News 01.03.2017, 11:42 Uhr

Fernsehen 2.0: Diese Anbieter gibts in der Schweiz

Das traditionelle Fernsehen verliert zunehmend an Bedeutung. Dank Internet lassen sich Sendungen zeitversetzt überall und auf verschiedensten Geräten schauen. Zudem verdrängen Angebote wie Netflix und YouTube etablierte TV-Sender.
Durch die Digitalisierung ist die Produktion und der Vertrieb von Videomaterial einfacher und günstiger geworden. Das bringt etablierte Produzenten ins Schwitzen. Auch weil eine neue Generation von Zuschauern heranwächst, die sich andere Vertriebskanäle gewohnt sind als das starre Live-TV.
Die gute Nachricht: Die vermehrte Internetpräsenz traditioneller Fernsehsender und neue Angebote im TV-Bereich haben die Auswahl fürs Konsumentenfernsehen 2.0 stark verbessert. Wer keine Lust mehr auf traditionelles Fernsehen hat, aber dennoch nicht auf gut produzierte Inhalte und Live-Berichterstattungen verzichten möchte, wird bestimmt etwas Passendes finden. Und auch für TV-Fans, die ihren Heimanschluss unterwegs oder an einem PC nutzen möchten, gibt es interessante Optionen. Die schlechte Nachricht: Im Moment ist alles noch etwas kompliziert. Nicht wegen der Bedienung, sondern weil die Angebote sehr fragmentiert sind und je nach Anforderung mehrere Dienste separat abonniert werden müssen. In den folgenden Abschnitten zeigt Ihnen der PCtipp die besten Anbieter für Fernsehen, Live-Berichterstattungen und andere Videoinhalte. Sie sind unterteilt in traditionelle TV-Anbieter, Onlinealternativen zum bestehenden TV-Angebot sowie On-Demand-Anbieter (Inhalte auf Abruf). Dazu kommen verschiedene Spezialisten für Sport oder Serien.

Fernsehen übers Internet

Bei Teleboy gibt es HD-TV gratis © PCtipp
Neben den traditionellen TV-Anbietern wie UPC, Swisscom oder Sunrise gibt es auch Dienste, die Fernsehen ausschliesslich via Web anbieten. Spätestens mit den Smart-TV-Apps dieser Anbieter verschwimmen allerdings die Grenzen zwischen Internet und traditionellem TV.
Horizon Go von UPC lässt sich im Webbrowser nutzen © PCtipp
So lassen sich mittlerweile viele reine Internet-TV-Dienste wie etwa Zattoo oder Teleboy auch auf modernen Fernsehern und vielen anderen Geräten angucken. Ob man also die Settop-Box eines etablierten TV-Anbieters wie UPC verwendet oder stattdessen eine Internet-TV-App auf der Xbox, auf Apple TV oder auf dem Fernseher direkt startet, macht praktisch keinen Unterschied mehr. Die drei grössten Schweizer Internet-TV-Anbieter Zattoo, Wilmaa und Teleboy sind sich sehr ähnlich. Ein paar Nischensender hier und da und leichte Unterschiede bei den Preisen und den Zusatzdiensten gleichen sich punkto Gegenwert etwa aus.

Zattoo

Zattoo hat das breiteste App-Angebot aller Internet-TV-Anbieter © PCtipp
Der bekannteste Schweizer Anbieter für Internet-TV ist Zattoo (zattoo.com). Ein Grundangebot in SD-Qualität (768 × 432 Pixel) und mit Werbeunterbrechungen beim Senderwechsel lässt sich gratis verwenden. Für einen monatlichen Obolus gibt es diverse Zusatzfunktionen, darunter mehr Fernsehsender, HD-Inhalte (1280 × 720 Pixel), Recall/Replay (Abruf älterer Sendungen während 7 Tagen) und On-Demand-TV. Stark ist Zattoo vor allem bei der Auswahl an Apps und Abspielgeräten. Zattoo gibt es als Web-App, als Desktop-App für Windows und Mac sowie als Mobile-App für Android, iOS und Windows Phone. Daneben ist eine App für Samsung-Smart-TVs, Apple TV sowie Xbox 360/One verfügbar. Das HD-Abo gibt es bei Zattoo für 10 Franken für einen Monat, 27 Franken für 3 Monate oder 95 Franken für ein Jahr. Zattoo Plus (Fr. 12.90/Monat) und Zattoo International (Preis je nach Sender) sind weitere Angebote.

Wilmaa

Wilmaa will vor allem mit der eigenen TV-Box punkten © Wilmaa
Wilmaa (wilmaa.ch) wartet mit einem leicht anderen Angebot als Zattoo auf. So sind bei diesem Schweizer Dienst ein paar Sender weniger erhältlich, dafür gibt es eine spezielle Wilmaa-Box. Damit kommt man dem bekannten System von Settop-Box und TV klar am nächsten. Im Kaufpreis der Box sind 30 Stunden kostenloses TV pro Monat inbegriffen, wodurch sich die Box gut als Zweitgerät oder für Wenignutzer eignet. Ansonsten lässt sich Wilmaa gleich wie die anderen Internet-TV-Dienste verwenden: Es gibt eine Browser-App und eine Mobile-App für Android und iOS. Desktop-Apps und eine App für Windows Phone sind jedoch nicht erhältlich. Dafür ist Wilmaa auf Apple TV verfügbar. Während Zattoo eine App für Samsung-TVs anbietet, ist Wilmaa auf Sony-Geräten vorinstalliert. Nebst dem kostenlosen Angebot gibts Wilmaa Me mit HD und Replay für monatlich Fr. 9.90 oder 99 Franken pro Jahr. Wilmaa Friends & Family bietet das Gleiche wie Me, aber für vier statt einen Nutzer. Kostenpunkt: Fr. 17.90 pro Monat oder 179 Franken im Jahr.

Teleboy

Ebenfalls aus der Schweiz stammt der Anbieter Teleboy (teleboy.ch). Er offeriert rund 120 Sender und ist in der Grundausführung gratis verfügbar. In den kostenpflichtigen Varianten gibt es mehr Aufnahmespeicher, eine Serien-Aufnahmefunktion, Replay-TV für 7 Tage, Timeshift (zeitversetztes Fernsehen), Live-Pause und unbegrenzte Downloads. Speziell dabei: In allen Optionen, auch in der kostenlosen, gibt es gleich viele Sender (auch in HD). Das macht Teleboy zum attraktivsten Anbieter für HD-Fans, die sonst eher wenig benötigen. Für Film-Fans: Neben Live-TV ist bei Teleboy auch eine On-Demand-Videobibliothek mit Filmen verfügbar. Erhältlich ist Teleboy im Browser, als Mobile-App für Android und iOS sowie als App für Apple TV. Wer Teleboy ohne Apple TV auf den Fernseher bringen möchte, braucht ein Handy, das Inhalte auf den TV übertragen kann oder ein Gerät wie Googles Chromecast (store.google.com). Nebst dem Gratisangebot gibts Teleboy Plus für Fr. 8.50 pro Monat oder 75 Franken pro Jahr, aber ohne Apple TV. Für diese Funktionalität und mehr Aufnahmespeicher braucht man Teleboy Comfort für Fr. 12.50 pro Monat oder 115 Franken im Jahr.
Tipp:
Die Sendungen der SRG gibt es kostenlos im Netz © PCtipp

Falls Ihnen das Programm der SRG genügt, können Sie diese Sender auch ohne TV-Anschluss schauen. Die Programme von SRF, RTS etc. lassen sich über die Websites der TV-Sender sowie via Apps live oder auf Abruf anschauen. Allerdings nur innerhalb der Schweiz. Gleiches gilt auch für die öffentlich-rechtlichen Programme aus Deutschland und Österreich, die im jeweiligen Land kostenlos angeschaut werden dürfen.
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Sport, Serien und Filme

Spezialisten

Ein Grund, warum traditionelles Fernsehen gegen modernere Angebote Mühe bekundet, ist das umfassende Angebot. 200 Sender zu allen möglichen Themen braucht eigentlich niemand. Da lohnt es sich eher, einige spezifische Sender zu abonnieren, die einen auch wirklich interessieren. Besonders lohnenswert ist das für Sport-Fans und Serienjunkies. Bei Anbietern wie Eurosport, DAZN oder Netflix ist das Angebot gigantisch und zusammengerechnet kommen die drei kaum teurer als ein digitaler TV-Anschluss mit seinen 250 (überflüssigen) Sendern.

Sport

DAZN ist noch relativ neu, aber das Angebot ist bereits gut © PCtipp
Im Sportbereich tummeln sich in der Schweiz zwei speziell interessante Angebote: DAZN (dazn.com) und Eurosport (eurosport.ch). Letzteren Sender gibt es natürlich auch im regulären TV-Angebot. Wenn man aber sowieso nichts anderes als Sport schaut, reicht auch ein reines Eurosport-Abo. Dieses erhalten Sie über die Eurosport-Webseite für € 6.99 pro Monat oder € 59.99 pro Jahr. Dafür erhält man den Eurosport-Player, der neben dem TV-Angebot Zusatzfunktionen wie weitere Kamerawinkel, Live-Highlights und Statistiken anbietet. Den Player gibt es für PC, macOS, Android und iOS. Er unterstützt zudem die Übertragungstechnologien AirPlay und Google Cast, um die Inhalte des Players vom Smartphone bequem auf den Fernseher in der Stube zu bringen.
Für Eurosport-Fans gibt es den Sender auch ohne den Restballast © PCtipp
DAZN ist eine Art Mischung aus Eurosport und Netflix (dazu gleich mehr). Der Dienst bietet sowohl Live-Übertragungen als auch On-Demand-Videos an. Dabei ist die Auswahl an Sport nicht schlecht, wenn auch noch etwas klein. Immerhin konnte sich der relativ junge Dienst die Rechte an der britischen Fussball-Premier-League sowie der spanischen La Liga sichern und ist im europäischen Klubfussball gut aufgestellt. DAZN kostet derzeit Fr. 12.90 pro Monat und ist für Webbrowser, Android, iOS und diverse Smart-TVs verfügbar. Versionen für die PlayStation 3 und PlayStation 4 sind in Arbeit. Für US-Sport lohnt sich am ehesten ein Abo der jeweiligen Ligen. NFL, NHL, NBA, MLB und MLS haben jeweils eigene Dienste mit Apps und allem Drum und Dran für bezahlbare Preise. Aber Vorsicht: Für einige Spiele besitzt der deutsche Sportsender Sport1 US eine exklusive Lizenz für den Schweizer Markt. Diese Spiele können Sie hierzulande nicht ansehen – ausser Sie nutzen einen Dienst, der Ihren Standort verschleiert.
Tipp:
EHFTV ist eine angenehme und kostenlose Option für Handball © PCtipp
Der Gratissender EHFTV (ehftv.com) zeigt europäischen Spitzenhandball inklusive diverser Ligen und der Champions League. Eine durchaus lohnende Alternative für alle, die genug vom Fussballzirkus haben.

Serien und Filme

Netflix ist das beste Angebot für Serienjunkies © Netflix
Piraterie war einst die Geissel der Filmindustrie. Dass die Verbreitung von Filmpiraterie im Endeffekt dann eben doch ein Serviceproblem war, bewies Netflix (netflix.com). Der Dienst ist heutzutage die beste Variante, um Filme und besonders Serien auf Abruf zu schauen. Für rund 15 Franken pro Monat gibt es Filme und Serien bis zum Abwinken. Das Schweizer Angebot ist aus rechtlichen Gründen leider noch nicht ganz so gut wie das US-Original, bietet jedoch schon mehr als genug fürs Geld. Netflix gibt es im Basisangebot ohne HD-Qualität für Fr. 11.90, in der Standardversion mit HD für Fr. 14.90 und in der Premium-Ausführung mit UHD-Inhalten für Fr. 17.90 pro Monat.
Tipp: Neben Netflix offerieren auch die grossen Schweizer TV-Anbieter wie Swisscom, UPC und Sunrise On-Demand-Bibliotheken. Diese sind besonders für Filme durchaus mit Netflix konkurrenzfähig. Bei Serien müssen sich die drei allerdings geschlagen geben. Einen Vorteil haben die Schweizer TV-Anbieter jedoch: Das On-Demand-Angebot ist in der Regel im Abo inbegriffen. Wer also seinen TV-Anschluss behalten will, kann auch direkt darüber Filme und Serien schauen.
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Traditionelle Anbieter und Zukunft des ...

Traditionelle Anbieter

Apropos TV-Anbieter: Natürlich kann man auch einfach bei seinem bestehenden Fernsehanbieter bleiben und dessen Dienste über das Internet oder unterwegs auf dem Smartphone nutzen. Sämtliche grossen Anbieter verfügen über eine Möglichkeit, das TV-Angebot online oder mittels App zu verwenden.

UPC

UPC (ehemals Cablecom) bietet seinen TV-Kunden das gleiche TV-Angebot wie am Fernseher auch online via Horizon Go (horizon.tv/de_ch). Der Dienst ist entweder per Webbrowser oder per App (Android und iOS) verfügbar. Nutzer wählen einfach den gewünschten Sender aus und dieser wird direkt auf das Endgerät gespielt. Der TV-Guide ist ebenfalls verfügbar. Zusätzlich gibt es ein Angebot an Filmen und Serien on Demand.

Swisscom

Auch Swisscom-TV läuft im Webbrowser oder auf Smartphones © PCtipp
Ein ähnliches Angebot ist bei Swisscom verfügbar. Swisscom-TV-Kunden können das komplette Fernsehprogramm per Webdienst oder App nutzen. Im Fall von Swisscom auch auf Windows Phone. Ansonsten ist das Angebot praktisch identisch mit demjenigen von UPC. Es gibt Replay für 7 Tage, Live-Pause und eine On-Demand-Bibliothek. Besonders praktisch: Aufnahmen können auch auf mobilen Geräten angeschaut werden.

Sunrise

Ein Webbrowser-Angebot ist bei Sunrise nicht erhältlich – jedoch eine App für Android und iOS. Die App bietet die üblichen Funktionen wie Live-Pause, Replay und einen Fernseh-Guide. Dazu kommt der Sunrise Comeback TV Agent, der mit den Angaben Zeit und Genre Vorschläge für Sie aus der Videobibliothek pickt. Mit einem Sunrise-Mobil-Abo werden übrigens Daten, welche die Sunrise-TV-App verursacht, nicht berechnet.

Regionale Anbieter

Die regionalen Kabelanbieter haben es wegen der vergleichsweise kleinen Abdeckung etwas schwerer, ein Angebot an Web- und Mobildiensten anzubieten.Das Komplettpaket gibt es bei Quickline (quickline.ch). Andere Anbieter setzen auf Apps von Drittanbietern oder gemeinsame Lösungen, beispielsweise die Schaffhauser Sasag oder die Nordwestschweizer InterGGA. Webdienste sind eher spärlich vertreten.

Die Zukunft des Fernsehens?

Die letzte Kategorie ist ein wenig anders. Zumindest für alle, die sich hauptsächlich mit traditionellen Fernsehinhalten unterhalten lassen. Probieren Sie doch einmal etwas Neues aus.

YouTube

YouTube eignet sich ausgezeichnet für alle Formen der Unterhaltung © PCtipp
Googles Videoplattform youtube.com ist längst mehr als nur eine Plattform für Leute, die zu viel ihres Privatlebens mit der Öffentlichkeit teilen. Auf YouTube tummeln sich Abertausende talentierte Künstler aus allen Bereichen. Comedyshows, Newskanäle, Kurzfilmemacher und viele mehr sind dort heimisch. Mit YouTube Red hat Google zudem einen Premiumdienst gestartet, der Künstler besser entlöhnen und exklusive Inhalte für zahlende Kunden bieten soll. Als Teil von Google profitiert YouTube zudem von einer enormen Verbreitung. Apps gibt es für praktisch jedes erdenkliche System. Und kommt etwas Neues auf den Markt, gehört YouTube eigentlich immer zu den ersten unterstützten Plattformen. Live-Streaming gibt es auf YouTube auch. Zwar wird die Funktion noch nicht ganz so rege genutzt wie auf anderen Plattformen, befindet sich jedoch auf jeden Fall im Aufschwung.

Twitch.TV

Twitch.tv ist das Mass der Dinge in Sachen E-Sports und Games © PCtipp
Wenn es um Live-Shows rund ums Gaming geht, ist Twitch (twitch.tv) die erste Anlaufstation. Von E-Sports-Turnieren über Podcasts bis zu gemütlichen Spielübertragungen von Privatpersonen läuft hier alles. Sortiert sind die Inhalte schön nach Spiel. Die höchsten Zuschauerzahlen findet man klar bei E-Sports-Events grösserer Titel wie League of Legends, Dota II, Counter-Strike: Global Offensive, Hearthstone oder Overwatch. Kein Wunder: Wer Fussball spielt, schaut auch lieber Messi, Ronaldo oder Shaqiri zu. Für Gamer heissen die Helden Faker, Olofmeister oder Mvp. Und die Wettkämpfe sind nicht minder spannend. Nicht erstaunlich, bei Preisgeldern von mehreren Millionen US-Dollar und hochprofessioneller Produktion.
Tipp: Wer komplett neu im Bereich E-Sports ist und selbst keine Games spielt, beginnt am besten mit Counter-Strike: Global Offensive (CSGO). Von den grösseren E-Sports-Titeln ist CSGO am leichtesten zu verstehen und macht so auch Nichtspielern auf Anhieb Spass.



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