Wenn Kinder im Internet unterwegs sind, sollten sie je nach ihrem Alter einen gesteuerten Zugriff haben. Denn das Internet bietet viele Inhalte, die für Jugendliche ungeeignet sind – hinzu kommen Cyberbedrohungen. Das sind die besten Lösungen.
(Quelle: Shutterstock/tommistock)
Wenn es um das Wohl eines Kindes geht, scheuen Eltern in der Regel keine Mühe. Auch beim Schutz der Kinder, wenn diese im Internet unterwegs sind, sollte das der Fall sein. Allerdings stösst ein Engagement oft schnell an Grenzen, da Eltern meist der technische Hintergrund für den besten digitalen Kinderschutz fehlt. In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick, welche Möglichkeiten Sie haben, ohne dass Sie dabei gleich einen Technik-Workshop absolvieren müssen.
Wovor wollen oder sollten Sie ihre Liebsten schützen? Im Prinzip geht es zusammengefasst um diese sieben Punkte:
1. Schutz vor Cybermobbing
2. Sinnvolle Zugangskontrolle zu Erwachseneninhalten
3. Schutz privater Daten
4. Kontrolle der Nutzungszeit von Geräten
5. Schutz vor Onlinegeldfallen
6. Sicherheit vor sexuellen Onlineanfragen (Grooming)
7. Sichere Privatsphäre
Der Markt bietet Ihnen dafür einiges an Software an. Allerdings gibt es auch kompakte Hardware-Lösungen, und selbst die gängigen Betriebssysteme unterstützen Sie bei Ihrer Schutzarbeit.
Altersgerechte Inhalte
Die Software-Hersteller nutzen in ihren Produkten gerne drei Altersstufen für die Einstellungen. Das sind:
Stufe 1: 3 bis 5 Jahre
Stufe 2: 6 bis 12 Jahre
Stufe 3: 13 bis 18 Jahre
Während die ersten beiden Stufen noch verständlich sind, sollten Eltern die dritte Stufe fast schon ausblenden. In der Regel sind 13-Jährige bereits technisch so viel weiter als ihre Eltern, dass Regulierungen oder Verbote hier nichts bringen. An dieser Stelle ist Eltern eine Zusammenarbeit zu empfehlen, indem sie die Kosten für eine Schutz-Software für den PC und das mobile Gerät übernehmen. Weiterhin sollten sie nur beraten – viel Einfluss oder sogar Zugriff auf das oder die Geräte der Jugendlichen haben Sie meistens nicht mehr – und bekommen ihn auch nicht.
Alle hier vorgestellten Anwendungen oder Lösungen sind daher sinnvoller für Kinder der Stufen 1 und 2, also für Kinder im Alter zwischen 3 und 12 Jahren. Auch die Wirkung der vorgestellten Tools ist auf diese Altersgruppen abgestimmt.
Windows und macOS
Geht es um den Computer zu Hause, dann sollten Sie einen Rechner mit Windows oder macOS erst ab der Altersstufe 2 in Betracht ziehen. Muss es davor unbedingt ein PC oder Notebook sein, empfiehlt sich ein Kinder-PC. Solche Geräte gibt es zum Beispiel von V-Tech; sie kosten um die 150 Franken (vtech.de/schoolandgo/Genio_Lernlaptop). Für die Stufe 1 bieten sie gesicherten Spiel- und Lernspass. Ab 5 oder 6 Jahren gibt es bessere Geräte, die schon wie ein Notebook arbeiten: Unter einem speziellen System bieten die Computer dutzende Lernprogramme an und haben einen Spezialbrowser für das Internet, der nur vorher genehmigte Seiten zulässt.
Möchten Sie, dass Ihr Kind Ihren PC nutzt, können Sie auch die Family-Funktionen von Windows oder macOS nutzen, die das Ganze per Benutzerverwaltung regeln. Damit kann sich jeder einloggen, hat aber für sein Profil passenden Beschränkungen oder keine.
Bei Windows 10 oder 11 lässt sich Family Safety direkt im System nutzen (unter Windows-Sicherheit/Familienoptionen), Bild 1. Allerdings ist der Umfang auf Basisfunktionen beschränkt, etwa App- und Bildschirmzeitbegrenzung für Windows-PCs, Xbox und Android-Geräte sowie Web- und Suchfilter für Microsoft Edge, Standortfreigabe (etwa Gerät zuletzt gesehen) und die Familiengruppenverwaltung über family.microsoft.com.
Bild 1: In Windows 10 und 11 gibt es Familienoptionen zum Steuern von Benutzern – mit dem Microsoft-365-Paket werden diese erweitert
Quelle: PCtipp.ch
Nutzt eine Familie auch das Microsoft-365-Family-Abo für etwa 100 Franken im Jahr für sechs Accounts, gibt es erweiterte Family-Funktionen. So ist etwa eine Live-Standortverfolgung mit Benachrichtigungen bei Ankunft/Verlassen von Orten möglich – auch auf mobilen Geräten. Es gibt aber nicht nur Schutzfunktionen, sondern zusätzliche nützliche Optionen wie einen gemeinsamen Fotospeicher, einen Familienkalender und eine Verwaltung für alle zusammen.
Auch macOS bietet im System einige Familienoptionen an, Bild 2. Sobald sich ein Kind mit seinem Konto einloggt, greift der Schutz, den der Administrator (also die Eltern) festgelegt hat. Dann lassen sich App-Store-Käufe verhindern, nur bestimmte Apps öffnen, ungeeignete Webinhalte verhindern, Webseiten festlegen und auch die Bildschirmzeit einschränken. Sie können sogar die Intelligence von Siri beschränken, damit sie nicht über Umwege zu anderen Inhalten führt. Aber auch die Premium-Pakete Apple One Family/Premier lassen sich über die Familienfunktionen steuern.
Bild 2: Für macOS oder iOS lassen sich Familienoptionen festlegen und Geräte fernsteuern
Quelle: PCtipp.ch
Browserschutz
Beim Kinderschutz via Betriebssysteme ist der Browserschutz zum Beispiel bei Windows auf Edge festgelegt. Hier sind die Nutzer von Chrome und Firefox leider nicht berücksichtigt. Aber das können Sie auch schnell selbst nachrüsten. Wird Google als Suchmaschine genutzt, lässt sich die SafeSearch einschalten. Das geht sehr einfach über die Einstellungen des Google-Kontos. Allerdings übergehen das findige Kids mithilfe einer anderen Suchmaschine. Sie können auch den Windows-Benutzer-Account Ihres Kindes mit einem eigenen Google-Konto verknüpfen. Darin ist festgelegt, dass ein Kind am Browser sitzt. Das geht mit Google Family Link (families.google/intl/de/familylink). Die Funktion ist kontogebunden und daher für mobile Geräte nutzbar. Sie funktioniert wie andere Kinderschutz-Software mit vorgefertigten Filterlisten nach Alter und Black- und Whitelisting für Internetseiten bzw. Kategorien, Bild 3.
Bild 3: Auch Google unterstützt Familien mit seinem Family-Link, womit man per Google-Konto die Zugriffe lenken kann
Quelle: PCtipp.ch
Bild 4: Diese Erweiterung für Chrome, Edge und Firefox verhindert den Zugriff auf viele Webseiten – aber nicht die Installation eines anderen Webbrowsers
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Ebenfalls gut sind Browser-Add-ons, da es diese meist für Chrome, Edge und Firefox gibt. So empfiehlt sich etwa die Sicherer Browser Kindersicherung von Kiddoware. Sie filtert Webseiten nach vordefinierten Listen aus und blockiert bekannte Porno-Domains. Sie ist einfach, aber relativ wirkungsvoll, Bild 4. Es gibt noch andere Erweiterungen. Allerdings sind einige komplett in englischer Sprache und filtern nicht unbedingt deutsche oder anderssprachige Seiten resolut aus.
Schutz per Software
Vielleicht klingt das komisch, aber es gibt Software von Unternehmen, die sich auf Kinderschutz spezialisiert haben, und die klassische Schutz-Software der Security-Hersteller für Windows, macOS, Android und iOS.
Wie viele Tests immer wieder zeigen, schützt eine spezielle Kinder-Software sehr gut vor Inhalten und bietet Beschränkungen für Webseiten und Bildschirmzeit – meist mit einem abgestimmten Konzept von Kinderpsychologen. Allerdings sind die Produkte im Hinblick auf Schutz gegen Malware, Phishing oder andere Fallen schwächer. Hier können die Konzepte der Security-Hersteller auftrumpfen. Aber sie haben halt nicht immer das Gesamtkonzept parat. Auf den Webseiten von AV-TEST (av-test.org/de/news/rubrik/kinderschutz) finden sich zwar etwas ältere Tests von Kinderschutz-Software. Aber dennoch vermitteln sie immer noch gut den Unterschied zwischen den Software-Lösungen.
Unsere Erfahrung zeigt, dass für jüngere Kinder der Altersstufe 2 (6 bis 12 Jahre) die spezielle Software bis etwa 9 Jahre besser ist als normale Sicherheits-Software und ab der zweiten Hälfte, also etwa ab 10 Jahren, das Konzept der Security-Hersteller sich besser eignet.
Ein oft genannter Testsieger ist das vollkommen kostenfreie Programm JusProg unter jugendschutzprogramm.de, das es für alle oben genannten Plattformen gibt, Bild 5. Es lassen sich mehrere Kinderprofile nach Alter festlegen. Zusätzlich gibt es eine Surfzeitbegrenzung, sowie White- und Blacklists für Webseiten, die sich auch manuell anpassen lassen. Für andere Geräte wie Router oder Spielekonsolen findet sich ein DNS-Filter, mit dem sich der Zugriff auf unerwünschte Websites blockieren lässt. Die technische Hilfe leistet die Webseite. Auch gibt es einen Umgehungsschutz samt Elternpasswort.
Bild 5: Das gut abstimmbare Kinder- und Jugendschutz-Tool JusProg gibt es für sämtliche Plattformen; es lässt sich sogar gratis nutzen
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Als Alternative für Windows und Android gibt es zum Beispiel noch die lizenzpflichtige Software von Salfeld (salfeld.de). Sie kann ebenfalls alle Zugriffe oder die verfügbaren Inhalte steuern. Wie lange der Zugriff pro App oder Programm dauern kann oder soll, lässt sich ebenfalls festlegen. Da der Schutz über ein Onlinekonto läuft, funktioniert er geräteübergreifend – etwa bei PC und Handy. Er summiert auch die Zeiten. Cool: man kann den Kindern bei guten Leistungen als Belohnung diverse Gutscheine für mehr Onlinezeit überreichen, Bild 6.
Bild 6: Die Kinderschutz-Software von Salfeld ist sehr gut in der Handhabung, aber nur für Windows und Android verfügbar
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Spezielle Kinderseiten
Wenn Sie eine Kinderschutz-Software nutzen, die alle Webseiten blockieren kann, können Sie auch eine Liste von Webseiten machen, an denen Kinder Spass haben. Neben den speziellen Lernseiten Ihrer Schule ist an dieser Stelle eine wichtige Adresse das Kinderportal fragFINN.de (fragfinn.de). Es ist eine Art News- und Wissensportal speziell für Kinder, welches aber auch für Eltern viele gute Tipps und Beratung parat hat, Bild 7. Als Wissensportal und Wikipedia-Ersatz ist das Klexikon (klexikon.zum.de) auch eine gute Adresse.
Bild 7: Das Portal fragFINN.de hat tolle kindgerechte Angebote und Webadressen sowie gute Informationen für Eltern parat
Quelle: PCtipp.ch
Für mehr Übersicht in der digitalen Welt und für etwas Beratung ist für Eltern die Seite des Schweizer Bundesamtes für Sozialversicherungen Jugend und Medien (jugendundmedien.ch) ein guter Anlaufpunkt, Bild 8.
Bild 8: Das Schweizer Portal Jugend und Medien des Bundesamtes für Sozialversicherungen bietet vernünftige Praxistipps für Kinder und Eltern an
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Alles in einem
Die klassischen Hersteller von Schutz-Software haben den Vorteil, dass sie immer aktuell an der Front gegen Hacker & Co kämpfen und so auch die neuesten Tricks der Angreifer kennen. Auch sie haben ihre Schutz-Suiten seit langer Zeit aufgestockt und bieten den Kinderschutz mit an. Ganz vorn seit vielen Jahren sind Kaspersky und auch Norton. Mit Safe Kids schützt Kaspersky sogar zertifiziert über alle Plattformen hinweg Kinder an den Geräten. Ausser dem klassischen Schutz gibt es Onlinefilter, Schutz bei YouTube, eine App-Kontrolle, eine gesteuerte Nutzungsdauer von Apps und Geräten sowie eine GPS-Ortung. Wer die Premium-Suite nutzt, hat alles in einer Lizenz, Bild 9.
Bild 9: Kasperskys Safe Kids bietet Schutzeinstellungen für Kinder. In der Premium-Version ist es mit dem Antivirenschutz vereint
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Das Produkt Norton Family ist mit Kaspersky sehr gut vergleichbar. Es beherrscht auch alle oben genannten Funktionen und ist für alle Plattformen verfügbar. Für die Steuerung können Eltern auch ein anderes Gerät nutzen und bekommen in Echtzeit Warnungen oder Verstösse angezeigt. Norton bietet sein Family-Modul ebenfalls als Teil seiner Sicherheits-Suite an. Wer Norton 360 als Deluxe oder Premium-Version nutzt, hat Family gleich inklusive, Bild 10.
Bild 10: Norton Family ist ein Kinderschutz für sämtliche PCs und mobilen Geräte; in der Premium-Version inklusive Malware-Schutz
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Wenn Ihre Kinder etwas grösser sind und einen PC oder ein Notebook öfters nutzen, ist der Einsatz von Schutz-Software samt Kinderschutzprogramm zu empfehlen. Sobald ihre «Kleinen» etwas grösser werden, wollen Sie das Kontrollprogramm loswerden. Nutzen Sie eine Schutz-Suite, bleibt zumindest die Antiviren-Software auf dem Gerät erhalten.
Viele andere Security-Hersteller bieten – manchmal etwas versteckt – Kinderschutzfunktionen in ihrer Schutz-Software an. Meistens sind das aber nur Filter für Webseiten, Domains oder für sogenannte PUAs. Letzteres sind «Potenziell Unerwünschte Anwendungen». Die Programme sind zwar nicht gefährlich, aber aufdringlich und voller Werbung, die für Kinder oft nicht geeignet ist.
Spezialtipp für das WLAN
Gerade jüngere Kinder nutzen oft ein mobiles Gerät wie ein Smartphone oder ein Notebook. Wenn das Gerät keine eigene SIM-Karte hat, lässt es sich für den Internetzugang nur mit WLAN nutzen. Unser Tipp: Die meisten modernen Router haben ein Zeitmanagement, um WLAN-Nutzungszeiten festzulegen. Zum Beispiel in der AVM Fritz!Box ist das sehr einfach zu verwalten. Das funktioniert zwar auch für das Gäste-WLAN, ist dann aber etwas komplizierter, Bild 11.
Bild 11: Sofern das Kind nicht auf mobile Daten ausweichen kann, lässt sich das WLAN in der Fritz!Box auch zeitgesteuert betreiben
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Bild 12: AVM bietet Hilfevideos, damit jeder die Fritz!Box für Kinder absichern kann
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Am Beispiel der AVM Fritz!Box lässt sich auch eine richtige Kindersicherung einrichten, in dem man Zugangsprofile nutzt. Dabei lassen sich die Onlinezeit regeln, Filter für Internetseiten einrichten, Netzwerkanwendungen im Profil sperren und sogar bei Bedarf die Onlinezeit per Ticket verlängern. Das Ganze funktioniert zuverlässig, ist aber nicht alles so einfach einzurichten, wie es klingt. Aber: Der Hersteller AVM bietet gute Beschreibungen innerhalb der Fritz!Box unter dem Menü Hilfe und Info an. Das Unternehmen bietet auf YouTube sogar lehrreiche Hilfevideos zum Thema Kinderschutz an, Bild 12.