Tests 02.10.2013, 10:01 Uhr

iPhone 5S im Test

Fingerabdrucksensor, Slow-Motion-Kamera, schneller Prozessor und kleine Verbesserungen: Das iPhone 5S überzeugt. Vor allem iPhone-4-Besitzer sollten sich einen Wechsel überlegen.
Nicht klotzen, sondern intelligent weiterentwickeln, das war wohl die Devise bei Apple, als das Nachfolgemodell des iPhone 5 in Angriff genommen wurde. Das scheint den Kaliforniern gelungen. Das iPhone 5S unterscheidet sich optisch kaum vom Vorgänger - einzig das anders gefärbte Aluminium (erhätlich in Spacegrau, Gold und Silber) verrät dem geübten Auge, dass es sich um das neuste iPhone handeln muss. Im Zug und Tram waren keine neidischen Blicke auszumachen, obwohl der Tester offensichtlich und viel mit dem Gerät herumspielte. Auch ein bekennender iPhone-Jünger erkannte erst auf den zweiten Blick, was vor ihm auf dem Tisch hingelegt wurde. Der Neid gegenüber dem Tester war dann entsprechend gross, konnte der PCtipp doch ein aus Deutschland importiertes Testgerät von Digitec ergattern. Im Lieferumfang inbegriffen ist wie gehabt ein Stromadapter, Lightning-Kabel sowie Kopfhörer.
Wie schon beim iPhone 5 setzt Apple auf den 4-Zoll-Monitor mit Retina-Display (1136 x 640 Pixel bei 326 ppi). Messerscharf werden die Konturen dargestellt, auch das Kontrastverhältnis von 800:1 sorgt dafür, dass das Auge nicht enttäuscht wird. Im Inneren des Aluminiumgehäuses werkelt ein A7-Dual-Core-Prozessor mit 1,3 GHz und 64-Bit-Architektur. Aber Achtung, auch hier gilt: nicht klotzen, dafür heimlich protzen. Der im iPhone 5S verbaute Prozessor schlägt sie alle. Im Passmark-Benchmark kommt der A7 auf 4900 Systempunkte (Galaxy Note 3 erreichte 4290), bei der CPU-Leistung werden über 35'000 Punkte erreicht, das ist mehr als doppelt soviel wie das Galaxy Note 3. Auch das Tech-Magazine Gizmodo schwärmt von der unglaublichen Prozessorleistung des A7. Hier hat Apple klar die Nase vorn.

Fingerabdruckscanner

Bequem: Der Fingerabdruckscanner lässt sich einfach konfigurieren und reagiert schnell
Doch bevor man sich mit solchen Tests herumschlägt, muss das Gerät natürlich zuerst eingerichtet werden. Und da kommt das nächste, vieldiskutierte Feature bereits zum Einsatz: Der Fingerabdruckscanner oder in Apple-Jargon «Touch-ID» genannt. Nachdem man seinen Finger durch mehrmaliges Auflegen gescannt hat, steht der neuen Unlock-Methode nichts mehr im Weg. Ein wenig irritierend ist, dass man für gewisse Menüpunkte in den Einstellungen (z. B. Einschränkungen / Zurücksetzen), doch wieder manuell einen Code eingeben muss. Schön wäre gewesen, wenn man den Scanner für sämtliche Authentifizierungen verwenden könnte. Doch wenn der Scanner seinen Dienst erfüllen muss, funktioniert er besser als erwartet und praktischerweise kann man mehrere Finger oder sonstige Körperteile scannen lassen. Dieser Schritt lässt sich auch überspringen. Im Sturm des NSA-Skandals sicher eine Option, obwohl Apple betont, dass keine sensitiven Daten das Telefon verlassen. Hat man sich jedoch für den Scanner entschieden, möchte man nicht mehr zum Slide-to-Unlock-Verfahren zurückkehren, zu bequem (und zudem sicherer) ist der Scanner.

Kamera

Ein Smartphone braucht eine gute Kamera - diese Erkenntnis hat sich inzwischen durchgesetzt. Auch hier legt Apple nach. Die Auflösung wurde bei 8 Megapixeln und Full-HD bei Videoaufnahmen belassen. Dafür gibts einen leicht grösseren Sensor, und die Blendenöffnung liegt neu bei ƒ/2.2. Der digitale Bildstabilisator wurde auch nochmals aufgepeppt. Das Resultat bei schwachem Licht lässt sich tatsächlich sehen (im Vergleich zum iPhone 4), das Rauschen ist deutlich geringer. Jedoch haben die Kollegen von MacWelt.de festgestellt, dass dafür die Konturen verschwaschener sind. Aber das sind Details - die Kamera zusammen mit dem integriertem Blitz machen auch bei prekären Lichtverhältnissen gute Fotos. Auch ist die Farbechtheit im Vergleich zum iPhone 4 deutlich besser geworden und mit der True-Tone-Technologie gehören käsige Blitzgesichter der Vergangenheit an.  Hält man den Auslöser gedrückt, rattert die Serienbildfunktion mit 12 Bildern pro Sekunde los. Man erinnert sich an gewesene Tage in Camouflage-Hosen, nur dass anstatt Blei zu verschiessen, Licht eingefangen wird. Die Serienbilder werden stapelweise angezeigt, man kann anschliessend das beste Bild auswählen und nicht gebrauchte Aufnahmen löschen.
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Slow-Motion, Empfang, Laufzeit und Fazit

In Zeitlupe

Ganz nett ist die Slow-Motion-Funktion, mit der man mit 120 Bildern pro Sekunde Videos aufnehmen kann - bei entsprechenden Motiven eine tolle Abwechslung. Einziger Wermutstropfen - die Filme werden nicht in Slow-Motion auf den PC übertragen, dazu braucht es wieder spezielle Software, wie etwa Final Cut Pro. Die Slow-Motion-Aufnahme kann jedoch ein wenig umständlich via Teilen-Funktion z. B. per Mail exportiert werden.

Empfang und Laufzeit

Es ist bekannt, dass die iPhones bezüglich Empfang nicht zu den besten Geräten gehören. Das ist auch beim iPhone 5S der Fall. Auf unserer Teststrecke, die ein Funkloch aufweist, verliert das Gerät sogar die Verbindung zur Zelle komplett. Dies im Gegensatz zu einem iPhone 4, das immerhin noch im Edge-Modus Daten senden und empfangen kann. Das Aluminiumgehäuse trägt wohl dazu bei, dass die Antenne ein bisschen besser abgeschirmt ist. Auch setzt Apple bei dem Wi-Fi-Standard nach wie vor auf 11n, 11ac wäre wünschenswert gewesen. Bei der Laufzeit wird es schwierig. Ist 4G aktiviert und spielt man intensiv mit dem Gerät herum, dann ist nach 6 bis 7 Stunden Schluss mit Betrieb. Gängige Massnahmen wie das Ausschalten von 4G oder die Reduktion der Display-Helligkeit erhöhen die Laufzeit. Keinen Einfluss auf den Akku hat übrigens der verbaute M7-Chip, der speziell für die Bewegungsaufzeichnung des Geräts entworfen wurde. Hier werden wohl in Kürze entsprechende Quantified-Self-Apps im App-Store erscheinen, die diesen Chip anzapfen werden.

Fazit

Das iPhone 5S im Vergleich zum angestaubten iPhone 4
Wer schon Besitzer eines iPhone 5 ist, kann getrost auf das iPhone 5S verzichten. Die Investition von 779 Franken (16 GB) bis 999 Franken (64GB) lohnt sich bezüglich der Features kaum. Wer jedoch noch ein iPhone 4/S besitzt, der sollte durchaus mit einem Wechsel auf das 5S liebäugeln. Das Gerät liegt schön in der Hand, wirkt weniger klobig und es spielt die volle Funktionalität von iOS 7 aus. Uns gefielen insbesondere der Fingerabdruckscanner, die Kamera und die inneren Werte. Beim Empfang muss das Telefon jedoch Abstriche hinnehmen, auch der hohe Preis bei Apple-Produkten schlägt auf die Bewertung nieder. Wer mehr Wert auf Erweiterbarkeit legt, ist bei Android-Telefonen besser aufgehoben. Dass Apple nicht auf NFC - dafür auf iBeacon - setzt, mag im Moment irritieren. Doch wer weiss, allenfalls wird die auf Bluetooth basierende iBeacon-Technologie NFC in Zukunft den Rang ablaufen.

Autor(in) Marcel Hauri



Kommentare
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slup
18.11.2013
...Das gleiche mit NFC, was soll man damit genau machen? In der Migros bezahlen;)

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Saperlot
18.11.2013
Das Feature macht sich doch überflüssig, wenn schon die Kreditkarte paypass oder was auch immer unterstützt?

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slup
18.11.2013
Das Feature macht sich doch überflüssig, wenn schon die Kreditkarte paypass oder was auch immer unterstützt? Siehe hier. Zahllose weitere Anwendungen sind in der Warteschlaufe.

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Lunerio
19.11.2013
Naja Apple macht da ja lieber was eigenes. Wie heisst das nochmal... Passbook? Und was haben die da noch.. Ein "anderes" NFC als Patent, oder so? Naja... Hab da keine Ahnung. Aber NFC wird das iPhone NIE haben.