Test: Capture One Pro 11

Qualitäten und Spezialitäten

Tempo und Qualität

Bereits bei diesen elementarsten aller Anforderungen glänzt COP. Beim Import werden von allen Fotos Voransichten erstellt, mit denen später gearbeitet wird. Dabei ist es natürlich schwierig, beim Verschieben von Reglern die Zeiten zu stoppen. Allerdings würde ich mich so weit aus dem Fenster lehnen, um zu behaupten, dass sich die Arbeit mit COP etwa um einen Drittel schneller anfühlt als mit Lightroom.
Klar ist hingegen, dass COP bei der RAW-Umsetzung gegenüber der Konkurrenz punktet. Vom Fleck weg wirken die Resultate natürlicher und «fertiger» als bei Lightroom. Dort muss jedes RAW-Bild überarbeitet werden, während bei COP die Resultate oft so wirken, als könnte man sie gleich so stehenlassen: schärfer, kontrastreicher und mit besseren Farben. Natürlich heisst das auch, dass COP nach dem Öffnen ein wenig intensiver an der RAW-Datei herummacht – aber das werden die meisten Fotografen wohl gerne in Kauf nehmen.

Styles

Um aus einer schalen Rohaufnahme ein peppiges Foto herzustellen, braucht es Zeit und vor allem auch Übung. Einfacher geht es mit Voreinstellungen, die sich hinzuladen lassen: Sie enthalten abgespeicherte Einstellungen der Regler und Kurven, die sich mit einem Klick anwenden lassen. Dadurch entsteht innerhalb einer Sekunde eine bestimmte Bildwirkung, etwa romantisch, knallig, gedämpft, retro … Diese Einstellungen sind bei Profis und Amateuren gleichermassen beliebt, weil sie dabei helfen, unglaublich viel Zeit zu sparen.
Zugegeben, bei Lightroom stehen unzählige dieser «Presets» in allen Preislagen zur Auswahl, bis hin zu einem See voller kostenloser Modelle. Allerdings weiss jeder, der sich damit schon einmal beschäftigt hat, dass höchstens jedes zehnte Preset etwas taugt.
Und wie sieht es bei COP aus? Dort heissen die Presets «Styles» – und von denen gibt es längst nicht so viele. Hersteller Phase One liefert einige Modelle mit, wozu auch seit COP 11.1 das Paket «Spring» gehört. Weitere Styles-Pakete lassen sich hinzukaufen, wobei jedes Paket umgerechnet etwa 85 Franken kostet – und das ist nicht ganz unbescheiden.
Styles nehmen dem Fotografen sehr viel Arbeit ab
Quelle: Screenshot / ze
Die Resultate dieser Styles können gefallen, aber sie sind nicht über alle Zweifel erhaben. Besonders beim Paket «Film» herrscht in der Gemeinschaft eine gewisse Einigkeit, dass die Ergebnisse zwar toll sind, aber nicht wirklich etwas mit der Simulation alter Analogfilme zu tun haben. Aber das ist natürlich reine Geschmackssache.
Tipp: Wenn Sie nach realistischen Filmsimulationen für COP suchen, sei Ihnen stattdessen das Paket RNI all Films 4-LITE wärmstens empfohlen. Diese 82 Franken sind sehr gut investiertes Geld!
RNI Films gehört zum Besten, was man sich als Styles erkaufen kann
Quelle: Screenshot / Ze

Technische Möglichkeiten

COP ist eine Software, die sich in erster Linie an Profis richtet. Das erkennt man unter anderem daran, dass es kein Werkzeug für das Entfernen roter Augen gibt, denn solche Missgeschicke passieren den Profis wohl eher selten.
Davon abgesehen gibt es praktisch kein Werkzeug, das man vermissen kann. Zu den besonderen Stärken gehören die sehr gute Wiederherstellung von Lichtern und Schatten sowie eine exzellente Rauschminderung. Auch Werkzeuge für die Korrektur stürzender Linien (Keystone) sind selbstverständlich mit an Bord.
Die obere Werkzeugleiste rückt Bilder zurecht, unter anderen mit der Keystone-Korrektur
Quelle: Screenshot / Ze
Darüber hinaus warten zwei Werkzeuge, die für heruntergeklappte Kiefer und Staunen sorgen.

Farbkorrektur

Das erste Werkzeug ist die Farbkorrektur, das wiederum einen speziellen Unterbereich für Hauttöne bietet. Oft ist genau dieses Werkzeug der Grund, warum unzählige Modefotografen auf COP schwören. Das Werkzeug wirkt auf den ersten Blick etwas abstrakt, doch es gibt seine Geheimnisse mit der richtigen Anleitung sehr schnell preis.
Der Farbeditor gehört zu den wichtigsten und besten Werkzeugen
Quelle: Screenshot / Ze
Verzichten wir auf lange Erklärungen. Stattdessen sollten Sie sich das folgende Video des Fotografen Patrick Ludolph ansehen. Danach werden Sie COP mit ganz anderen Augen betrachten.
Den kompletten fünfstündigen Videokurs können Sie übrigens unter dieser Adresse für umgerechnet 45 Franken kaufen. (Die deutsche MwSt. wird beim Kauf wieder abgezogen.)
Tipp: Zum Reinschnuppern in COP empfehlen sich ausserdem die deutschen Webinare von Phase One, die Sie auf YouTube stapelweise finden.

Masken

Die zweite Funktion bezieht sich auf Ebenen, von denen sich pro Bild 16 Stück anlegen lassen. Diese Ebenen können lokale Korrekturen enthalten, aber auch Farbanpassungen und mehr. Jede Ebene lässt sich ausserdem abschwächen, falls mit zu grosser Kelle angerichtet wurde.
Besonders faszinierende Möglichkeiten ergeben sich im Zusammenspiel mit der Farbauswahl, wie im Video oben gezeigt: Auf Knopfdruck wird eine Ebene erzeugt, deren Maske auf dem ausgewählten Farbbereich besteht. Die Maske kann mit dem Pinsel verfeinert werden. Noch spektakulärer ist die Funktion «Maske verfeinern», bei der selbst knifflige Motive wie Pulver, Haare oder Fasern mit einer Präzision und Einfachheit freigestellt werden, die Respekt einflösst.
Maskierungen sind in Capture One Pro 11 ein Kinderspiel
Quelle: Screenshot / Ze
Das Beste aber: In COP beherrscht man diese Werkzeuge unter fachkundiger Anleitung nach einer Viertelstunde, während einem Photoshop dafür einen gefühlten Doktortitel abringt.
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