Zehn Jahre ohne Steve Jobs: Wie Apple sich verändert hat

Cook setzt auf Umweltschutz

Ein grosser Präsentator auf der Bühne ist Tim Cook aber auch bis heute nicht. Trotzdem hat er inzwischen eigene Akzente gesetzt, die ihn von seinem Vorgänger deutlich absetzen. Ein Beispiel dafür ist das Thema Umwelt. Steve Jobs lieferte sich 2008 mit Vertretern von Greenpeace noch hitzige Wortgefechte, als die Umweltschützer ihn aufforderten, in den Apple-Produkten auf bromierte Flammenschutzmittel zu verzichten. Diese sind unter Umständen giftig, in der Umwelt schwer abbaubar und reichern sich in Lebewesen an.
Unter der Regie von Cook verzichtete Apple nicht nur auf die umstrittenen Flammenschutzmittel, sondern auch auf alle anderen Umweltgifte in der Produktion. Ausserdem stellte er den Konzern komplett auf erneuerbare Energie um. Dieses ambitionierte Projekt soll nun auch auf die komplette Lieferkette ausgedehnt werden.
Diese Veränderung wurde auch von Greenpeace registriert. «Seit Tim Cook die Leitung von Apple übernommen hat, hat er den Umweltschutz zu einem wichtigen Bestandteil der Identität des Unternehmens gemacht», erklärte die Organisation 2017 bei der Veröffentlichung eines Reports zu Umweltstandards bei Elektronikherstellern. Apple musste sich im Ranking «Greener Electronics» nur dem Smartphone-Anbieter Fairphone geschlagen geben, weil die Geräte der Niederländer leichter zu reparieren sind.

Ärgernis für Facebook

Neben dem Umweltthema versucht sich Apple unter Cook, auch stärker im Bereich Datenschutz von der Konkurrenz abzusetzen. So hat Apple im vergangenen April seine iPhone-Software so verändert, dass Anbieter wie Facebook nun die Nutzer um Erlaubnis bitten müssen, wenn sie ihre Aktivitäten quer über verschiedene Apps und Websites verfolgen wollen. Jobs hatte dieses Datenschutzprinzip schon 2010 auf der Konferenz «D8» angekündigt, überliess die Umsetzung aber seinem Nachfolger.
Beim Schutz der Privatsphäre konnte sich Cook bereits 2016 vor einer grossen Öffentlichkeit profilieren. Damals verlangte das FBI von Apple, das iPhone-Betriebssystem iOS so zu manipulieren, dass die Strafverfolger nach einem Terroranschlag in San Bernardino das gesperrte iPhone des Attentäters durchsuchen können. Cook lehnte diese Forderung ab, weil man die Sicherheitsfunktionen der Produkte nicht untergraben werde.
Cook musste bei diesem Thema aber auch Rückschläge hinnehmen. So legte Apple Pläne für die Einführung einer Scan-Funktion auf dem iPhone auf Eis, mit der das Hochladen von Bildern von Kindesmisshandlungen in die Cloud verhindert werden sollte. Zuvor hatte es einen Aufschrei der Entrüstung gegeben, dass Apple im berechtigten Kampf gegen Kinderpornografie den falschen Weg eingeschlagen habe.

Warten auf die nächste Revolution

Das grösste Manko der Cook-Ära ist allerdings, dass der Jobs-Nachfolger bislang noch nicht mit einem revolutionären neuen Produkt aufwarten konnte. Sein Vorgänger zauberte regelmässig ein «One more thing» aus dem Hut, das ganze Branchen umkrempelte: 1999 den iMac, 2001 den iPod und den Musikdienst iTunes, 2007 das revolutionäre iPhone und 2010 das iPad. Unter Cook ranken sich zwar Gerüchte zu umwälzenden Neuprodukten wie einem Apple-Auto oder einer Brille für Augmented-Reality-Anwendungen, doch bislang warten die Apple-Fans vergeblich darauf.
Cook-Kritiker verweisen in diesem Zusammenhang auf ein Zitat von Steve Jobs, das in der alten Apple-Firmenzentrale in grossen Buchstaben an der Wand geschrieben steht: «Wenn du etwas tust und es sich als ziemlich gut herausstellt, dann solltest du etwas anderes Wunderbares tun und dich nicht zu lange damit aufhalten. Überleg dir einfach, was als Nächstes kommt.»



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