Tests 12.04.2011, 08:43 Uhr

Test: Kameras mit Wechselobjektiv (1/2)

Die Kompaktkameras in Ehren, aber Hobbyfotografen wünschen sich irgendwann eine flexiblere Kamera. Das Mass aller Dinge sind jene mit Wechselobjektiv. Diese gibts schon ab 586 Franken. Wir haben vier Modelle getestet.
Testmodell: Canon EOS 550 D
Kompaktkameras können zahlreiche Vorzüge für sich verbuchen – vom günstigen Preis über die einfache Handhabung bis hin zur kleinen Grösse und zum geringen Gewicht. Doch die handlichen Knipser haben aufgrund der fest eingebauten Objektive auch ihre Grenzen. Je intensiver fotografiert wird, desto eher wünscht man sich eine flexiblere Kamera. Glücklicherweise sind hochwertige Spiegelreflexkameras (SLR) und die neuen Wechselobjektivkameras ohne Spiegel für die breite Masse erschwinglich geworden. Gleichzeitig übertrumpfen sie sich gegenseitig mit immer mehr Funktionen.
Dies macht den Kauf anspruchsvoller, weil man zuerst die eigenen Bedürfnisse abklären muss. Dafür weiss man anschliessend genau, was man braucht. Das Abklären der Bedürfnisse ist sehr wichtig: Denn schliesslich kauft man sich nicht einfach eine Kamera, sondern den ersten Baustein zu einem kompletten System. Später folgen mit grosser Wahrscheinlichkeit weitere Objektive, Blitzgeräte und andere Zubehörteile. Diese sind vielfach nicht mit anderen Systemen kompatibel. Ein Kamerawechsel kann also später ganz schön ins Geld gehen, wenn das ganze Zubehör neu gekauft werden muss.
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Was Sie in diesem Artikel erwartet.

In dieser Kaufberatung testen wir vier Kameras mit Wechselobjektiv ab 586 Franken. Drei davon sind klassische Spiegelreflexkameras, bei einer (Sony Alpha NEX-5K) handelt es sich um eine Systemkamera ohne Spiegel. Diese ist so handlich wie eine Kompaktkamera, unterstützt aber Wechselobjektive. Gleich nachfolgend erfahren Sie alles Wissenswerte zu Umstieg und Kauf von Wechselobjektivkameras. Wir testen die Kameras im Einzelnen. Wie immer haben wir die Testergebnisse in einer downloadbaren Tabelle zusammengefasst.
Die getesteten Kameras
* Canon EOS 550D
* Nikon D3100
* Pentax K-r
* Sony Alpha NEX-5K
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Der Sensor

Der Sensor
Testmodell: Pentax K-r
Nahezu jede Kamera schiesst im strahlenden Sonnenschein ausgezeichnete Fotos. Die wahre Prüfung findet im Dämmerlicht statt. An dieser Stelle könnte nun eine seitenlange Abhandlung über die Sensorgrösse und das Bildrauschen folgen. Doch es reicht zu wissen, dass alle vier Testkandidaten auch in kniffligen Lichtsituationen einwandfreie Bilder liefern, selbst wenn die Empfindlichkeit des Sensors auf hohe 3200 ISO geschraubt wird.
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Das mitgelieferte Objektiv

Das mitgelieferte Objektiv
Wenn eine Kamera mit Objektiv nur 200 Franken mehr kostet als das nackte Gehäuse, ist klar, dass es sich nicht um eine Edellinse handelt. Die meisten mitgelieferten Kit-Objektive geben dem Käufer etwas in die Hand, das den Preis gegenüber der Konkurrenz nicht allzu sehr anhebt und gleichzeitig möglichst viele Einsatzgebiete abdeckt. Achten Sie deshalb beim Kauf nicht zu stark auf das mitgelieferte Objektiv. Wenn Sie in der Fotografie vorankommen wollen, werden Sie dieses mit Sicherheit schon bald gegen ein besseres Objektiv austauschen.
Das Objektiv der Sony Alpha NEX-5K ist die Ausnahme, welche die Regel bestätigt: Es wurde nicht als Alibiübung konzipiert, sondern als hochwertiges Universalzoom.
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Motivprogramme und Effekte

Motivprogramme und Effekte
Mittels Effekten können Sie Ihren Aufnahmen eine ganz besondere Stimmung geben
Motivprogramme machen das Fotografieren einfacher. Wenn etwa das Motivprogramm «Sport» gewählt wird, verkürzt die Kamera die Verschlusszeit und öffnet dabei die Blende – sie macht also nur das, was der Fotograf in dieser Situation manuell tun würde. Da die Bildinformationen nicht verfälscht werden, funktionieren Motivprogramme auch mit RAW-Aufnahmen (mehr dazu im Abschnitt «RAW-Bilder»). Bei allen getesteten Kameras lassen sich über ein Rad Motivprogramme für Sport-, Landschafts-, Porträt-, Makro- und Nachtaufnahmen einstellen.
Effekte verändern hingegen das Bild – ein Vorgang, der sich meist nicht rückgängig machen lässt. Wer darauf nicht verzichten will, sollte die Effekte nicht bei der Aufnahme anwenden, sondern später in einem Bildbearbeitungsprogramm. Gefallen Ihnen diese Effekte jedoch, kommen Sie bei der Pentax K-r auf Ihre Rechnung.
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Integrierter vs. externer Blitz

Integrierter vs. externer Blitz
Eingebaute Blitze eignen sich vor allem für das Aufhellen von Schatten im Sonnenlicht
Drei der Testkandidaten verfügen über ein eingebautes Blitzgerät, das je nach Einstellung manuell oder automatisch ausgefahren wird. Nur die Sony Alpha NEX-5K tanzt aus der Reihe: Sie wird mit einem Aufsteckblitz geliefert. Dieser erzeugt aber kein besseres Licht als der Blitz der anderen drei Kameras. Er wird über einen filigranen Stecker mit dem Gehäuse verbunden und muss anschliessend mit einem Rad fixiert werden. Negativ dabei: Der Aufsteckblitz ist scheinbar für Kinderhände konzipiert worden.
So oder so: Alle Blitze erzeugen ein hässliches, hartes Licht, wenn sie für die Beleuchtung von dunklen Szenen verwendet werden. Sie leisten jedoch gute Dienste, wenn es darum geht, im harten Sonnenlicht die Schatten aufzuhellen.
Wer den Wunsch nach einem echten, leistungsfähigen Blitzgerät verspürt, kann aus vielen Modellen vom Hersteller oder von Drittanbietern aussuchen – die Ausnahme ist erneut die Sony-Kamera.
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Die Filmfunktion unter der Lupe.

Filmfunktion
Heute würde sich keine Kamera mehr ohne Filmfunktion auf den Markt trauen. Tatsächlich liefern alle Testkandidaten dank grosser Objektive und Sensoren ein Bild, das von fast keiner günstigen Videokamera erreicht wird. Darüber hinaus bieten sie spezielle Möglichkeiten, die sich durch Wechselobjektive ergeben, wie zum Beispiel das Spiel mit der Schärfentiefe.
Spielt die Filmfunktion für Sie eine Rolle, zeigt sich ein klares Bild: Die Pentax K-r zeichnet nur in der Auflösung 720p (1280 x 720 Pixel) auf und das erst noch mit niedrigen 25 Bildern pro Sekunde (fps). Die anderen filmen in Full HD (1080p bzw. 1080i; 1920 x 1080 Pixel), wobei bei der Nikon D3100 bei 24 fps Schluss ist. Nur die Sony Alpha NEX-5K und die Canon EOS 550D bieten 30 fps. Letztere macht das Filmen dank der viel grösseren Objektivauswahl einiges spannender als die Sony-Kamera.
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RAW-Bilder

RAW-Bilder
RAW bedeutet roh – die Kamera speichert ein Bild also unverändert ab, jegliche Manipulationen sind verboten. RAW-Fotos bieten eine grössere Farbtiefe und die bestmögliche Bildqualität. Das Format hat aber auch zwei Nachteile: Erstens belegen die Bilder wesentlich mehr Speicherplatz, zweitens lassen sich die Aufnahmen erst weiterverwenden, nachdem sie am PC «entwickelt» wurden. Wie viel Arbeit damit in der Praxis verbunden ist, hängt allein von der verwendeten Software ab (mehr dazu im zweiten Teil dieser Serie). Die gute Nachricht: Alle vier getesteten Kameras zeichnen im RAW-Format, im JPEG-Format oder in beiden Formaten gleichzeitig auf.
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Fotos mit hohem Kontrastumfang

Fotos mit hohem Kontrastumfang
Moderne Kameras kommen teilweise bereits mit einer integrierten HDR-Funktion
Die Abkürzung HDR steht für High Dynamic Range und damit für Fotos, die einen so hohen Kontrastumfang aufweisen, wie er von keiner herkömmlichen Kamera zu bewältigen ist. Dabei werden mehrere unterschiedlich belichtete Bilder in schnellstmöglicher Folge geschossen. Danach pickt man von den Aufnahmen die besten Bildinformationen heraus, sodass am Schluss ein Foto entsteht, das in den hellen Bereichen, bei den Mitteltönen und in den Schatten noch Zeichnung hat. Die Resultate wirken oft faszinierend, entsprechend beliebt sind HDR-Funktionen.
HDR ist bei den Testkandidaten unterschiedlich gut umgesetzt. Die Pentax K-r und die Sony-Kamera haben eine Automatik, die in einem Rutsch drei Bilder schiesst und diese zu einer HDR-Aufnahme verarbeitet. Die Einzelbilder werden dabei nicht gespeichert. Die Canon EOS 550D, die Pentax K-r und Sonys Alpha NEX-5K bieten auch automatische Belichtungsreihen (je drei Aufnahmen), mit denen am Computer per Software ein HDR-Foto erstellt werden kann.
Kritik gibt es für die Nikon D3100: Der Kamera fehlt die Funktion für Belichtungsreihen; dabei findet man diese heute in nahezu jeder noch so billigen Kompaktkamera.
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Panoramaaufnahmen

Panoramaaufnahmen
Die beeindruckenden Panoramaaufnahmen entstehen durch eine Reihe von einzelnen, sich überlappenden Aufnahmen, die zu einer grossen Ansicht zusammengesetzt werden. In dieser Kategorie übertrumpft die Sony-Kamera ihre Mitbewerber: Sie wird langsam geschwenkt, während sie in schneller Folge Fotos schiesst. Wenige Sekunden später ist das Panorama fertig. Die Ergebnisse sind erstaunlich gut und die Handhabung so einfach, dass immer wieder gerne auf die Funktion zurückgegriffen wird. Das gibt in dieser Disziplin die Bestnote.
Testmodell: Nikon D3100
Die anderen drei Kameras verfügen weder über eine solche Automatik noch über eine andere Hilfe für Panoramafotos. Hingegen wird mit der Canon EOS 550D die ausgezeichnete Panorama-Software PhotoStitch geliefert, die mehrere Bilder zusammenfügt. Die Software funktioniert übrigens auch problemlos mit JPEG-Fotos anderer Kameras.
Teil 2 folgt
Im zweiten Teil (morgen, 13. April) stellen wir alle vier Kameras in einem Einzeltest vor, geben Tipps zum Zubehör, präsentieren das Fazit und die Testsieger. Ausserdem bieten wir ein downloadbares PDF mit allen Testergebnissen im Überblick.



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