News 13.01.2012, 10:36 Uhr

Explodierende IT-Projektkosten im Zürcher Schuldepartement

Bei einem IT-Projekt des Schuldepartements der Stadt Zürich wurden die ursprünglich geplanten Kosten offenbar gewaltig überschritten.
Wie der Tages-Anzeiger meldet, hat das Stadtzürcher Schuldepartement ein IT-System zur Bewirtschaftung sogenannter Globalkredite entwickelt. Die sonstigen Anwendungen der Stadt - zuerst IRP, dann SAP - wurden dem Bericht zufolge dafür als ungeeignet eingestuft. Zunächst wurde vom Schuldepartement mit Entwicklungskosten in Höhe von 160'000 Franken gerechnet. «Die Anforderungen an das IT-System stiegen jedoch laufend», so der Tages-Anzeiger. So seien die Kosten um rund 2,15 Millionen Franken nach oben geklettert. Entsprechende Nachtragskredite wurden laut Bericht allerdings nicht beantragt. Augenscheinlich ist das Geld also einfach ausgegeben worden. Amtsintern sei dieses Versäumnis im Sommer 2009 entdeckt worden, heisst es. Der Gemeinderat wurde hierüber gemäss Tages-Anzeiger nicht informiert.
Über zwei Jahre später beschäftigt der Vorfall nun allerdings doch noch die Stadtpolitik. Die Rechnungsprüfungskommission des Gemeinderates (RPK) hat nämlich dem zuständigen Zürcher CVP-Stadrat Gerold Lauber Fragen zu den Globalkrediten gestellt. Seine Antworten waren jedoch offenbar wenig zufriedenstellend. Lauber habe nicht einmal angetönt, dass der Fall Konsequenzen nach sich ziehen werde, zitiert der Tages-Anzeiger ein Kommissionsmitglied, das der Zeitung zufolge anonym bleiben möchte. Ein anderes Mitglied werfe dem verantwortlichen Stadtrat vor, sein Departement nicht im Griff zu haben, heisst es.
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Projektleiter wurde abgelöst

Projektleiter abgelöst
Lauber selbst hat dem Tages-Anzeiger zufolge die versäumten Ausgabenbeschlüsse nachträglich eingeholt und unter anderem den Stadtrat informiert. Zudem wurde im Herbst 2010 der zuständige Projektleiter abgelöst, alllerdings nicht entlassen. Personalrechtliche Massnahmen hat es dem Bericht zufolge nicht gegeben. Was das entwickelte IT-System betrifft, ist man im Schuldepartement offenbar unterm Strich zufrieden: «Das IT-System erfüllt die Erwartungen und geniesst bei allen Beteiligten eine hohe Akzeptanz», wird Stadtrat Lauber vom Tages-Anzeiger zitiert. Die politische Aufarbeitung ist gemäss dem Bericht allerdings noch nicht beendet. So würden sich RPK-Mitglieder fragen, ob es sich um einen Einzelfall handle. Lauber habe eine entsprechende Frage des Tages-Anzeigers unbeantwortet gelassen - «mit dem Hinweis, er werde Antworten auf die Fragen der RPK nicht vorab in der Öffentlichkeit abhandeln», heisst es.
Erst im Herbst 2011 musste in der Stadt Zürich das problembehaftete Projekt «Famoz» («Fallmanagement Modell Zürich») komplett gestoppt werden - trotz einer Neulancierung unter dem Titel «Elusa» (Elektronisch unterstützte soziale Arbeit), einer Turnaround-Phase sowie mehreren technischen und konzeptionellen Klärungen wären die Kosten für die Rettung zu hoch gewesen. Der Kredit für das Projekt, der 2006 11,4 Millionen Franken betragen hatte, war mehrfach erhöht worden. Zuletzt belief er sich auf 29,3 Millionen Franken.



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