Weissbuch 2011: Schweiz auf Wachstumskurs

die Meinung von PCtipp

Meinung von Hardware-Experte Daniel Bader
PCtipp-Hardware-Leitung: Daniel Bader
Ganz klar: 2010 war gegenüber 2009 ein hervorragendes Jahr. Profitiert haben nahezu alle ICT-Hardware-Segmente: Der klassische PC-Markt, die Mobilsparte, vor allem aber auch Server und Peripheriegeräte wurden wieder nach dem desaströsen 2009 gekauft. Zudem werden auch die «neuen» Geräteklassen wie Smartphones und Tablets marktreif und von verschiedenen Anwenderschichten benutzt. Das Konvergenzbestreben, Hardware für verschiedene Dienste zu nutzen, schreitet voran, und trägt vor allem für die Anbieter dazu bei, ihre Stückzahlen zu vergrössern.
Stückzahlen sind das eine, längerfristige Strategien das andere
Dennoch muss man aufpassen: Stückzahlen die eventuell darauf «hinweisen», dass z. B. HP einen Einbruch des Marktanteils erleidet, oder dass eine andere Firma exorbitant zulegt, sind nur als Indikatoren zu betrachten. Einen Verlust oder gar eine Schieflage des Unternehmens davon abzuleiten, wäre töricht. Vielmehr (und genau das ist die Stärke grosser Unternehmen) ändern sie ihre Ausrichtung oder passen ihre Strategie den jeweiligen Marktgegebenheiten neu an. So etwas nennt man Flexibilität. Erzielt ein Unternehmen einen Rekordumsatz nach (Hardware-)Stückzahlen, sagt das also noch überhaupt nichts über den Gewinn oder Verlust beim kompletten Geschäft aus. Zunehmend an Bedeutung gewinnt bei Grosskonzernen eine vernetzte Strategie, die eben aus Hardware, Software und Servicedienstleistungen aller Art besteht. Unter diesem Aspekt verliert das starre Hardware-Stückzahlen-Konzept für die eine oder andere Firma, je nachdem, wie sie sich dem Markt präsentiert und neu aufstellt, deutlich an Gewicht.
Jüngstes Beispiel: HPs Deal mit UBS über 75'000 PC-Geräte. An diesem Vertrag hängen natürlich nicht nur Hardware-Geräte. Vielmehr geht es beim Vertrag, der zudem über mehrere Jahre läuft, verstärkt um Support und andere Serviceleistungen. Hier erhofft sich HP deutlich mehr als vom «einfachen» Hardware-Rollout. Diese Zahlen tauchen natürlich nicht bei den reinen Stückzahlen auf, sondern werden den anderen Sparten (Software und Services) gutgeschrieben.
Ein weiterer Aspekt, der ebenso nicht bei Stückzahlen primär berücksichtigt wird: Dank ihrer Grösse können Firmen wie Acer, Dell oder HP sehr kosteneffizient produzieren. Um die Gerätepreise tief zu halten, werden Einkauf, Fertigung, Transport und Vertrieb optimiert. Praktisch heisst das: Der tatsächliche Materialwert und die Komponentenpreise werden im Gegenzug durch eben diese Einsparungen weniger wichtig und rücken in den Hintergrund. Genau hier haben die eben «nur» mittelgrossen Unternehmen wie Lenovo, Toshiba oder Asus Defizite, und können letztendlich bei den Preisen irgendwann nicht mehr mithalten.
Eine interessante Ausweichstrategie fährt übrigens hierbei Medion, die ihre sehr aktuellen Produkte zu einem extrem tiefen Preis über den Discounter Aldi schnellstmöglich vertreiben. Liegt die Ware länger als eine Woche, ist sie quasi tot.



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.