Schranken für Tech-Riesen 18.12.2020, 07:10 Uhr

EU-Kommission präsentiert umfassendes Digital-Paket

Die EU-Kommission legt ein umfassendes Digital-Paket vor, das den digitalen Raum in der EU neu ordnen könnte. Als letzte Option droht die EU-Kommission sogar damit, Tech-Riesen zu zerschlagen.
(Quelle: Koshiro K/shutterstock.com)
Neue Regeln und die Androhung von Milliardenstrafen sollen die Marktmacht von Internet-Giganten wie Facebook, Google oder Amazon in der EU begrenzen. Dazu legte die EU-Kommission ein umfassendes Digital-Paket vor, das den digitalen Raum in der EU – aber auch darüber hinaus – neu ordnen könnte. Als letzte Option droht die EU-Kommission sogar damit, Tech-Riesen zu zerschlagen.
Damit verschärft die Brüsseler Behörde ihr Vorgehen gegen die Online-Riesen deutlich. Die neuen Vorschläge sollten sicherstellen, «dass wir als Nutzer Zugang zu einer grossen Auswahl sicherer Produkte und Dienste im Netz haben», sagte die für Digitales zuständige EU-Kommissionsvizepräsidentin Margrethe Vestager. Zudem solle fairer und freier Wettbewerb gewährleistet werden – online und offline.
Dass die EU-Kommission den Tech-Riesen zu Leibe rücken will, wurde von Politikern und Verbraucherschützern weitgehend positiv aufgenommen. «Jetzt können wir einen Rahmen für die Zukunft setzen, der für alle gilt. So kann Europa zum Vorreiter für den Schutz der Grundrechte und Verbraucherschutz in der digitalen Welt werden», sagte Justizministerin Christine Lambrecht (SPD). Auch der europäische Verbraucherverband Beuc begrüsste die Vorschläge.

Gesetzeslage kommt nicht hinterher

Vestager verglich die Situation mit der ersten Ampel, die Ordnung auf die Strassen in den USA gebracht habe. «Sie wurde erfunden als Antwort auf einen grossen technologischen Wandel – die Erfindung des Autos.» Wie damals auf der Strasse habe man heute eine derartige Zunahme beim Online-Verkehr, «so dass wir Regeln aufstellen müssen, um das Chaos zu ordnen». Zuletzt wurden in der EU vor 20 Jahren umfassende Spielregeln für digitale Dienste und Online-Plattformen festgelegt. Google war da gerade erst gegründet, Amazon verkaufte hauptsächlich Bücher und Facebook entstand Jahre später.
Derzeit hält die aktuelle Gesetzeslage oft nicht Schritt mit neuen Entwicklungen. Die grossen Tech-Unternehmen schaffen oft Fakten, ehe die Gesetzgeber reagieren können. Frühere Wettbewerbsstrafen etwa gegen Google und Amazon wurden erst nach jahrelanger Untersuchung verhängt. Für mögliche Konkurrenten, die mit unfairen Praktiken verdrängt wurden, ist es dann zu spät.
EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton betonte zwar, die Vorschläge richteten sich gegen kein bestimmtes Unternehmen – allerdings ist offensichtlich, wen sie besonders treffen würden. Facebook zeigte sich in einer ersten Reaktion dennoch aufgeschlossen für die Vorschläge. Man begrüsse einheitliche EU-Regeln und mehr Verantwortung dafür, schädliche Inhalte zu löschen, sagte ein Sprecher. Karan Bhatia von Google zeigte sich hingegen besorgt, dass die Vorschläge «offenbar speziell auf eine Handvoll Unternehmen abzielen und die Entwicklung neuer Produkte zur Unterstützung kleiner Unternehmen in Europa erschweren». Man werde die Vorschläge in den kommenden Tagen sorgfältig prüfen.



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