Deutschland will keine 5G-Komponenten von Huawei – die Schweiz hat ein Problem

Netzbetreiber üben sich in Zurückhaltung

Die drei deutschen Handy-Netzbetreiber äusserten sich zurückhaltend. «Wir setzen sogenannte kritische Komponenten nach eigener Prüfung sowie Prüfung und Erlaubnis beziehungsweise Nicht-Untersagung durch das Bundesinnenministerium und nachgeordnete Behörden ein», erklärte ein Telekom-Sprecher. Ein Vodafone-Sprecher betonte, man halte sich «stets an die einschlägigen Normen und Gesetze».
Telefónica (O2) äusserte sich ähnlich. Ein Firmensprecher gab zu bedenken, dass man ausreichend Zeit bräuchte, sollte es zu einem Ausschluss einer Komponente kommen. «Dies ist zur Aufrechterhaltung von Netzqualität und -leistung essenziell.» Für einen rückwirkend notwendigen Umbau des Netzes wären «zusätzlich entsprechende Schadensersatzregelungen notwendig». Das allerdings sieht das Bundesinnenministerium anders: Dessen Sprecher wies darauf hin, dass das Gesetz für den Fall einer Untersagung bestimmter technische Komponenten keine Kompensationsleistungen vorsehe.
Hinter vorgehaltener Hand äusserten Vertreter der Telekommunikationsbranche ihren Unmut über das veränderte Vorgehen des Ministeriums. Obwohl bei den bisherigen Prüfungen keine Sicherheitslücken gefunden worden seien, verschärfe die Politik nun ihre Gangart und weite den Prüfradius wohl deutlich aus.
Finde man technisch keine Sicherheitslücken, könnte die Bundesregierung trotzdem den Ausbau der Bauteile fordern und dies damit begründen, dass Huawei nicht vertrauenswürdig sei, befürchten Branchenvertreter. Die Huawei-Technik auszubauen, wäre ein «Funknetz-Albtraum», den auch die Verbraucher zu spüren bekommen könnten: «Die Netzqualität würde dann sinken.»
Ein Sprecher des chinesischen Unternehmens sagte, man habe in den vergangenen 20 Jahren «äusserst verlässlich Technologie in Deutschland und der ganzen Welt geliefert – mit einer sehr guten Sicherheitsbilanz ohne nennenswerte Vorfälle». Selbstverständlich müsse «stets objektiv und sachlich» darüber gesprochen werden, wie Risiken im Cyberspace durch sinnvolle Massnahmen reduziert werden können, sagte der Huawei-Sprecher. «Beschränkungen eines stets verlässlichen Herstellers mit sehr guter Sicherheitsbilanz gehören aber sicher nicht dazu, Infrastrukturen sicherer zu machen.»

Stephan  von Voithenberg
Autor(in) Stephan von Voithenberg




Kommentare
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cooltiger
10.03.2023
Es ist sicher richtig, dass man Lieferanten von solch wichtigen und sicherheitsrelevanten Netzwerkkomponenten genau überprüft. Allerdings: Wer hat den erwiesenermassen seine "Partner" bzw. Verbündeten ausspioniert? (Handy von Frau Merkel, etc.). War meines Wissens die USA mit Hilfe einer israelischen Software. Sollten in Deutschland also wirklich nur Sicherheitsüberlegungen hinter dem Entscheid stehen, müsste man eigentlich israelische und US-Firmen ebenfalls mit einem Bann belegen. Das gäbe dann aber wohl ziemlich schnell riesige Probleme mit den Handy Netzen, da ja auch bei europäischen Herstellern US Know-how verbaut wird.

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Firebird-88
11.03.2023
@cooltiger Das die USA mit Hilfe einer Israelische Software die Bundeskanzlerin ausspioniert 1) hat ist nicht Huawai zuzuschreiben. Das GSM Netz hat nur als Datentransport gedient. Huawai hat eventuell Zugriff auf das GSM Netz und kann eventuell Verbindungsdaten lesen. Ob sie auch gezielt gespräche mithören oder mitlesen können ist nicht auszuschliessen. Es ist jedoch "einfacher" ein Troyaner auf ein Handy zu laden um eine Person abzuhorchen. Provider oder Facebook und Co zu Hacken um an gewünschte Infos zu gelangen ist gezielter. Gibt es einen Beleg oder Hinweis das mit Huawai Systemkomponente Spionage betrieben wurde ?? 1) Im Oktober 2013 berichteten mehrere Medien über das Abhören von Angela Merkels Parteihandy durch die US-amerikanische National Security Agency (NSA). Es bestand der Verdacht, dass das GSM-basierte Funknetz des Providers durch die NSA angezapft wurde