Tests 06.02.2012, 05:57 Uhr

Test: Sigma 17-70 1:2,8-4 Macro HSM

Das Sigma-Standardzoom bietet sich als vielseitige Alternative zu Kit-Objektiven an. Wir hatten Gelegenheit, es auszuprobieren.
Das Sigma-Objektiv ist ein Standardzoom. Der Blickwinkel der klassischen Standard-Brennweite von 50 mm entspricht im APS-C-Format von digitalen Spiegelreflexkameras etwa demjenigen eines 35-mm-Objektivs. Der Zoomumfang reicht also von der halben bis zur doppelten Standardbrennweite. Damit deckt man einen grossen Teil dessen ab, was in alltäglichen Situationen gebraucht wird.
Ein Hauch von Tele: Möwen aus etwa 10 Metern Entfernung (100%-Vergrösserung)
Zusätzlich kann man mit dieser Linse sehr nahe an Objekte heran: Der kleinste Abstand zum Sensor beträgt auf jeder Zoomstufe 22 cm. Im 70-mm-Bereich bedeutet das, dass man das Glas fast auf das Motiv halten kann. So sind auch Makroaufnahmen möglich. Das Beispiel links soll die Vergrösserungsfähigkeit verdeutlichen. Wenn Sie auf das Bild klicken und es vergrössern, zeigt es einen Fotoausschnitt in Originalauflösung.
Ein Lock-Schalter verriegelt den Zoom bei Nichtgebrauch auf der kleinsten Stufe und verhindert das Ausfahren der Linse. Allerdings rutscht diese sowieso kaum von selbst heraus. Beide Drehringe lassen sich sehr gut bedienen, die gesamte Verarbeitung überzeugt. Der Verschluss ist aus Metall.
Beispiel für Bokeh (runder Fleck oben in der Mitte)
Die Lichtstärke beträgt f/2,8 im Weitwinkel und f/4 bei 70 mm – das ist ein besserer Wert, als die Objektive liefern, die man jeweils zusammen mit einer Kamera als Kit kaufen kann. Gleichzeitig ist es auch ein Kompromiss: Die richtig teuren Objektive haben durchgängig f/2,8. Trotzdem bekommt man hier etwas mehr Spielraum bei der Lichtempfindlichkeit, und es ist besonders bei Nahaufnahmen sehr gut möglich, den Hintergrund völlig verschwimmen zu lassen. Das Bokeh (Form der unscharfen Bereiche) schien uns im Test gut gelungen.
Mit Bildstabilisator: ganz leicht verwackelt
Als weiteren Pluspunkt verfügt die Linse über einen eingebauten Bildstabilisator. Dessen Wirkung zeigte sich im Test sehr deutlich. Die Beispiele zeigen zwei Aufnahmen mit Brennweite 27 mm und 1/10 Sekunde Belichtungszeit, jeweils mit und ohne Bildstabilisator. Für Video-Freaks noch ein Hinweis: Im Test war immer ein ganz leises Pfeifen vernehmbar, das auch nicht ganz verschwand, wenn der Bildstabilisator ausgeschaltet wurde.
Der Autofokus wurde auf den oberen Bereich des «R» gehalten
Der Autofokus ist recht schnell und soweit wir das beurteilen können, einigermassen treffsicher. Im Web berichten einige Fotografen, sie hätten Probleme mit dem Autofokus, der etwas zu weit vorne oder hinten scharf stelle; wir konnten das nicht wirklich nachvollziehen. Im Bild nebenan wurde auf den Bauch im R des Wortes «Reflexionen» fokussiert. Der tatsächliche Schärfepunkt liegt etwas näher beim Betrachter, aber gross ist der Fehler nicht. Einen kleinen Minuspunkt beim Fokussieren gibts aber doch: Der manuelle Fokusring ist beim Autofokus gesperrt, man kann also nicht nachkorrigieren.
Die Schärfe blieb beim Abfotografieren einer Pinnwand allerdings klar hinter dem Nikkor 16-85 zurück, aus bisher nicht geklärten Gründen. Ausschliessen können wir die offenere Blende, da in beiden Fällen mit f/4,5 belichtet wurde. Wir vermuten, dass der Autofokus beim Objektiv von Nikon tatsächlich genauer ist.
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Vignettierung, Verzeichnung, chromatische Aberration, ...

Das Sigma-Objektiv beleuchtet in den Ecken klar weniger als in der Mitte (Vignettierung); das ist aber auch nicht anders zu erwarten, das Nikon-Zoom 16-85 beispielsweise schneidet diesbezüglich keineswegs besser ab. Im Weitwinkel ist der Effekt jeweils am stärksten. Wir halten aber eine leichte Vignettierung nicht für ein gravierendes Problem. Viele Leute fügen ja sogar nachträglich eine solche per Bildbearbeitung ein.
Chromatische Aberrationen (100%-Ausschnitt, Weitwinkel, am Bildrand)
Die Nikon D90, mit der wir testeten, rechnet chromatische Aberrationen automatisch aus den JPEGs heraus; man muss mit dieser Kamera also in RAW fotografieren, um den Effekt überhaupt zu bemerken. Ausserdem können diese Abbildungsfehler auch nachträglich recht einfach korrigiert werden. Aber ja: Wenn man es darauf anlegt, chromatische Aberrationen zu produzieren, wie beispielsweise beim Bild mit dem Fensterstoren, dann sind sie auch deutlich erkennbar, allerdings vorwiegend im Weitwinkel und auch dort vor allem am Bildrand.
Etwas Verzeichnung im Weitwinkel
Das Objektiv verzeichnet nur schwach. Sowohl im Weitwinkel als auch im Tele ist zwar bei exakt waag- und senkrechten Linien eine leichte Verzerrung erkennbar, aber störend ist das kaum. Das 16-85-mm von Nikon verzeichnet im Weitwinkel einiges stärker.
Fazit
Als Standardzoom bietet das Sigma-Objektiv eine gelungene Mischung aus Lichtstärke, Zoom und Preis. Seine grösste Stärke ist die Makrofähigkeit. Ein Vergleich mit der Konkurrenz ist schwierig, da je nach Kamerasystem anders. Für Nikon-Systeme bietet das Nikon 16-85 mm mehr Schärfe und etwas mehr Brennweite, dafür weniger Lichtstärke und mehr Verzeichnung.
Technische Daten
Objektivtyp: 2,8-4/ 17-70 mm DC Macro OS HSM
Objektivkonstruktion: 17 Elemente in 13 Gruppen
Bildwinkel: 72,4°-20,2°
Anzahl der Blendenlamellen: 7 Stück
Kleinste Blende: F22
Mindestabstand ca. 22 cm
Grösster Abbildungsmassstab: 1:2,7
Filtergewinde: 72 mm
Abmessungen: (Ø x Länge): 79 mm x 88,9 mm
Gewicht: 535 g

Testergebnis

Lichtstärke, auf kurze Entfernungen verwendbar, solid verarbeitet, Bildstabilisator, angenehmes Bokeh, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Schärfe nicht immer optimal, wahrscheinlich wegen Autofokus

Details:  Für Canon, Nikon, Pentax, Sigma und Sony-SLRs

Preis:  UVP Fr. 695.–, Strassenpreise z.T. klar tiefer

Infos: 
www.owy.ch

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Autor(in) David Lee



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