Tests 15.03.2012, 08:19 Uhr

Test: Canon PowerShot G1 X

Die Kamera mit grossem Sensor verspricht hervorragende Bildqualität. Unser Test bestätigt das; aber perfekt ist auch die G1 X nicht.
Die Canon PowerShot G1 X unterscheidet sich von allen früheren Modellen dieser Reihe durch einen sechs Mal grösseren Sensor. Er entspricht damit mehr den Dimensionen einer Spiegelreflex als einer Kompaktkamera.
12'800 ISO, verkleinert: absolut brauchbar. Die Fusseln sind Staub, nicht etwa Sensorrauschen!
Normalerweise bedeuten grössere Sensoren eine klar bessere Bildqualität vor allem bei hoher Lichtempfindlichkeit. Bei der Canon G1 X lässt sich diese nativ auf bis zu 12'800 ISO einstellen. Fotos mit derart hoher Empfindlichkeit lassen sich damit auch als RAW bearbeiten, wodurch eine entsprechende Software am Computer in der Lage ist, noch etwas mehr herauszuholen als bei JPEGs ab Kamera.
Aber auch die vom Knipser produzierten JPEGs unterdrücken das Rauschen gut – auch wenn die Fujifilm Finepix X100 hier nach wie vor unerreicht ist. Fotografieren mit hohen ISO-Werten ist bis 3200 ISO überhaupt kein Problem. Die beiden höchsten Empfindlichkeitsstufen, 6400 und 12'800 ISO, sind immerhin noch für verkleinerte Bilder (am Bildschirm) zu gebrauchen.
Direktvergleich: mit Stabilisator ...
Hinzu kommt, dass der Bildstabilisator gute Dienste verrichtet. Bei einer Brennweite von 60 mm kann mit dem Stabilisator immer noch bis 1/25 s aus der freien Hand geknipst werden. Zum Vergleich: ohne Bildstabilisator wird die gleiche Aufnahme klar unscharf. Das gute Rauschverhalten und der Bildstabilisator machen die Canon G1 X zu einer guten Kamera für wenig Licht; auch wenn das Objektiv nicht besonders lichtstark (f/2,8–f/5,8) ist und der Nachtaufnahme-Modus noch immer nicht besonders viel taugt.
Hohe Kontraste bewältigt der grosse Sensor gut
Nicht ganz unwichtig: Auch bei gutem Licht vermag die Bildqualität zu überzeugen. Die Kamera produziert aussergewöhnlich scharfe und detailreiche Bilder. Der Vollständigkeit halber seien auch noch die Pluspunkte erwähnt, die schon frühere PowerShot-G-Modelle hatten und die man schon fast für selbstverständlich nimmt: erstklassige Verarbeitung, genug Knöpfe und Drehräder für eine griffige manuelle Kontrolle, dreh- und schwenkbarer LCD, optischer Sucher und Anschlussmöglichkeit für ein Blitzgerät.
Im Weitwinkel wird ein schöner Teil des Sucherbilds vom Objektiv verdeckt. Im Tele verschwindet dann das Objektiv aus dem Blickfeld. Der Sucher bietet wie üblich eine Dioptrienkorrektur.
Mit der G1 X sind keine Makroaufnahmen möglich. Der Mindestabstand beträgt im Weitwinkel 20 cm, im Tele gar 85 cm. Und selbst diese Entfernungen schafft man nur im «Makromodus», im normalen Modus liegt die Naheinstellgrenze zwischen 40 und 130 cm. Dies schränkt die Möglichkeiten beim Fotografieren stark ein. Und weil der Makromodus weiter entfernte Objekte nicht scharf stellen kann, muss man auch noch ständig den Modus wechseln.
Bevorzugtes Einsatzgebiet der Kamera dürfte die Street-Fotografie sein. Das Gerät ist zwar grösser als eine normale Kompaktkamera und passt wegen des hervorstehenden Objektivs auch in keine Hosentasche (im Unterschied zur G12); dennoch ist sie klar kleiner und unauffälliger als eine Spiegelreflex. Allerdings ist der Autofokus nicht besonders schnell.
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Videomodus, Einordnung und Fazit

Screenshot eines Videos in Sepia. Dies ist die maximale Näherung, die das Objektiv ermöglicht
Videos
Der Videomodus bietet mit Full HD und Stereoton mehr als frühere G-Modelle. Die Qualität im Schummerlicht ist ausserordentlich gut. Es gibt allerdings immer noch Einschränkungen. Ein externes Mikrofon lässt sich nicht verwenden. Die vielfältigen manuellen Einstellungsmöglichkeiten entfallen im Video grösstenteils: keine Belichtungskorrektur, kein manueller Fokus während der Aufnahme, keine Blendenvorwahl. In Full HD sind als einzige Frequenz 24 Bilder pro Sekunde, in reduzierten Auflösungen 30 Bilder pro Sekunde möglich. Beides passt nicht zum europäischen PAL-Standard. Immerhin funktioniert der Zoom und ist angemessen langsam, die Störgeräusche des Motors halten sich dabei in Grenzen. Bildstabilisator und der bewegliche Monitor sind natürlich auch beim Filmen ganz praktisch. Die Farbtönung lässt sich auch für Videos aktivieren, sodass man zum Beispiel Bewegtbilder in Sepia oder Schwarz-Weiss aufnehmen kann.

Vergleich mit der Fujifilm X100

Die Canon PowerShot G1 X ist ziemlich einzigartig; am ehesten ist sie mit der Fujifilm Finepix X100 vergleichbar, die ebenfalls ein fest verbautes Objektiv und einen grossen Sensor hat. Das Canon-Modell liegt leicht im Hintertreffen bei schlechtem Licht, dafür kann man zoomen. Die X100 hat den besseren Sucher, die G1 X dafür den besseren Bildschirm. Das Gehäuse der X100 ist etwas grösser, dafür dürfte das Design vielen besser gefallen. Und nicht zu vergessen: Das Gerät von Fujifilm ist teurer.

Vergleich mit der Canon PowerShot G12

Die PowerShot G12 wird nach wie vor ebenfalls verkauft. Neben dem günstigeren Preis hat die G12 weitere Vorteile: Ein Makromodus, der diesen Namen auch verdient (Naheinstellgrenze: 1 cm) sowie der Umstand, dass das Objektiv der G12 im Gehäuse verschwindet. Auch kommt die G12 ohne lästigen Objektivdeckel aus. Dafür ist natürlich die Bildqualität schlechter.
Fazit: Mit dem grossen Sensor bietet die PowerShot G1 X erwartungsgemäss eine Spitzen-Bildqualität. Die Kamera hat aber auch Schwächen; am meisten stört, dass sie keine Nahaufnahmen zustande bringt.

Testergebnis

Bildqualität, Lichtempfindlichkeit des Sensors, Bildstabilisator, beweglicher Bildschirm, Verarbeitung, manuelle Bedienelemente
Keine Nahaufnahmen möglich, sehr eingeschränkte Steuerung bei Videos, Autofokus eher langsam, Objektiv steht vor und ist im Sucher sichtbar

Details:  14 Mpx, Full HD, 4-fach-Zoom (28–112 mm), 4,5 Bilder pro Sekunde (max. 6)

Preis:  Fr. 898.– (EVP)

Infos: 
www.canon.ch

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Autor(in) David Lee



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