Windows Mixed Reality im Test: VR für die Masse?

Tracking und Ergonomie, Fazit

Tracking und Ergonomie

Bei einer Pro-Augen-Auflösung von 1400 × 1400 Pixeln haben die Windows-MR-Lösungen zwar die Nase leicht vorn (bei HTC Vive und Oculus Rift sind es 1200 × 1080 Bildpunkte), jedoch nicht bei der Display-Technik. Im Gegensatz zu den OLED-Panels der Oculus Rift und HTC Vive setzen WMR-Headsets (bis auf die Variante von Samsung) auf normale LCD-Panels. Normalerweise ist OLED in der VR immer die erste Wahl, weil dadurch bessere Schwarzwerte sowie sattere Farben möglich sind und weniger Schlieren auftreten. Allerdings sollen wesentliche Verbesserungen der LCD-Technik wie das sogenannte «Impulse Backlighting» diesen Schlierenbildungen entgegenhalten. Wir sind erstaunt, dass die Bildqualität insgesamt bei Medion doch recht gut ausfällt, selbst die üblichen seitlichen Lichtschimmer, die man auf den Fresnel-Linsen erwarten würde, waren nicht allzu sehr präsent.
Das geringere Sichtfeld macht sich jedoch bei horizontalen Kopfbewegungen bemerkbar, wenn man zum Beispiel in dem Drohnen-Shooter «Space Pirate Trainer» schnell in einer 180-Grad-Kopfbewegung von der einen Seite zur anderen schaut. Wie soll man das beschreiben? Man hat dann so eine Art leichten Tunnelblick, als hätte man ein paar Biere zu viel getrunken. Bei der Farbgenauigkeit kommt das MR-Headset auch nicht ganz an die guten Schwarzwerte der OLED-Konkurrenz heran. Beim Tracking der Hand-Controller, die gänzlich ohne zusätzliche Sensorstäbe oder Laserstationen auskommen, gibt es schon einen Nachteil: Sobald man die Controller nicht allzu lange im Sichtfeld des Headsets bewegt, verlieren sie nach sieben bis acht Sekunden die Bewegungsverfolgung. In dem Wüsten-Zombie-Shooter «Arizona Sunshine» schwebt dann auf einmal eine Hand irgendwo in der Luft herum. Das kann zeitweise ein bisschen lustig aussehen, aber auch bei zeitkritischen Aktionen zu kleineren Verzögerungen führen.
Das bisherige Angebot im Windows Store fällt mager aus
Quelle: PCtipp

Es mangelt noch an Inhalten

Leider gibt es im Store bis jetzt noch nicht viele nennenswerte Apps. Wer in Microsofts Software-Laden nach «Mixed Reality» sucht, findet gegen 21 Spiele, davon viele, die man schon von der Vive und Oculus her kennt – wie die Unterwassersimulation «theBlu» und ein paar Animationsfilme wie «The Rose and I». Grafisch sehr gut hat eigentlich «Halo Recruit» gefallen, aber viel mehr, ausser ein paar Zielscheibenübungen, hat die kurzweilige Simulation leider nicht zu bieten. Was wir stärker vermissen, sind mehr «echte Anwendungen» wie holografische Zeichnungs- oder Modellierungsprogramme. Bis dahin ist es offenbar noch ein weiter Weg. Trotzdem wird es für Spieler bis Weihnachten spannend, weil bis dann auch Steam VR integriert sein könnte. Die Macher des «Revive Mods» haben ausserdem schon in Aussicht gestellt, dass der Software-Trick für Oculus-Home-Spiele in Zukunft auch auf den Windows-MR-Brillen funktionieren könnte.
Man kann übrigens Medions VR-System zurzeit auch ausprobieren in der neuen eSports Bar eParadise in Zürich Altstetten.

Fazit

Besonders praktisch an den Mixed-Reality-Headsets ist die einfache Einrichtung. Zum Vergleich: Die HTC Vive mit ihren Lighthouse-Tracking-Sensoren kostet gegenwärtig um die 726 Franken, während die Oculus Rift ohne Touch-Steuerung und weitere Sensoren in der Schweiz immer noch rund 500 Franken kostet. So gesehen ist Medions Erazer MR Glasses X1000 zurzeit die günstigste All-in-One-Lösung, auch unter den MR-Headsets. Wir empfehlen aber VR-Neugierigen, noch ein paar Monate zu warten, da es noch nicht viele Inhalte gibt.

Testergebnis

Einfache Einrichtung (ohne weitere Sensoren), Klappmechanismus, Verarbeitung
Kein IPD-Regler, Druckstelle an der Nase, noch wenige Inhalte

Details:  VR-Headset, LCD mit Impulse Backlighting (je 1440 × 1440 Pixel), 105-Grad-Sichtfeld, 2 Kameras zur Bewegungserfassung, 3,5-mm-Klinke, 1 × HDMI, 1 × USB 3.0, inklusive zwei Controller

Preis:  Fr. 499.–

Infos: 
http://www.medion.com/de

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Autor(in) Simon Gröflin



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