Tests 15.05.2018, 07:00 Uhr

Test: Canon EOS M50

Ein ausgewachsener APS-C-Sensor, Dual-Pixel-Autofokus und beste Verbindung zum Smartphone. So will Canon angehende Fotografen in das eigene System locken.
Canon macht langsam Ernst, was spiegellose Systemkameras angeht. Mit der EOS M50 erscheint ein weiteres Modell im Einsteigerbereich, das vor allem Aufsteiger vom Smartphone auffangen soll. Dafür hat Canon die M50 mit vielen modernen Funktionen ausgerüstet. Kombiniert mit einem erprobten Sensor und einem neuen Bildformat soll die M50 den Markt ordentlich aufmischen.
Das neuste Modell der DSLM-Serie von Canon: die EOS M50

Äusseres und Handhabung

Die Canon EOS M50 liegt irgendwo zwischen einer kleinen Kompaktkamera und einem ausgewachsenen Modell. Die Form erinnert an eine DSLR, die Grösse eher an Kompakt. Optisch gesehen hat das durchaus Vorteile. Gerade als Strassenfotograf fällt man mit einer M50 weniger auf. Auch das Gewicht von rund 351 Gramm lässt sich locker überallhin mittragen. Das auch wegen der bescheidenen Objektiv-Auswahl im Canon-M-System. Dazu später mehr.
Neben den positiven Auswirkungen hat der kleine Formfaktor aber auch seine Nachteile. Diese merkt man besonders bei der Bedienung: Die physischen Tasten der M50 sind geradezu winzig. Besonders das Steuerkreuz für die Menü-Navigation ist nichts für grosse Hände. Für Fans der manuellen Fotografie: Die M50 hat nur ein einzelnes Einstellrad. Zwischen Blendenöffnung und Belichtungszeit muss per Tastendruck gewechselt werden.
Die Kamera ist übrigens auch in Weiss erhältlich
Canon fängt dieses Problem mit einer ganz einfachen Lösung ab: Touchscreen. Alle wichtigen Optionen wie Blendenöffnung, Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit und sogar der Fokuspunkt können per Touch ausgewählt werden. Touch ist mit Abstand die angenehmste Art, die M50 zu bedienen.
Das bringt einen wiederum in eine Bredouille: Verwendet man Touch für fast alle Einstellungen an der Kamera, kann man den digitalen Sucher eigentlich gleich weglassen. Hat man nämlich das Auge am Sucher, braucht man wieder die kleinen Tasten und das Rädchen. Für Sucherfans ist die M50 somit eine harte Umgewöhnung, oder sogar schlicht die falsche Kamera. Wer jedoch gerne mit Touch und Display fotografiert und den Sucher nur selten braucht, wird an der M50 viel Freude haben. Der Sucher lohnt sich sowieso nur bedingt, da er sehr klein ist und im Vergleich zum exzellenten Display schlicht weniger Spass macht.
Sowieso Freude macht der Autofokus der M50. Das Dual-Pixel-System reagiert blitzschnell und zuverlässig. Sowohl in den automatischen, als auch den manuellen Auswahlmodi. Das gilt sogar für schwierige Lichtverhältnisse. Dort wird der Fokus zwar etwas langsamer, findet aber sein Ziel mit einer hohen Erfolgsrate. Ebenfalls schön: Canon hat der M50 mehr Fokuspunkte verpasst als bisherigen M-Modellen. Zumindest mit einigen Objektiven. Diese bieten dann 121 Fokuspunkte mit einer kompletten Abdeckung des Bildes. Nicht übel.
Der dicke Griff der M50 liegt gut in der Hand
Etwas weniger Freude bereitet der Akku der M50. Gerade einmal 235 Bilder schafft die Batterie mit einer Ladung. Das sind doch deutlich weniger als die Konkurrenz und auch die eigene EOS M100 oder die M6. Bei einer DSLR ist ein zweiter Akku praktisch, bei Fujifilm oder Sony sehr empfehlenswert. Bei der Canon M50 ist der zweite Akku praktisch Pflicht. Der Akku lässt sich übrigens auch nicht per USB aufladen. Schade, aber nicht unbedingt nötig.
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Bildqualität

Bildqualität

In der Canon EOS M50 ist der gleiche 24-Mpx-Sensor verbaut wie in den meisten anderen APS-C-Kameras von Canon. Das kann man bei einer Kamera in dieser Preisklasse und Grösse nur als positiv vermerken. Nicht erstaunlich also, dass der Sensor beste Arbeit liefert. Am meisten fällt das bei schwachem Licht auf. Fotos bis 6400 ISO sind absolut in Ordnung. Ab ISO 12'800 wird es langsam etwas grenzwertig, aber noch immer brauchbar. ISO 25'600 ist nicht mehr wirklich gut aber für ein Erinnerungsfoto noch ausreichend. Für eine Kamera in dieser Preisklasse sind das durchaus starke Werte.
Sehr gute Bildqualität bei 3200 ISO
Quelle: PCtipp
Auch bei 6400 ISO ist die Qualität noch sehr brauchbar
Quelle: PCtipp
Bei 12'800 ISO wird es langsam grenzwertig, aber noch immer verhältnismässig gut
Quelle: PCtipp
Bilder mit 25'600 ISO sind nur noch in sehr klein brauchbar. Insgesamt aber eine starke Leistung der M50
Quelle: PCtipp
Die Bildqualität der M50 kann sich sehen lassen
Quelle: PCtipp
Nicht ganz kompensieren kann der starke Sensor das mässige Objektiv-Lineup von Canon. Ja, Canon ist normalerweise für seine breite Auswahl an ausgezeichneten Objektiven bekannt. Das gilt jedoch nur für die regulären EF und EF-S-Objektive, wie man sie an den Spiegelreflex-Kameras verwendet. Die EF-M-Serie für spiegellose Systemkameras ist deutlich schwächer aufgegleist. Besonders für höhere Ansprüche fehlt es klar an qualitativ hochwertigen Objektiven, die ohne Adapter verwendet werden können.
Wir haben die M50 mit zwei Objektiven getestet: Das 15 – 45 mm ƒ/3.5 – 6.3 und das 22 mm ƒ/2. Ersteres ist das Standard-Kit-Objektiv der EF-M-Serie, Letzteres ist eine relativ schnelle Festbrennweite im Pancake-Format.
Das Kit-Objektiv liefert die übliche Kit-Qualität: nichts Besonders. Enttäuschend ist vor allem die maximale Blendenöffnung von ƒ/6.3 bei hoher Brennweite. Das sieht man sonst vor allem bei billigen Tele-Objektiven. Das Objektiv selbst ist qualitativ wenig wertig. Das merkt man bereits an der Verarbeitung. Bei der Bildqualität merkt man schnell die Verzerrungen an den Bildrändern, welche für günstige Objektive typisch sind. Chromatische Aberrationen kommen ebenfalls öfters vor.
Auch bei starken Bearbeitungen hält das CR3-Format durch
Quelle: PCtipp
Das Pancake-Objektiv ist schon deutlich besser. 22 mm ist eine ausgezeichnete Brennweite für Strassen- und Reisefotografie und mit einer maximalen Blendenöffnung von ƒ/2 hält es abends doch deutlich besser mit. Verglichen mit anderen günstigen Festbrennweiten, zum Beispiel von Fujifilm oder von Canon im DSLR-Bereich, hinkt es aber doch hinterher. Grund für die schwächere Leistung ist natürlich das kompaktere Format des Objektivs. Diese bringt bei der M50 jedoch weniger als beispielsweise bei einer M100, da die Kamera an sich nicht so kompakt ist.
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Austattung, Video und Fazit

Ausstattung

Neben dem grossen Sensor hat in der EOS M50 auch noch Anderes Platz. Ein wichtiger Fokus von Canon für die M50 war die Verbindung zwischen Smartphone und Kamera. Statt einer halbgebackenen WiFi-App liefert Canon eine dreiteilige Verbindung mit NFC, Bluetooth und WiFi. NFC sorgt für den Handshake der Geräte, Bluetooth hält die Verbindung aktiv, wenn die Kamera ausgeschaltet ist, und WiFi transportiert Daten. Das Resultat ist eine angenehme und grösstenteils reibungsfreie Erfahrung als Nutzer.
Es gelten jedoch die üblichen Limitierungen beim Datentransfer. Allem voran: nur JPGs. Keine RAWs und keine Videos. Wer jedoch in JPG fotografiert und seine Ferienfotos gleich sofort auf Instagram teilen muss, wird mit der M50 bedient. Per App können Sie Bilder sogar kontinuierlich auf das Smartphone kopieren.
Zu Hause können Sie die WiFi-Funktion ebenfalls verwenden. Befinden sich Ihr PC und Ihre Kamera im selben Netzwerk, können Sie Fotos (auch RAW) und Videos von der Kamera auf den PC synchronisieren, ohne jemals ein Kabel einstecken zu müssen. Ausser natürlich für den Akku, der durch die WiFi-Funktion noch schneller leer wird.
Eine weitere Neuerung bei Canon ist das Dateiformat. Die M50 ist die erste Kamera mit CR3-Dateien. Diese RAW-Dateien sollen vor allem effizienter sein. Unter anderem mit einer neuen Qualitätsoption: C-RAW. Anders als bei RAW medium oder RAW small wird bei C-RAW die Pixelzahl nicht verkleinert, sondern die Datei ohne grossen Qualitätsverlust komprimiert. Das bringt C-RAW irgendwo zwischen RAW und JPG, was die Flexibilität angeht.
Schön: der Mikrofonanschluss. Leider kann der Videomodus dazu nicht überzeugen

Video

Enttäuschend ist die Videofunktion der Canon EOS M50. Und das ausgerechnet bei der ersten Canon-Kamera im Amateursegment, welche 4K-Video anbietet. Die 4K-Videoaufnahmen mit 24 FPS der M50 sind allerhöchstens Mittelmass. Mit verantwortlich dafür ist auch der hohe Cropfaktor. Nach dem Zuschnitt von Vollformat auf APS-C (1.6× bei Canon) kommt ein weiterer Zuschnitt von 1.7× dazu. Fügt man dem noch die digitale Bildstabilisierung hinzu, kommt man auf einen finalen Cropfaktor von bis zu 2.25× plus APS-C. So wird aus dem 15 – 45 mm Kit-Objektiv schnell ein 54 – 162 mm Telezoom. Ebenfalls Schade: Im 4K-Modus kann der ausgezeichnete Dual-Pixel-Autofokus nicht verwendet werden. Stattdessen gibt es nur den sehr einfachen Kontrast-Autofokus, der doch ein gutes Stück schwächer ist.
Auch bei der sonstigen Bildqualität kann Canon nicht mit der Konkurrenz mithalten. Die Videoaufnahmen der M50 wirken deutlich weniger scharf als jene der Konkurrenz und ein starker Rolling-Shutter-Effekt trübt den Spass weiter. Da hilft es auch nicht, auf 1080p runterzugehen.
Immerhin: Die Canon M50 bietet für angehende Filmemacher einen Mikrofon-Input an.

Fazit

Die Canon EOS M50 ist eine Kamera für minimalistische Fotografen. Sie funktioniert am besten im Automatikmodus und mit JPGs direkt aufs Smartphone. Wer also primär ein qualitatives Upgrade für sein Smartphone such, ist hier richtig. Dann stören nämlich auch die kleinen Tasten und die schlechte Videoqualität nicht gross.

Testergebnis

Sensor, Autofokus, Touch-Display
Manuelle Bedienung, Objektivauswahl, Video

Details:  APS-C-Sensor, 24 Mpx, Dual-Pixel-Autofokus, 10 FPS, WiFi, Bluetooth, NFC, Elektronischer Sucher, Display dreh-, neig-, und wendbar, 4K 24p Video, 390 g

Preis:  Fr. 579.-

Infos: 
canon.ch

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