Tests 08.07.2015, 08:00 Uhr

Intel SSD 750 im Test: So schnell kann SSD sein

Mit der Einführung der SSD-Serie 750 schöpft Intel aus dem Vollen und macht eine rasend schnelle Server-Technik für Endverbraucher zugänglich. Es gibt aber einiges zu beachten.
Für Heimanwender bzw. für den Consumer-Bereich gibt es eine neue SSD-Technik. Bei NVMe handelt es sich um einen Standard, der speziell für Flash-Speicher entwickelt und optimiert wurde. Zusammen mit der PCI-Express-3.0-Schnittstelle erreicht der SSD-Speicher Transferraten von bis zu 2400 MB/s beim Lesen und 1200 MB/s beim Schreiben. Erstmals sollen dabei auch Performance und Preis zusammenpassen.
Nebst sehr hohen Transferraten soll das Laufwerk vor allem auch beim Durchsatz vieler kleiner Datenblöcke punkten. Dabei setzt der Chip-Hersteller auf das spezielle NVMe-Protokoll. Die physikalische Übertragung läuft dabei über PCI-Express, während NVMe die vielen kleinen Einzelzugriffe als grosse Speicherzugriffe bündelt. Das ist auch der Grund, wieso ein NVMe-SSD-Speicher Datentransferraten von bis zu 2,4 GB/s schafft, was rein von der Bruttotransferrate rund dem Vierfachen eines gewöhnlichen SATA-3-SSDs entspricht.

Hohe Hardware-Anforderungen

Bei der Inbetriebnahme des Laufwerks muss man jedoch auf viele Details achten: Die Hardware-Anforderungen sind allgemein sehr hoch. Intel erwähnt etwa für optimale Kompatibilität den X99er-Chipsatz. Das entspricht der letzten High-End-Generation, die auf Haswell-Prozessoren der Extremserie für Workstation- und Gaming-Bedarf auslegt ist. Das heisst aber nicht, dass der flotte SSD-Speicher nicht mit anderen aktuellen Plattformen funktioniert. Sicher erfüllen sollte das Motherboard den PCI-Express-Standard der dritten Version (mit vier Lanes). Sonst wird man nie die vom Hersteller angegebene Geschwindigkeit erreichen. Zusätzlich im Spiel ist der Prozessor, der sich über einen Bus die Peripherie teilt: Hat man zufällig ein Motherboard, wie in unserem Testszenario das Asus X99-S, in Betrieb und zusätzlich den schnellsten Haswell-E-Prozessor (i7-5960X), kann man, weil dieser Prozessor 40 Lanes unterstützt, gleich alle PCI-Express-3.0-Erweiterungs-Slots mit der vollen Bandbreite befeuern.

Vor dem Kauf: Motherboard-Anleitung beachten

Je nachdem, wie viele Grafikkarten und sonstige PCI-Express-Peripherie angebunden ist, sollte man sich also vorher gut in der Motherboard-Anleitung über die PCI-Express-Slots und deren maximal möglichen Bandbreiten (Lanes) erkundigen. Meist steht in der Anleitung sogar, wie dieses Kräfteverhältnis mit verschiedenen CPUs aussieht. Man sollte auf jeden Fall einen Steckplatz wählen, der voll ausgenutzt werden kann. Gerade im Fall eines High-End-Systems mit zwei schnellen Grafikkarten hat man sonst unter Umständen statt 16 Lanes für einen Grafikbeschleuniger nur noch 8 Lanes übrig.
Im Fall unseres X99-S-Motherboards von Asus stand zudem die Protokollunterstützung NVMe erst kürzlich über ein BIOS-Update zur Verfügung. Jedoch kann man bei einem X99er-Chipsatz sonst grundsätzlich davon ausgehen, dass NVMe ab Werk unterstützt wird. Ältere Boards (etwa der Z97er- oder X97er-Chipsatz) werden wohl ebenfalls noch ein BIOS-Upgrade erhalten. Es sind also einige Anforderungen für das schnelle SSD-Laufwerk von Intel zu beachten, um keine Enttäuschung beim Kauf zu riskieren.
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Vorteile von NVMe und Fazit

Vorteile von NVMe

Allgemein hat NVMe gegenüber bisherigen PCI-Express-Lösungen den Vorteil hoher Parallelität und kurzer Latenzen. Statt einer einzigen Befehlssequenz mit maximal 32 Befehlen sind hier bis zu 64'000 Befehlssätze à 64'000 Befehle möglich. Auf dem SSD-Laufwerk haben Intel und Micron 32 Speichersteine in 20-Nanometer-Fertigung angebracht. Der Controller kann zudem beim 400-GB-Laufwerk auf einen 1 GB grossen Cache zurückgreifen (bei der grösseren 1,2-TB-Variante sind es 2 GB).

Stabil – bei richtiger Positionierung

Intels NVMe 750 ist jedoch eindeutig das schnellste SSD-Laufwerk, das wir je auf unserer Teststation in Betrieb hatten. Der AS-SSD-Benchmark bestätigt die Datenblattgeschwindigkeit: Im Schreiben erreicht das Laufwerk rund 2,3 GB/s und beim Lesen etwa 1,3 GB/s. Auffällig ist aber, dass die Messungen zwischendurch wieder ein wenig schwanken. Während zum kalten Rechnerstart noch diese Höchstwerte angezeigt wurden, verzeichnete derselbe Benchmark nach einem achtstündigen Arbeitstag etwa 300 MB weniger beim Schreiben und Lesen.
Im Crystal-Benchmark zeigte sich immer etwa dieses Bild
Bis wir feststellen, dass das Laufwerk offensichtlich zu heiss hat, um die hohen Top-Werte beizubehalten. Um dem Schnellspeicher optimale Kühlleistung zu bieten, sollte man ihn daher nicht gleich unterhalb einer fetten Grafikkarte und zwischen einem weiteren PCI-Express-Speicher einbauen, sondern wirklich darauf achten, dass genug Abstand zwischen weiterer Peripherie vorhanden ist.
Interessanterweise zeigte demgegenüber ein anderes Benchmark-Tool (Crystal Benchmark) immer stabile Werte. Aber damit entsprechen die Werte ungefähr Intels Leistungsversprechung. Das Kopieren eines 70-GB-Ordners vom Kingston-SSD-Laufwerk HyperX Predator zum NVMe-SSD von Intel dauerte 1 Minute und 22 Sekunden. Umgekehrt dauerte der Vorgang auch nur 1 Minute und 15 Sekunden. Von und zu einem SATA-3-Laufwerk wie Samsung 840 Evo dauerts in beide Richtungen etwa 2 Minuten.

Fazit

Die Intel 750 ist aktuell der schnellste SSD-Speicher für Endkunden, setzt aber High-End-Hardware voraus. Die 400-GB-Variante ist, was Verarbeitung, Garantie und Leistungsumfang anbelangt, zu einem Strassenpreis von 399 Franken noch knapp vertretbar, auch wenn dieser etwas niedriger sein dürfte. Nicht-kompatible Plattformen müssen mit PCI-Express-2.0-Laufwerken wie Kingstons HyperX Predator Vorlieb nehmen, was aber für einen «Gelegenheits-Extrem-Anwender» (z.B. für Filmschnitt und Import sehr grosser Datenmengen) bei Weitem ausreicht, denn die Anfragetiefe wird kaum erreicht.
Weniger zu empfehlen sind SATA-Verbünde (z.B. RAID 0) mit SSDs. Das kann zwar günstig sein – wenn aber der Onboard-Controller billig ist, geht schnell ein Laufwerk kaputt. Bei letzterem Szenario empfiehlt sich allenfalls der Kauf einer zusätzlichen RAID-Controller-Karte.
Das Testsample wurde uns freundlicherweise von Digitec.ch zur Verfügung gestellt.

Testergebnis

Durchsatz (Geschwindigkeit), Garantie
Preis, (nur auf High-End-Systemen nutzbar)

Details:  PCI Express 3.0 (x4), NVMe-Protokoll, MLC-Flash (20 nm), Kapazität: 400 GB, Intel-Controller, Lesen: 2200 MB/s, Schreiben: 1200 MB/s, Garantie: 5 Jahre Bring-In

Preis:  Fr. 395.-

Infos: 
www.intel.com

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Autor(in) Simon Gröflin



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