Tests 22.01.2014, 06:35 Uhr

Panasonic KX-PRX150: Smartes DECT-Telefon

Panasonic kombiniert in der Modellreihe KX-PRX ein DECT-Telefon mit einem Smartphone. Ein interessanter Ansatz, doch wie schlägt er sich im Alltagsgebrauch? Wir haben es ausprobiert.
Seit Smartphones das Telefonieren revolutioniert und Telecom-Anbieter mit Flatrate-Angeboten das Gesprächsverhalten verändert haben, müssen die klassischen Telefonhersteller auf die veränderten Ansprüche der Festnetz-Kundschaft Rücksicht nehmen. Zwar ist der Anteil der Festnetzanschlüsse in der Schweiz pro 100 Einwohner seit 10 Jahren rückläufig, aber noch immer sind in hierzulande rund 3 Mio. Festnetzanschlüsse registriert.
Festnetztelefone sind im Vergleich zu ihrer mobilen Brüdern und Schwestern ziemlich dumm und warten grösstenteils mit umständlicher Bedienung und verschachtelten Menüs auf. Die Funktionen sind beschränkt, oder dann braucht sie kein Mensch (weil man in einem durchschnittlichen Haushalt selten Anrufer «makeln» muss, oder man im entscheidendem Moment natürlich nicht weiss, wie es funktioniert). Hingegen nervt man sich, dass Kontakte manuell in den Telefonspeicher eingeben werden müssen.
Was machen? Panasonic hat mit seiner KX-Telefonserie Antworten auf oben beschriebene Herausforderungen. Das Gerät sieht nicht nur aus wie ein Smartphone, es ist tatsächlich ein Smartphone. Und auf den ersten Blick ein ziemlich cooles: Es läuft auf Android, hat einen auswechselbaren Akku, einen SD-Kartenslot (32GB), je eine Kamera auf der Vorder- und Rückseite, ein Touch-Display und versteht DECT, der Standard für schnurlose Festnetztelefonie.
Wir haben das Modell KX-PRX150 getestet, welches sogar noch 3G-fähig ist und Platz für eine normale SIM oder eine Micro-SIM bietet. Somit kann dieses Gerät sogar ausserhalb des DECT-Emfpängers als Zweitsmartphone benutzen könnte. Die Betonung liegt auf könnte - denn der zweite Blick auf die Hardware lässt Zweifel aufkommen. Doch der Reihe nach.

Viel Software, mittelmässige Hardware

Was beim öffnen der Verpackung auffällt: Da ist ein Telefon, eine Ladeschale und eine Senderstation. Warum der DECT-Sender nicht in die Ladestation integriert wurde, oder dem Sender eine Ladestation spendiert wurde, bleibt uns ein Rätsel, scheint aber ein neuer Standard bei dieser Art Geräte zu sein, so auch beim Konkurrenten Gigaset. Dem allgemeinen Kabelsalat und Steckdosen-Mangel tut diese Arbeitsteilung keinen Gefallen.
Die Plastikrückseite lässt sich einfach entfernen und unterhalb des austauschbaren Akkus kann die SIM-Karte eingelegt werden - los gehts. Beim Aufstarten des Telefons wird man durch einen Installationsassistenten geführt, der auf Android 4.0.1 «Icecream Sandwich» basiert. Wer schon mit Android-Telefonen oder generell mit Smartphones vertraut ist, tippt sich schnell durch die Einstellungen und ist ohne Umschweife mit DECT, WLAN und 3G verbunden. Die mitgelieferte Festnetz-App wartet mit umfangreichen Funktionen auf und ist einfach und logisch zu bedienen. Wählt man eine Nummer, kann man entscheiden, ob diese via Festnetz oder via 3G gewählt werden soll. Die Tonqualität ist gut, jedoch hat man das Gefühl, der Lautsprecher ist irgendwo im Telefon verbaut, jedoch nicht direkt am Ohr. Standardmässig sind weitere Apps vorinstalliert, doch spätestens bei der Ausführung ein bisschen rechenintensiver Apps, wird man an die mittelmässige Hardware des Geräts erinnert.
Auf der nächsten Seite: Die Sache mit dem Display und Fazit.

Abstriche muss das Mobilteil beim Display machen. ...

Abstriche muss das Mobilteil beim Display machen. Ein 3.5-Zoll Farb-TFT mit einer Auflösung von 320 x 480 Pixel ist in Zeiten von Retina-Display ziemlich dürftig. Es reicht, um Informationen darzustellen, aber wenn man via Browser die Hilfe zum Telefon (HTML-Webseite) ansurft, ist man noch hilfloser wie vorher. Die Auflösung taugt schlicht und ergreifend nicht zum Surfen. Auch die beiden Kameras mit 0.3 (Vorderseite) bspw. 2 Megapixeln (Rückseite) sind eigentlich unbrauchbar. Für Video-Chat reicht der 1-Gigahertz-Prozessor MT6575 von MediaTek noch knapp. Aber dafür hält der Akku lang, länger als bei High-End-Smartphones.
Ob man aber dieses Gerät tatsächlich ausserhalb der eigenen vie Wände einsetzen will? Anspruchslose Feature-Phone-Anhänger könnten noch mit diesem Gedanken spielen. Aber für den anspruchsvollen Tekkie gilt: Nur wenn du das Gerät wie ein Festnetztelefon behandelst, wirst du halbwegs zufrieden sein.

Fazit

Was will der moderne Festnetz-Telefonierer für ein Gerät? Sicher keines, das 400 Franken kostet. Aber eines, dass sich an Smartphones orientiert. Eines, welches ebenfalls Kontakte synchronisiert, Kalender anzeigt. Der Festnetztelefonierer will auf seinem Gerät Telefonieren, SMS schreiben und vielleicht noch Termine nachschlagen. Allenfalls noch einen Video-Chat durchführen. Alles andere ist Beigemüse oder gar unnötiger Ballast.
Panasonic ging einen ersten Schritt - war aber zu wenig mutig, zu wenig radikal. Es hätte im Prinzip nur die Hauptfunktionen von Kontakt und Kalender-Synchronisationen mit der Cloud anbieten müssen - dann fällt nämlich der schwache Prozessor und das niedrigauflösende Display nicht mal gross auf. Denn der einzige wirkliche Vorteil dieses Telefons gegenüber einem handelsüblichen DECT-Gerät ist die Kontakte- und Kalender-Synchronisation und ein einfacher Zugang zu den Telefoneinstellungen. Ob man für dieses Feature tatsächlich 230 Franken investieren will, muss jedem selber überlassen werden. Auf der anderen Seite kann man durchaus argumentieren, dass man für einen solchen Preis nicht mehr Hardware erwarten kann.
Gespannt warten wir auf weitere Entwicklungen in dieser Sparte. Die Verschmelzung von DECT-Telefon und Smartphone wird uns sicher noch eine Weile begleiten.

Autor(in) Marcel Hauri



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