Telekom will das Internet drosseln

Netzneutralität in Gefahr

Netzneutralität in Gefahr
Was beim neuen Telekom-Modell insbesondere für Kritik sorgt: Die Nutzung des eigenen TV-Angebots «Entertain» (vergleichbar mit Swisscom TV) wird nicht vom Datenvolumen abgezogen. Filme auf Abruf können also so über die eigene Plattform unbegrenzt gestreamt werden. Medien werten dies als Verletzung der Netzneutralität. Ein Thema, das auch in der Schweiz hochaktuell ist. Im Dezember 2012 reichte Balthasar Glättli eine Motion ein, welche die Festschreibung der Netzneutralität im Gesetz fordert. Anfang März fand im Bundeshaus ein Open Hearing zum Thema statt. Verfechter der Netzneutralität kritisieren hierzulande unter anderem die Swisscom, weil diese z.B. die Nutzung des eigenen, mobilen TV-Diensts «Swisscom TV Air» ebenfalls nicht von den Datenvolumen der Mobilfunkabos abzieht, während andere Dienste wie Zattoo oder Wilmaa die Datenvolumen belasten, was diskriminierend sei.
Auch Glättli sieht in dieser Bevorzugung der eigenen IPTV-Dienste durch die Deutsche Telekom das eigentliche Problem. Denn die neue Tarifstruktur gebe vor, lediglich Heavy User zu bestrafen, nimmt von dieser Definition aber die Nutzung der Telekom-eigenen TV-Dienste aus – obwohl diese einen Löwenanteil des Datenverkehrs ausmachen dürften. Für Glättli ist deshalb klar: «Die Telekom verkauft ihr IPTV-Angebot unter Wert». Jetzt müssten jene, die ihre Filme lieber von anderen Plattformen beziehen, die Zeche dafür zahlen. «Die korrekte Massnahme wäre eine generelle Preiserhöhung gewesen», so Glättli.
Bundesregierung zeigt sich besorgt
In Deutschland schlug die Ankündigung der Telekom hohe Wellen. Sogar die Bundesregierung äusserte sich dazu. Wirtschaftsminister Philipp Rösler zeigte sich laut Spiegel in einem Brief an den Telekom-Chef René Obermann beunruhigt und versprach, «die weitere Entwicklung in Bezug auf eine eventuell unterschiedliche Behandlung eigener und fremder Dienste unter dem Aspekt der Netzneutralität sehr sorgfältig zu verfolgen». Pikant: Die Bundesrepublik Deutschland ist nach wie vor der grösste Anteilseigner der Deutschen Telekom, die – ähnlich wie bei der Privatisierung der Swisscom – aus der Privatisierung der Deutschen Bundespost hervorging.
Die Deutsche Telekom reagierte ihrerseits mit einem Schreiben auf die Kritik. Man sei an einer sachlichen Diskussion interessiert und stehe ebenfalls für das freie und offene Internet. Gleichzeitig gibt das Unternehmen aber zu bedenken: «Netzneutralität wird in der Debatte teilweise mit einer Gratis-Internetkultur verwechselt.»



Kommentare
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Schorschl
25.04.2013
wenn wie bei telecom fair use 75GB sind, dann ist das eine frechheit. einerseits fordern sie von einem man soll cloud computing betreiben und wenn die leute das dann tun, dann will man sie abkassieren, indem sie für das aufheben der drosselung bezahlen sollen. das alles unter dem deckmantel von "das netz wäre überlastet". wenn dem so wäre dann könnte man keine drosselung aufheben. das diese behauptung generell nicht stimmt sieht man daran, dass nicht die bandbreite auf die hälfte reduziert wird von anfang an, was logisch wäre, sondern die drosselung erst nach ablauf des "datenguthabens" beginnt. dieses ist übrigens abhängig vom abo. das sind alles widersprüche, denn das hätte nur zur folge, dass am anfang des monats immer noch die selbe datenmenge durchs angeblich überlastete netz fliessen würde. es geht hier nur um geldmacherei und um nichts anderes. deshalb sucht telecom jetzt verbündete. meldet sich keiner, wird telecom den kürzeren ziehen, da sie keine neukunden mehr generieren können.

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swissmac
25.04.2013
Drosselung Die sollten vielleicht mal über eine Drosselung der Manager-Gehälter nachdenken - da könnte man viel mehr sparen und hätte keine Qualitäts-Einbussen ...

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ipool
26.04.2013
Ps4? Könnte ein auch ein Problem für die neuen Generationen der Spielkonsolen, wie PS4 sein, wenn die Spiele nicht mehr auf der Konsole laufen, sondern auf zentralen Servern. Ich denke, da muss erst dringend an Infrastruktur bei den ISPs nachgerüstet werden, da das Datenvolumen auch in Zukunft kontinuierlich steigen wird.