Knuffige Kugel 29.03.2022, 08:00 Uhr

Test: Apple HomePod mini

Jetzt ganz offiziell in der Schweiz erhältlich – und ganz schön bunt.
Fünf Homepods in verschiedenen Farben
Endlich kommt ein wenig mehr Farbe ins Spiel
(Quelle: PCtipp.ch)
Update vom 29. März 2022: Aktualisierung des ursprünglichen Tests, u.a. mit Angaben zur Schweiz.
Als Apple verkündete, dass der erste, «grosse» HomePod eingestellt wird, kam das für viele überraschend. Die Optik, der Klang, die Funktionalität … an diesem Gerät stimmte einfach alles. Aber selbst nach einer Preissenkung war der HomePod mit rund 350 Franken immer noch relativ teuer. Denn er wurde nicht nur als Lautsprecher angepriesen, sondern auch als Gefäss für Siri: Wer sich also einen smarten Lautsprecher von Apple ins Schlafzimmer holen wollte, musste dafür tief in die Tasche greifen. Denn die Kalifornier lizenzieren Siri noch nicht an andere Lautsprecher-Hersteller – auch wenn sie sich neuerdings auf anderen Smarthome-Geräten breitmacht.
HomePod mini im Vergleich mit anderem Gerät
Der Vergleich zum Vorgänger zeigt, dass «mini» wirklich mini heisst
Quelle: Apple Inc.
Diese Diskrepanz hat Google längst erkannt: Der «Nest mini» (früher: «Home mini») ist mit dem Google Assistant ausgestattet und kostet etwa 45 Franken; bei Aktionen fällt der Preis oft sogar unter 30 Franken. Zwar klingt der Ton nach Konservendose, aber als einfacher Assistenzlautsprecher erfüllt er den Zweck alleweil – und das fördert die Verbreitung. Der Echo Dot von Amazon wiederum hat ebenfalls den Weg in die Schweiz gefunden und kostet etwa 65 Franken, doch auch er ist für die Hintergrundberieselung mit Musik nur schwer zu ertragen.
Und nun hat Apple also nachgezogen und verkauft den HomePod mini für 99 Franken – zu einem Preis, der typischer nicht sein könnte: teurer als die Mitbewerber, aber deswegen nicht unerschwinglich. Und vor allem bietet der HomePod mini eine sehr viel bessere Tonqualität. Ein typisches «Premium-Consumer-Produkt» eben.

Kleine Kugel, grosse Klappe

Am meisten unterscheidet sich der HomePod mini vom Google Nest oder von Amazons Echo Dot durch seinen Sound: Er klingt einfach hervorragend! Natürlich kann er es nicht mit dem grossen HomePod aufnehmen. Aber in Anbetracht ihrer Grösse liefert die Kugel angenehme, kräftige Bässe und klare Mitten auch bei geringer Lautstärke.
Das ist zu einem grossen Teil dem hauseigenen S5-Chip geschuldet: Gemäss Apple analysiert er die Wiedergabe mehr als 180 mal pro Sekunde und passt sich an die Charakteristik des Songs an. Dazu gehören subtile Änderungen bei der Lautstärke, Anpassungen beim Dynamikbereich und sogar die Voraussage der Bewegung des Treibers und der passiven Strahler. Der «Waveguide» leitet den Schall an der Unterseite des Lautsprechers ab. Daraus entstehen ein 360-Grad-Audiofeld und eine gleichmässige Beschallung – egal, wo man sich gerade im Raum aufhält.
Das Innenleben des HomePod mini
Blick ins Innere
Quelle: Apple Inc.
Das klingt ein wenig abgehoben; doch schlussendlich zählt nur das Resultat. Ein HomePod mini steht bei uns im Schlafzimmer und dient als Musikwecker – und das macht er wunderbar: Selbst auf sehr leiser Stufe klingt die Musik exakt so, wie sie zu unchristlichen Uhrzeiten klingen soll. Bässe bleiben Bässe, auch wenn sie sehr dezent daherkommen. Stimmen sind klar, wenn auch fast geflüstert.
Der HomePod mini ist als Wecker prädestiniert – aber nur, wenn Apple Music als Streaming-Dienst involviert ist
Quelle: PCtipp.ch
Wird die Lautstärke voll aufgedreht, scheppert und überschlägt sich nichts. Natürlich reicht ein HomePod mini nicht, um ein ganzes Wohnzimmer mit Hi-Fi-Sound zu beschallen; aber ihn als «Küchenlautsprecher» zu beschimpfen, würde ihm nicht gerecht werden. Und wem das nicht reicht, der kann zwei HomePod mini zu einem Stereo-Paar verkuppeln. Beim Glace wirkt eine einzelne Kugel ja auch ein wenig verloren.
Werden zwei HomePod mini demselben Raum zugeordnet, fragt das iPhone automatisch nach, ob eventuell eine Paarung beabsichtigt ist
Quelle: PCtipp.ch

So weit, so gut, so Siri

Längst hat es sich auch in abgelegenen Gegenden herumgesprochen, dass Siri als Assistentin eher mittelprächtig funktioniert. Das ist auch auf dem HomePod mini nicht anders. Wir haben zuhause mehr als zwei Jahre lang Erfahrungen mit dem Google Assistant gesammelt, bevor wir die Lautsprecher durch HomePods (mini) ausgetauscht haben. Und ja, es stimmt: Der Google Assistant ist Siri nach wie vor deutlich überlegen. Und vielleicht wird sich das auch nie ändern.
Aber (und das ist ein ziemlich fettes «Aber»): Die Zufriedenheit hängt von den Ansprüchen ab. Die meiste Zeit haben wir den Google Assistant mit den zwei banalsten Aufgaben beschäftigt: mit dem Setzen von Timern und dem Kommando «Temperatur!», weil Hund und ich gerne wissen, was uns draussen gleich erwartet.
Allerdings wirkt Siri sogar bei den einfachsten Aufgaben ein wenig ungelenk. Ein Timer für 20 Minuten ist kein Problem. Doch während der Google Assistant das Kommando «Timer für 16 Uhr» einfach mit der Restlaufzeit quittiert, stellt Siri umständlich einen «Wecker-Timer», der sich in seine Nische zurückzieht und zwar zur gewünschten Zeit losbimmelt, sich aber nicht kontrollieren oder vorzeitig löschen lässt.
Kurz, Siri kann, was wir brauchen – aber das ist natürlich eine höchst individuelle Sache.
Leitfaden zur Bedienung über die Touch-Oberfläche
Quelle: Apple Inc.
Dafür glänzt der HomePod mini mit einem hervorragenden Verständnis, was die Aktivierung anbelangt. Beim Kochen wird so manches Kommando der brutzelnden Wurst in der Pfanne zugerufen. Trotzdem reagiert die Kugel im Rücken einwandfrei. Dafür zeichnen drei Mikrofone und die dazu passende Signalverarbeitung verantwortlich. Ein viertes Mikrofon kümmert sich um die Echounterdrückung: Es ist schlicht erstaunlich, wie gut die Aktivierung funktioniert, während der HomePod mini bei der Musikwiedergabe alles gibt.
Und das macht den Umgang deutlich angenehmer als mit einem günstigen Google-Lautsprecher.

Unter Strom

Der HomePod mini wird über ein schickes, textil ummanteltes Kabel mit USB-C-Anschluss gefüttert. Dieses Kabel ist leider fest verdrahtet, sodass eine Verlängerung der Reichweite automatisch in eine hässliche Bastelei ausartet. Zum Lieferumfang gehört ausserdem ein 20 Watt starkes USB-C-Netzteil. Mit HomePod OS 14.3 wurde die Grenze für die Wiedergabe jedoch auf 18 Watt herabgesetzt, sodass es jetzt möglich ist, den HomePod mini auch unterwegs mit einer ausreichend kräftigen Powerbank zu betreiben.

Internet-Radio, die Schweiz und der Rest der Welt

Wenn Sie den HomePod mini als Wiedergabegerät für Internet-Radio verwenden möchten, wird es unschön. Denn die knuffige Kugel wird in den USA und in praktisch ganz Europa mit integriertem TuneIn Radio ausgeliefert – aber nicht in der Schweiz. Das Kommando «Spiele Radio Zürisee» würde zwar in Helsinki funktionieren, aber nicht am Zürisee. Stattdessen stellt Apple gerade einmal den Haussender «Music 1» zur Verfügung – und den will längst nicht jeder hören. Allerdings besteht die Chance, dass sich das in Zukunft noch ändert.

Audio-Wiedergabe für alles

Immerhin ist es ein Leichtes, die TuneIn-App auf dem iPhone zu starten und den Ton auf den HomePod mini umzuleiten. Dazu wird entweder der Lautsprecher in der Liste der Ausgabegeräte angewählt. Es reicht aber auch, das iPhone in die Nähe der Stoffkugel zu halten, damit die Ausgabe umschaltet.
Eine Hand hält ein iPhone über einen HomePod mini
Apropos: Treffen sich zwei Jäger im Wald. Beide tot.
Quelle: Apple Inc.
Diese Audio-Umleitung gilt für alles: für jede App, für Musik, für (YouTube-) Videos und sogar für Telefongespräche. Mit «Rufe … an» initiiert der HomePod mini sogar via iPhone einen Anruf und macht sich sogleich zur Freisprecheinrichtung. Die Tonqualität am HomePod mini lässt nicht viel zu wünschen übrig. Am anderen Ende ist sie zwar nicht perfekt und manchmal hört man ein leichtes Echo, aber selbst ein längeres Gespräch ist problemlos möglich.

Pfeiler von HomeKit

Damit wäre alles über den Ton und die Bedienung gesagt. Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Der HomePod mini ist ein wichtiger Bestandteil des Smarthomes, wie es sich Apple vorstellt.
HomeKit-Zentrale. Einmal aktiviert, bietet sich der HomePod mini automatisch als HomeKit-Zentrale an, wie es schon sein grosser Bruder getan hat. Das heisst, er kann das Zuhause steuern, wenn Ereignisse draussen stattfinden. Wenn sich also Herrchen mit dem Auto in einem bestimmten Radius nähert, sorgt der HomePod mini dafür, dass das Garagentor hochgefahren wird. Diese Funktion könnte auch ein Apple TV oder der alte HomePod übernehmen. Es spielt aber keine Rolle, welches Gerät die Aufgabe übernimmt und es gibt auch keine Einstellungen dazu. Es funktioniert einfach.
Audio. Jeder HomePod mini wird einem Raum zugeordnet und anschliessend mit einem Kommando wie «Spiele Rock im Büro» aktiviert. Oder «Spiele Musik in der Küche und im Schlafzimmer». Wird einer der betroffenen HomePods abgeschaltet («Stopp!») verstummen auch die anderen Mitglieder der Gruppe. Dessen ungeachtet ist es auch möglich, eine beliebige Tonquelle über AirPlay an mehrere Geräte auszugeben: Lautsprecher, TVs, Receiver … alles, was sich im heimischen Netz so herumtreibt.
Multiroom-Beschallung lässt sich am iPhone oder mit Siri einrichten
Quelle: PCtipp.ch
Wecker. Der HomePod mini ist natürlich auch ein Wecker. Dazu könnte ein Weckton verwendet werden oder Apples einzige autorisierte Radiostation für die Schweiz. Am schönsten weckt es sich jedoch mit einer eigenen Playlist, die in Apple Music zusammengestellt worden ist.
Die kleine Kugel als Wecker im Schlafzimmer: Was liegt näher?
Quelle: PCtipp.ch
iPhone finden. Mit «Pinge mein iPhone an» wird das iPhone lokalisiert und ein Ton abgespielt, bis es entriegelt ist – vorausgesetzt, das Gerät befindet sich im selben Netzwerk.

Intercom

Das Intercom ist eine der neueren Funktionen, mit der die Kommunikation zwischen Zimmern und Etagen vereinfacht wird – und die kann auf der ganzen Linie überzeugen.
Um alle im Haus zu Tisch zu bitten, könnte der Befehl lauten: «Sag’ allen: Essen ist fertig!». Oder ein wenig konkreter: «Intercom mit Kinderzimmer: Entweder gibt’s da oben gleich Ruhe oder ich hetze euch die verdammte Katze auf den Hals!»
In beiden Fällen wird nach dem Kommando einfach die eigene Stimme übertragen, halt so wie bei einer Gegensprechanlage.
Die Teilnahme an Intercom bedingt eine Einladung, aber anschliessend gibt es kein Halten mehr
Quelle: PCtipp.ch
Das Beste aber: Der Dienst funktioniert auch von ausserhalb. So kündigen Sie Ihr Kommen an, indem via iPhone eine Sprachnachricht an alle oder an bestimmte Räume abgesetzt wird. Nach wenigen Sekunden sind alle informiert. In den Einstellungen für das Zuhause werden jene Personen definiert, die sich mit Intercom verständigen dürfen. Das funktioniert übrigens auch mit dem grossen HomePod.

Das Kreuz mit Spotify

Das Problem mit Spotify wird zu einem Problem mit dem HomePod mini: Spotify lässt sich nicht direkt aufrufen oder gar mit Siri steuern. Das ist allerdings nicht Apple, sondern der Verweigerungshaltung von Spotify geschuldet. Apple bietet eine offene Schnittstelle (API) an, die von jeder Drittanbieter-App genutzt werden kann, bis hin zur Steuerung durch Siri. Was Spotify hier also abzieht, grenzt an Sabotage an ihrer eigenen Klientel und könnte für manche Grund genug sein, den Musikdienst zu wechseln.
Stattdessen gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird das iPhone an den HomePod mini gehalten, um die Audiowiedergabe umzuleiten. Oder der HomePod mini wird innerhalb der Spotify-App als Ausgabeziel für AirPlay 2 angewählt.
Hingegen ist es nicht möglich, eine Wiedergabeliste von Spotify als Wecker für den HomePod mini zu verwenden. Und diese Kröte ist nicht leicht zu schlucken.

Zielgruppen, Bezugsquellen und Fazit

Der HomePod mini ist ein rundum gelungenes Gerät und fügt sich nahtlos in den Apple-lastigen Haushalt ein. In Anbetracht der Grösse ist die Soundqualität hervorragend, doch nicht nur die gefällt: Wer sich für die Themen «Smarthome» im Allgemeinen und «HomeKit» im Speziellen interessiert, findet sich hier auf einer hübschen Spielwiese wieder; hübsch auch deshalb, weil sich die kleine Textilkugel mit ihrem dezenten Äusseren in jede Einrichtung harmonisch einfügt.
Die Zielgruppe sind Anwender, die einen gleichermassen günstigen als auch wohlklingenden Lautsprecher suchen, der sich von Apple-Geräten ansteuern lässt. Dazu braucht es im Prinzip nur einen der unzähligen Lautsprecher mit AirPlay-2-Unterstützung, aber es ist fraglich, ob es einen gibt, der bei diesen Abmessungen so gut klingt. Und vor allem ist der HomePod mini der einzige, der sich von Siri steuern lässt und nebenbei das smarte Heim überwacht.

Fazit

Der HomePod mini ist nicht der ultimative Billig-Lautsprecher – aber das wäre auch das Letzte, was man von Apple erwarten würde. Stattdessen bietet er viele herausragende Eigenschaften zu einem Preis, den die meisten wohl verschmerzen können. Auch wenn man sich gleich zwei Stück kauft. Oder drei oder vier. Schade ist, dass uns Apple TuneIn vorenthält – auch deshalb, weil dazu keine Gründe genannt werden.

Testergebnis

Grösse, Design, Soundqualität, Intercom auch von ausserhalb, Betrieb mit Powerbank möglich, breite HomeKit-Funktionalität
USB-Kabel fest montiert, kein integriertes TuneIn in der Schweiz

Details:  Wi-Fi 4 (N), Bluetooth 5, HomeKit- und Thread-Unterstützung (später auch Matter), Siri, 84×98 Millimeter, 345 Gramm, in verschiedenen Farben erhältlich, HomePod OS 14.3

Preis:  99 Franken

Infos: 



Kommentare
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andreachrista
11.04.2021
Falls es jemanden interessiert: Es hiess, die Stereo-Funktion für HomePods sei nur zwischen gleichen Modellen möglich, also Mini und Mini und "Maxi" und "Maxi". Nun kam aber ein Update, und ohne dass ich weitere Einstellungen hätte vornehmen müssen, habe ich jetzt direkt in AirPlay die Option, alle meine drei HomePods gleichzeitig auszuwählen (zwei grosse und einen kleinen). SUPER!

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waendi
29.03.2022
Mein im November 2021 gekaufte Home-Pod mini funktioniert an und für sich problemlos in der Apple Umgebung. Sobald ich aber ab dem Windows PC meine eigene Mediathek abspielen will, stoppt der Home-Pod mini nach ca. 4-6 Minuten. Ich war 2 x 1 Stunde mit dem Apple Support am Telefon und die haben auch keine Lösung gefunden. Habt Ihr Tester das auch mal mit einem Win-PC und der iTunes Mediathek nachvollzogen?