Post setzt SwissID-Zwang durch

SwissID sorgt für schlechte Erinnerungen

Für Kritik sorgt nicht nur, dass die Post der Kundschaft keine Login-Auswahl lässt. Sondern, dass die SwissID bei manchen für schlechte Erinnerungen sorgt. Bei der letztjährigen Debatte um eine elektronische Identität (E-ID) in der Schweiz ging es hitzig zu und her. Ein Hauptkritikpunkt war, dass eine staatliche E-ID nicht in die Hände von privaten Firmen gegeben werden soll.
Die SwissID war früher in der Hand der SwissSign Group AG. SwissSign wurde ursprünglich 2001 als SwissSign AG gegründet, seit 2017 war es ein Joint Venture von Post und SBB, seit 2018 gibts die SwissSign Group AG mit staatsnaher Trägerschaft. Ausserdem waren Krankenkassen wie Axa, CSS, Helvetia, Mobiliar oder Swica dabei.
Es sei nur am Rande erwähnt, dass die SBB, welche ursprünglich auch mit an Bord war, das SwissID-Login beim Swisspass-Login rausgeschmissen hat.

Oktober 2021: Post übernimmt SwissSign Group AG

Mittlerweile ist die Firma SwissSign eine Tochtergesellschaft der Post. Per 1. Oktober 2021 hat die Schweizerische Post die SwissSign Group AG und ihre Gesellschaften zu 100 Prozent übernommen. Dadurch sieht die Post laut SRF-Bericht Datenschutzbedenken erledigt, sie sei quasi in Staatshand. «Wir setzen sehr darauf, dass dies das Vertrauen stärkt, dass wir sorgfältig mit den Kundendaten umgehen», so Post-Sprecherin Léa Wertheimer auf srf.ch.
Doch warum gängelt die Post Ihre Kundschaft derart auf die SwissID und bietet nicht weiterhin zwei Login-Optionen an? «Zwei Login-Varianten parallel anzubieten, macht wirtschaftlich keinen Sinn. Aus unserer Sicht ist die SwissID die zukunftsorientierte Dienstleistung», sagt Wertheimer auf srf.ch.

Altes Post-Login wird per 1. April 2023 ausser Kraft gesetzt

Auf Anfrage von PCtipp bestätigt die Post-Sprecherin, dass das alte Post-Login erst 2023 eingestellt wird. Es wird per 1. April 2023 ausser Kraft gesetzt. Der ganze Stress scheint also doppelt unnötig.
Hier gehts übrigens zu unserem Kommentar dazu, dass die Schweizerische Post nicht mehr zwei Login-Optionen anbieten will.
Wenn Sie die SwissID jetzt neu verwenden, lesen Sie auch unseren Artikel, wozu die SwissID verwendet werden kann.
Hinweis: Es geht in diesem Artikel um die Webseite post.ch bzw. die Post-App und nicht um die Tochtergesellschaft PostFinance (postfinance.ch).



Kommentare
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Swissburn80
12.08.2022
Bei mir war es so, dass ich vor dem letzten Urlaub die Post zurückbehalten lassen wollte. Am Postschalter hiess es dann, dies müsse über die PostApp oder über ein persönliches Postkonto erfolgen. Na gut .. Handy gezückt die App aufgerufen und "Anmeldung nur via SwissID möglich". Am Abend dann wollte ich es über die Webseite versuchen und kam zum selben Resultat. Da die Eröffnung der SwissID mit Datenerfasssung und 2-Weg-Zertifizierung nicht von jetzt auf sofort geht, wurde es dann doch enge den Dienst vor dem Urlaub zu aktivieren. Ich denke, dass die Post zumindest bis ende Jahr keine Zwangsregistrierung verlangen darf, halt einen ständigen Hinweis beim Anmelden wenn es sein muss.

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Rogue
12.08.2022
Ich habe auf den Befehl gantwortet und die Post wissen lassen, dass ich mich nicht nötigen lassen werde. Wenn die Post zurück zu Steinzeitmethoden will soll mir das recht sein. Ich bin nicht auf Onlinedienste der Post angewiesen, die Post merkt aber hoffentlich noch, dass ein Betrieb, auch ein „staatsnaher“ auf Kunden angewiesen ist. Wenn möglichst viele Kunden den Umstieg verweigern beschleunigt das den Lernprozess noch. Abgesehen davon können wir so dazu beitragen, dass nicht das ganze Zustellpersonal wegoptimiert wird . . .

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Nundedie
12.08.2022
Das Schalterpersonal wird's freuen, wenn sie mich in Zukunft wieder persönlich begrüssen dürfen. 😂

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Attila
13.08.2022
Ich habe eine suisseID, doch das Einloggen mit dieser hat nie funktioniert. Nach Rückfrage bei der Post wurde mir erklärt, dass ich mein Account löschen muss und es dann neu eröffnen müsse und mich nur noch mit Passwort einloggen darf. Und jetzt will man die Kunden zwingen, sich wieder mit dieser suisseID anzumelden. Dann soll doch diese Post zuerst einmal schauen, dass eine Anmeldung mit der suisseID auch funktioniert.

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Holzbock
13.08.2022
@Attila: Nur sicherheitshalber bemerkt, weil du mehrfach "SuisseID" schreibst: Obwohl fast identisch tönend, sind das zwei verschiedene Produkte. "SuisseID" war ein früherer, fast noch schlimmerer Login-Schrott, der aber inzwischen eingestellt wurde ( https://www.swisssign.com/suisseid.html ). Das aktuelle Produkt, das die Post nun fast gewaltsam durchzudrücken versucht, heisst SwissID, und dafür musst du dich tatsächlich neu registrieren.

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re460
13.08.2022
Ich habe auf den Befehl gantwortet und die Post wissen lassen, dass ich mich nicht nötigen lassen werde. Wenn die Post zurück zu Steinzeitmethoden will soll mir das recht sein. Ich bin nicht auf Onlinedienste der Post angewiesen, die Post merkt aber hoffentlich noch, dass ein Betrieb, auch ein „staatsnaher“ auf Kunden angewiesen ist. Wenn möglichst viele Kunden den Umstieg verweigern beschleunigt das den Lernprozess noch. Abgesehen davon können wir so dazu beitragen, dass nicht das ganze Zustellpersonal wegoptimiert wird . . . Das wird die Post aber tief treffen 😇 Ich nutze die SwissID schon seit langer Zeit und es funktioniert ausgezeichnet. Leider gibt es (noch) kaum andere Firmen, die die SwissID ebenfalls nutzen. Eine Steinzeitmethode ist dies nicht, sondern eine moderne Möglichkeit der Identifizierung – jedenfalls wesentlich einfacher als die Methoden mittels SMS-Code (Steinzeit) oder Authenticator von Google oder Microsoft. Dienste, ohne solche Identifizierungsmethoden verwende ich grundsätzlich nicht!

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fbu
14.08.2022
Das Schalterpersonal wird's freuen, wenn sie mich in Zukunft wieder persönlich begrüssen dürfen. 😂 Bin absolut identischer Meinung. Für Pakete benütze ich eh einen andern Dienst (DHL od. ä.). Und Briefmarken werde ich nach wie vor am Postschalter holen.

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re460
16.08.2022
Wenn man gelegentlich Pakete oder Briefe mit mehr Inhalt als nur Papier (z. B. eine CD, Stick usw.) ins Ausland sendet, dann ist es am einfachsten, dies mit WebStamp zu machen. Da kann man alle benötigten Formulare und die richtige Etikette mit Adressen usw. selbst schnell und bequem am eigenen PC ausfüllen und ausdrucken. Alle Postsendungen mit mehr Inhalt als nur Papier (Brief) müssen seit etwa einem Jahr deklariert werden, mit genauer Inhaltsangabe, Herkunft der Ware, Wert der Ware usw. usw. Der frühere grüne Kleber reicht nicht mehr. Das kommt nicht von unserer Post, sondern wurde weltweit vereinbart. Am Postschalter braucht es für diesen Vorgang extrem viel Zeit und ich vermeide es, wenn immer möglich, einen Postschalter für solches aufzusuchen. Der SwissID Herausgeber ist heute eine 100 % Tochter der Post, also Vertrauenswürdig. Vertrauenswürdiger als Twitter, Facebook & Co. Da werden freimütig alle Daten eingegeben, die dann in den USA landen und für Werbezwecke missbraucht werden. Dann jammern diese User über zu viel Werbung – selbst schuld. Ich bekomme keine solche Spammeldungen, weil ich diese Angebote noch nie benutzt habe. Nach einigen Jahren SwissID-Nutzung (seit der ersten Stunde) habe ich noch nie Werbung von der Post usw. bekommen. Ich verstehe die Gegner der SwissID wirklich nicht, weil diese einfach noch nicht begriffen haben, was die SwissID wirklich ist. Aber solange viele Menschen u.a. die Postfinance mit der Post (und umgekehrt) verwechseln, erstaunt mich das nicht. Das ist ja bei 5G, Covid usw. nicht anders. Da hat die Allgemeinbildung in der Schule eindeutig versagt, denn das Leben besteht nicht nur aus Mathematik und Sprache, auch wenn es die Wirtschaft gerne so hätte.

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Holzbock
16.08.2022
Ich verstehe die Gegner der SwissID wirklich nicht, weil diese einfach noch nicht begriffen haben, was die SwissID wirklich ist. Sorry, aber genau das Gegenteil ist richtig: Die Gegner der SwissID haben eben schon längst begriffen, was das Tool ist bzw. nach den Vorstellungen ihrer Initianten sein sollte, nämlich "ein Login für alles" bzw. eine einheitliche digitale Identität. :mad: ( --> https://de.wikipedia.org/wiki/SwissID ). Und dies notabene, obwohl sämtliche Sicherheitsexperten uns seit Jahren zu Recht beschwören und empfehlen, doch ja nicht für alle Internetdienstleistungen die gleichen (zu einfachen) Passwörter zu verwenden oder diese an zu leicht knackbaren Orten zu speichern. Die Geschichte der SwissID zeigt doch ganz klar auf, dass das ursprünglich hinter der Swiss Sign Group steckende Konglomerat aus Post und Privatunternehmen wie Banken, Versicherungen und Krankenkassen usw. sich einen Startvorteil bei der Einführung der E-ID verschaffen wollte. Zum Glück roch das Volk den toxischen Braten rechtzeitig und schickte das E-ID-Gesetz mit kaum zu überbietender Deutlichkeit bachab. Und nun meint die Post also allen Ernstes, das Ganze wirke vertrauenswürdiger, wenn sie allein bzw. "der Staat" hinter dem Produkt stehe, und hat ihre früheren Verbündeten ausgebootet bzw. diese sind freiwillig von Bord gegangen (ausnahmsweise: Bravo SBB!). Die an Nötigung grenzende Art und Weise, wie die Post jetzt versucht, die SwissID zu "pushen", müsste selbst den blauäugigsten Post-Fan hellhörig machen. Ein gutes Produkt spricht für sich selbst bzw. begeistert die Menschen und muss doch nicht mit faulen Tricks an den Mann bzw. die Frau gebracht werden. Denn wie die SBB oder Facebook & Co. ist die Post eine Datenkrake der übleren Sorte (Habt ihr euch mal gefragt, wer euch mit all den adressierten Spendenaufrufen von Tierheimen oder karitativen Organisationen usw. die Briefkästen zumüllt, weil halt schon "zu viele" Leute einen Stopp-Werbung-Kleber dort haben? Eben...). Somit gibt es meines Erachtens nur ein einziges vernünftiges Fazit: Wer weiterhin die durchaus nützlichen Dienstleistungen auf www.post.ch benötigt/braucht, registriert sich wohl oder übel bei den SwissID-Leuten - verwendet dann aber dieses Login ausschliesslich für das Post-Kundencenter. So entsteht kein Klumpenrisiko à la "ein Login für alles". Und dann lehnen wir uns entspannt zurück und freuen uns (weil Schadenfreude zwar nicht schön, aber menschlich ist) auf die bald kommende Schlagzeile: "SwissID-Server gehackt, Hunderttausende von Schweizern sauer, Post-Management völlig ratlos!"). :LOL::-D

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Lasergraph
16.08.2022
Danke Holzbock, dem kann ich zu 100% zustimmen. Hier noch einige eigene Erfahrungen mit der Post in Verbindung mit der Unstellung auf die SwissID: Ich habe am Sonntag ein zweites Mal innerhalb einer Woche eine Email erhalten welche mich zur Umstellung bis 12. September 2022 auf die SwissID aufgefordert hat. Ich habe dann eine Email verfasst das Sie doch meinen Account bis zum 1.April 2023 noch auf dem normalen Post-Login laufen lassen sollen da ja laut aussagen der Post erst dann das Post-Login abgeschaltet werden soll. Da bei den letzten beiden Emails die ich verfasst habe, in welchen ich der Post mitgeteilt habe das ich nicht auf die SwissID wechseln werde jeweils eine Bestätigung zur Löschung meines Accounts als Antwort zurückgekommen ist, habe ich diesmal ganz klar geschrieben das einer Löschung erst ab dem 1. April 2023 zugestimmt wird unter der Voraussetzung das ab diesem Zeitpunkt das Post-Login nicht mehr zur Verfügung steht. Bisher habe ich keine Antwort darauf erhalten. Ich bin gespannt ob da noch eine Antwort von Seiten der Post kommt. Diese Erfahrungen zeigen mir ganz klar, es geht der Post nur darum möglichst viele Ihrer Kunden dazu zu bewegen sich ein SwissID Account zu erstellen. Wer das nicht möchte, dem will die Post so schnell als möglich seinen Post-Account löschen. Ich kann mir nur Vorstellen das Sie die Umstellung gefährdet sehen wenn am 1.April 2023 zuviele Kunden noch ein Post-Login besitzen. Einen anderen Sinn sehe ich nicht die Kunden möglichst schnell loszuwerden wenn Sie nicht Umstellen wollen. Vertrauenswürdig sieht für mich anders aus! Ich kann verstehen das man diese Erfahrungen nicht macht wenn man bereits vor Jahren eine SwissID erstellt hat. Aber man sieht das wahre Gesicht eines Unternehmens eben erst dann wenn man als Kunde mal eben nicht das tut was das Unternehmen von seinen Kunden möchte.