Sicherheits-Tipps 13.11.2025, 10:00 Uhr

Sicher vor Betrug im Internet

Im Internet finden sich viele attraktive Angebote. Aber mancher Onlineshop oder manche tolle Software hat nichts anderes im Sinn, als Nutzer zu betrügen. Mit den folgenden Tipps erkennen Sie die Fallen!
(Quelle: Shutterstock/earthphotostock)
Onlineshopping und Software aus dem Internet sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch mit dem Anstieg der Digitalisierung hat auch die Zahl der Betrugsfälle rund um Fake-Shops und sogenannte Scam-Software drastisch zugenommen. Millionen von Verbrauchern haben teils hohe finanzielle Verluste erlitten. Die Kriminellen werden dabei immer dreister und professioneller, betrügen mit täuschend echten Webseiten und aufwendigem Marketing. Wir zeigen Ihnen anhand aktueller und bekannter Fälle, wie Sie Betrugsmaschen erkennen und sich davor schützen können – praxisnah und verständlich. Hier auch ein Video zum Thema:

Fake-Shops und Scam

Fake-Shops sind Onlineshops, die real existierende Hersteller und Händler nachahmen, aber keine oder minderwertige Ware liefern. Sie locken mit ungewöhnlich hohen Rabatten und täuschend ähnlicher Gestaltung.
Sogenannte Scam-Software ist meist als nützlich beworbene Anwendung getarnt. Eine Unterart davon ist Scareware, die Computerprobleme angeblich löst oder Ihren Computer vor fiesen Viren schützen soll. Tatsächlich installieren Nutzerinnen und Nutzer damit Schad-Software, die Daten ausspäht oder teure Nutzungsgebühren fordert.
Beide Betrugsformen richten sich vorwiegend an Verbraucher mit wenig IT-Erfahrung, die online einkaufen wollen oder technische Probleme lösen möchten. Die Methoden wurden die letzten Jahre immer raffinierter und die Täter nutzen inzwischen vermehrt künstliche Intelligenz (KI) zur Erstellung manipulativer Webseiten und personalisierter Werbung.

Bekannte Betrugsfälle

2023 wurden laut dem Portal Finanzguru.de allein in Deutschland mehr als 300'000 Deutsche Opfer von Fake-Shops, der Gesamtschaden wird auf über 100 Millionen Schweizer Franken geschätzt. Angriffe gab es dabei besonders auf Anbieter von Outdoor- und Sportartikeln. So kursiert während der Artikelerstellung gerade ein Fake-Shop mit der Webadresse vaude-de.com, der offiziell wie der Outdoor-Hersteller Vaude aussieht, aber nach der Zahlung keine Produkte versendet. Betroffene warten wochenlang auf ihre Ausrüstung und erhalten weder Rückzahlungen noch Kontakt zum Anbieter. Vaude hat inzwischen etwa 700 gefälschte Shops mit seinem Namen im Internet entfernen lassen und kämpft auch aktuell gegen neue, immer noch aktive Shops, Bild 1.
Bild 1: Dieser Fakeshop imitiert den Hersteller Vaude und ist seit seiner Entdeckung schon mehr als einen Monat online – nun sind es bereits über 700 entdeckte Vaude-Fakeshops
Quelle: PCtipp.ch
Ein weiteres Muster sind gefälschte Discounter-Shops. Der bekannteste Fall war das gefälschte Angebot auf Lidl-Shop2025.com, das Kunden mit angeblichen Sonderangeboten köderte. Die Webseite wirkte authentisch, da sie Logo und Farbschema von Lidl benutzte. Doch die Zahlungen gingen direkt an die Betrüger, Chargen von Ware wurden nie ausgeliefert. Fakeshops, die den Namen von Lidl missbrauchen, tauchen immer wieder auf. Die Webadresse in Bild 2 wurde von Google bereits erkannt und gesperrt.
Bild 2: Die Seite lidl-de-de.vip wird von Google als Fake erkannt. Die Adresse ist für den Zugriff gesperrt
Quelle: PCtipp.ch
Auch in der Schweiz sind Fake-Shops ein wachsendes Problem. Hier nutzen Betrüger gezielt .ch-Domains und Schweizer Ortsnamen, um Vertrauen zu erwecken. Im Winter 2024 sorgten Shops wie trend-box.ch, chiccasa.ch oder luminabeauty.ch für Schlagzeilen beim Konsumentenschutz. Diese Shops boten hochwertige Produkte angeblich aus Schweizer Herstellung an, lieferten aber Billigware direkt aus China. Eine Konsumentin bestellte einen Kaschmirpullover bei einem vermeintlichen Zürcher Unternehmen mit Sitz in Glattbrugg. Wochen später kam ein Paket mit Polyester-Mischware an – anstelle eines echten Kaschmirprodukts.
Ein ebenso typisches Muster sind «Dropshipping-Shops», die keine eigenen Lager betreiben, sondern Bestellungen direkt an asiatische Lieferanten weiterleiten. Kunden zahlen oft deutlich mehr als beim Originalanbieter – die Qualität ist meist schlecht, der Kundenservice unzureichend. Die Betreiber hinter diesen Shops sind häufig Briefkastenfirmen. So ermittelte zum Beispiel die Zeitung Blick, dass die Firma Vendora LLC mit Sitz in Delaware (USA) mehrere solcher betrügerischer Websites in der Schweiz bedient und verborgen von einer Schweizer Gesellschaft in Fehraltorf verwaltet wird.
Ein weiterer aufsehenerregender Schweizer Fall betrifft die E-Commerce-Welt, einen Onlineshop, gegen den Hunderte Beschwerden vorlagen, weil Kunden monatelang auf ihre Ware warteten oder den Kontakt zum Shop verloren, Bild 3. Die Polizei rät verständlicherweise zur Anzeige, wobei Betroffene oft nur mit grossem Aufwand ihr Geld zurückfordern können – aber selten wieder erhalten.
Bild 3: E-Commerce-Welt.ch lieferte keine Waren. Die Facebook-Seite ist noch aktiv, der Shop geschlossen
Quelle: PCtipp.ch

Schutz vor Fake-Shops

Die meisten Fake-Shop-Fälle weisen ähnliche Warnsignale auf, die Verbraucher vor dem Kauf überprüfen können:
  • Übertriebene Rabatte: Produkte, die deutlich unter Marktpreis angeboten werden, sind fast immer ein Risiko.
  • Webadresse und Impressum: Oft sind die Webadressen leicht verschlüsselt, etwa durch Tippfehler oder Zusätze (-switzerland, -zurich). Das Impressum fehlt oder ist unvollständig – etwa ohne Adresse oder Kontakt.
  • Zahlungsmethoden: Nur Vorauszahlung per Kreditkarte oder Banküberweisung möglich, kein PayPal, keine Käuferschutzsysteme.
  • Bewertungslage: Fehlende oder gefälschte Nutzerbewertungen; häufig nur positive Rezensionen, die auf Plattformen wie Trustpilot entlarvt werden können, Bild 4.
    Bild 4: Die Facebook-Seite von E-Commerce-Welt.ch zeigte viele Warnungen von Nutzern
    Quelle: PCtipp.ch

    Prüfen Sie fremde Webshops, bevor Sie etwas bestellen. Die Betrüger versuchen zwar, die Seiten zu perfektionieren, aber alles klappt zum Glück nicht. Hier ein paar Tipps:
  • Webadresse prüfen: Betrüger versuchen oft, die Webadresse/den Domainnamen zu verschlüsseln, mit sogenannten Subdomains. Etwa die Webadresse Tolle.Artikel.auf.pctipp.ch.kaufen.fakeshop.to hätte mit PCtipp nichts zu tun, sondern würde zu fakeshop.to führen, da dies das eigentliche Ziel wäre. Die Web­adresse ist oft so lang, dass Nutzer das Ende in der Adresszeile nicht lesen können. Klicken Sie in Googles Chrome-Browser daher bei der Adresszeile die Webseiteninformationen an. Im Fenster, das sich nun aufklappt, wird das eigentliche Ziel angezeigt, Bild 5. Den Chrome-Webbrowser gibt es unter dem Link google.com/chrome.
    Bild 5: Der Chrome-Webbrowser zeigt unter Webseiteninformation, dass die Fake-Adresse vaude-de.com nur eine versteckte Weiterleitung von bblgln.com ist
    Quelle: PCtipp.ch
  • Bewertungen und Kundenmeinungen: Fragen Sie die Google-Suche nach dem Shop und prüfen Sie Erfahrungsberichte auf Portalen wie Trustpilot (de.trustpilot.com) oder in den Google-Rezensionen, die in der Google-Suche bei vielen Anbietern auftauchen. Meist reicht die Suche nach fakeshopadresse Erfahrungen Meinungen. Nicht jeder Shop hat immer Einträge bei Trustpilot oder anderen Portalen. Aber meistens wird man so am schnellsten fündig, Bild 6.
    Bild 6: Oft reicht eine einfache Suchanfrage in Google wie Erfahrung Bitprofix.com
    Quelle: PCtipp.ch
Achtung: Beim erwähnten Lidl-Betrug wurde auf Bewertungsportale zum echten Lidl-Eintrag verlinkt. Die Bewertungen waren natürlich gut. Findet sich in Google gar nichts zu einem Onlineshop, sollten Sie dem Ganzen sofort misstrauen.
  • CH-Firmencheck bei Zefix.ch: Der zentrale Firmenindex zefix.ch zeigt Ihnen schnell, ob es ein im Impressum genanntes Unternehmen gibt oder nicht. Aber Achtung: Bei gefälschten Web-Stores ist das Impressum auch oft von einem Originalmarkenshop kopiert.
  • Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl: Sehr oft finden Nutzer eine Seite seltsam, die Preise sind verlockend niedrig und es wird alles getan, um das Geschäft so schnell wie möglich abzuschliessen. Vertrauen Sie auf Ihre Instinkte, Bild 7.
    Bild 7: Alles so schön billig hier – Rabatte von 30 bis 50 Prozent locken, aber Sie sollten jeweils misstrauisch sein, da so hoher Rabatt kaum möglich sein kann
    Quelle: PCtipp.ch

  • Probieren Sie den Fakeshop-Finder der Verbraucherzentrale.de: Der Finder unter verbraucherzentrale.de/fakeshopfinder arbeitet im Hintergrund mit KI und kennt sehr viele gefälschte Shops. Geben Sie dort einfach die Internetadresse des Shops ein und die Adresse wird analysiert, Bild 8.
    Bild 8: Unter Verbraucherzentrale.de gibt es einen Fakeshop-Finder
    Quelle: PCtipp.ch
  • Auch Watchlist-Internet.at ist gut: Auf dem Service watchlist-Internet.at lassen sich Adressen von Shops prüfen. Alle aktuellen Fake-Shops zeigt das Tool in einer Liste an. Pro Tag kommen hier mal schnell 100 Warnungen zusammen. Oft ist es ein Fake-Shop, der gleich fünf oder sechs Varianten einer Webadresse ausnutzt, Bild 9.
    Bild 9: Auch die Seite Watchlist-Internet.at listet Fakeshops auf und kennt vaude-de.com
    Quelle: PCtipp.ch

  • Nutzen Sie eine Browsererweiterung: Die Service-Seite fakeshop.at bietet auch eine Erweiterung zum Schutz unter Chrome, Firefox und Edge an. Es gibt aber auch im Google Play Store und im iOS-App-Store eine App vom selben Anbieter zum Schutz vor Fake-Shops. Der Service ist kostenlos, da er durch Forschungsgelder finanziert wird. Der Service kommt zwar aus Österreich, er listet aber Fake-Shops aus vielen Ländern auf.
Tipp: Manche Security-Software prüft während des Surfens, ob eine Internetadresse gefährlich ist. Die Warnungen funktionieren meist sehr gut bei Webseiten mit Malware. Aber bei Fakeshops bekommt man oft keine Warnung. Nutzen Sie daher besser die erwähnten Tipps, um die gefährlichen Betrügershops zu erkennen.

Gefährliche Scam-Software

Eine weitere Gefahr ist sogenannte Scam-Software. Sie hat meist keine klassische Malware wie Viren oder Trojaner im Gepäck. Es handelt sich vielmehr um betrügerische Software, die sich vielfach als nützliches Programm ausgibt, etwa als System-Tool, Virenschutz oder Update-Helfer. In Wirklichkeit wurde die Software dafür entwickelt, Nutzer zu täuschen und ihnen zu schaden oder Geld zu ergaunern. Typischerweise wird Scam-Software über Pop-ups, gefälschte Warnmeldungen, E-Mails oder unseriöse Webseiten angeboten und fordert den Nutzer beispielsweise dazu auf, für angebliche Fehlerbehebungen oder Virenbeseitigung Geld zu bezahlen.
In der Regel führt Scam-Software keine der versprochenen Funktionen aus. Oftmals installiert sie sogar weitere Schad-Software im Hintergrund. In der Schweiz warnt das Bundesamt für Cybersicherheit BACS vor gefälschten Apps, die sich als «Unwetterwarnungen» ausgeben, aber tatsächlich Malware installieren und sensible Daten abgreifen, darunter E-Banking-Daten. Es gibt drei Arten von gefährlicher Scam-Software:
  • Scareware: Erzeugt durch Panikmache (etwa falsche Viruswarnungen) einen Kaufzwang für nutzlose Programme.
  • Rogueware: Gibt sich als seriöse Sicherheits-Software aus und verlangt Geld für angebliche Problemlösungen, die allerdings gar nicht existieren.
  • Ransomware: Sperrt Dateien oder das ganze System und verlangt Lösegeld für die Entsperrung.
Eine sehr oft genutzte Falle, meist für Scareware, ist eine im Webbrowser eingeblendete Warnmeldung, dass Ihr System einen Fehler hätte oder man gerade einen Virus bei Ihnen entdeckt hat. Ein alter Fall, aber eine leider sehr erfolgreiche Scareware war das falsche Antivirus-Programm System Care Antivirus. Zuerst gaukelte es dem Anwender vor, dass ein besonderer Virus auf dem System sei und bot eine kostenlose Testversion seines Programms an. Viele Anwender haben daraufhin das Fake-Tool installiert, das natürlich prompt den vermeintlichen Virus im System fand, Bild 10. Allerdings wurde der Nutzer informiert, dass nur die Vollversion für 99 US-Dollar den Virus entfernen könnte. Daraufhin haben die Anwender bezahlt, die Lizenz eingegeben und danach war der mysteriöse Virus, der nie vorhanden war, auch verschwunden. Aber damit nicht genug: Auch danach fand das Tool immer wieder mal Schwachstellen und reparierte sie natürlich stets wieder. Das baute Vertrauen zum Anwender auf. Allerdings waren alle Abläufe eine programmierte Show, die bei jedem Anwender gleich ablief. Eine Deinstallation des Tools beendete zum Glück den Spuk.
Bild 10: Die Scareware System Care Antivirus ist zwar ein alter Fall, aber das Vorgaukeln einer Virusinfektion hatte funktioniert
Quelle: PCtipp.ch
Andere solche Antivirus-Software schleuste oft gleich richtige Malware auf die Computersysteme ein, stahl Daten oder verschlüsselte sie per Ransomware und erpresste Lösegeld.

Echte Software

Wenn Sie in einer Situation sind, bei der Sie den verdacht haben, Sie hätten einen Virus auf dem System, sollten Sie nur bekannte Antivirus-Software nutzen. Viele Hersteller bieten einen kostenlosen Scan Ihres Systems an, wenn der vorinstallierte Microsoft Defender oder ein anderes Schutzprogramm keine Gefahr erkennt.
Es gibt ziemlich viele Online-Virenscanner, wir nennen Ihnen drei empfehlenswerte als Beispiel dafür, dass Sie auch mit einer bereits installierten Schutzlösung zusätzlich per Onlinescanner eine zweite Meinung einholen können, Bild 11:
Bild 11: Der kostenlose Onlinescanner von F-Secure scannt nach einer kurzen Installation das gesamte System und gibt eine verlässliche zweite Meinung zum Viren-Alarm
Quelle: PCtipp.ch
Alle drei sind gleich einzusetzen: Zuerst laden Sie von der Webseite eine kleine ausführbare Datei. Diese führt eine Mini-Installation durch und besorgt online die neuesten Updates für den Virenscanner. Egal, welches Tool Sie nutzen: Starten Sie immer einen Vollscan für den gesamten Computer. Bei dieser Aktion müssen Sie Geduld haben. Unter Umständen kann das einige Stunden dauern. Die Schnellscans beziehen sich meist nur auf den Arbeitsspeicher und ein paar sehr wichtige Windows-Dateien.
Tipp: Wenn Sie eine gute Übersicht über am Markt vorhandene Schutz-Software suchen, sind Sie bei der Webseite von AV-TEST (av-test.org/de) genau richtig, Bild 12. Dort finden Sie Testergebnisse zu reell angebotener Schutz-Software für Windows, macOS sowie Android und auch passende Links zu den Herstellern. Haben Sie ein gutes Schutz-Tool installiert, warnt es Sie fast immer bereits beim Download einer Scareware oder spätestens bei dessen Installation. Vertrauen Sie darauf, denn die Fehlerkennung (false positive) bei guter bzw. böser Software ist in den vergangenen Jahren auf eine extrem niedrige Quote gefallen. Ein Alarm ist also fast immer ein echter Alarm.
Bild 12: Gibt es die Antiviren-Software wirklich? Sie finden verlässliche Software-Tests beim Prüfinstitut AV-TEST.org
Quelle: PCtipp.ch
 



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