videos abspielen ist der VLC-Mediaplayer schwer zu schlagen (Download unter videolan.org). Es gibt kaum ein Format, das VLC nicht kennt. Die Palette reicht von Handyvideos bis zu neuen hochauflösenden 4K-Clips. Playlisten, das Abrufen von Onlinevideos und Podcasts sowie das Streaming im Heimnetz machen das Tool universell. Die etwas versteckten Funktionen zum Konvertieren von Videos sind ein Bonus, Bild 7.
Für die Verwaltung der eigenen Musiksammlung verwenden viele den Mediaplayer von Windows. Der bindet jedoch zahlreiche Systemressourcen. Die Alternative Dopamine (digimezzo.github.io/site) ist schlanker und bietet Verwaltungsfunktionen, Playlisten und einen integrierten Equalizer. Beim ersten Start von Dopamine geben Sie einfach die Ordner an, in denen Sie Ihre Musik gespeichert haben. Danach listet der Musik-Player alle Ihre Titel auf und spielt diese nach einem Klick auf das Play-Symbol ab. Die Musikbibliothek lässt sich nach Künstler, Genres, Alben, Songs und Playlisten ordnen. Zudem können Sie online Songtexte abrufen, Bild 8.
Bild 8: Dopamine verwaltet Ihre Musikbibliothek mit zahlreichen Funktionen und bietet Playlisten sowie einen integrierten Equalizer
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Backup und Sicherheit
Regelmässiges Speichern wichtiger Daten und der Systempartition ist Pflicht. Doch die Sicherung von Dokumenten, Fotos oder Musik benötigt kein kommerzielles Programm. Es gelingt auch mit Duplicati (duplicati.com). Nach Installation und Start arbeitet das Tool im Hintergrund, das Einrichten mit Datenauswahl und Zeitplan erfolgt im Webbrowser. Als Zielmedium lassen sich Festplatten, Netzlaufwerke, USB-Speicher oder Server im Internet definieren. Ausser Transferprotokollen wie FTP oder WebDAV unterstützt das Programm auch den Zugriff auf Cloud-Dienste wie Amazon, Dropbox oder Google. Die gespeicherten Daten komprimiert die Software Duplicati und verschlüsselt sie auf Wunsch mit AES-256, Bild 9.
Bild 9: In der übersichtlichen Bedienoberfläche von Duplicati richten Sie Sicherungsaufgaben ein oder stellen gesicherte Daten wieder her
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Für die Sicherung einer kompletten Partition oder Festplatte empfiehlt sich Clonezilla (clonezilla.org). Mit der kostenlosen Linux-Distribution erstellen Sie mit wenigen Einstellungen und in kurzer Zeit 1:1-Kopien der gesamten Festplatte – inklusive aller Partitionen, Dateien und Betriebssystem. Zunächst legen Sie ein bootfähiges Rettungssystem auf CD oder USB-Stick an und erzeugen damit anschliessend ein Image der Festplatte oder einzelner Partitionen. Im Fall etwa eines Hardware-Defekts starten Sie das System mithilfe von Clonezilla neu und spielen die Image-Daten zurück.
Soziale Medien
Das Fediverse ist ein dezentrales Netzwerk aus verschiedenen sozialen Plattformen, die miteinander verbunden sind. Mastodon (joinmastodon.org/de) ist eine der bekanntesten Plattformen im Fediverse und funktioniert ähnlich wie X (ehemals Twitter), aber ohne die zentrale Kontrolle durch ein Unternehmen. Mastodon ist als dezentrales Netzwerk konzipiert, das nicht auf eine einzige Plattform beschränkt ist: Verschiedene Server – von Privatpersonen oder Institutionen eigenverantwortlich betrieben – können bequem miteinander interagieren, Bild 10.
Bild 10: Das dezentrale Netzwerk Mastodon hat keine Kontrollinstanz und verfügt über unabhängige Server mit eigenen Regeln
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HumHub (humhub.com/de) bietet alle Möglichkeiten, sich miteinander zu vernetzen, zu kommunizieren und zu kollaborieren. HumHub ist intuitiv zu bedienen, lässt sich individuell mit Modulen erweitern und eignet sich für viele Anwendungsfälle, etwa für Unternehmen, Gemeinden, Vereine, Verbände sowie Schulen und Universitäten.
Fernzugriff-Software
Bei Software für Fernwartung dachte man früher automatisch an TeamViewer. Doch nicht zuletzt wegen einer undurchsichtigen Preispolitik ist das Programm auf dem absteigenden Ast. Zeit, sich nach einer Open-Source-Alternative umzusehen.
Rustdesk (zu finden unter der Webadresse rustdesk.com/de) bietet die gleichen Funktionen wie TeamViewer und sieht auch sehr ähnlich aus. Rustdesk kann Dateien zwischen beiden Rechnern per Assistent oder mittels Drag-and-drop übertragen, bietet ein Chatfenster und eine gemeinsame Zwischenablage für Text. Der Rustdesk-Verbindungsserver hat keine Weboberfläche. Deshalb muss auch der Helfer die Software auf seinem Computer installieren, Bild 11.
Bild 11: Die Oberfläche von Rustdesk erinnert an TeamViewer, die Funktionalität ebenfalls
Quelle: PCtipp.ch
Die Weboberfläche von Remotely (remote.adminforge.de) wirkt aufgeräumt. Hilfesuchende können die zu ihrem System passende Client-Version herunterladen. Die Serverdaten sind in die Set-up-Datei eingebaut. Der Vorteil: Administratoren brauchen keine Software. Das bringt eine grosse Flexibilität mit sich: Fernwartung ist überall dort möglich, wo man Zugriff auf einen Webbrowser hat, nur sollte der vertrauenswürdig sein.