Tests 16.10.2018, 09:06 Uhr

Test: Panasonic Lumix LX100 II

Panasonic packt einfach alles in die LX100 rein, was nur geht. Funktioniert das? Wir haben die neue Kompaktkamera genau angeschaut.
Die Panasonic Lumix LX100 Mark II ist eine Kompaktkamera im Premium-Bereich, um rund 1000 Franken. Das macht sie zur direkten Konkurrenz der Fujifilm-X100-Reihe und der Sony-RX100-Reihe. Das merkt man schon an den Namen LX100, X100 und RX100. Der Ansatz der LX100 ist jedoch ganz ein anderer. Während Fujifilm auf Retro-Feeling und betörende Farben setzt und Sony die kleinste noch gute Kamera der Welt zu bauen versucht, packt Panasonic einfach alles in die LX100 rein, was nur geht. Die LX100 quillt beinahe über vor Reglern, Schaltern und Fotomodi.
Irgendwo zwischen Fuji und Sony

Äusseres und Handhabung

Der Ausdruck Kompaktkamera wird bei Modellen wie der LX100 II relativ oft gebraucht. Flächenmässig ist sie etwas grösser als die Sony RX100 und kleiner als die Fujifilm X100. Dafür ist die Lumix dicker als die beiden Konkurrenten. Das ist vor allem dem weit abstehenden Objektiv geschuldet, das sogar im ausgeschalteten Zustand die Dicke der Kamera mehr als verdoppelt. Schaltet man die Kamera ein, fährt das Objektiv noch ein gutes Stück weiter raus.
Wirklich hosentaschentauglich ist die LX100 so nicht mehr, aber in grössere Jackentaschen passt die Kamera noch problemlos. Das Gewicht hält sich trotz hochwertiger Materialien und dem grossen Objektiv in Grenzen: 392 Gramm (mit Batterie) bringt die LX 100 auf die Waage.
Wirklich hosentaschentauglich ist das nicht mehr
Die kompakte Grösse schadet der Handhabung kaum. Die Belichtungszeit wird wie bei Fuji über ein Drehrad grob eingestellt und falls nötig mit einem Einstellungsrad verfeinert. Die Blende wird am Objektiv selbst geregelt. Ein Rad für Belichtungskompensation ist ebenfalls verfügbar. Von den wichtigsten Funktionen muss also nur ISO über ein Menü eingestellt werden. Der Knopf dafür ist auf dem Steuerkreuz. Etwas schade, aber kein Weltuntergang. Ebenfalls auf dem Steuerkreuz anwählbar sind der Weissabgleich, der Drive-Modus und der Autofokus. Rund um das Steuerkreuz findet man einen Einstellknopf für das Display, die Fotogalerie und zwei frei einstellbare Fn-Tasten. Von Letzteren gibt es zwei weitere über dem Display und eine fünfte neben dem Auslöser. Zu guter Letzt warten auf der Rückseite ein Video-Aufnahmeknopf und ein AF/AE-Knopf auf ihren Einsatz. Direkt unter dem Auslöser kann der Auto-Modus ein- und ausgeschaltet werden.
Die grösste Bediensünde der LX100 liegt ganz klar beim Fokuspunkt. Falls Sie diesen manuell verschieben möchten und dabei durch den Sucher schauen, können Sie zeitgleich auch noch durch ein paar brennende Reifen springen. Schwieriger wird es dadurch auch nicht mehr. Idealerweise verschieben Sie den Fokuspunkt per Touch. Das ist mit dem Auge am Sucher aber schwierig, und noch schwieriger, wenn Sie eine grosse Nase haben, die den Fokuspunkt auch gerne von allein verschiebt. Alternativ kann man den Fokuspunkt auch über die Kombination «Steuerkreuz nach links», gefolgt von «Steuerkreuz nach unten» anwählen und danach mit ebenjenem Steuerkreuz verschieben. Nicht gerade praktisch.
Die zwei interessantesten Bedienelemente findet man am Objektiv. Neben dem Blendenrad und dem Rad für manuellen Fokus findet man zwei Schieberegler. Derjenige auf der Oberseite der LX100 regelt das Bildformat. Sie können so schnell zwischen den Seitenverhältnissen 4:3, 1:1, 16:9 oder 3:2 umschalten. Seitlich gibt es einen weiteren Schieberegler für die Fokusart: manuell, automatisch oder automatisch für Nahaufnahmen (Makros).
Aufgrund der schieren Menge an Bedienelementen fallen die einzelnen Knöpfe eher klein aus. Fotografen mit grossen Händen brauchen hier besonders viel Fingerspitzengefühl. Besonders ins Gewicht fällt das beim Steuerkreuz. Da um dieses herum noch ein Rad angebracht ist, erweist sich die Bedienung als etwas knifflig. Nach einer Eingewöhnungszeit geht es okay, ist aber nie ganz bequem.
Die Bedienelemente am Objektiv hinterlassen ebenfalls einen gemischten Eindruck. Grundsätzlich sind die Regler praktisch, aber nicht aus jeder Position gut erreichbar. Der Blendenring beispielsweise lässt sich am besten an zwei abstehenden Griffen drehen. Diese drehen sich jedoch mit dem Ring mit, wodurch man nie wirklich weiss, wo sie gerade sind und greift entsprechend oft daneben.
In der Hand liegt die LX100 gut. Der Griff auf der Vorderseite und die Daumenhalterung auf der Rückseite sind zwar klein, aber so gross wie für die Kamera sinnvoll. Für das Gewicht der Kamera reicht der Griff gut aus.
Wer Drehrädchen mag, wird an der LX100 II Freude haben
Auf der Software-Seite bedient sich die LX100 II ziemlich gewohnt. Es gibt ein Hauptmenü, das in Untermenüs eingeteilt ist. Man findet die meisten Optionen dort, wo man sie bei anderen Kameras auch findet. Für den Schnellzugriff gibt es ein Q-Menü, in dem häufig verwendete Funktionen schneller angewählt werden können. Gesteuert werden die Menüs entweder per Steuerkreuz oder per Touch. Beide Varianten funktionieren problemlos. Und wenn wir schon von Touch sprechen ...
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Display & Sucher, Performance & Modi

Display & Sucher

Das Display der LX100 ist ein Touch-Display mit einer Diagonale von 3 Zoll, das fest verbaut ist. Und ausser der mangelnden Flexibilität gibt es auch wenig daran zu bemängeln. Die Touch-Eingabe funktioniert zuverlässig und das Display zeigt ansprechende Bilder in hoher Auflösung. Fest verbaute Displays sind zwar bei kompakten Kameras nicht unüblich, aber dennoch schade, da man genau mit diesen Kameras sonst gut an schwierig erreichbare Motive rankommt. Und wer sich einmal an ein dreh- und neigbares Display gewöhnt hat, kommt nur schwer wieder davon los.
Viele kleine Knöpfe gibt es bei der LX100 II
Der Sucher der LX100 ist erstaunlich gut für eine Kompaktkamera. Kameras dieser Grössenklasse haben meistens einen nur sehr mässigen Sucher, der hauptsächlich als Verkaufsargument dient. Bei der LX100 ist der Sucher der Grösse entsprechend kompakt. In der Immobilienbranche würde man wohl von «gemütlich» sprechen. Die wichtigsten Informationen sind jedoch gut erkennbar, sofern man sein Auge im richtigen Winkel platziert. Gegen den Rand zu wird der Sucher nämlich ein wenig unscharf, wodurch man manchmal leicht sein Auge verschieben muss, um eine spezifische Information zu lesen. Man gewöhnt sich aber schnell daran. Etwas heikel ist die Displaytechnologie des Suchers. Statt des üblichen OLED, verwendet die LX100 II einen «Field Sequential»-Sucher. Dieser stellt die Farbkanäle Rot, Grün und Blau in schneller Abfolge dar. Bei schnellen Bewegungen der Kamera oder von Objekten im Sucher, kann das zu farblichen Verzerrungen im Sichtfeld führen. Allerdings nehmen nicht alle Personen diesen Effekt gleich stark wahr. Am besten probieren Sie die Kamera im Fachgeschäft aus.

Performance & Modi

Tempo ist bei der Lumix LX100 II kein Problem. Die Kamera startet schnell, fokussiert schneller und kommt nur dann ins Stocken, wenn man eine zu langsame Speicherkarte verwendet. Den Burst-Modus mit 11 Bildern pro Sekunde können Sie drei volle Sekunden lang halten, bis der Buffer voll ist. Im RAW-Format. Dazu gibt es einen 30-FPS-Burst mit einer Auflösung von 8 Mpx. Also quasi 8-Mpx-Video in einzelnen Bildern. Bracketing geht ebenfalls schnell, sobald man die Funktion im Menü einmal gefunden und aktiviert hat.
Fans von Dual-SD-Slots werden leider enttäuscht
Auch der Autofokus ist rasant. Hat man den Fokuspunkt erst einmal am richtigen Ort, erkennt das AF-System zuverlässig Fokuspunkte und fixiert sich flott darauf. Ganz im Gegensatz zum Zoom. Dieses funktioniert leider nur elektronisch und ist nicht gerade flink, allerdings zu flink, um die Brennweite auf den Millimeter genau einstellen zu können.
Wie bereits eingangs erwähnt, setzt die Lumix LX100 II auf ein breites Angebot an Funktionen. Das gilt auch für die verfügbaren Fotomodi. Sehr schön dabei: Es handelt sich nicht etwa um Voreinstellungen, die man auch selbst machen könnte, oder um merkwürdige Gesichtsfilter, sondern um effektiv nützliche Funktionen, welche die Kamera besser machen.
Hier könnte man mit Post-Focus den Hintergrund zurückholen
Quelle: PCtipp
Da wäre zum Beispiel «Post Focus». Dieser Modus nimmt ein 8-Mpx-Video einer Szene auf und fokussiert dabei auf alle erkannten Ebenen. Die Daten werden anschliessend zu einem einzelnen Bild kombiniert. Der Nutzer kann innerhalb der Kamera wählen, wo der Fokuspunkt liegen oder ob sogar das ganze Bild fokussiert sein soll (Focus Stacking). Das Endresultat ist zwar nur 8 Megapixel gross, aber absolut gut genug für Onlineverwendung oder zum Verschicken an Familie und Freunde.
Auch der 4K-Fotomodus wurde um zwei Funktionen erweitert: «Auto Marking» wählt aus allen Bildern einer 4K-Serie die auffälligsten aus. Das in der Annahme, dass dort etwas Spannendes passiert ist. Das funktioniert meistens gut, manchmal aber auch weniger. Im Schnitt erkennt die Kamera eher zu viele «interessante» Momente als zu wenige, was besser ist als andersrum. Die zweite Erweiterung von 4K-Video ist «Sequence Composition». Dabei legt die Kamera mehrere Bilder einer 4K-Fotoserie übereinander und erstellt ein einzelnes Foto davon. Das ist besonders praktisch, wenn Sie bewegte Objekte filmen.
HDMI und USB gibt es, Audio-In leider nicht
Etwas schade: Auch im 4K-Fotomodus wird der Sensor zugeschnitten und nicht in voller Grösse verwendet. Das führt vor allem dazu, dass man im Weitwinkelbereich etwas eingeschränkt wird.
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Bildqualität

Bildqualität

Sensorgrösse und Crop sind generell ein Thema bei der LX100 II. In der Kamera verbaut ist ein Micro-4/3-Sensor, wie man sich das von Panasonic gewöhnt ist. Genau genommen handelt es sich um das gleiche Modell wie in der Panasonic GX9. Von den theoretisch verfügbaren 20 Mpx können aber maximal 17 Mpx verwendet werden. Das liegt daran, dass die Kamera gleichzeitig vier verschiedene Seitenverhältnisse unterstützen muss, die allesamt den gleichen diagonalen Blickwinkel haben sollen. Und zwar:
4:3 mit 4736 × 3552
Quelle: PCtipp
3:2 mit 4928 × 3288
Quelle: PCtipp
16:9 mit 5152 × 2904
Quelle: PCtipp
1:1 mit 3552 × 3552
Quelle: PCtipp
Auf die Bildqualität wirken sich die drei «verlorenen» Megapixel aber nicht wirklich aus. 17 oder 20 Mpx macht für fast alle Anwender keinen merklichen Unterschied. Dafür die Flexibilität, vier verschiedene Seitenverhältnisse zu haben, ist zwar nicht unbedingt jedermanns Sache, aber durchaus ein fairer Tausch.
Das Objektiv ist die grosse Stärke der Lumix LX100 II
Sowieso: Der Sensor ist nur ein Teil der Bildqualität einer Kamera. Das Objektiv hat einen mindestens genau so grossen, wenn nicht sogar grösseren Einfluss auf das Endresultat. Und das Objektiv ist ein Faktor, um den sich Panasonic bei der LX100 II keine Sorgen machen muss. Das Leica-Objektiv deckt die wichtigsten Brennweiten ab: 24–75 mm umgerechnet auf Kleinbildformat. Und das bei einer gleitenden maximalen Blendenöffnung von ƒ/1,7 bis ƒ/2,8. So stehen Sie auch in der Dämmerung noch ausgezeichnet da.
Die dynamische Reichweite ist für eine Kompaktkamera stark
Quelle: PCtipp
In den inneren 70 Prozent des Bildausschnitts sind die Fotos der LX100 II gestochen scharf, dafür gegen den Rand doch etwas sehr weich. Für eine Kompaktkamera mit Zoom-Objektiv nicht unüblich, aber dennoch etwas schade und vor allem auffällig neben dem ultrascharfen Rest des Bildes.
Die JPGs ab Kamera sind tendenziell etwas kühl
Quelle: PCtipp
Die Farben der LX100 II kommen auch in JPGs ansehnlich daher. Der automatische Weissabgleich tendierte in unserem Test etwas in die kühle Richtung, aber nicht dramatisch. Probieren Sie aber unbedingt die verschiedenen Farbeinstellungen durch, um auch wirklich die gewünschten Ergebnisse zu erhalten. Die RAW-Dateien konnten wir leider nicht mehr genauer prüfen, da das neue RW2-Format noch nicht mit Adobe Lightroom kompatibel ist.
6400 ISO geht gerade noch
Quelle: PCtipp
12'800 ISO ist dann schon ein Schritt zu weit
Quelle: PCtipp
In Sachen Details performt die LX100 II etwa wie erwartet: schwächer als die Fujifilm-X100-Serie (mit grösserem APS-C-Sensor), aber besser als die Sony-RX100-Serie (1-Zoll-Sensor). Erwartungsgemäss ist auch die Leistung bei wenig Licht. Bis 3200 ISO sind die Bilder noch gut, bis 6400 ISO brauchbar. 12'800 ISO ist höchstens noch für Überwachungszwecke zu gebrauchen.
Tiefenunschärfe ist trotz kleinerem Sensor kein Problem
Quelle: PCtipp
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Video und Fazit

Video

Anders als bei der Lumix GH5 ist Video bei der LX100 keine Priorität. Die Aufnahmen an sich sind in Ordnung, ohne jedoch jemanden aus den Socken zu hauen. Die LX100 II schafft maximal 4K mit 30 FPS und einer Bitrate von 100 Mbit/s. Full HD gibt es auch mit 60 FPS (28 Mbit/s). Audio wird über ein Stereomikrofon aufgenommen. Einen Anschluss für ein externes Mikrofon gibt es nicht.
Der grösste Wermutstropfen beim Video der LX100 ist der Cropfaktor bei 4K-Aufnahmen: eine 1,34-Fache Vergrösserung im Vergleich zu Fotos im 16:9-Format. Das hat mehrere Nachteile. Zum einen wird die nutzbare Sensorgrösse auf etwa 1 Zoll reduziert. Zum anderen wird das Sichtfeld des Objektivs weiter verringert. Statt einer maximalen Brennweite von 24 mm erhält man bei 4K-Videos nur noch etwa 32 mm.
Für Videografen ist die LX100 II bestimmt nichts. Als Nebenfunktion für eine Fotokamera ist der Videomodus allerdings bestens geeignet. Ansehnliches 4K in guter Qualität sowie FHD/60 mit Focus-Tracking sind nicht schlecht für nebenher.

Fazit

Die Panasonic Lumix LX100 II ist eine interessante Kamera. Vollgepackt mit Features, nicht aber mit Gimmicks. Und dennoch kompakt genug für die Jackentasche. Es ist die Kamera für alle, denen der Retro-Charme von Fujifilm egal ist, die aber trotzdem eine leistungsfähige Kompaktkamera wollen. Die LX100 II ist nicht ohne Fehler, die meisten davon sind jedoch klein und nicht für alle Nutzer wichtig. Es ist dadurch nicht die Kamera für alle, aber eine gute Wahl für viele.

Testergebnis

Objektiv, Funktionalität, Leistung
Bedienung, fixes Display, 4K-Crop

Details:  17 Mpx, Micro-4/3, 200–25'600 ISO, 24–75 mm, f/1,7–2,8, 3-Zoll-Display (fix), elektronischer Sucher, 4K/30, FHD/60, USB 2.0, micro HDMI, Wi-Fi, Bluetooth, 392 g

Preis:  Fr. 1038.–

Infos: 
panasonic.com

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