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18.05.2015, 11:11 Uhr
Wer geht eigentlich noch mit Einwahlverfahren ins Internet?
Erstaunlich: Für einige Amerikaner und Schweizer scheint die Zeit beim Surfen still zu stehen. In den USA gehen noch 2,3 Millionen US-Bürger mit Modem ins Internet.
Es tönt verrückt, aber es sind noch immer 2,3 Millionen Amerikaner, die mittels klassischen Einwahlverfahrens über ein klassisches Modem ins Internet gehen. Das geht aus einem Quartalsbericht des US-Providers AOL hervor. Die meisten von uns erinnern sich wohl noch an jenen nostalgischen Einwahlsound. Da gabs doch noch diese Gratis-Einwahlnummern, z.B. von Sunrise.
Man stelle sich vor: Mit dem zwanzig Jahre alten Einwahlverfahren kommen diese Kunden auf ca. 56 Kbit/s. Wer hierzulande mit einem Smartphone mit 3G-Geschwindigkeit surft, kommt mit 384 Kbit/s immerhin auf die siebenfache Geschwindigkeit. Erst recht stellt sich die Frage, ob und wie langsam bei dem Faxtempo für heutige Verhältnisse Bilder und Webseiten geladen werden.
Gut möglich, dass die Breitbandabdeckung in amerikanischen Gefilden bis heute mit der geografischen Erschliessung zusammenhängt. Man denke schon nur an die grossflächigen Wüstenlandschaften des Kontinents. Tatsächlich dürfte es zum Teil nach wie vor an der fehlenden Bereitschaft liegen, den vollen Betrag für eine schnelle Breitbandverbindung zu bezahlen. Heise verweist in diesem Zusammenhang auf eine ältere Umfragestudie des PEW Research Centers: Rund ein Drittel der befragten Modem-Surfer gaben 2009 an, erst auf Breitband umzusteigen, wenn der Preis weiter falle, obwohl mehr als ein Drittel der Befragten über ein Jahreseinkommen von mehr als 50'000 US-Dollar verfügt. Wie in den 2000er-Jahren verteilt AOL noch immer Software, um ein kostenloses Probeabo zu testen.
«In der Schweiz gehen gemäss einer Erhebung der letzten beiden Halbjahre immerhin noch mindestens 1000 Kunden über das telefonische Einwahlverfahren ins Internet», weiss Swisscom-Mediensprecher Olaf Schulze. Wie viele analoge Verbindungen bzw. wie viele ISDN-Einwahlvorgänge stattfinden, lasse sich anhand der zwei Messungen jedoch nicht eindeutig sagen, so Schulze.
Autor(in)
Simon
Gröflin
19.05.2015
19.05.2015