Dossiers 02.09.2013, 12:47 Uhr

Test: Fujifilm X-M1

Der neuste Zuwachs der X-Serie verspricht beste Bildqualität zum Einstiegspreis. Und sie sorgt für ein Wechselbad der Gefühle.
Die X-Serie von Fujifilm ist innerhalb von wenigen Jahren zu einer Grösse im schnelllebigen Kameramarkt geworden. Zu den herausragenden Eigenschaften gehört die Retro-Optik der Gehäuse, kombiniert mit dem einzigartigen X-Trans-Sensor im grossen APS-C-Format. Dieser Sensor arbeitet nicht mit einem konventionellen Bayer-Muster, sondern mit einer eigenwilligen Anordnung, die den Verzicht auf einen Lowpass-Filter möglich macht – und damit schärfere Fotos erzeugt.
Das waren genug technische Ballaststoffe für den Einstieg. Wichtig ist allein die Tatsache, dass die X-M1 mit demselben 16-Mpxl-Sensor arbeitet, wie ihre grossen Geschwister, namentlich die X-E1 (Test) und die X-Pro 1. Und das wiederum bedeutet, dass sie mit der richtigen Optik dieselbe, fast schon legendäre Bildqualität bietet. Allerdings liegt der Preis deutlich unter dem gewohnten Niveau. Während eine X-E1 mit dem Zoom XF 18–55 mm etwa 1600 Franken kostet, bezahlt man für die X-M1 mit dem günstigeren XC Zoom 16–50 mm ziemlich genau die Hälfte. Das ist übrigens die Konfiguration, die wir für unseren Test verwendeten.
Der Zoombereich reicht von 24 mm bis 75 mm (KB)

Der erste Eindruck

Zuerst fällt das geringe Gewicht auf. Die X-M1 mit dem Kitzoom wiegt gerade einmal 530 Gramm. Das ist vor allem der Leichtbauweise des Objektivs zu verdanken, das nur 200 Gramm wiegt. Das Kunststoff-Gehäuse der Kamera wiegt nämlich nur 20 Gramm weniger, als die X-E1 in ihrem Metallkleid – und das bei deutlich geringeren Abmessungen.
X-E1 und X-M1 im Grössenvergleich (Bild: camerasize.com)
Das «Metallgehäuse» der X-M1 wird täuschend echt simuliert. Die Täuschung fliegt jedoch auf, sobald man die Kamera in die Hand nimmt. Die Verarbeitung ist tadellos, nichts knarzt oder wackelt. Hingegen fühlen sich die Einstellräder unangenehm scharfkantig an und sind überhaupt nicht mit denjenigen der grossen Geschwister zu vergleichen. Das spielt jedoch nur dann eine Rolle, wenn man am liebsten manuell fotografiert oder in der Lernphase längere Zeit mit den Einstellungen herumspielt.
Schmucklos: das Gehäuse aus Kunststoff

Tasten und Anschlüsse

Im Vergleich zur restlichen X-Serie verfügt die X-M1 über relativ wenige Hardware-Tasten und Anschlüsse. So muss zum Beispiel die Fokussiermethode in den Menüs umgeschaltet werden. Die AE/AF-Lock-Taste ist verschwunden. Neu ist hingegen die dedizierte Filmtaste.
Die Bedienelemente auf der Rückseite
Immerhin bietet die X-M1 eine frei belegbare Fn-Taste. Diese lässt sich schnell umbelegen, indem sie etwas länger gedrückt wird. So kommt die Kamera doch noch zum AE/AF-Lock, aber eine solche Taste ist definitiv zu wenig.
Der X-M1 fehlt auch ein Anschluss für ein externes Mikrofon. Dieser sorgt bei der grossen X-E1 nicht nur für den besseren Ton, sondern erlaubt gleichzeitig die Auslösung der Kamera über einen Canon-kompatiblen Fernauslöser. Diese Möglichkeit existiert bei der X-M1 nicht – und damit bleiben dem Fotografen auch so tolle Spielsachen wie der TriggerTrap verwehrt. Stattdessen versteht sich die X-M1 ausschliesslich mit dem Fujifilm-Fernauslöser RR-90.
Neben der Fn-Taste befindet sich auf der Oberseite das grosse Funktionssteuerrad, mit dem zwischen den verschiedenen Belichtungsmodi gewechselt wird. Das unbeschriftete Rad auf der rechten Seite regelt die Belichtungskorrektur (bei einer aktiven Automatik) oder die Verschlusszeit (beim manuellen Fotografieren). Da es keinen optischen Hinweis auf seine Position gibt, kann die Belichtungskorrektur nur im Sucher kontrolliert werden – und diese Anzeige wird nur allzu leicht ignoriert.
Das Hauptsteuerrad (rechts) reguliert die Belichtungskorrektur

Belichtungsautomatiken

Die X-M1 bietet zahlreiche Belichtungsautomatiken. Da wären:
PSAM. Der Klassiker: Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie die manuelle Belichtungssteuerung.
Sport, Landschaft und Porträt. Diese drei Positionen werden von den wichtigsten Motivprogrammen belegt – oder zumindest, was Fujifilm dafür hält.
SP (Scene Position). In dieser Position lassen sich über das Menü 10 verschiedene Motivprogramme auswählen. Dazu gehören Aufnahmen im Schnee, Feuerwerk oder «Text» – Letzteres soll sich besonders für die Aufnahme von Dokumenten, Whiteboards u. Ä. eignen.
SR+ (Scene Recognition). Automatische Erkennung der Szene mit genauso automatischer Auswahl des Motivprogramms. Laut Fujifilm wählt die Kamera dabei zwischen 58 verschiedenen Programmen, auf die der Benutzer jedoch keinen Einfluss hat.
ADV (Advanced). Auf dieser Position warten Spezialeffekte wie Tilt-Shift und die Spielzeugkamera. Geboten werden aber auch ernsthafte Anwendungen wie High-Key und Low-Key, mit denen die Anmutung einer hellen oder dunklen Szene bewahrt werden kann.
Eine Fujifilm macht auf Plastik-Kamera. Moment mal …!
 

Das Display

Die X-M1 ist die erste Kamera der X-Serie, die mit einem Klappdisplay ausgestattet ist. Es lässt sich bis maximal 90 Grad nach oben oder unten schwenken, sodass Aufnahmen aus Bodenhöhe oder über eine Menschenmenge hinweg kein Problem sind. Das würden wir uns auch bei den grossen Modellen wünschen.
Das Display lässt sich um bis zu 90 Grad nach oben oder unten neigen
Die Auflösung von 920‘000 Pixel ist rund doppelt so hoch wie diejenige der X-E1. Das Display reagiert nicht auf Berührungen; die Steuerung der Kamera findet also nur über die Menüs und Schalter statt. Im grellen Sonnenlicht lässt sich die Helligkeit deutlich erhöhen, sodass sich das Display auch zur Mittagszeit keine Blösse gibt. Dazu muss lediglich die Q-Taste etwa zwei Sekunden lang gedrückt werden.
Ein Lob verdient auch die hohe Flexibilität bei den Anzeigen. Die Belichtungsanzeige, der ISO-Wert, die Belichtungskorrektur, der Dynamikbereich und mehr lassen sich gezielt ein- und ausblenden, sodass jeder Fotograf nur das zu sehen bekommt, was er als wichtig erachtet. Unverzeihlich ist das Fehlen des künstlichen Horizonts, der für viele Landschaftsfotografen zu einer unverzichtbaren Hilfe geworden ist.

Der nicht vorhandene Sucher

Die vielleicht grösste Unterlassungssünde ist jedoch der fehlende Sucher, der sich auch nicht extern nachrüsten lässt. So wird die X-M1 auf dieselbe Weise gehalten wie eine beliebige Billigknipse. Einige Interessenten werden damit kein Problem bekunden – für andere ist das hingegen ein K.O.-Kriterium.
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