Vorsicht, Falle! 01.02.2023, 09:30 Uhr

Dark Patterns: Die Tricks von Webseitenbetreibern und Software-Herstellern

Software-Hersteller und Webseitenbetreiber wollen vor allem eines: Ihren Klick an der gewünschten Stelle. Damit dies geschieht, kommen teils sehr zweifelhafte Methoden zum Zug, auch als «Dark Patterns» bekannt.
Symbolbild
(Quelle: hvostik/Shutterstock)
Bild 1: Dass man sich ein kostenpflichtiges Abo einhandelt, war nur im Kleingedruckten zu lesen (Beispiel von 2007)
Quelle: PCtipp.ch
Erinnern Sie sich noch an die Abo-Fallen-Abzocker? Das waren jene, die besonders in den Jahren zwischen etwa 2006 und 2012 haufenweise Onlinenutzer geködert haben, damit sich diese durchs Ausfüllen von harmlos aussehenden Formularen ein dubioses kostenpflichtiges Abo einhandelten.
Die Masche war immer dieselbe: Um in den Genuss einer verlockenden Warenprobenaktion, einer esoterischen Persönlichkeitsanalyse, von Software-Downloads oder einer anderweitig interessant klingenden Dienstleistung zu kommen, sollte man sich über ein Onlineformular registrieren. Dass damit jeweils ein Abo-Preis verknüpft war, erfuhr nur, wer auch die klein gedruckten Bleiwüsten las, Bild 1.
Sprich: Die Gestaltung dieser Websites legte es ganz gezielt darauf an, dass der Preis übersehen wurde. Dann waren (und sind noch immer) da auch noch die Scareware-Anbieter, die mittels Webscripts plötzlich Pop-ups mit gefälschten Virenalarmen anzeigten, Bild 2.
Bild 2: Eine sogenannte Scareware aus dem Jahr 2008 – dieser angebliche Virenbefall ist eine freche Lüge
Quelle: PCtipp.ch
Nicht nur, dass die behauptete Vireninfektion in diesen Pop-ups erstunken und erlogen war. Schauen Sie sich die Gestaltung der Schaltflächen an: Remove all threats now («Jetzt alle Bedrohungen entfernen») ist in fetter Schrift, während Continue unprotected («Ungeschützt fortfahren») in Normalschrift gehalten ist.
Neben der Lüge über die 34 entdeckten Viren haben wir hier eine unterschiedliche optische Gestaltung der Schaltflächen. Es ist klar, worauf der übertölpelte Anwender klicken soll, denn nach dem Klick gings zu einem nutzlosen kostenpflichtigen Download. Noch etwas fällt auf: Die Formulierung «Ungeschützt fortfahren» wendet einen psychologischen Trick an, auf den ich noch zurückkomme.



Kommentare
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Brigitte Passler
01.02.2023
Klasse! Mal wieder ein sehr lesenswerter und informativer Artikel von Frau Salvisberg. Auch wenn einer schon sehr vorsichtig ist, kann doch der eine oder andere Tipp nützen (z.B. der Hinweis auf versteckte Scrollbalken).

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Gaby Salvisberg
01.02.2023
Danke! :cool:

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Poldi
02.02.2023
Vielen Dank. Immer und immer wieder fällt man auf diese miesen Schwindel rein und ärgert sich dann fürchterlich mal wieder zu schnell geklickt zu haben. Auch wenn man von einer seriösen, sicheren Seite einen Download macht, hat man plötzlich noch ein Programm auf Festplatte, dass man nur mühsam wieder loswird. Jammerschade, dass wir von unseren Lieferanten so schlecht behandelt werden. Diese leben ja von uns.

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Gaby Salvisberg
03.07.2023
Zum Thema Dark Pattern/Deceptive Design: Der Schweizer Konsumentenschutz sammelt Beispiele dazu: https://www.konsumentenschutz.ch/melden-sie-uns-dark-patterns/