Tests 03.07.2013, 12:15 Uhr

Limbo, unser schönster Albtraum

«Limbo» gehört nur scheinbar zu den einfach gestrickten Spielen. Gänsehaut und Grübeleien versprechen einen herrlich morbiden Zeitvertreib.
«Jump & Run»-Spiele: Ganz spontan fallen uns da kleinwüchsige, italienische Klempner mit begrenztem Wortschatz ein. Meistens geht es darum, in einer bunten, zweidimensionalen Welt von links nach rechts zu hecheln, ohne jemals irgendwo anzukommen.
Limbo hat mit diesem närrischen Treiben nichts am Hut, im Gegenteil: die harte Kost richtet sich an all jene Spieler, denen der Zuckerguss von Mario & Co. zum Halse raushängt. Denn obwohl es sich bei Limbo um eine Art Jump & Run-Spiel handelt, lässt es sich kaum mit den anderen Titeln diese Genres vergleichen; genauso gut könnte man die Filme «Scooby-Doo» und «Sin City» in den gleichen Topf werfen, weil in beiden Streifen verfressene Hunde vorkommen. 

Die Story

Ein Junge sucht seine Schwester. (Damit haben wir kein Problem.) Mehr wird an dieser Stelle jedoch nicht verraten, weil es nicht mehr zu erfahren gibt.

Das Spiel

Die langen Winternächte müssen den dänischen Machern psychisch zugesetzt haben. Limbo bietet keine Sprachausgabe, keinen Soundtrack und keine einzige Farbe. Neben der düsteren Grafik sorgt jedoch eine bedrohliche, gelungene Klangkulisse für die passende Stimmung. Limbo sollte unbedingt in einem dunklen Raum und mit Kopfhörern genossen werden – alles andere wäre ein Verrat
Klettern gehört oft zu den Problemlösungen
Limbo ist durchs Band ungemütlich, trostlos und vor allem sehr gefährlich. Das Spiel ist in viele kleine Rätsel aufgeteilt, die teils mit Köpfchen, teils mit Reflexen gelöst werden müssen. Wenn man die Lösung vermasselt, ist Schluss mit Kindergeburtstag: Knochen splittern mit einem hässlichen Geräusch, Körperflüssigkeiten sprudeln ins schwarze Gras oder der Schädel wird von einem riesigen Spinnenbein durchbohrt.
Doch auch die Lösungen sind zum Teil grausam. So muss schon mal einer Riesenspinne ihr einziges Bein ausgerissen werden, damit man deren Torso ungestört in eine Mulde rollen kann. Oder eine Wasserleiche aus dem letzten Rätsel wird in die nächste Falle geworfen, die prompt auslöst und den Weg frei macht. Sin City eben. Nicht Scooby-Doo.
Der Vorgänger hatte wohl kein Glück …
Vor allem aber gibt es keine Anleitung – nur wer ausprobiert, kommt weiter. Dabei verhält sich das Spiel mehr als fair. Der Schwierigkeitsgrad ist hervorragend ausbalanciert, während die Aufgaben mit Logik problemlos zu knacken sind. Sollte ein verpatztes Rätsel jedoch zu einem hässlichen Ableben führen, ist deswegen nichts verloren: Das Spiel wird einfach am Anfang desselben Rätsels fortgesetzt. Damit erübrigen sich Hilfen wie Speicherpunkte und Valium.

Die Steuerung

Dem einfachen Aufbau von Limbo ist es zu verdanken, dass sich das Spiel auch auf dem Touchscreen einwandfrei spielen lässt. Durch gedrückt halten des Fingers auf dem Display wird der Junge bewegt; gesprungen wird durch eine Wischgeste nach oben. Objekte werden automatisch gepackt und lassen sich anschliessend durch Drücken auf dem Display verschieben. Alles ganz einfach. Am Anfang benötigt man jedoch ein wenig Übung, bis das Timing sitzt. Trotzdem bleiben die frustrierenden Momente weitgehend aus, weil bei jedem Biss ins Gras nur die unmittelbare Situation wiederholt werden muss.
Verpuppt und zugenäht!
Fazit: Limbo verkörpert all das, was zu einem zutiefst befriedigenden Spiel gehört: motivierende Aufgaben, ein fairer Schwierigkeitsgrad, überraschende Rätsel und als Bonus eine mitgelieferte Gänsehaut. Die universelle App läuft auf allen iOS-Geräten; allerdings sind das iPhone und der iPod touch zu klein, um die Stimmung zu vermitteln, und auch die Steuerung ist eher grenzwertig. 

Testergebnis

Stimmung, Grafik, Schwierigkeitsgrad, Sound
Für iPhone und iPod touch eher weniger geeignet

Details:  Ab iOS 6.0

Preis:  5 Franken (per 3. Juli 2013)

Infos: 
https://itunes.apple.com/ch/app/limbo-game/id656951157?mt=8

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