Tests 22.10.2013, 11:32 Uhr

Test: Sony DSC-QX10

Sonys QX10 soll die Welt der Kompaktkameras revolutionieren. Die Objektivkamera ist innovativ, bei der Ausführung mangelt es aber an der Reife.
Kompaktkameras haben es heutzutage nicht leicht. Die steigende Qualität der Kameras in Smartphones droht, den kleinen Taschenkameras das Licht auszuknipsen. Mit der QX10 versucht Sony, die Brücke zwischen Kompaktkamera und Smartphone zu schlagen. Die Objektivkamera verschwendet keinen Gehäuseplatz für Display und Bedienelemente, sondern verbindet seine Linse und den Sensor direkt mit einem Smartphone.
Die Sony QX10 überrascht mit ihrem Objektivdesign
Sonys QX10 ist bisher einzigartig. Zusammen mit ihrer grösseren Schwester, der QX100, ist sie die erste Objektivkamera der Welt. Eine Kamera, die einzig und allein aus einem Objektiv besteht. Sensor, WLAN-Modul und Stabilisator sind allesamt im Gehäuse des Objektivs verbaut. Dahinter wird eine Klemme geschraubt, die an einem Smartphone befestigt werden kann.

Verarbeitung und Ergonomie

Die Verarbeitung der Kamera wirkt dabei sehr solid. Besonders für den niedrigen Preis von 250 Franken und trotz Plastikgehäuse. Fallen lassen sollte man die QX10 dennoch nicht. Die eigenwillige Form lässt nicht viel Platz für Schnörkel. Das lässt die QX10 etwas schmucklos wirken, macht sie dafür umso kompakter, was schliesslich auch der Sinn der Sache ist. Farblich ist die QX10 in Schwarz oder in Weiss mit goldenen Rändern erhältlich.
Die QX10 von der Seite, mit ausgeklappter Klemme
Ein grosser Vorteil der QX10 ist die geringe Grösse. Im Gegensatz zur grösseren QX100 wirkt die QX10 nicht übergross auf einem Smartphone. Mit eingefahrener Linse passt sie problemlos in jede Jackentasche und sogar in grosszügige Hosentaschen. Tasten gibt es nur wenige: einen On/Off-Schalter auf der Oberseite und einen Auslöser auf der Seite. Dazu den Wippschalter neben dem Auslöser zum Bedienen der Zoom-Funktion. Mehr hat auf dem kleinen Gehäuse auch keinen Platz und wird per Smartphone bedient. Auslöser und Zoom können bei Bedarf ebenfalls über das Handy bedient werden. Wie bei den meisten Kompaktkameras erfolgt der Zoom elektronisch.
Eingeklemmt zwischen Objektiv und Halterung befinden sich das Batteriefach und der Slot für eine micro-SD-Karte. Wer die Karte lieber in der Kamera lässt, kann die Bilder auch über WLAN oder ein Micro-B-USB-Kabel übertragen. Dafür ist eine etwas schwierig zu öffnende Klappe an der Seite der Kamera angebracht.
Etwas unpraktisch ist die Klemme, mit der die Kamera an einem Smartphone befestigt werden kann. Zwar beisst sich die Klemme gut an verschiedenen Handys fest, ist aber etwas mühsam zu befestigen. Dazu verdeckt die abnehmbare Halterung das Batterie- und Speicherkartenfach.

Der Sensor

In der QX10 ist ein Exmor-R-CMOS-Sensor verbaut. Der von Sony entwickelte Sensor soll laut eigenen Angaben rund doppelt so lichtempfindlich sein wie vergleichbare Sensoren. Dafür sorgt eine spezielle Bauweise, bei der die Verdrahtung des Sensors sich hinter der lichtempfindlichen Fläche befindet. Der Grösse der Kamera entsprechend ist auch der Sensor eher klein. Der Exmor R misst 1/2,3 Zoll (7,76 mm) und ist somit am kleineren Ende des Spektrums angesiedelt. Da die QX10 aber mehr für Schnappschüsse als für künstlerische Meisterwerke gedacht ist, spielt die Sensorgrösse eine eher untergeordnete Rolle.
Auf der Oberseite befindet sich der On/Off-Button
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Objektiv und Display

Das Objektiv

Das Objektiv der QX10 ist auf Vielseitigkeit ausgelegt. Auf 35-mm-Kleinbildformat umgerechnet entspricht die Brennweite 25–250 mm. Damit deckt die QX10 ein breites Spektrum an Brennweiten ab und zeigt sich vielseitig einsetzbar. Die Blende ist variabel und reicht von f/3,3 bei 25 mm bis f/5,9 bei 250 mm. Das Sony-G-Objektiv verfügt zudem über einen Makro-Modus, bei dem die Nahfokussierung verbessert werden kann. Bei 25 mm Brennweite fokussiert die QX10 bis auf 5 cm, bei 250 mm Brennweite auf 150 cm.
Das Objektiv kann beim Zoomen anständig gross werden

Display

Sonys QX10 besitzt das wohl flexibelste Display aller Kameras: keines. Die Übertragung auf das Smartphone bietet einiges an Freiheiten. Da die Kamera auch ohne Klemme verwendet werden kann, eignet sie sich für ziemlich jeden Winkel. Nahaufnahmen in Bodennähe werden noch einfacher als mit einem klappbaren Display. Freunde von Selbstporträts können problemlos einige Meter von der Kamera weg stehen und mit dem Smartphone die Komposition prüfen und auslösen. Da Sonys Software für iOS, Android und Windows Phone verfügbar ist, funktioniert die QX10 mit fast allen Smartphones.
Ein kleines LCD-Display zeigt den Batteriestand an

Zusatzfeatures

Wegen des knapp bemessenen Körpers fehlt es der QX10 leider etwas an Features. Hilfen wie Blitz, Fokussierhilfelampe oder ein Hotshoe fehlen komplett. Leider lässt sich der Blitz des Smartphones nicht zuschalten. Das könnte mit einem Firmware-Update jedoch leicht behoben werden. Auch an Anschlüssen mangelt es ein wenig. Lediglich ein USB-Anschluss und einen microSD-Slot gibt es. Der Card Slot ist dabei noch ungünstig unter der Klemme platziert und nur schwer erreichbar. Schlimm ist das nicht, aber auch nicht ideal.
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Bedienung

Bedienung

Das Konzept der QX10 geht auf, bis zur Bedienung. Dort verspielt Sony einige Punkte. Problematisch ist nicht die eigentliche Handhabung der Linse. Die Tasten auf dem Objektiv funktionieren gut und am Handling der Hardware gibt es nicht viel auszusetzen. Das Problem ist eindeutig die Software.
Die Verbindung via WLAN dauert schlicht zu lange. Je nachdem, wo man die Play-Memories-App auf seinem Smartphone versteckt hat, kann ein Verbindungsversuch 20 bis 30 Sekunden dauern. Sobald das Smartphone in den Ruhemodus wechselt oder man das Objektiv ausschaltet, wird die Verbindung zurückgesetzt und das Spiel beginnt von vorn. Über NFC startet die Verbindung etwas schneller, jedoch immer noch etwas langsam.
Auslöser und Zoom-Wippe sind die einzigen, physischen Buttons
Hält man die Kamera mehr oder weniger direkt an das Smartphone, funktioniert die WLAN-Verbindung zwischen Kamera und Handy gut. Sobald die Entfernung aber über einige Zentimeter hinausgeht, fängt das Bild stark zu ruckeln an und wird schnell unbrauchbar.
Etwas schade ist die Übertragung der Bilder auf das Smartphone. Zwar lässt sich die QX10 so auch ohne SD-Karte verwenden, die Bilder kommen allerdings nur in verkleinerter Auflösung auf das Handy. Zudem dauert die Übertragung nach jedem Foto einige Sekunden.
Verbindungsabbrüche gibt es dann und wann. Bei der grösseren QX100 wurde vermehrt von Verbindungsproblemen berichtet. Die QX10 scheint davon weniger stark betroffen zu sein. Trotzdem verliert die Kamera gelegentlich den Anschluss an das Smartphone und muss neu verbunden werden.

Fotomodi

In Sachen Fotomodi gibt sich die QX10 bescheiden. Manuelle Einstellungsmöglichkeiten gibt es keine, lediglich drei verschiedene Auto-Modi. Neben Sonys eigenen Intelligent Auto und Superior Auto ist der Program Auto (P) verfügbar. In diesem kann zumindest die Belichtungskorrektur von Hand eingestellt werden. Auch im Optionsmenü der App gibt es nicht viel Spielraum. Ausser dem Weissabgleich und einem Selbstauslöser ist alles vorgegeben und wird automatisch ausgeführt. Die Play-Memories-App, mit der die QX10 verwendet werden muss, bietet leider keinerlei Filter oder andere Gestaltungsmöglichkeiten.
Die Sony-Play-Memories-App bietet leider etwas wenig

Fokus

Die QX10 kann nur Autofokus. Dieser funktioniert für eine Kompaktkamera gut. Über die App kann zudem Touch-Focus, also Fokus auf Fingerdruck, verwendet werden. Dank ausblendbaren Display-Elementen funktioniert dies auch sehr gut. Bei wenig Licht steht aber auch die QX10 mit dem Autofokus etwas im Schilf. Hier könnte das Zuschalten der Smartphone-Lampe Wunder wirken. Leider gibt es diese Funktion aber nicht. In Sachen Tempo und Genauigkeit ist der Autofokus der QX10 durchschnittlich. Für alltägliche Schnappschüsse reicht der Fokus vollends aus.
Bei wenig Licht verlässt sich die QX10 etwas zu sehr auf den Bildstabilisator (1/4, f/3.3, 25 mm, 2000 ISO)
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Bildqualität und Video

Bildqualität

Bei Tag zeigt sich die QX10 von ihrer besten Seite (1/250, f/3.3, 25 mm, 100 ISO)
In Sachen Bildqualität bewegt sich die QX10 auf dem Niveau der günstigen Sony-Kompaktkameras. Bei Tageslicht schafft die QX10 ansprechende Farben mit wenigen Verzerrungen. Der Kontrast ist solid. Schwieriger wird es bei weniger idealen Lichtverhältnissen. Zum einen werden die Bilder ab ISO-Werten von über 800 schnell unschön und leiden unter starkem Bildrauschen. Zum anderen überschätzt die Kameraautomatik ihren eigenen Bildstabilisator. Bevor die QX10 den ISO-Wert erhöht, lässt sie die Verschlusszeit auf 1/4 Sekunde hinunterfallen. Selbst mit dem sonst guten Bildstabilisator sind da nur noch sporadisch scharfe Bilder möglich.
Bedenkt man den Preis der Kamera und den primären Anwendungszweck der Kamera als Smartphone-Erweiterung, ist die Bildqualität exzellent. Auf dem kleinen Smartphone-Display sehen die Bilder der QX10 deutlich besser aus. Kleinere Verwackler, Belichtungsschwächen und Bildrauschen fallen nicht so extrem ins Gewicht. Grössere Monitore zeigen die Schwächen der QX10 jedoch gnadenlos auf.
Farblich gelingt der QX10 vieles. Auch der Kontrast ist ansprechend (1/80, f/5, 80 mm, 500 ISO)
Die Bildschärfe ist ausbaufähig, für den verlangten Preis aber in Ordnung (1/30, f/3.3, 25 mm, 250 ISO)

Video

Die QX10 verfügt auch über einen Videomodus und eignet sich so besonders gut als Spionagekamera. Allerdings liegt die Stärke der QX10 doch eher bei unbewegten als bei bewegten Bildern. Zwar filmt die Kamera in 1080p Full HD mit 29 fps, die Qualität lässt aber zu wünschen übrig. Bei Bewegungen der Kamera ist ein starkes Flimmern am Bildrand deutlich sichtbar. Auch der Zoom wird im Videomodus deutlich langsamer. Das eingebaute Mikrofon erledigt seine Aufgabe und nimmt Audio auf. Glänzen kann die QX10 mit Video eher nicht.
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Kaufempfehlung und Fazit

Kaufempfehlung

Die Sony QX10 stemmt sich gegen die ankommende Flut der Smartphone-Kameras und will Gelegenheitsknipser von ihrer Qualität überzeugen. Das Problem: Mit ihrer langen Aufstartzeit von über 10 Sekunden ist die QX10 deutlich langsamer als eine Smartphone-Kamera. Besonders wenn man bedenkt, dass das Smartphone dafür ebenfalls benötigt wird. Für einen Schnappschuss im Vorbeigehen ist die QX10 zu langsam und der Qualitätsunterschied zu wenig wichtig, um ins Gewicht zu fallen.
Die QX10 funktioniert nicht nur mit Sony, sondern mit allen Android- und iOS-Geräten
Für alle etwas ambitionierteren Fotografen kann die QX10 wiederum zu wenig. Keine manuelle Kontrolle und kaum Einstellungsmöglichkeiten stehen dem Vergnügen oftmals im Wege. Dazu kommen die schwache Play-Memories-App und die unhandliche Bedienung. Da ist man mit einer Kompaktkamera mit WLAN wohl besser bedient. Aufgrund des niedrigen Preises von gerade mal 230 Franken ist die Sony DSC-QX10 jedoch günstig genug platziert, um als Gadget in der einen oder anderen Fototasche ihren Platz zu finden.

Alternativen

Die einzige Alternative zur QX10 ist die grössere QX100. Diese bietet deutlich bessere Bildqualität und einige manuelle Einstellungsmöglichkeiten zum doppelten Preis. Zusätzlich bezahlt man die Leistung mit Grösse und Gewicht. Die QX100 ist längst nicht mehr handlich. Zudem kämpft die QX100 laut diversen Reviews mit Verbindungsproblemen.
Die QX100 ist zurzeit die einzige Konkurrenz der QX10

Fazit

Die Sony-QX10-Objektivkamera ist eine nette Spielerei mit viel Potenzial. Wirklich praktisch ist das Ganze aber nicht, und bei den anvisierten Zielgruppen fällt die Kamera zwischen Stühle und Bänke. Technische Probleme bei der Software erschweren die Bedienung zusätzlich.

Testergebnis

Innovation, Zoom, Grösse
Halterung, Ergonomie, Geschwindigkeit

Details:  18 Megapixel, 4,45-44,5mm (27,5 - 275mm Äquiv.) f/3,3-5,9, 1/2,3" Exmor R CMOS Sensor, Bildstabilisator, microSD, ISO 100-12800, NFC, WLAN, USB

Preis:  230.00

Infos: 
www.sony.ch

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