Datenübertragung 25.08.2020, 09:13 Uhr

Neuer Internet-Rekord: Netflix komplett – in weniger als einer Sekunde

Forscher aus Japan und aus Grossbritannien haben einen neuen Weltrekord für Datenübertragung im Internet aufgestellt. Die Technik arbeitet mit moduliertem Licht und könnte sogar bestehende Glasfasernetze schneller machen.
(Quelle: shutterstock.com/3dkombinat)
Wie schnell sind 178 Terabit pro Sekunde? Diese Datenübertragungsrate haben Forscher aus Japan und Grossbritannien bei Versuchen in einem gemeinsamem Forschungsprojekt des University College London, des Glasfaserkabelspezialisten Xtera und des japanischen Forschungsinstituts KDDI Research gemessen. Die Antwort auf die Frage: Verdammt schnell.

445mal so schnell wie die NASA

Die derzeit schnellsten Internet-Anschlüsse, die heute für normale Kunden in einigen Teilen Japans zur Verfügung stehen, bieten eine Bandbreite von bis zu 10 Gb/s. Die US-Raumfahrtbehörde NASA bringt es in ihrem ESnet auf bis zu 400 Gb/s – der jetzt gemessene Weltrekord liegt um den Faktor 445 höher. Oder, um es noch plastischer auszudrücken: Die gesamte Programmbibliothek von Netflix wäre über eine Leitung von dieser Geschwindigkeit in weniger als einer Sekunde übertragen.
«Während die derzeitigen hochmodernen Verbindungen zwischen den Datenzentren in der Cloud bis zu 35 Terabit pro Sekunde transportieren können, arbeiten wir mit neuen Technologien, die die bestehende Infrastruktur effizienter nutzen, die Bandbreite der Glasfaser besser ausnutzen und eine Weltrekordübertragungsrate von 178 Terabit pro Sekunde ermöglichen», sagt Lidia Galdino, leitende Forscherin der Studie.
Der Schlüssel zur hohen Geschwindigkeit liegt in der Erhöhung der Frequenzmodulaton, mit der das Licht in die Glasfaser eingespeist wird. Hier erreichten die Forscher schwindellerregende Werte von knapp 17 Terahertz, das ist etwa um den Faktor 10'000 schneller als die höchsten Frequenzen, die etwa der neue Funkstandard 5G nutzen wird.

Bestehende Netze liessen sich aufrüsten

Das Interessante an der Sache: Die neue, superschnelle Glasfasertechnik setzt auf bestehende Standards auf und liesse sich in vielen Ländern dieser Welt in bereits bestehende Glasfaser-Backbones integrieren, mit denen zum Beispiel Rechenzentren Daten austauschen. Diese Glasfaserkabel haben heute Signalverstärker, die alle 40 bis 100 Kilometer eingebaut werden.
Eine Umrüstung dieser Verstärker allein, so hoffen die Forscher, könnte dem Glasfasernetz gewaltig auf die Sprünge helfen.

Frank Kemper
Autor(in) Frank Kemper



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